Читать книгу Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 10 - Martina Meier - Страница 16

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Der kleine Wichtel mit dem Feenstaub

Der kleine Wichtel Luck öffnete verschlafen seine Augen und schloss sie sofort wieder. Er zog sich seine grau-rot karierte Bettdecke über das Gesicht und stellte sich schlafend. Außer dem Ticken der großen Standuhr im Wohnzimmer war es ganz still in der Wohnung.

Luck wollte nicht aufstehen, es war der 24. Dezember und er war allein zu Hause. Sämtliche Familienmitglieder waren am Nordpol und arbeiteten für den Weihnachtsmann. Heute, kurz vor dem Heiligen Abend, gab es immer am meisten zu tun. Bestimmt würden sie gleich beginnen, den großen Schlitten mit den Päckchen zu beladen. Die Rentiere scharrten sicherlich auch schon ungeduldig in ihrem Stall mit den Hufen.

Luck liebte diesen Trubel und er war an diesem Tag immer ein kleines bisschen aufgeregt, ebenso wie der Weihnachtsmann. Dieses Jahr war allerdings alles anders, denn zu Beginn der Adventszeit hatte Luck auf dem zugefrorenen See kein Ende gefunden. Runde um Runde hatte er auf seinen Schlittschuhen gedreht. Selbst als der Mond schon hoch am Himmel stand und alle anderen Wichtel in ihren Betten lagen, war er draußen geblieben. Seine Mutter war wütend durch den hohen Schnee gestapft und hatte ihn schimpfend zurück nach Hause gebracht.

Am nächsten Tag bekam Luck eine schlimme Erkältung, aus welcher sich nach einer Woche eine schwere Lungenentzündung entwickelt hatte. Luck lag zwei Wochen lang im Bett und konnte seine Familie nicht zum Nordpol begleiten. Eine Nachbarin hatte jeden Tag nach ihm gesehen und ihm Essen gebracht, aber gestern war sie zu ihrem Sohn gefahren und so würde Luck den Heiligen Abend alleine verbringen müssen.

Der kleine Wichtel lag immer noch bewegungslos im Bett und wartete, dass der Tag verging. Nachdem weitere fünf Minuten verstrichen waren, wurde Luck langweilig. Er hielt seine Augen noch geschlossen, aber wackelte bereits ungeduldig mit den Zehen. Zehn Minuten später hielt er das Stillliegen nicht mehr aus und seufzte. Er schwang die Beine aus dem Bett, blieb aber auf der Bettkante sitzen. Von seinem Kopf, welchen er auf die Hände stützte, standen seine Haare in alle Himmelsrichtungen ab. Verdrossen seufzte er noch mal. Die Adventszeit im Bett zu verbringen, war schon schlimm gewesen, aber Weihnachten alleine zu sein, war der Gipfel der Unerträglichkeit.

Doch plötzlich hellte sich Lucks Gesicht auf. Er versank kurz in Gedanken, doch dann stand er auf und begann, in seinem Schrank zu kramen. Ungeduldig warf er ein Kleidungsstück nach dem anderen auf den Boden, bis er endlich fand, was er suchte. In seiner Hand hielt er einen kleinen braunen Beutel und Luck strahlte vor Freude.

Vor zwei Jahren, als Luck dem Weihnachtsmann geholfen hatte, hatte ihm eine der Elfen nach getaner Arbeit den Beutel geschenkt. „Wenn du irgendwann mal einen Wunsch haben solltest, wird dir der Inhalt nützlich sein. Der Feenstaub in dem Beutel kann Wünsche erfüllen“, hatte sie geflüstert. Der kleine Wichtel hatte ihr nicht geglaubt, aber er hatte es auch nicht über sich gebracht, das Säcklein wegzuwerfen.

Heute konnte Luck den Feenstaub gut gebrauchen. Er öffnete den Beutel. Darin befand sich ein feines, glitzerndes Pulver. Der kleine Wichtel verteilte den Feenstaub über sich und rief dabei: „Ich will an Weihnachten nicht alleine sein!“

Ein helles Licht erfüllte kurz das Zimmer und Luck stand der Mund vor Staunen offen. Sollte der Feenstaub wirklich in der Lage sein, Wünsche zu erfüllen?

Der kleine Wichtel ging ins Bad und begann sich für den Tag frisch zu machen. Zur Feier des Tages zog er sich sogar seine rot-weiß geringelten Kniestrümpfe an. Dann begann er, nur um auf Nummer sicher zu gehen, die Wohnung festlich zu schmücken und ein köstliches Weihnachtsessen zu kochen. Die Vorbereitungen kosteten so viel Zeit, dass der Tag wie im Flug verging. Schon bald wurde es dunkel und der kleine Wichtel machte die Kerzen an. Das Essen duftete köstlich auf dem Herd und das Feuer prasselte im Kamin.

Doch da fiel Luck ein, dass er ja eigentlich keine Gäste erwartete. Die Wohnung kam ihm plötzlich riesig vor und er fühlte sich sehr einsam. Unentschlossen stand er mitten im Wohnzimmer und überlegte, was er tun sollte. Da klopfte es plötzlich an der Tür. Der kleine Wichtel hob erstaunt den Kopf, sollte sich sein Wunsch wirklich erfüllen? Schnell lief er zu der hölzernen Eingangstür und öffnete sie.

Im Schnee saß eine kleine Maus. „Frohe Weihnachten, Luck! Ich bringe dir mein Stückchen Käse als Geschenk, weil du doch heute alleine bist.“

Luck schluckte schwer und nahm das winzige Bröckchen Käse entgegen. Er wollte die Tür schon schließen, da kam ihm eine Idee. „Was esst ihr heute Abend, liebe Maus? Ihr habt hoffentlich mehr als dieses kleine Stück Käse?“

Die Maus schüttelte traurig den Kopf. „Der Winter ist hart und die Nahrung ist knapp, aber mein Mann und meine beiden Kinder sind zum Glück genügsam.“

Luck schaute die Maus fröhlich an. „Wollt ihr nicht bei mir essen? Ich bin, wie du schon richtig gesagt hast, alleine und habe viel zu viel zu essen.“

Die kleine Maus nickte überrascht. „Ja, gerne ich muss nur meinen Mann und die Kinder holen.“

„Dann nichts wie los“, erwiderte der kleine Wichtel glücklich darüber, dass die Maus seine Einladung angenommen hatte.

Während sie ihre Familie holte, deckte Luck den Tisch. Er war gerade fertig, als es erneut klopfte. Die Mäusefamilie betrat das Wohnzimmer und strahlte über das ganze Gesicht mit einem solchen Festessen hatten sie nicht gerechnet.

Da klopfte es erneut, und als Luck die Tür öffnete, stand ein alter grauer Hase vor der Tür mit einer Brille auf der Nase.

„Frohe Weihnachten, Luck, die kleine Maus hat mir erzählt, dass du dich heute über Besuch freust, und ich bin so alleine, seit meine Frau letzten Winter gestorben ist. Darf ich reinkommen?“

Luck lächelte. „Sei willkommen und nimm Platz, lieber Hase. Ich freue mich wirklich sehr über Besuch am heutigen Weihnachtsabend.“

Es wurde ein schönes Weihnachtsfest und die Stimmung war sehr ausgelassen. Nur manchmal wurde Luck schwer um sein Wichtelherz, wenn er sich fragte, was seine Familie gerade wohl machte. Zu fortgeschrittener Stunde hörte er plötzlich ein Knirschen vor der Tür. Erst dachte Luck, er hätte sich verhört, aber als er dann auch noch ein Schnauben vernahm, lief er zur Tür und riss sie auf.

Draußen stand der Schlitten vom Weihnachtsmann und seine Familie kletterte gerade die eiserne Leiter hinunter. Am Steuer saß der Weihnachtsmann mit seinem roten Anzug und von der Kälte rosig gefärbten Wangen.

„Fröhliche Weihnachten, Luck! Ich habe deiner Familie etwas eher freigegeben, damit du heute am Heiligen Abend nicht allein bist. Aber versprich mir, dass du nächstes Jahr auf deine Mutter hörst und nicht wieder krank wirst. Wir brauchen dich am Nordpol!“

Der kleine Wichtel nickte und vor Rührung und Freude rann ihm eine Träne die Wange hinunter. Während der Schlitten wieder abhob, nahm seine Mutter ihn in den Arm und strich ihm über den Kopf.

Wenige Minuten später hatte sich der kleine Wichtel etwas beruhigt und seine Mutter sprach: „Jetzt musst du uns aber deinen Gästen vorstellen und hoffentlich ist noch etwas zu essen da. Ich habe wirklich Hunger und dein Vater und dein Bruder bestimmt auch.“

Luck nickte und zog seine Familie in das Wohnzimmer. Es wurde ein unvergessliches Weihnachtsfest und Luck stellte nie wieder die Wirksamkeit von Feenstaub infrage.

Dr. Barbara Bellmann wurde 1984 in Hagen/Westfalen geboren. Nach dem Studium der Humanmedizin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, begann sie in Aachen ihre Facharztausbildung zur Kardiologin am dortigen Universitätsklinikum. Im Sommer 2013 setzte sie ihren Weg an der Charité Berlin fort. Seit August 2017 arbeitet sie als Kardiologin an der Universitätsklinik Köln. Sport und Literatur begeistern sie neben ihrer Tätigkeit als Ärztin. Im Frühjahr 2017 erschien ihr erster Roman in Zusammenarbeit mit Theres Krause.

Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 10

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