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Augsburgs Blütezeit

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Zu Beginn der Neuzeit erlebte Augsburg sein „Goldenes Zeitalter“. Im 16. Jahrhundert wurden 13 Reichstage in der Stadt abgehalten. Die „Confessio Augustana“, das evangelische Glaubensbekenntnis, wurde dabei verlesen und der Augsburger Religionsfrieden verabschiedet. Berühmte Augsburger Kaufmannsfamilien wie die Fugger und die Welser bauten weltweite Handelsimperien auf. Von Augsburgs einzigartiger Stellung zeugt noch heute der Reichsadler an der Fassade des damals erbauten Rathauses (Bild).

Augsburg hatte sich im Lauf des Mittelalters zu einer bedeutenden Handwerker- und Handelsstadt entwickelt. Zu einem wichtigen Standbein einiger Augsburger Kaufmannsfamilien wurden der Bergbau und das Finanzwesen. Zu nahezu sagenhaftem Reichtum gelangten so vor allem zwei Familien: die Fugger und die Welser, die weltweite Handelsnetze aufbauen konnten. Den Welsern gehörte beispielsweise im 16. Jahrhundert das heutige Venezuela. Die Fugger waren die wichtigsten Finanziers des Herrscherhauses der Habsburger. So hielten die Kaiser Maximilian I. und sein Enkel Karl V. zahlreiche Reichstage in Augsburg ab. 1521 stiftete Jakob Fugger der Reiche die Fuggerei, die älteste noch bestehende Sozialsiedlung der Welt.

Bereits 1517 hatte mit dem Thesenanschlag Martin Luthers an der Wittenberger Schlosskirche die Reformation begonnen und ein Jahr später war Luther deshalb zum Reichstag nach Augsburg zitiert worden, wo er sich vor dem päpstlichen Gesandten, Kardinal Cajetan, rechtfertigen musste. Luther lehnte einen Widerruf seiner Thesen ab und floh aus Augsburg, weil ihm die Verhaftung drohte. Die Reformation ging dennoch weiter: 1530 verlas Philipp Melanchthon auf einem weiteren Augsburger Reichstag die „Confessio Augustana“, das evangelisch-lutherische Glaubensbekenntnis. Kaiser Karl V., seit 1519 an der Macht, war jedoch ein überzeugter Katholik und lehnte das Augsburger Bekenntnis ab.

Trotz der Verbundenheit mit den Habsburgern und mächtiger katholischer Familien wie der Fugger setzte sich in der Stadt die Reformation allmählich durch. In den 20er-Jahren des 16. Jahrhunderts fanden die ersten evangelischen Gottesdienste statt. Neben Anhängern der lutherischen Konfession fanden sich in der Stadt auch Mitglieder anderer evangelischer Strömungen. Die Zwinglianer waren die Hauptverantwortlichen für mehrere Bilderstürme, die unter anderem den Dom heimsuchten. War der Rat der Stadt anfangs neutral, schlug er sich zunehmend auf die Seite der Protestanten. 1534 griff er erstmals reformatorisch ein und beschränkte den katholischen Gottesdienst auf nur noch acht Kirchen. 1536 schloss sich die Stadt dem Schmalkaldischen Bund an, ein Jahr später verbot der Rat die katholische Religion dann ganz in der Stadt. Der Bischof floh nach Dillingen.

1547/48 fand ein weiterer bedeutender Reichstag in Augsburg statt: Nach dem Sieg über den Schmalkaldischen Bund wollte Karl V. den Protestantismus weiter zurückdrängen. Er verabschiedete das Augsburger Interim, das eine Zwischenlösung bis zum nächsten Konzil darstellen sollte. Es schrieb eine eigene Form der Religionsausübung vor und wurde weder von Protestanten noch Katholiken begrüßt. Nach dem Fürstenaufstand 1552 musste es wieder aufgegeben werden. Der religiöse Konflikt schwelte in der Stadt genauso wie im Deutschen Reich weiter. 1555 wurde er schließlich zumindest vorläufig beigelegt. In diesem Jahr handelte Ferdinand I., der Bruder des Kaisers, den Augsburger Religionsfrieden aus. Er erkannte die „Confessio Augustana“ und damit das lutherische Glaubensbekenntnis offiziell an. Damit konnten im Deutschen Reich nun beide Konfessionen gleichberechtigt nebeneinander existieren, der jeweilige Herrscher sollte die Religion seiner Untertanen vorgeben. Für Augsburg als Reichsstadt bedeutete dies, dass die Bikonfessionalität festgeschrieben wurde.

Mit dem Religionsfrieden beruhigten sich die religiösen Unruhen in der Stadt. Sie war weiterhin ein Zentrum der politischen Macht im Deutschen Reich und sah im 16. Jahrhundert noch einige prunkvolle Reichstage. In der Stadt blühte nicht nur der Handel sondern auch die Kunst, vor allem die Architektur. Die Fugger hatten mit mehreren Bauwerken die italienische Renaissance in die Stadt gebracht. Der Stadtrat beschloss nun einen weiteren Ausbau, um für künftige Reichstage gerüstet zu sein. So wurden drei Prachtbrunnen beauftragt, die bis 1602 fertiggestellt wurden. Maßgeblich geprägt wurde das Aussehen der Stadt vom Architekten Elias Holl, der 1602 zum Stadtbaumeister von Augsburg ernannt und mit dem Bau zahlreicher prachtvoller Bauten beauftragt wurde, darunter auch das Rathaus, das 1615 begonnen und 1624 fertiggestellt wurde. Weitere Reichstage fanden in Augsburg allerdings nicht mehr statt, denn mit den Verheerungen des Dreißigjährigen Kriegs endete schließlich auch Augsburgs „Goldenes Zeitalter“.

Kaiser Maximilian I. – der „Bürgermeister von Augsburg“

Der 1459 geborene Maximilian I. aus dem Hause Habsburg wurde 1486 deutscher König und 1508 Kaiser. Um Kriege zu führen und seine Hofhaltung zu finanzieren, musste er immer wieder Kredite bei der Kaufmannsfamilie Fugger, insbesondere bei Jakob Fugger, aufnehmen. Aufgrund der engen Geschäftsbeziehungen hielt sich Maximilian I. insgesamt 17 Mal mit einer Gesamtdauer von weit über zwei Jahren in Augsburg auf. 1501 kaufte er hier sogar ein Haus. Spöttisch wurde er deshalb auch als „Bürgermeister von Augsburg“ bezeichnet. Zwischen 1500 und seinem Tod 1519 hielt er zudem fünf Reichstage in Augsburg ab. Ein Reiterstandbild an einem Geschäftshaus in der Annastraße erinnert in Augsburg noch heute an den Kaiser.

Chronik

 1518 – Verhör Luthers durch Kardinal Cajetan

 1521 – Stiftung der Fuggerei

 1530 – Verlesung der „Confessio Augustana“

 1548 – Augsburger Interim

 1555 – Augsburger Religionsfrieden

 1588–1602 – Errichtung der Augsburger Prachtbrunnen

 1615 – Baubeginn des Augsburger Rathauses

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