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Zeitalter der Industrialisierung

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Anfang des 19. Jahrhunderts verlor Augsburg seinen Status als Reichsstadt und wurde in das Königreich Bayern eingegliedert. Durch die einsetzende Industrialisierung wuchs Augsburg bald zur Großstadt heran und wurde ein bedeutender Standort der Textilindustrie und des Maschinenbaus. Riesige Fabriken wie die SWA (Bild) entstanden.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde Augsburg in die seit 1792 tobenden Koalitionskriege zwischen Napoleon und seinen Gegnern hineingezogen. 1796 fanden erstmals in unmittelbarer Nähe zu Augsburg Kampfhandlungen statt. Dabei plünderten Revolutionstruppen die Nachbarstadt Friedberg. 1799 wurde Augsburg zu einem Etappenort der kaiserlichen Armee und musste als Lazarett, Gefangenenlager und Militärdepot herhalten. 1800 drangen dann französische Truppen in die Stadt ein und nutzten sie ebenfalls als Lager. Beides verursachte der Stadt Augsburg riesige Kosten und riss ein gewaltiges Loch in die Stadtkasse.

Der Friede von Lunéville 1801, der den Zweiten Koalitionskrieg beendete, sah vor, dass alle weltlichen und kirchlichen Besitztümer, die unmittelbar dem Reich unterstanden, aufgelöst werden sollten und als Entschädigung für die durch den Friedensschluss abgetretenen linksrheinischen Gebiete an die benachbarten Fürstentümer übergeben werden sollten. Dies betraf auch die reichsunmittelbaren Gebiete in Augsburg: das Hochstift, die Reichsabtei St. Ulrich und natürlich die Reichsstadt selbst. Die Säkularisation des kirchlichen Besitzes in den Jahren 1802/03 konnten die Augsburger nicht verhindern. Immerhin erreichten geschickte Unterhändler, dass die Reichsstadt vorerst unabhängig blieb und zudem aller innerstädtische Klosterbesitz in den Besitz der Stadt überging.

Augsburg war durch die territoriale Neuordnung dieser Jahre zu einer Art einsamen Insel inmitten des Königreichs Bayern geworden. 1805 brach der Dritte Koalitionskrieg aus. Bayern schlug sich auf die Seite Frankreichs und sah in Augsburg nun ein begehrtes Objekt. In einem Geheimvertrag versprach Napoleon den Bayern im Fall eines Siegs Augsburg als Gewinn. Der jetzt drohende Verlust der Unabhängigkeit wurde in Augsburg zwiespältig gesehen. Zwar versuchten Patrizier und Stadtrat die Übernahme durch Bayern durch Verhandlungen zu verhindern, gleichzeitig versprachen sich aber Händler und viele Bürger aufgrund der verheerenden Finanzlage der Stadt deutliche Vorteile von einer Zugehörigkeit zu Bayern. Am 26. Dezember 1805 war es dann soweit: Der Frieden von Pressburg sprach Augsburg dem Königreich Bayern zu. Im Sommer 1806 konstituierte sich erstmalig ein königlich bayerischer Stadtmagistrat. Damit endete nach fast 500 Jahren die Reichsunmittelbarkeit Augsburgs.

Unter der neuen Herrschaft begann eine kommunale Neuordnung. In den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts hielt dann die Industrialisierung Einzug in Augsburg. Die Stadt profitierte dabei sowohl von ihrer günstigen Lage an den Flüssen Lech und Wertach, als auch vom großzügig vorhandenen Investitionskapital der Augsburger Bankhäuser. Besonders in der Textilindustrie nahm Augsburg bald eine Führungsrolle in Deutschland ein: 1837 wurde mit der Mechanischen Baumwollspinnerei und -weberei Augsburg (SWA) ein bedeutendes Unternehmen der Textilindustrie gegründet. Bis 1885 entstand die Neue Augsburger Kattunfabrik (NAK), ein weiterer Großbetrieb.

Auch der Maschinenbau wurde bald zu einem wichtigen Standbein der Augsburger Industrie. 1840 entstand in der Stadt der Vorläufer der 1898 gegründeten Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN). In Zusammenarbeit mit der Fabrik konstruierte Rudolf Diesel in der Stadt 1893 bis 1897 den ersten nach ihm benannten Motor. Wichtig für die weitere Entwicklung der Stadt war auch der Ausbau des Eisenbahnnetzes. Schon 1840 wurde die erste Linie nach München eröffnet. Bald folgten auch Strecken nach Kaufbeuren, Nürnberg und Ulm.

Durch die Industrialisierung nahm auch die Bevölkerungszahl der Stadt deutlich zu. Bald wurden die alten Stadtmauern zu eng. Nach dem in den 60er-Jahren des 19. Jahrhunderts der Festungscharakter der Stadt aufgehoben worden war, wurde weite Teile der Stadtbefestigung, auch viele historische Stadttore, abgerissen. Im Westen entstand ein breiter Boulevard, die heutige Konrad-Adenauer-Allee, und die Stadt erhielt damit ein modernes, großstädtisches Aussehen. Doch auch die negativen Folgen der Industrialisierung waren in Augsburg zu sehen. Vielfach entstanden außerhalb der ehemaligen Stadtmauer große Arbeiterviertel, die von Armut geprägt waren.

Napoleon in Augsburg

Am 9. Oktober 1805 besetzte die französische Armee Augsburg. Einen Tag später zog auch Napoleon persönlich durch das Wertachbrucker Tor in die Stadt ein. Insgesamt drei Tage hielt er sich in Augsburg auf und wohnte dabei im Hotel „Drei Mohren“. Angeblich soll er zu Augsburger Ratsherren Folgendes gesagt haben: „Sie haben ein schlechtes Pflaster, ich muss Sie einem Fürsten geben.“ Beweise gibt es für diese Aussage nicht, doch der Entschluss, Augsburg an Bayern zu übergeben, stand für Napoleon nach seinem Besuch auf jeden Fall fest.

Chronik

 1805 – Einzug Napoleons in Augsburg

 1805/06 – Eingliederung in das Königreich Bayern

 1840 – Fertigstellung der Bahnlinie Augsburg–München

 1893–1897 – Konstruktion des ersten Dieselmotors

 1898 – Geburt Bertolt Brechts

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