Читать книгу Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 10 - Martina Meier - Страница 17
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Die Weihnachts(mann)kiste
Ihr kennt doch auch noch Leni und Leo? Na, ihr wisst schon, die beiden, die in der Straße da wohnen, hinter dem Kindergarten einmal so rum und dann wieder so rum und dann gleich im ersten Haus an der Ecke. Na? Ist ja auch egal.
Also, dort wohnen Leni und Leo. So wie einige von euch auch haben die beiden zusammen ein eigenes Zimmer. Und da siehtʼs manchmal aus, kann ich euch sagen ...
Beide zusammen haben neben großen Dingen wie dem Fahrrad, der Kasperlebühne oder der Maltafel auch noch einen Karton, in dem all das Spielzeug zusammengekramt ist, das ein wenig kleiner ist. Oder besser gesagt, es sollte in dieser Kiste sein. Vieles liegt einfach nur kreuz und quer in der Stube herum. Dort zwei Schritte geradeaus zu laufen, ist so gut wie nicht möglich. Kennt ihr wahrscheinlich auch, oder?
Gestern, als ich Leni und Leo traf, waren beide noch ganz aufgeregt und erzählten mir etwas, was ich zuerst gar nicht so recht glauben wollte. Während Leni sprach, unterbrach sie ständig Leo, und wenn Leo erzählte, setzte Leni aufgeregt ein, weil sie es gar nicht abwarten konnte, bis Leo seinen Teil losgeworden war. Die Gesichter glühten vor Aufregung. Was war da bloß geschehen?
Ich werd es euch kurz erzählen. Natürlich schön der Reihe nach und nicht so durcheinander, wie es mir die beiden berichtet haben.
Also, Leni und Leo haben in ihrem gemeinsamen Zimmer eine große Kiste, in die sich all das Spielzeug packen lässt, das nicht größer als ein kleines Dreirad ist. Habt ihr sicherlich auch zu Hause, oder?
In dieser Kiste verschwindet alles – oder sollte zumindest darin verschwinden –, was eingeräumt werden soll, wenn Mama oder Papa abends sagen, dass es Bettchenzeit ist.
Statt die einzelnen Dinge richtig einzusortieren, nehmen Leni und Leo schnell beide Hände und schaufeln alles Herumliegende einfach dort hinein.
Da liegen dann schon mal die schweren Holzbausteine von Leo auf der selbst gebastelten Laterne von Leni. Die hat dann nur noch wenig Ähnlichkeit mit einer Laterne. Denn das Gewicht der Steine hat aus der Laterne eine platte Papp- und Papierscheibe werden lassen. Und was da nicht alles durcheinander- und übereinanderliegt ...
Gestern Abend, als Leni und Leo wieder die Spielsachen in den Karton gekramt, geschoben und auch geworfen hatten, die Zähne geputzt waren und die Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen war, knipste Mama das Licht aus und machte die Tür zu. Es war ganz dunkel und ruhig im Zimmer.
Plötzlich bemerkte Leni, dass es in der Spielzeugkiste leise raschelte und eine Stimme irgendetwas schimpfte. Leni, die mit ihrem Bettchen dichter an der Kiste war als Leo, hob ihren Kopf vom Kopfkissen und lauschte. Hatte sie richtig gehört?
Ja. Da war es wieder. Sie hörte, wie eine Stimme energisch sagte: „Ja, ist es denn die Möglichkeit? Wer hat denn bloß so viel Spielzeug auf mich geladen? Ich kann mich ja gar nicht hinsetzen. Und wie soll ich mich gar hinstellen und aus der Kiste kommen?“
Leni stieg vorsichtig aus ihrem Bett und ging zu Leo rüber. Sie fasste ihn vorsichtig an der aus dem Deckbett hervorschauenden Schulter an und zupfte ihn am Schlafanzug. „Leo“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Leo, wach auf. Leo.“
Leo, der fest schlief und vielleicht vom Weihnachtsfest träumte, wollte sich erst gar nicht rühren. Aber dann, als Leni etwas fester am Schlafanzug zerrte, drehte er den Kopf zu ihr herum und fragte: „Was ist denn los?“
„Leo“, sagte Leni leise, „in der Kiste ist etwas, das raschelt und spricht.“
Leo, der sich gerade noch den Schlaf aus den Augen rieb, setzte sich flink auf seine Bettkante und fragte mit flüsternder Stimme: „Wo, da in der Kiste? In unserer Spielzeugkiste?“ Leni nickte. Mutig, wie Leo als Junge ist, sagte er: „Lass uns nachschauen.“ Dabei schob er vorsichtig Leni vor sich her und duckte sich ein wenig hinter sie. Dass ihn bloß keiner sehen konnte.
Im Dunkeln konnten sie aber nichts erkennen. Sie knipsten also das Licht ihrer Nachttischlampe an. Vorsichtig öffnete Leni den Deckel. Ja, und nun hörten sie es lauter.
„Du meine Güte, wie komm ich denn hier raus? Ich muss doch los. Ich hab noch so viel zu tun.“
Leni und Leo kramten mit beiden Händen aus der randvoll gefüllten Kiste Stück für Stück raus. Und siehe da, was hatte da so geraschelt und gesprochen? Da lag tatsächlich der Weihnachtsmann zwischen Lenis Buddeleimer und Leos Holzeisenbahn-Kohlenanhänger. Sein roter Mantel war ein wenig zerknautscht und sein Bart etwas zerzaust, seine Brille verrutscht und seine Stiefel staubig. Aber ansonsten fühlte er sich ganz gesund.
„Los, Kinder, helft mir mal bitte hier raus aus der Kiste, ich habe keine Zeit zu verlieren, ich muss für die vielen Kinder die Geschenke besorgen und in wenigen Tagen verteilen. Die Kinder und die Erwachsenen warten doch und sind sehr gespannt. Los, los, bitte!“
Leo griff beherzt in die Kiste und half dem Weihnachtsmann heraus. Er stellte ihn auf die Erde, wo sich der Weihnachtsmann erst mal streckte und seine Sachen ordnete.
„Wie kommst du denn in die Kiste, Weihnachtsmann?“, fragte Leni.
„Das war so, im letzten Jahr war bei euch die Bescherung ziemlich spät. Ihr seid die Letzten gewesen, zu denen ich gekommen bin. Erst habt ihr so schön gesungen mit Mama und Papa. Dann habt ihr mir und euren Eltern mit den Weihnachtsgedichten aus dem Kindergarten eine große Freude bereitet und dann wurden die Geschenke verteilt. Während ihr eure Geschenke ausgepackt habt, bin ich hier in euer Zimmer gegangen und wollte mich ein wenig ausruhen. Ich habe mich auf den Rand der Kiste gesetzt, und gerade als ich mir die Stiefel ausziehen wollte, ging plötzlich die Tür auf und eure Mama kam herein. Ja, was sollte ich machen? Ich habe mich nach hinten in die Kiste plumpsen lassen und bin gleich bis auf den Boden durchgerutscht. Um mich herum lagen Puppen, Kissen, Sachen aus dem Kaufmannsladen und noch vieles andere mehr. Und weil ich da drin so müde wurde, bin ich eingeschlafen.
Als ich dann nach drei Tagen wieder aufwachte, war ans Rauskommen nicht mehr zu denken. Also blieb ich drin. Eine Schlafstätte war da, zu essen aus dem Kaufmannsladen war da und jede Menge Spielzeug. Und so verging die Zeit. Ein ganzes Jahr.“
Leni und Leo hatten ganz gespannt zugehört. Da ging die Tür auf und Mama kam herein. „Ich habe gerade gesehen, dass bei euch Licht ist, was ist denn los, könnt ihr nicht schlafen?“, fragte sie.
„Wir haben gerade mit dem Weihn...“ Leo verstummte. Er hielt sich die Hand vor den Mund. Er wollte lieber doch nicht sagen, dass der Weihnachtsmann hier war und das ganze Jahr deshalb in der Spielzeugkiste gelegen hatte, weil sie beide manchmal etwas unordentlich waren. Sie hätten ihn sicherlich schon früher gefunden, wenn sie ein klein wenig ordentlicher wären.
Nun sah auch die Mama den Weihnachtsmann. „Na, Weihnachtsmann, nun wirdʼs aber Zeit. Jetzt heißt es Beeilung“, sagte sie. „Die Wunschzettel sind schon lange von den Kindern geschrieben, die Engel haben fleißig gebastelt und die Kinder überall auf der Welt können kaum noch schlafen, so gespannt sind sie. Nun mach mal ein bisschen zu, dass du zu den Engeln und deinen vielen anderen Helfern kommst. Ich sehe sonst schwarz für Weihnachten. Da werden wohl viele Kinder traurig sein.“
Der Weihnachtsmann stellte sich gerade hin, ordnete Brille, Bart und Mantel und wollte gerade in Richtung Tür laufen, als ihm einfiel, dass er gleich die Wunschzettel der Kinder Leni und Leo mitnehmen konnte. Er fragte die beiden, ob denn die Wunschzettel schon fertig geschrieben seien. Fix gingen sie an ihren Schrank und holten jeder ein Blatt Papier heraus. Auf Lenis Zettel waren eine Puppe aufgemalt und ein Pferd. Das sollte ein Pferd für die Puppe sein, nicht eines für Leni, damit sie darauf reiten konnte. Leo hatte ein Bild von einem Auto aus einem Spielzeugkatalog ausgeschnitten und aufgeklebt. Dazu hatte er noch etwas geschrieben, das nur der Weihnachtsmann lesen konnte.
Der Weihnachtsmann sammelte die Zettel ein. Er faltete sie einmal in der Mitte und steckte sie dann in seine Manteltasche. Leni hob ihn hoch, drückte ihn ganz fest an sich, gab ihm noch ein Küsschen auf seine Wange und reichte ihn Leo. Auch der drückte ihn fest und flüsterte ihm noch ins Ohr, dass er Weihnachten nicht vergessen solle, bei ihnen vorbeizukommen. Sie wollten auch ordentlich aufräumen und zum Ausruhen dürfe er ins Bettchen kriechen. Er könne sich aussuchen, ob er sich lieber unter Lenis oder Leos Bettdecke von den Anstrengungen erholen wolle. Da würden sie ihn spätestens entdecken, wenn sie selbst am Weihnachtsabend ins Bett gehen mussten. Der Weihnachtsmann zwinkerte Leo mit dem rechten Auge zu, dass er seinen Wunsch verstanden hatte. Die Mutter öffnete die Wohnungstür und Leo stellte den Weihnachtsmann in den Hausflur. Dort drückte er auf den Lichtknopf, winkte noch einmal dem Weihnachtsmann zu und schloss dann die Tür. Anschließend gingen Leni und Leo ins Bett. Die Mutter schaltete die Nachttischlampe aus.
Nach kurzer Zeit flüsterte Leni zu Leo rüber: „Ob der Weihnachtsmann es trotz der Verspätung noch schafft, alle Geschenke zu besorgen und am Heiligabend zu verteilen? Wir wollen doch nicht schuld daran sein, dass andere Kinder nichts zu Weihnachten bekommen.“
Auf eine Antwort von Leo wartete sie vergebens. Er war schon eingeschlafen. Leni aber blieb noch ein Weilchen wach liegen und dachte an Heiligabend, wenn der Weihnachtsmann kam und Geschenke brachte.
Damit mit dem Weihnachtsmann auch nichts schiefgeht, solltet ihr auch in eurer Spielkiste nachschauen, ob dort vielleicht der Weihnachtsmann verkramt ist, nicht herauskann und eure Hilfe braucht. Und noch etwas solltet ihr beachten: Damit er nicht stolpert, wenn er aus der Kiste krabbelt, muss gerade in den Tagen vor Weihnachten das Zimmer immer gut aufgeräumt sein! Dann kommt der Weihnachtsmann bestimmt.
Charlie Hagist ist seit 48 Jahren verheiratet und hat ein 18-jähriges Enkelkind, für das er seit seiner Pensionierung gerne Geschichten schreibt.