Читать книгу Wünsch dich in Wunder-Weihnachtsland Band 11 - Martina Meier - Страница 28
Оглавление*
Der Weihnachtsmann
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
wenn Kirchturmglocken so früh schon läuten?
Ich las es im Spiegel – oder war es im Stern? –,
dass Weihnachten ist gar nicht mehr so fern.
Da sitzt man im trauten Familienkreis,
erst gibtʼs Pastete, danach meistens Eis.
Dann wird ungewollt mehrstimmig gesungen manch Lied,
undʼs Kind, das die Geschenke unterm Tannenbaum sieht,
es schreit: „Ich will die Geschenke jetzt endlich sehʼn!“
Und ehe sich die Eltern noch versehʼn,
ist es um die Geschenke schon geschehʼn.
Ausgepackt sind sie so schnell wie der Wind
von dem vorlauten, ungeduldigen Kind.
Aber, aber, aber heute
seh ich nur erwachsene Leute.
Nur einer ist zum Kind mutiert
und bekennt es hier ganz ungeniert.
Ich binʼs, der liebe Weihnachtsmann,
der immer Geschenke brachte und nie welche bekam.
Ich schaue mich um – etwas verstohlen –,
will Geschenke heute nicht bringen, sondern holen.
Habt ihr jemals an mich,
den Weihnachtsmann, gedacht,
der nie was bekommen hat,
der immer nur hat was gebracht?
Ich habe ertragen euer furchtbares Singen,
euer Süßer die Glocken, die erklingen,
hatte schwer zu tragen an meinem Sack voller Geschenke,
kaputt davon sind inzwischen meine Gelenke.
So, nun packt die Geschenke auf meinen Wagen,
dann werd ich auch nie mehr kommen und klagen.
Aber eines will und muss ich noch sagen:
Es klingt vielleicht ein bisschen verrückt,
aber die Agenten von der Agentur für Arbeit
haben mich nicht geschickt.
Ich bin ein Weihnachtsmann mit viel Herz,
muss noch nicht leben von Hartz vier,
das ist kein Scherz.
Ich bin vermummt und autonom,
von Ratzinger, also dem Papst, bin ich der Sohn.
Ich soll sammeln Geschenke und die Kollekte
für die katholische Weihnachtsmännersekte.
So, nun verlasse ich dieses Haus
und geh zu meinem Freund, dem Nikolaus.
Christian Müller ist 66 Jahre alt und pensioniert. Davor war er einige Jahre als Rechtsanwalt, als Familienrichter sowie fast 30 Jahre lang als Professor an einer Fachhochschule für Soziale Arbeit tätig. Während seines Berufslebens hat er mehrere Fachbücher sowie zahlreiche Fachaufsätze geschrieben. Nach seiner Pensionierung veröffentlichte er einen Roman mit dem Titel „Wir schaffen das, aber nicht jeder ist Wir“. Zudem tritt er seit über 30 Jahren gelegentlich auf Kleinkunstbühnen auf.