Читать книгу Wünsch dich in Wunder-Weihnachtsland Band 11 - Martina Meier - Страница 29
Оглавление*
Das arme Christkind
Man schrieb das Jahr 1945, in dem am 8. Mai endlich der schreckliche Krieg mit Millionen von Toten vorbei war.
Aber damit war noch lange nicht das Leid der Überlebenden vorbei, vielmehr fing es nun erst richtig an, da die Häuser und Wohnungen fast alle zerstört waren, wiederaufgebaut und renoviert werden mussten und Lebensmittel Mangelware waren.
Zu dieser Zeit lebte Mäxchen, fünf Jahre alt, mit Mama und Oma in zwei Zimmern, vielmehr Zimmerchen, denn ihre schöne große Wohnung hatte eine Bombe getroffen und alles war verbrannt, auch sein geliebter Bär. So hatte man sie in das Haus von Herrn Friedlich eingewiesen, dem es aber gar nicht passte, dass er Mäxchen, Mama und Oma hatte aufnehmen müssen, obwohl er so viele Zimmer und ein so tolles Anwesen hatte.
Er hieß zwar Herr Friedlich, war es aber nicht, denn er hatte immer etwas an Mäxchen auszusetzen. Mal war der Kleine zu laut, mal lief er zu schnell die Treppe hinunter, aber am meisten ärgerte ihn, wenn er Mäxchen dabei erwischte, wie dieser am Treppengeländer hinunterrutschte, um schneller unten zu sein. Dann schimpfte er wie ein Rohrspatz.
Für Mäxchen aber war das Schlimmste, dass sie schon seit Monaten nichts mehr von seinem geliebten Papa gehört hatten.
Es begann die Adventszeit, alle sprachen von Weihnachten und dass das Christkind kommen und den lieben Kindern schöne Geschenke bringen würde. Ob das Christkind auch an Mäxchen denken würde? Er sollte mal Mama fragen.
„Mama, kriege ich auch was vom Christkind? Ich bin doch immer brav.“
„Mäxchen, das mit dem immer bezweifele ich zwar, aber natürlich kommt das Christkind auch zu dir, doch ich fürchte, es wird dir nicht viel bringen können, es ist dieses Jahr sehr arm.“
„Wieso ist es denn arm?“
„Weil es so viele Kinder gibt, die es beschenken muss, und sicher auch nicht weiß, wo es all die Sachen herbekommen soll, die die Kinder sich wünschen.“
„Ich wünsche mir doch nur meinen Bären zurück.“
„Ach, Mäxchen, dein Bär ist verbrannt, den kannst du nicht wiederbekommen, und ob das Christkind dir einen neuen schenken kann, das weiß ich nicht. Sei also bitte nicht allzu traurig, wenn dein Wunsch nicht in Erfüllung geht.“
Dabei war die Mutter selbst ganz traurig, da sie schon überall vergebens nach einem neuen Bären Ausschau gehalten hatte, aber es gab nichts, die Leute waren hauptsächlich damit beschäftigt, nach Lebensmitteln Ausschau zu halten, denn die Hungersnot war groß.
Was sollte sie bloß Mäxchen zu Weihnachten schenken?
Aber da hatte die Oma eine Idee. „Hör mal, was hältst du davon, wenn ich ihm eine Puppe aus Lappen mache? Ich brauche dafür nur ein paar Stoffreste, die werden wir doch wohl auftreiben können. Du weißt ja, ich bin sehr geschickt, was Handarbeiten angeht, ich glaube, das kriege ich hin.“
Und tatsächlich zauberte die Oma eine wunderschöne Puppe aus bunten Stofflappen, die zu beschaffen allerdings nicht so ganz einfach gewesen war. So konnten Mutter und Oma getrost dem Fest entgegensehen.
Es kam der Heilige Abend, die Mutter hatte auch einen kleinen Tannenbaum mit richtigen Kerzen organisiert, und als alles schön geschmückt war, sah das bescheidene Zimmerchen wirklich gemütlich aus. Und unter dem Bäumchen lag die Lappenpuppe.
Mäxchen staunte nicht schlecht, als er ins Zimmer kam und den Baum sah, die Puppe fiel ihm gar nicht auf, denn in dem Moment klopfte es an der Tür.
„Das ist bestimmt das Christkind“, rief er aus und riss die Zimmertür auf.
Nein, es war nicht das Christkind, aber es war der Papa, den man aus der Gefangenschaft entlassen hatte.
Was war das für ein schönes Weihnachtsfest!
Und Mäxchen verkündete strahlend: „Ich habe zwar keinen Bären bekommen, aber dafür ist mein Papa wieder da, das ist viel, viel besser.“
Aber auch die Lappenpuppe gefiel ihm, er fand sie wunderschön und meinte zu seiner Mutter: „Du hast gesagt, dieses Jahr wäre das Christkind arm, aber nein, es ist nicht arm, es ist ganz reich, denn es hat mir nicht nur die tolle Puppe geschenkt, es hat mir auch meinen lieben Papa zurückgebracht.“
Renate Hemsen wurde 1940 in Köln geboren und lebt auch heute noch dort. Reisen, Lesen und Schreiben sind ihre Hobbys und so wurden ihre Beiträge auch schon in zahlreichen Anthologien veröffentlicht.