Читать книгу Wünsch dich in Wunder-Weihnachtsland Band 11 - Martina Meier - Страница 30

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Weihnachtsbote auf vier Pfoten

Weihnachten stand vor der Tür.

„Weihnachten? Ein Tag wieder jeder andere. Nur dass sich heute alles um Deko und Schnickschnack dreht und dass jedes Jahr Hunderte Euro für Geschenke ausgegeben werden. Ein Tag, der nicht weniger von der Industrie beherrscht wird wie der Valentinstag und Ähnliches.“ Mit diesen Gedanken im Kopf stapfte ich genervt und mit Taschen beladen durch das überfüllte Einkaufszentrum.

Mein letzter Arbeitstag dieses Jahr war gerade zu Ende gegangen, jetzt hieß es: noch schnell das Nötigste zum Essen besorgen und dann ab nach Hause.

In meiner Straße angekommen, warf ich erleichtert die Tür meines Autos hinter mir zu und schaute in meinen Garten: keine Deko, kein Baum, kein Schnickschnack. Endlich zu Hause.

Ich balancierte, die Taschen in der einen, den Schlüssel in der anderen Hand, Richtung Tür, sperrte auf und warf alles einfach in die Küche. „Aufräumen kann ich auch morgen noch. Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir, jetzt geht es auf die Couch“, rechtfertigte ich mich vor mir selbst.

Als hätte er sich angesprochen gefühlt, kam Lucky um die Ecke gestrichen und maunzte mich auffordernd an. Lucky war ein drei Jahre alter Kater, der mir vor Kurzem zugelaufen war. „Hey mein Süßer, hast du Hunger?“, gurrte ich, füllte sein Schälchen und ließ mich danach mit einer Dose Cola in der Hand auf die Couch fallen.

Als Lucky kurz darauf aus der Küche kam und sich dabei zufrieden die Schnurrhaare leckte, klopfte ich auf das Polster neben mir und wir kuschelten uns gemeinsam auf die Couch. „Die Zeit vor Weihnachten ist im Krankenhaus der reine Stress. Du glaubst gar nicht, wie viele Unfälle zu dieser Zeit des Jahres passieren. Bin ich froh, dass ich jetzt ein paar Tage freihabe“, erzählte ich Lucky, während ich sein weiches Bauchfell streichelte.

Eigentlich hatte ich zwar vorgehabt, noch etwas fernzusehen, aber durch sein konstantes Schnurren wurden meine Augenlider immer schwerer. Und so dauerte es nicht lange, bis sie mir endgültig zufielen und ich einschlief.

Wirre Träume geisterten durch meinen Kopf. Mir war, als ob Lucky sich schon nach kurzer Zeit erhob, mich mit seiner Pfote anstieß und sagte: „Komm mit mir, ich will dir etwas zeigen.“

Verdutzt schaute ich ihn an. „Hast du eben gesprochen?“

„Was dachtest du denn? Das Reden steht nicht nur euch Menschen zu, aber ich weiß im Gegensatz zu euch, wann es sinnvoll ist“, antwortete er mir. „Und jetzt komm, wir haben nicht viel Zeit.“

Noch immer verdattert erhob ich mich und trottete Lucky nach. „Wow, was für ein wahnsinniger Traum!“, dachte ich dabei.

Schon nach wenigen Minuten war mir klar, wohin mein Kater mich führte. Er brachte mich zum nahe gelegenen Krankenhaus, in dem ich seit einigen Jahren als Krankenschwester arbeitete.

„Was wollen wir denn hier?“, fragte ich Lucky. „Ich habe mich auf zwei Wochen gefreut, in denen ich ein wenig Abstand gewinnen kann. Außerdem: Katzen sind hier nicht erlaubt.“

„Komm einfach“, antwortete mir Lucky, „niemand wird uns aufhalten.“

Er ging voraus in das stille Gebäude und strich durch die nahezu verlassenen Flure. Erst an der Tür zum Gemeinschaftsraum der Kinderstation machten wir halt. Der Raum war weihnachtlich geschmückt, in der Mitte stand ein riesiger Baum mit buntem Schmuck, den die Kinder jedes Jahr bastelten.

„Setzen wir uns.“ Lucky sprang auf einen Sessel.

„Und jetzt?“, fragte ich ihn.

„Jetzt warten wir“, antwortete er schlicht, drehte sich dreimal um die eigene Achse und rollte sich zusammen.

Ich zog eine Augenbraue hoch, doch nachdem der Kater mich nicht weiter beachtete, ließ ich mich ebenfalls nieder.

Lange mussten wir nicht warten, da fingen Luckys Ohren an zu zucken und auch ich nahm kurz darauf etwas wahr, das sich wie ein Poltern anhörte.

„Was ist das? Sollen wir ...“, fing ich an.

„Psst“, unterbrach Lucky mich und wedelte mit seiner Schwanzspitze.

Und tatsächlich, als ich in die von ihm gedeutete Richtung blickte, sah ich einen alten Mann in einem roten Mantel um die Ecke kommen.

Mir musste wohl ein hysterisches Quietschen herausgerutscht sein, denn der alte Mann blickte streng in meine Richtung und legte einen Finger an seine Lippen. Auf leisen Sohlen schlich er zum Weihnachtsbaum und verteilte verschiedene Päckchen darunter. Alles war dabei: große und kleine, hohe und flache. Schließlich war alles getan, er zwinkerte mir zu und verschwand genauso leise, wie er gekommen war.

Als der Tag mit der gewohnten Hektik im Krankenhaus anbrach, strömten bald die ersten Kinder in den Gemeinschaftsraum. „Ooh, seht mal, der Weihnachtsmann war da“, tönten ihre aufgeregten Rufe durch den Krankenhausflur.

Schnell versammelte sich die ganze Station um den Baum. Die Geschenke wurden verteilt und tatsächlich, für jedes Kind fand sich eine Kleinigkeit.

„Komm“, sagte Lucky, „wir müssen wieder gehen.“

„Lass uns doch noch bleiben“, antwortete ich, gerührt vom Anblick der strahlenden Kinder.

„Leider geht das nicht, ich konnte dir das nur in der Heiligen Nacht ermöglichen“, sagte der Kater bedauernd und führte mich den vertrauten Weg zu unserem Haus zurück.

Kurze Zeit später fuhr ich auf meinem Sofa aus dem Schlaf. „Was für ein verrückter Traum“, sagte ich zu Lucky. „Aber mir ist eines klar geworden: An Weihnachten geht es gar nicht um die ganze Dekoration oder wer das schönste Haus hat. Es geht darum, anderen Menschen eine Freude zu machen. Es geht darum, unserer Familie zu zeigen, dass wir sie lieben, und anderen zu helfen, denen es nicht so gut geht.“

Lucky blickte mich aus seinen intelligenten Augen an und mir war, als ob ich seine Stimme hören konnte. „Dann habe ich es geschafft, dir den wahren Geist der Weihnacht zu zeigen.“ Er blinzelte mich noch einmal an, drehte sich um und schlief weiter.

Fünf Jahre ist das mittlerweile her und Lucky ist noch immer ein treuer Gefährte für mich. Doch eine Sache hat sich geändert: Mittlerweile bin ich jedes Jahr die Weihnachtsbotin, die Plätzchen backt, sie in kleine Säckchen verpackt und zusammen mit einem Weihnachtsgruß in unserem Krankenhaus verteilt.

Michaela Kiesel studierte Germanistik und arbeitete anschließend als Redakteurin und Bildungsberaterin. Sie ist 29 Jahre alt und lebt mit ihren beiden Katzen in München. Zu ihren Hobbys zählen neben dem Schreiben auch das Lesen, das Zeichnen und das Spielen und Kuscheln mit ihren Katzen.

Wünsch dich in Wunder-Weihnachtsland Band 11

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