Читать книгу Maunz & Minka - Martina Meier - Страница 8
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Little
Zehn Geschwister, die Eltern, eine Oma und ein Reiterhof mit acht Pferden. So sieht mein Alltag aus. Stress, Stress und noch mal Stress. Ich bin ein dreizehn Jahre altes Mädchen, dem die Eltern den Namen Rosi verpasst haben. Wir sitzen beim Abendessen und ich bearbeite gerade alle, dass ich Little, eine kleine Katze, die ich vor ein paar Tagen auf der Straße gefunden habe, behalten darf. Na ja, alle, kann man auch nicht sagen, die Einzigen, die mir wirklich zuhören, sind mein Papa und die vierjährigen Drillinge. Währenddessen streiten sich meine zwei älteren Brüder und Oma versucht, sie zu besänftigen. Meine Zwillingsschwester füttert meinen Bruder Max, während Alex ihr die Ohren vollplappert. Mama stillt Maria, und Anna tippt wie verrückt SMS. Nach dem Essen sitze ich vor dem Laptop. Oma, Mama und Papa bringen die Kleinen ins Bett, nachdem sie noch mal nach den Pferden geschaut haben, die im Sommer immer draußen auf der Koppel bleiben.
So um zwölf in der Nacht, als Anna endlich ihr Handy ausgeschalten hat und ich mich an Little kuschele, ist es endlich ruhig im Haus. Deshalb bemerkt auch keiner, dass Little nach einiger Zeit vom Bett springt und unruhig im Zimmer hin und her läuft. Sie schleicht von einem Bett zum anderen, schaut zum Fenster und miaut. Keiner wacht jedoch auf, was die kleine Katze zu stören scheint. Deshalb kratzt sie an meinem Bettpfosten. Alle atmen immer noch gleichmäßig und keiner rührt sich. Die Katze maunzt und springt auf mein Bett, um mir ein paar Mal durchs Gesicht zu lecken.
Ich öffne die Augen. Little springt von meinem Bett und rennt im Zimmer hin und her. Vor der Tür bleibt sie stehen und miaut. Ich murmel vor mich hin und frage meine hoffentlich baldige Katze, was denn los sei. Natürlich antwortet sie mir nicht, kratzt stattdessen aber an der Tür. Müde setze ich mich auf.
Plötzlich nehme ich Brandgeruch wahr. Verwirrt schüttele ich den Kopf. Ich bin schon öfter in der Nacht aufgewacht und habe so etwas wahrgenommen, was allerdings nur Einbildung war. Jetzt aber geht der Geruch nicht weg und Little schaut immer wieder zu mir. Langsam stehe ich auf und gehe verschlafen zum Fenster. Was ich allerdings sehe, lässt mich einfrieren. Der Stall, der gleich neben dem Haus und der Scheune steht, brennt lichterloh. Einen Moment kann ich mich vor Schreck nicht mehr bewegen. Dann geht ein Ruck durch meinen Körper und ich beginne, heftig zu zittern. Meine Hand am Fensterbrett verkrampft sich und ich starre in die Flammen. Eintausend Gedanken schwirren kreuz und quer durch meinen Kopf und meine Beine fühlen sich wie Pudding an. Ein eiskalter Schauer läuft mir den Rücken hinunter. Als etwas Weiches gegen mein Bein stupst, rufe ich: „FEUER!“
Alles in mir schreit, dass ich rennen soll, nur rennen, aber ich kann nicht, ich stehe immer noch wie angewurzelt vor dem Fenster. Anna ist die Erste, die sich aufsetzt und fragt: „Was?“
„Es brennt! Der Stall brennt!“ Das ist das Einzige, was ich sagen kann.
Anna springt kurzerhand auf und zieht Phil, Bob und Susan die Decken weg, wobei sie mir hysterisch zuruft: „Oh mein Gott, Rosi, die Pferde!“
Es trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht. Daran hatte ich gar nicht gedacht!
„Was sollen wir tun?“, fragt Anna ängstlich.
Als mir bewusst wird, dass die Tiere nicht mehr zu retten sind, fang ich schrecklich an zu weinen. Susan tappt auf mich zu. „Was ist denn los?“ Als ich jedoch „die Pferde“ murmel, schaut sie mich entrüstet an und meint: „Mann, die sind doch auf der Koppel.“
Mir fällt ein Stein vom Herzen. Anna rennt aus dem Zimmer und ich höre, wie sie hektisch ruft. Ich schnappe mir Little, die sich ängstlich an mein Bein gedrückt hat. Meine Geschwister stehen neben mir, als Anna zurückkommt. „Los, jeder nimmt ein Kind, und dann raus!“
Auf dem Gang steht Mama mit zwei heulenden Babys auf dem Arm und ruft etwas. Sie sieht ängstlich aus. Oma verheddert sich mit dem Telefonkabel in Mamas Schal und versucht verzweifelt, sich zu befreien. Ich renne mit Little in der rechten, Max an der linken Hand los und schnappe mir noch Mr und Mrs Ham, unsere Hamster, die ich mir schnell in die Tasche stecke. Ich laufe nach draußen. Es raucht und der ganze Stall brennt. Nicht mehr lange und das Feuer greift auf unser Haus über.
„Die Feuerwehr ist unterwegs!“, schreit Oma.
Drei Stunden später.
Es ist alles gelöscht und zum Glück ist kein Mensch oder Tier verletzt. Als Anna später erzählt, dass ich sie geweckt habe, fällt mir ein, dass es Little war, die uns gerettet hat. Die kleine Katze, schwarz-weiß und von der Straße gerettet. Wir beschließen, dass sie ab nun fest zu unserer Familie gehört. Mein Papa sagt, wir sollten sie „Big“ nennen, statt „Little“, weil sie uns alle gerettet und den Namen verdient hätte. Aber ich finde, dass es keinen Unterschied macht, da sie so oder so ein Held ist.
Magdi Groh (14) aus Sulzbach-Rosenberg / Deutschland