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7. Kapitel

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Signor Toccabelli hatte einige Tage in Palermo verbracht, in Geschäften. Er war spätabends erst zuhause in Castellina eingetroffen, hatte mit niemandem ein Wort gewechselt, und am Morgen war er nur seiner mürrischen Haushälterin begegnet, die sowieso mit niemandem aus dem Ort sprach. Der Frieden eines behaglichen Frühstücks lag noch in ihm, zum ersten Mal seit langem war er etwas ruhiger; zwar war seine Stimmung noch getrübt durch den Tod seines ältesten Sohnes Giovanni vor einigen Monaten, doch er konnte den schönen Herbstmorgen genießen, als er sein Haus verließ, das gegenüber der Kirche stand.

Signor Toccabelli war ein stattlicher und gut aussehender Mann mit einem grauen Haarkranz. Er trug heute einen hellen Anzug, und hatte eine neue, gestreifte Krawatte umgebunden. Die ungewohnte Krawatte drückte ihn am Hals, und er ruckte ab und zu mit dem Kopf oder faßte mit der Hand nach, um sie zu lockern, als aus einer Seitengasse eilig ein kleiner dicker Mann auf einem Fahrrad auf ihn zukam.

Dieser Mann war Giuseppe Fontana, der Schweinehirt Signor Toccabellis, in seinem verschlossenen Gesicht schienen nur die Augen lebendig zu sein. - Dabei war er der gutmütigste Mensch, den man sich denken kann, der seine Frau fast ebenso sehr liebte, wie die Schweine, die er hütete. Und diese liebte er sehr.

Giuseppe stellte das Fahrrad an das schmiedeeiserne Gitter, das den Kirchplatz einfaßte, lief Signor Toccabelli entgegen und rief keuchend:

„Sind Sie endlich zurück?“

„Was ist los, Giuseppe?", erwiderte Signor Toccabelli, "Ist irgendwo eine Bombe explodiert?“ Giuseppe war geschwitzt und aufgeregt, er mußte erst einmal Atem schöpfen,

„Signore! Wissen Sie denn schon?“

„Was soll ich wissen?“

„Denken Sie nur!“, sagte der Mann, „Nein, Sie können es sich nicht denken!“

„Giuseppe, beruhige dich!“, Toccabelli begann ungehalten zu werden, daß er aufgehalten wurde, „Mach's kurz! - Ich muß fort!“

„Es ist unmöglich!“ Giuseppe breitete in einer dramatischen Geste die Arme aus, da blickte er auf Signor Toccabellis Hals, „Was haben Sie denn für eine schöne neue Krawatte umgebunden!?“

„Nun fasse dich, Giuseppe!“

„Diese Halunken! - Ein Zaun!“, Giuseppe sah seinen Brotgeber anklagend an, „Stellen Sie sich vor, ein richtiger Zaun!“

„Giuseppe, was faselst du! Von welchem Zaun sprichst du?“

„Ein hoher Zaun aus Drahtgeflecht. - Ihre armen Schweine! Wie sollen sie jetzt zur Weide gelangen?“

„Wo? - Was? - Was für ein Zaun?“

„Oben, auf dem Weg zum alten Schießplatz, am Palottolaio!“

„Ja?“

„Da steht jetzt ein Zaun!“

„Ein Zaun? Unmöglich!“, rief Signor Toccabelli, doch er wurde nun aufmerksam.

„Schauen Sie selbst!“, lamentierte Giuseppe, „Ihre Schweine . . . Ich kann sie nicht mehr zur Weide treiben, sie müssen verhungern. Und gerade dieses Jahr sind es soviele Ferkel, Sie wissen ja, dreizehn Ferkel! Wenn das kein Unglück bringt, hat meine Frau immer gesagt, dreizehn!,- hat sie gesagt. - Und, nun!? Sehen Sie! Das Unglück ist da!“

„Ein Zaun? - Das war doch niemand anders als dieser Teufel Signor Botello!“, zischte Toccabelli mit zusammengepreßten Zähnen.

„Ja! Dieser Halunke, dieser Halsabschneider . . . “ Ein Schwall Beschimpfungen ergoß sich aus Giuseppes Mund. Signor Toccabelli sagte:

„Das soll er bereuen! Giuseppe, ich muß fort. Treibe die Schweine einstweilen auf das abgeerntete Kohlfeld! - Oder führe sie über den Gemeindeweg, den Sintiero!“ Und damit ging er zu seinem Wagen.

Giuseppe blieb mit offenem Mund zurück, während Toccabelli fahrig und behender als sonst seinen Wagen bestieg, Castellina verließ und in der nächsten größeren Ortschaft bei einem ihm bekannten Bauunternehmer anhielt und mit ihm ein kurzes Gespräch führte.

Als er händereibend das tempelartige Büro-Gebäude des Bauunternehmers verließ, - es war übrigens derselbe, den Signor Botello beauftragt hatte, aber das verschwieg der schlaue Geschäftsmann natürlich, - war Signor Toccabelli so guter Dinge, daß er seine ursprüngliche Verabredung mit seinem Geschäftspartner in Cefalú vergessen hatte, obwohl es um eine beträchtliche Summe Geld ging.

Gemütlich und mit neu gewonnener Seelenruhe trödelte er mit seinem Wagen die Landstraße entlang und erfreute sich an dem frischen Grün nach den ersten kurzen Regenfällen in diesem Herbst, plötzlich fiel sein Blick auf die Uhr und er wurde blaß, „Schon dreiviertel elf! - Um halb elf wollte ich dasein!“

Täubchen alla Boscaiola

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