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1.2.4Verschluss

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Abb. 1.18 Der mechanische Lamellenverschluss der EOS R6 (Foto: Canon)

Wenn Sie das Objektiv abnehmen und in das Bajonett Ihrer EOS R6 schauen, während sie ausgeschaltet ist, sehen Sie den mechanischen Verschluss, der erkennbar aus vier Lamellen besteht. Ganz pragmatisch hat so ein Verschluss den Vorteil, den Sensor der Kamera vor Staub zu schützen, wenn Sie das Objektiv wechseln. Das ist im Übrigen nicht ganz selbstverständlich: Andere Hersteller verzichten völlig auf den mechanischen Verschluss.

Wie ein solcher Verschluss grundsätzlich arbeitet, können Sie im nachfolgend verlinkten Video sehen. Es ist zwar auf Englisch und zeigt eine DSLR, aber es hilft Ihnen, das Grundprinzip zu verstehen.


Abb. 1.19Das Grundprinzip der Funktion eines mechanischen Lamellenverschlusses im Video. Beachten Sie dabei den Verlauf: Erst schließt die Blende, dann öffnet der Verschluss. Der Verschluss gibt bei kurzen Belichtungszeiten den Sensor nicht komplett frei. Es bewegt sich nur ein Schlitz über den Sensor. Erst nach dem Verschlussablauf öffnet die Blende wieder.

Anders als bei einer DSLR muss der Verschluss beim Betrieb einer spiegellosen Kamera immer geöffnet sein, damit Sie im elektronischen Sucher ein Bild sehen können. Dafür bewegt sich kein Spiegel mehr in der Kamera.


Abb. 1.20Die Einstellungen für die Verschlussart finden Sie in der sechsten Registerkarte des roten Menüs.

Die EOS R6 bietet drei Varianten für die Verschluss-Steuerung an:

 Mechanisch

 Elektronischer 1. Verschluss

 Elektronisch

Bevor ich Ihnen die Unterschiede erläutere, möchte ich Ihnen noch einige nötige Hintergrundinformationen geben. Im Betrieb ist der Verschluss der EOS R6 immer geöffnet, und es fällt Licht auf den Bildsensor. Um den Sucher mit einem Bild zu versorgen, wird das Signal des Sensors in schneller Folge ausgelesen und der Speicher geleert. Dies geschieht mindestens 30 Mal pro Sekunde.

Für eine Aufnahme muss dieser Vorgang unterbrochen werden. Damit geht einher, dass auch die Anzeige im Sucher unterbrochen werden muss. Die drei möglichen Verschluss-Einstellungen gehen mit dem Belichtungsvorgang unterschiedlich um.

 MechanischDie Verschlusslamellen verschließen den Sensor und unterbrechen den Lichteinfall, der Bildspeicher des Bildsensors wird geleert. Der Sensor schaltet auf Aufzeichnung. Der Verschluss öffnet sich für die Dauer der Belichtung. Nach Ablauf der Belichtungszeit schließen die Lamellen wieder und beenden den Lichteinfall. Die Daten werden ausgelesen und aufgezeichnet.Anschließend öffnen die Lamellen wieder für die Sucheranzeige.

 Elektronischer 1. VerschlussDer Verschluss bleibt zu Beginn der Aufnahme geöffnet. Der Sensor unterbricht die Lichtaufnahme rein elektronisch, der Speicher wird geleert, die Bildaufzeichnung beginnt. Nach Ablauf der Belichtungszeit fällt der mechanische Verschluss und beendet den Lichteinfall. Die Daten werden ausgelesen und aufgezeichnet.Anschließend öffnen die Lamellen wieder für die Sucheranzeige.

 ElektronischDer Verschluss bleibt zu Beginn der Aufnahme geöffnet. Der Sensor unterbricht die Lichtaufnahme rein elektronisch, der Speicher wird geleert, die Bildaufzeichnung beginnt. Nach Ablauf der Belichtungszeit bleibt der Verschluss offen, die Belichtungszeit wird rein elektronisch beendet. Die Daten werden ausgelesen und aufgezeichnet.


Abb. 1.21Wenn Sie die Einstellungen zum »Auslöser-Modus« aufrufen, stehen Ihnen drei Optionen zur Verfügung. Die blau angezeigte Option ist die jeweils aktive Funktion.

Sie werden sich vielleicht fragen, warum man diese Unterschiede macht. Die EOS R6 besitzt einen Bildsensor vom Typ CMOS. CMOS-Sensoren arbeiten zeilenweise. Sowohl der Start der Belichtung als auch das Auslesen ist damit eine schnelle Folge von zeilenweisen Einzelprozessen, die eine kurze, aber doch gewisse Zeit benötigen.

Der mechanische Lamellenverschluss ist viel schneller. Er überbrückt die Zeit, die der Sensor für das zeilenweise Auslesen des Fotos benötigt, und verhindert weiteren störenden Lichteinfall.

Canon spricht für die Verwendung des Verschlusses Empfehlungen aus. Der rein mechanische Verschluss sollte bei besonders lichtstarken Objektiven verwendet werden. Die zweite Option ist besonders für Langzeitbelichtungen vorgesehen, weil der rein elektronische Verschluss keine Belichtungszeiten länger als 0,5 Sekunden zulässt.

Der rein elektronische Verschluss ist für Situationen gedacht, in denen die Kamera komplett lautlos sein soll (bis auf die Blendenbewegung im Objektiv). Allerdings können dynamische Objekte zwar scharf, aber verzerrt abgebildet werden, weil sie sich zwischen dem Abtasten der ersten und der letzten Zeile bewegt haben (»Rolling-Shutter-Effekt«).

Hinweis

In der Bedienungsanleitung finden Sie zum elektronischen Verschluss folgenden Satz:

»Seien Sie bei der Verwendung des elektronischen Verschlusses verantwortlich und respektieren Sie die Privatsphäre des Betreffs und die Rechte des Porträts.«

Ich habe lange gerätselt, welche Bedeutung dieser Satz haben könnte. Die Lösung: Mit elektronischem Verschluss ist es möglich, die Kamera komplett lautlos zu betreiben und damit heimliche Aufnahmen zu machen, ohne dass eine Person dies mitbekommt. Die eigentliche Anwendung des komplett lautlosen Verschlusses liegt in der Theater- und Konzertfotografie, gegebenenfalls auch im Bereich Wildlife, also überall dort, wo Sie nicht bemerkt werden wollen, wenn Sie Fotos machen, weil es einfach stören würde.

Canon EOS R6

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