Читать книгу Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 12 - Martina Meier - Страница 6

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Robert muss weg

Lustlos stochert Alex in seinem Essen herum. Eigentlich sind Spaghetti ja seine Lieblingsspeise, doch wenn Robert mit am Tisch sitzt, hat Alex keinen Appetit. Robert ist der Freund seiner Mutter und Alex kann ihn nicht ausstehen.

„Weißt du schon, was du dir zu Weihnachten wünschst?“, versucht die Mutter, ihren Sohn aufzumuntern. „Ich hätte da nämlich eine Idee.“

Alex rollt mit der Gabel ein paar Spaghetti auf. „Keine Ahnung“, murmelt er. „Oder doch: Ich wünsche mir, dass der da verschwindet.“ Und er deutet mit der Gabel auf Robert.

Die Mutter zieht scharf Luft ein, doch bevor sie losschimpfen kann, legt Robert seine Hand auf ihren Arm. „Lass ihn“, sagt er mit ruhiger Stimme. „Der Bub muss sich erst an mich gewöhnen.“ Dann wendet Robert sich an Alex. „Deine Mutter hat mir erzählt, dass du gerne Skifahren würdest, aber dass ihr dafür zu wenig Geld habt. Reich bin ich leider auch nicht, aber meine Eltern wohnen in der Nähe eines kleinen Skigebietes. Wir könnten die Weihnachtsferien bei ihnen verbringen und du könntest einen Skikurs besuchen.“

„Das wäre doch toll“, wirft die Mutter ein. „Und deshalb schlage ich vor, dass du dir zu Weihnachten eine Skiausrüstung wünschst. Am besten schreibst du heute noch dem Christkind …“

„Sicher nicht!“ Alex springt so heftig auf, dass sein Sessel umkippt und polternd auf den Boden fällt. „Ich werde doch die Ferien nicht mit diesem Typen unter einem Dach verbringen! Lieber will ich …“ Doch Alex verrät nicht, was er lieber möchte. Schluchzend läuft er in sein Zimmer, knallt die Tür zu und wirft sich auf sein Bett.

Nach einiger Zeit hört Alex auf zu weinen. Er setzt sich auf und ballt zornig seine Faust. „Wie kann Mama nur glauben, dass ich mit Robert und seinen Eltern die Ferien verbringen möchte?“, denkt er. „Sie weiß doch, dass ich mit ihr allein sein möchte. Mama gehört mir und sonst niemandem. Ich werde heute noch meinen Brief an das Christkind schreiben, aber ich werde mir etwas ganz anderes wünschen.“

In der Nacht, wenn alle Kinder schlafen, ist das Christkind unterwegs. Suchend schaut es sich um, hinter welchem Fenster ein Wunschbrief liegt.

„Oh, Alex hat schon geschrieben“, stellt es erstaunt fest. „Das hat er doch in den letzten Jahren immer erst ein paar Tage vor Weihnachten gemacht. Da bin ich aber gespannt, was er sich so sehr wünscht.“ Freudig nimmt das Christkind den Brief, öffnet ihn und liest.

Liebes Christkind!

Ich will dir helfen. Sicher gibt es irgendwo ein Kind, das sich einen Papa wünscht. Ich hätte einen abzugeben. Robert heißt er und wahrscheinlich ist er ganz nett. Aber ich will ihn nicht. Mama und ich, wir sind allein sehr glücklich. Bitte lass Robert verschwinden. Mehr wünsche ich mir nicht.

Vielen Dank und liebe Grüße

Alex

Verwundert schaut das Christkind vom Brief zum schlafenden Alex und wieder zurück. Von so einem Wunsch hat es noch nie gehört.

„Soll ich etwa Robert packen und einem anderen Kind unter den Christbaum setzen?“, fragt es sich lachend. „Vielleicht mit einer großen Masche um den Bauch?“

Doch schnell wird das Christkind wieder ernst. „Nein, ich muss Alex helfen. Und ich weiß auch schon wie.“ Sorgfältig legt das Christkind den Brief wieder zurück, berührt mit seinem Finger die Nase des Buben und flüstert: „Träum schön!“

Alex träumt.

Wie jedes Jahr sitzen die Kinder am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien im Sitzkreis und erzählen mit leuchtenden Augen von ihren Geschenken und Unternehmungen.

Nur Alex rutscht unruhig auf dem Stuhl hin und her und überlegt, was er erzählen könnte. „Geschenke gab es keine, aber der Freund meiner Mutter ist verschwunden. Ich habe mich darüber ja gefreut, aber Mama war sehr traurig. Sie hat tagelang geweint und ich habe versucht, sie zu trösten.“

Nein, so kann er es nicht erzählen. Die anderen Kinder würden darüber lachen und ihn wochenlang damit aufziehen.

Doch die Lehrerin bemerkt gar nicht, dass Alex nichts erzählt hat. „Ich freue mich, dass ihr alle so schöne Ferien hattet“, schließt sie die Runde ab. „Aber jetzt möchte ich euch etwas mitteilen. Wir werden in drei Wochen an einem Skirennen teilnehmen. Ihr könnt doch alle Ski fahren?“

Die Kinder nicken begeistert mit ihren Köpfen. Nur Alex starrt betrübt zu Boden. Diesmal bemerkt ihn die Lehrerin. „Was ist mit dir Alex? Freust du dich nicht?“, fragt sie.

Plötzlich sind alle Kinder still.

Alex starrt weiterhin auf den Boden. „Ich weiß nicht“, flüstert er. „Ich habe noch nie auf Skiern gestanden.“

Die Klasse bricht in schallendes Gelächter aus.

Schweißgebadet wacht Alex auf. „Puh, es war nur ein Traum“, denkt er, dreht sich um und träumt weiter.

Ein Glöckchen läutet. Alex darf die Tür zum Wohnzimmer öffnen und als Erster eintreten. Während die Erwachsenen Weihnachtslieder singen, schaut er sich neugierig um. Mitten im Zimmer steht ein Christbaum, der bis zur Decke reicht. Die brennenden Kerzen duften herrlich und spiegeln sich in den großen Kugeln. Dazwischen hängen unzählige Süßigkeiten. Auf einem kleinen Tischchen ist eine wunderschöne Krippe aufgebaut: ein verschneites Bauernhaus, ein Stall, Josef und Maria, das Jesuskind, Ochs und Esel, Hirten und viele Schafe. Unter dem Christbaum liegen einige kleine und ein ziemlich langes Päckchen.

Während Alex noch überlegt, welches Päckchen wohl für ihn sein könnte, hört er Robert rufen: „Fröhliche Weihnachten, meine Lieben! Kommen wir zur Bescherung: Alex, das ist für dich!“ Und Robert überreicht Alex feierlich das lange Päckchen.

Alex wacht auf. Kurz weiß er nicht, wo er ist, doch dann erkennt er sein Zimmer.

„Schade“, denkt er. „Es war nur ein Traum, ein schöner Traum.“ Schnell schließt er wieder die Augen und träumt weiter.

Am letzten Tag der Ferien findet das Abschlussrennen statt. Alex ist stolz, wie viel er im Skikurs gelernt hat. Als Letzter der Anfängergruppe startet er. Konzentriert fährt er durch den Stangenwald, geht im Zielhang tief in die Hocke und während er im Auslauf abbremst, hört er die Lautsprecherdurchsage: „Bestzeit und somit Sieg für Alex!“ Seine Mutter und Robert stehen am Rand und jubeln ihm zu. Glücklich fällt er ihnen in die Arme.

Lächelnd wacht Alex auf. „Kann das Leben mit Mama und Robert wirklich so schön sein?“, fragt er sich. „Vielleicht sollte ich Robert eine Chance geben.“

Dann fällt ihm sein Brief an das Christkind ein. Schnell schaut er zum Fenster und stellt erleichtert fest, dass der Brief noch dort liegt. „Noch ein bisschen träumen“, murmelt Alex vor sich hin. „Dann werde ich dem Christkind einen neuen Brief schreiben und mir ein Paar Skier wünschen. Sollte es mit Robert doch nicht klappen, kann ich ihn ja auch nächstes Jahr dem Christkind schenken.“

Sissy Schrei lebt zurzeit in Maria Lanzendorf.

Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 12

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