Читать книгу Wünsch dich ins Märchen-Wunderland - Martina Meier - Страница 10
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Der Mond braucht Hilfe
Es war einmal ein Mädchen, das in jeder Vollmondnacht von Albträumen geplagt wurde. Und so hatte es vor einigen Monaten beschlossen, in den Vollmondnächten nicht mehr zu schlafen. Stattdessen saß es die ganze Nacht am Fenster und sah mit bösem Blick zum Mond hinauf. Bis zu jener Nacht, in der sich eine schwarze Eule auf dem Baum vor seinem Zimmer niederließ.
„Du weigerst dich zu schlafen. Das gefällt mir nicht“, verkündete die Eule.
„Ich habe in den Vollmondnächten immer Albträume“, erklärte das Mädchen.
„Wenn ich dir helfe, sie zu vertreiben, gibst du mir dann dein Wort, dass du wieder schläfst?“
„Was muss ich dafür tun, dass du mir hilfst?“, fragte das Mädchen.
„Du musst nur schlafen. Den Rest überlasse mir“, meinte die Eule. Doch das Mädchen blieb skeptisch. „Ich verspreche dir, das ist kein Trick. Der Mond braucht deine Hilfe.“
„Der Mond?“, wiederholte das Mädchen überrascht.
„Jawohl, der Mond. Und wenn du ihm hilfst, wird dir das zugutekommen. Denn er bat mich, dir deine Albträume zu nehmen.“
„Warum?“, wollte das Mädchen wissen.
„Das will ich dir beim nächsten Vollmond verraten. Doch ich komme nur, wenn du dich nun schlafen legst.“
„Dann will ich das tun“, sagte das Mädchen und legte sich ins Bett.
„Nun, das war mein erster Besuch. Zweimal noch will ich kommen, zweimal noch musst du schlafen bei Vollmond. Dann bist du von den Albträumen befreit“, sagte die Eule, ehe das Mädchen die Augen schloss und einschlief.
Als das Mädchen am nächsten Morgen erwachte, erinnerte es sich, wie der Mond es zugedeckt und ihm einen Kuss auf die Stirn gegeben hatte. Danach war er durch das Fenster hinausgeschwebt und auf seinen Platz am Himmelszelt zurückgekehrt.
Beim nächsten Vollmond wartete die Kleine ungeduldig, dass die Eule wiederkam, denn sie konnte es kaum erwarten, dass sie ihre Frage aus der ersten Vollmondnacht beantwortete.
Und so erklärte die Eule schließlich: „Der Mond hat zwei Aufgaben, er beschenkt die Menschen nachts mit Träumen und muss hell am Himmel leuchten. Doch in der Vollmondnacht braucht er fast seine ganze Kraft, um hell zu leuchten. Da er den Menschen aber trotzdem schöne Träume schicken möchte, will er sich die Träume anderer Leute leihen und weitergeben. Doch immer mehr Menschen weigern sich, in der Vollmondnacht zu schlafen. Und da er nicht genug Kraft hat, eigene Träume zu schicken, kommt es zu immer mehr Albträumen. Wenn der Mond und ich es allerdings schaffen, das zu ändern, und wieder mehr Menschen in der Vollmondnacht schlafen, dann wird keiner mehr Albträume haben. Doch dafür brauchen wir eure Mithilfe.“
Das Mädchen nickte eifrig und versprach: „Ich werde nun in jeder Vollmondnacht schlafen. Aber verrätst du mir auch, wie du es schaffst, die Albträume zu vertreiben?“
„Das verrate ich dir in deiner dritten Vollmondnacht. Denn einmal noch will ich kommen, einmal noch musst du schlafen bei Vollmond. Dann bist du von den Albträumen befreit.“
Das Mädchen legte sich schlafen. In dieser Nacht tanzte es im Mondschein auf der Wiese und mit ihm die Tiere des Waldes.
In der dritten Vollmondnacht setzte sich die Eule wieder auf den Baum vor dem Fenster. Die Eule verlangte von dem Mädchen, sich ins Bett zu legen. Und wie die Kleine da so im Bett lag, fiel ihr der helle Mondschein direkt ins Gesicht.
„Meine Flügel sind aus Mondstaub. Und sobald der Mondschein dort auftrifft, übertragen sie die Kraft des Mondes auf alles, was die Flügel vor dem Mond bedeckt.“ Die Eule breitete prompt ihre Flügel aus und schirmte den hellen Mondschein von dem Mädchen ab. Das Zimmer lag im Dunkeln, aber in den Flügeln konnte das Mädchen den Mond sehen. Und sie spürte seine Kraft.
„Nach der heutigen Nacht bist du von den Albträumen befreit. Denn du trägst die Kraft des Mondes nun in dir. Dafür verlässt sich der Mond auf dich, dass du ihm Kraft zurückgibst und beim Verteilen der Träume hilfst. Alles, was du dafür tun musst, ist, in den Vollmondnächten zu schlafen. Solltest du dies nicht machen, werden die Albträume wiederkommen.“
„Ich werde den Mond nicht enttäuschen“, sagte das Mädchen zufrieden.
„Dreimal war ich da, als der Mond war so nah. Noch mal kommen werd ich nicht, ich verlass mich auf dich“, sagte die Eule.
Das Mädchen schloss die Augen und fiel in einen ruhigen Schlaf. Es schwebte auf den lächelnden Mond zu, der es in eine zärtliche Umarmung schloss.
Die Vollmondnacht war gerade erst vorüber, doch die Kleine konnte die nächste kaum erwarten. Denn die Träume in den Vollmondnächten wurden zu ihren schönsten. Und wenn sie nicht gestorben ist, dann träumt sie noch heute.
Christina Emmerling wurde 1992 in Würzburg geboren, wo sie auch heute noch lebt. Bereits während der Schulzeit und später neben der Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten begeisterte sie das Schreiben. Neben Kurzgeschichten schreibt sie Fantasyromane und arbeitet derzeit an einer Trilogie. Ihre erste Kurzgeschichte wurde 2013 in einer Anthologie veröffentlicht.