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DIAGNOSE DER ENDOMETRIOSE

MISS MARPLE, BITTE IN DEN OP!

Die Diagnose der Endometriose ist wahrlich eine Detektivarbeit. Es gibt noch keine relevante, einheitliche Screening-Methode. So unterschiedlich Lokalisation, Formen und Verlauf der einzelnen Endometrioseerkrankungen sind, so unterschiedlich sind die gewählten Untersuchungsmethoden, auch wenn eine Handvoll Standarduntersuchungen empfohlen werden. Bildgebende Verfahren (Röntgen, Ultraschall, MRT, CT) reichen für eine gesicherte Diagnose in jedem Fall nicht aus. Die Untersuchung einer Gewebeprobe bringt letztendlich Klarheit. Im Folgenden beschreibe ich einige Untersuchungen, die recht häufig bei Endometriose anfallen.

Tastuntersuchungen – bitte auch den Hintereingang benutzen!

Die Untersuchungen beim Frauenarzt führen nicht zu einer Diagnose, geben in manchen Fällen aber erste Anhaltspunkte. Bei der Tastuntersuchung kann zum Beispiel eine eingeschränkte Beweglichkeit der Eierstöcke und der Gebärmutter auf eine Endometriose hindeuten sowie eine nach hinten abgeknickte Gebärmutter oder »Kissing Ovaries«. Diese können oft nur bei der Rektaluntersuchung ertastet werden. Daher ist diese sehr wichtig, wenn auch nicht gerade ganz oben auf meiner Top-Ten-Liste.

Kolposkopie – Achtung, jetzt wird’s kurz mal kalt!

Bei der Kolposkopie, der Untersuchung der Vagina mittels eines Untersuchungsmikroskops (Kolposkop), können Endometrioseherde in der Scheide oder am Gebärmutterhals (Zervix) in seltenen Fällen wohl sichtbar sein. Endometriosezysten auf oder im Eierstock (sogenannte Schokoladenzysten) kann man im Ultraschall sehen. Da es aber ähnlich aussehende Zysten beziehungsweise Tumore gibt, ist auch dies noch kein sicherer Nachweis einer Endometriose ohne den histologischen Befund (Gewebsuntersuchung). Der Ultraschall eignet sich nur bedingt für die Adenomyose, manchmal sieht man sie, manchmal aber auch nicht. Peritoneale Endoherde können bei dieser Untersuchung nicht gesehen werden und rektovaginale Tumore nur selten.

Tumormarker erhöht – keine Panik!

Durch eine Blutuntersuchung kann der Frauenarzt feststellen, ob der Tumormarker CA–125 erhöht ist. Doch erhöhte Werte allein sagen noch nichts aus. Der CA–125–Wert kann zum Beispiel auch während der Menstruation erhöht sein. Er ist nicht zwingend ein Hinweis auf ein Endometriosegeschwür, sondern nur ein weiteres Puzzleteil, das im Gesamtbild betrachtet werden muss.

Die Bauchspiegelung – Blick durchs schlüsselloch

Für eine gesicherte Diagnose muss eine Gewebeprobe entnommen werden. Dies geschieht meist während einer Bauchspiegelung. Die sogenannte Laparoskopie wird unter Vollnarkose durchgeführt, gilt aber heutzutage als Routineeingriff. Der Bauchraum wird wie ein Luftballon mit Gas (Kohlendioxid) gefüllt. Durch kleine Schnitte in der Bauchdecke können Spezialkameras und Instrumente geführt werden. Die Vorteile: Postoperative Schmerzen und Verwachsungen (Adhäsionen) sind meist weniger ausgeprägt als beim Bauchschnitt (Laparotomie), die stationären Aufenthalte sind kürzer, und man ist schneller wieder auf den Beinen. Zudem bleiben einem nur drei kleine Narben und kein langer Schmiss auf dem Bauch. Bauchschnitte sind heutzutage nur noch in Ausnahmen nötig, etwa bei massivem Befall oder Komplikationen.

UNTERSUCHUNGEN VON DARM, BLASE UND NIERE – DAS MUSS MAN ERST MAL VERDAUEN

Da die Endometriose nicht selten Darm, Blase und Nieren befällt, muss man sich dementsprechend Untersuchungen dieser Organe unterziehen.

Llahcsartlu: Ultraschall von hinten

Bei Verdacht auf eine rektovaginale Endometriose wird manchmal eine Transrektalsonografie, eine Ultraschalluntersuchung durch das Rektum, empfohlen. Sie kann wohl wichtige Informationen über eine Infiltration der Serosa (Schicht des Bauchfells) oder der Muskelschicht des Rektums liefern. Das scheint sich unter der Ärzteschaft jedoch noch nicht so ganz herumgesprochen zu haben. Nachdem man diese Untersuchung bei mir von der Frauenklinik aus angeordnet hatte, saß ich beim Proktologen, der mich mit den Worten abwimmelte: »Und was soll das bringen?« (Leider keine unübliche Arzt-Patienten-Situation bei Endometriose …).

Darmspiegelung – in die Röhre gucken

Eine Darmspiegelung wird empfohlen, wenn etwa der Verdacht auf Endometriosebefall im Darm besteht oder man schauen möchte, inwieweit der Tumor am Darm von außen die Durchgängigkeit beeinträchtigt. Man unterscheidet zwischen Rektoskopie (Mastdarmspiegelung) und Koloskopie (Dickdarmspiegelung). Der Mastdarm (Rektum) ist dabei der letzte Teilabschnitt des Dickdarms (Kolon).

Das Dumme an der Darmspiegelung: Die Endometriose stellt sich meist nicht auf der Schleimhaut des Darms dar. Ein negativer rektoskopischer Befund bei Verdacht auf Befall im Darm schließt eine Darminfiltration somit keinesfalls aus. Die Endometriose versteckt sich eventuell nur unter der Darmschleimhaut.

Darmröntgen – hab schon mehr gelacht …

Bei der sogenannten Irrigoskopie werden Darmlänge, -weite und -lage bestimmt. Außerdem prüft man Veränderungen der Darmwand und Ausstülpungen. Erst wird ein Darmrohr in den Enddarm geschoben und ein Kontrastmittel (was von der Konsistenz etwas an Pfannkuchenteig erinnert) eingeführt. Dann darf man sich wieder vom Kontrastmittel trennen. Doch sie winken schon wieder mit dem Darmrohr, und es wird Luft eingefüllt. In verschiedenen Positionen werden dann Röntgenbilder gemacht, die sich in den seltensten Fällen für Instagram eignen. Immerhin scheinen sie aufschlussreich zu sein.

Ultraschall der Nieren

Der Ultraschall der Nieren ist völlig harmlos. Da ist höchstens mal das Ultraschallgel auf der Haut etwas kalt. Ansonsten geht der Arzt nur mit einem Ultraschallkopf von außen an den Seiten des Rumpfs entlang. Der Ultraschall wird gemacht, um einen Harnstau durch die Endometriose ausschließen zu können.

Diese Untersuchung hat mir ein sehr charmantes Kompliment eingebracht: »Sie haben aber schöne Blutgefäße!« – Ja, man freut sich da schon über Kleinigkeiten.

Blasenspiegelung – Harndrang mit Ausblick

Eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) wird bei Verdacht auf Endometriosebefall in der Blase gemacht. Anzeichen dafür können sein: Schmerzen beim Wasserlassen, Blut im Urin oder häufiger Harndrang.

Die Zystoskopie wird unter einer örtlichen Betäubung vorgenommen. Dafür wird ein Gleitgel mit Betäubungsmittel in die Harnröhre eingelassen. Dann wird das Zystoskop unter Spülung mit Wasser eingeführt, die Blase wird dabei mit der Flüssigkeit gefüllt, damit sich die Blasenwand entfaltet und besser sichtbar ist. Gut, bei der Blasenspiegelung dachte ich auch, ich läg jetzt lieber am Strand. Aber wirklich schmerzhaft war es nicht, und es war auch ganz schnell vorbei.

Urogramm – wenn der Abfluss mal verstopft ist

Das sogenannte Urogramm ist eine Funktionsuntersuchung des harnableitenden Systems und wird gemacht, um Nierenstau oder etwa eine Harnleiterverlagerung durch die Endometriose ausschließen zu können. Erst wird ein Röntgenbild ohne Kontrastmittel gemacht. Dann wird jodhaltiges Kontrastmittel durch Injektion in die Armvene zugeführt und in den nächsten 30 Minuten Bilder von Niere, Harnleiter und Harnblase aufgenommen.

Harnleiterspiegelung – alles fließt

Bei Harnstau wird eine Harnleiterspiegelung (Ureteroskopie) vorgenommen. Ein sehr dünnes optisches Spezialinstrument wird durch Harnröhre und Blase in den Harnleiter eingeführt. Oft werden gleichzeitig Röntgen- und Ultraschallbilder aufgenommen. Manchmal ist die örtliche Einspritzung von Kontrastmittel erforderlich. Wegen der Verschwellung des Harnleiters wird im Abschluss oft ein Harnleiterkatheter gelegt, der nach einiger Zeit wieder entfernt werden kann.

MRT UND CT

Es gibt zwei bildgebende Verfahren, die gerne mal miteinander verwechselt werden. Muss ich jetzt in die Röhre, oder ist es nur der Ring …?

Die Magnetresonanztomografie (MRT) – Augen zu und durch

Das MRT wird bei schwerer rektovaginaler Endometriose, zur Diagnose beziehungsweise Ausschluss einer Adenomyose und zur Rezidivdiagnostik empfohlen Mittlere bis große Endometrioseherde können hier dargestellt werden. Da kleinere Herde nicht erfasst werden können, dient das MRT nicht zum sicheren Ausschluss einer Endometriose. Im Allgemeinen werden durch das Becken-MRT tiefe Infiltrationen in die Beckenorgane dargestellt. Geht es um den Unterbauch, wird über den Venenzugang im Arm ein speziell für das MRT entwickeltes Kontrastmittel eingeleitet, um den Darm besser darzustellen. Dieses Mittel ist besonders gut verträglich, da es nicht jodhaltig ist. Damit der Darm entspannt, wird Buscopan intravenös verabreicht. Dieses bewirkt für ein paar Sekunden heftiges Herzklopfen, was aber völlig normal ist. Ich erwähne es an dieser Stelle, weil es einem nicht immer gesagt wird. Also, nicht erschrecken! Das Buscopan macht ganz schön müde. Verkehrstüchtig ist man nach der Untersuchung jedenfalls nicht.

Noch ein Tipp: Nicht die Augen öffnen! Ich habe mir vorgestellt, unter einer Sonnenbank zu liegen. Gut, das wurde bei anderthalb Stunden nach einer Weile auch langweilig. So »ging« ich an den Strand. Und noch etwas: Bitten Sie ruhig darum, die Belüftung einzuschalten. Die funktioniert so gut, dass man dann das Gefühl hat, in einem großen Raum zu liegen.

Die Computertomografie (CT) – Ring of Fire

Es gibt gewisse Vorteile beim CT: Die Untersuchungszeit ist recht kurz, es ist im Gegensatz zum MRT offen, und man fährt nur durch einen Ring. Jedoch ist die Strahlenbelastung sehr hoch. Daher sollte man diese Untersuchung nicht zu oft machen. Man sagte mir, dass man Dinge im CT sehen könne, die das MRT nicht darstelle, und umgekehrt. Bei Endometriose wird das MRT aber häufiger angeordnet.

Zur Vorbereitung auf das CT muss man zwei Liter Kontrastmittel trinken, das ich mir so an der Bar auch nicht bestellen würde. Ein jodhaltiges Kontrastmittel wird während der Untersuchung intravenös verabreicht. Beim Einlaufen des Kontrastmittels in meine Venen hatte ich das Gefühl, als hätte jemand ein Lagerfeuer unter mir entzündet und würde zusätzlich noch einen Bunsenbrenner unter meine Blase halten. Das ist wohl ein häufigeres Phänomen. Es ging alles auch wieder recht schnell vorbei. Außer mein starkes Herzklopfen. Das blieb recht lange.

Mein Tipp: Beim letzten CT hatte man mir vorher Kortison und Antihistaminika gespritzt. Damit hatte ich dann keinerlei Nebenwirkungen, weder Hitzegefühl noch Herzrasen.

PROBLEM: ADENOMYOSE

Eine Adenomyose wird meist erst nach Gebärmutterentfernung und deren anschließender Untersuchung unterm Mikroskop diagnostiziert. Möchte man seine Gebärmutter behalten, könnte man höchstens eine Gewebeprobe während einer Bauchspiegelung entnehmen. Ergibt die Untersuchung aber einen negativen Befund, heißt das noch lange nicht, dass keine Endometriose vorliegt, sondern vielleicht nur, dass man die falsche Stelle erwischt hatte.

Erfahrene Ärzte und Radiologen können eine Adenomyose manchmal im Ultraschall oder MRT sehen. Leider ist nicht jeder Arzt mit dem Krankheitsbild vertraut. Der gut gelaunte Radiologe, der mich letztes Jahr in der Notaufnahme in Empfang nahm, fragte mich:

»Na, was haben wir denn hier?«

Ich: »Endometriose.«

Der Radiologe: »Was ist das denn?«

Nicht ohne meine Wärmflasche

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