Читать книгу Wo die wilden Geister wohnen Band 3 - Martina Meier - Страница 9
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Die surrenden Gespenster
Es war Halloween und June und Felix liefen im Dunkeln mit ziemlich vollen Tüten durch die Straßen.
„Wir haben heute ja echt super viele Süßigkeiten gesammelt. Das ist das beste Halloween aller Zeiten!“, freute sich Felix.
„Ja, das stimmt“, sagte June. „Dahinten in der nächsten Straße wohnt ein netter Opa, von dem habe ich im letzten Jahr eine ganze Tafel Schokolade bekommen. Wir sollten zum Abschluss noch bei ihm klingeln.“
„Gute Idee.“
Sie gingen durch eine finstere Gasse. Plötzlich spürte June etwas an ihrem Rücken. „Lass das, Felix, ich habe keine Angst“, sagte sie und blickte zu dem Jungen, der neben ihr lief.
„Was ist denn?“, fragte er. „Ich mache doch gar nichts.“
„Irgendwas hat mich am Rücken berührt und du bist der Einzige hier.“
Da war es schon wieder! Ein Windhauch und dann kitzelte June etwas im Nacken. Sie sah zu Felix hinüber, der die Augen aufriss. Mit zitternder Hand deutete er hinter sie.
June schluckte und zögerte. Dann hielt sie den Atem an und drehte sich langsam um. Sie wollte schreien, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Zwei Gespenster schwebten hinter ihnen! Junes Gedanken überschlugen sich. Wie konnte das sein? Es gab doch gar keine Geister. Oder doch? Sie starrte auf den Boden unter den in der Luft flatternden Kreaturen: Es waren keine Beine zu sehen! Ihr lief es eiskalt den Rücken hinunter.
„Wir müssen hier weg!“, rief Felix, packte sie am Arm und rannte los.
Keuchend bogen sie um die nächste Straßenecke und erreichten endlich das Haus von Felix´ Familie. Eilig steckte er den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. Die Kinder stolperten in den Flur und schmissen die Tür hinter sich zu. Dann rannten sie in sein Zimmer im ersten Stock und verriegelten die Tür. Als June gerade durchatmen wollte, schwebten die beiden Geister durch die offene Balkontür.
„Mist, das habe ich ganz vergessen“, murmelte Felix.
Starr standen die Kinder mit dem Rücken an der Wand und konnten ihren Blick nicht von den Geschöpfen lösen, von denen ein unheimliches Surren ausging. Langsam bewegten sich die Gespenster auf sie zu. Eines bewegte sich auf einmal wild hin und her, dann rauschte es zu Boden und es war ein dumpfer Aufprall zu hören. Das andere Gespenst schwebte auf dem gleichen Weg hinaus, wie es hineingekommen war.
„Warum war das bloß so laut?“, flüsterte June ihrem Freund zu. „Es ist doch nur ein Laken.“ Vor ihr lag der Stoff auf den Holzdielen. Sie nahm all ihren Mut zusammen und hob ihn mit zwei Fingern an. Mit verbogenen Rotorblättern kam eine Drohne zum Vorschein und surrte jämmerlich.
„Sieht so aus, als hätte uns jemand einen großen Streich gespielt“, sagte Felix erleichtert.
Durch die offene Balkontür drang lautes Lachen. Beide Kinder eilten hinaus und sahen nach unten. Mit Fernbedienungen in der Hand standen die beiden älteren Brüder von Felix im Garten.
„Ihr hättet sehen sollen, wie schnell ihr gelaufen seid“, riefen sie hinauf und lachten sich schlapp.
Noch nie war June so froh, keine älteren Brüder zu haben!
June Kaliner ist elf Jahre alt und besucht in der sechsten Klasse ein Gymnasium bei Freiburg. Wenn sie sich nicht mit Freunden trifft oder sich um ihre Hühner und Ziegen kümmert, dann liest und schreibt sie gerne. Sie hat einen kleinen Bruder, der manchmal ganz schön nerven kann. Zum Glück ist er süß.