Читать книгу Das Superschnäppchen - Mary Carter - Страница 5
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ОглавлениеOkay, ich will ehrlich sein. Ich bin mit dem Langfinger geboren worden. Meine Mutter hat eine gesunde, acht Pfund schwere, fünfundfünfzig Zentimeter große, blauäugige, brüllende Diebin zur Welt gebracht. Mit zwei Jahren stahl ich dem Babysitter die Autoschlüssel, mit vier ließ ich drei Gläser Erdnussbutter und eine Schachtel Plastikmesser aus Safety Town, dem Kinderparadies, mitgehen, und im Alter von sechs veruntreute ich regelmäßig Kakao für mich und ein paar ausgewählte Freunde. Auf der Junior High und dann auf der Highschool wusste jeder, dass man sich nur an mich wenden musste, wenn man etwas haben wollte.
Und sie wollten: Kondome, Schwangerschaftstests, Schweizer Armeemesser, Make-up und hin und wieder ganz gerne einen Vibrator. Ich nahm pauschal zwanzig Dollar pro Gegenstand, und als ich meinen Abschluss machte, hatte ich etwas über sechstausend Dollar in Schuhschachteln unterm Bett. Auf jedem anderen Gebiet war ich ein braves Mädchen. Ich tat, was meine Eltern von mir wollten, ich war nett zu alten Leuten, ich bekam immer nur Einsen, ab und zu eine Zwei, und einmal verbrachte ich einen ganzen Sommer damit, Vogelhäuschen für geistig Behinderte anzustreichen. Was konnte denn ich dafür, dass ich die unheimliche Fähigkeit besaß, Sachen unbemerkt aus Regalen in meinen Taschen verschwinden zu lassen?
Und hier zu leben, ist vergleichbar mit der Situation eines Alkoholikers, der in einer Kneipe wohnt. New York ist voll mit großen, anonymen, bösen, raffgierigen Kaufhäusern. Ich habe kein allzu schlechtes Gewissen, wenn ich sie ausnehme, weil ich genau weiß, dass wir auch von ihnen ausgenommen werden. Wollen wir wetten, dass sie die Umwelt verschmutzen, Preise willkürlich hochschrauben, Schwarze misstrauisch durch den ganzen Laden verfolgen und/oder geheime Fabriken in Dritte-Welt-Ländern betreiben, wo hungernde Kinder Teddys, die sie nie werden haben können, Glasaugen annähen? Allein der Gedanke daran weckt in mir den Wunsch, zu Bloomingdale’s zu laufen und sie um ein paar Lippenstifte zu erleichtern. Aber zuerst werde ich meine Nachrichten abhören. Sehen Sie – was habe ich Ihnen gesagt? Heute ist ein neuer Tag, und mein Anrufbeantworter blinkt. Ich bete zum Schutzheiligen der Männer, die anrufen wollen, aber bei einem schrecklichen Unfall alle Finger verloren haben und schließlich entscheiden, die Nummer mit einem Stift im Mund einzutippen: Bitte, bitte, lass es Ray gewesen sein.
Er ist es nicht gewesen. Die Nachricht ist von Jane Greer, der »Stellenvermittlungskoordinatorin« von Fifth Avenue Temps, meiner Zeitarbeitsfirma. In ihrem unverkennbaren Brooklynakzent verlangt sie mich morgen früh in ihrem Büro zu sehen. Jane ist an einem guten Tag recht einschüchternd, aber eine solche Nachricht hat sie mir noch nie hinterlassen. Ich habe Gründe, mich zu fürchten: Jane ist dafür berühmt, einen kurzen Geduldsfaden und einen langen Arm zu haben. Ich brauche Beistand. Ich wage mich ins Wohnzimmer, wo Kim auf dem Sofa liegt und die Füße mit den frisch lackierten Nägeln auf einem Kissenberg deponiert hat. »Uh-oh«, sagt sie, als ich ihr von Janes Anruf erzähle. Während ich darauf warte, dass sie ausführlicher wird, betrachte ich ihre Fußnägel. Der Lack ist knallorange. Ich sähe damit scheußlich aus, aber sie kann es ungestraft tun. Kim Minx, über eins achtzig groß, nimmt das ganze Sofa ein.
Ihr Kopf liegt auf der Armlehne, und ihr langes, blondes Haar fällt locker an der Seite herab. Sie blättert durch die neuste Ausgabe der Vogue. Obwohl die Werbung uns Otto-Normal-Mädels anfleht, es nicht zu tun, hasse ich sie, weil sie schön ist. Ich liebe sie allerdings auch, weil sie meine beste Freundin ist. Kim und ich haben uns vor acht Jahren bei einem jedermann offenstehenden Vorsprechen für eine Milchreklame kennengelernt, das mehr als in einer Hinsicht ein Viehauftrieb war. Das war lange vor der Milchbart-Kampagne, und sie suchten eine schöne junge Unschuld, die »Hm, Milch. Tut dem Körper gut« sagen sollte. Wir Mädchen wurden in Gruppen zusammengefasst, standen mit unseren Porträtfotos und Lebensläufen in der Hand da und warteten, während wir unser Bestes gaben, uns gegenseitig aus der Reihe zu graulen. Die Schauspielerinnen aus der Gewerkschaft durften als Erste dran, daher hatten wir Nicht-Gewerkschaftlerinnen jede Menge Zeit, das zu tun, was arbeitslose Schauspieler am besten können: uns an den Unsicherheiten der anderen zu weiden – Chorus Line küsst Herr der Fliegen!
Zu der Zeit besuchte ich gerade einen seriösen Schauspielkurs und hielt mich für etwas Besseres als die angeberischen Stepptanz-Diven, die mich umgaben. Ich war ein Method Actor, der an der Village School of Acting studierte, wo ich ganz im Einsatz meines sensorischen Gedächtnisses aufging. Der Grundgedanke dieser Methode ist es, seine im Leben gemachte und gespeicherte Erfahrung abzurufen und in den Rollen, die man spielte, wiederzubeleben, anstatt »vorzugeben«, jemand anderer zu sein. Welche Figur man auch spielte – man musste das Gedächtnis nach einem Ereignis durchkämmen, das dem, das die Figur gerade durchlebte, gleichkam.
Wenn man also zum Beispiel jemanden in einer Angstsituation spielte, kramte man eine Angstsituation aus der Erinnerung hervor und setzte das einst erlebte Gefühl dann in der Szene ein. Mehr als einmal wünschte ich mir damals, Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls oder eines Carjackings zu werden, so dass die Saat des nackten Entsetzens in mein Inneres gebracht würde. Diese Methode ist großartig, denn alles in deinem Leben wird plötzlich zu Futter für deinen Job als Schauspielerin. Tante Betty ist gestorben? Benutz es! Hol die arme Tante Betty hervor, wenn du das nächste Mal auf der Bühne heulen sollst. Es sei denn, du hast Tante Betty gehasst, aber dann kannst du die Erinnerung an sie hervorzerren, wenn du vor Wut beben oder dich vor Verachtung schütteln sollst. Ist die Katze deiner Kindheit von einem LKW plattgewalzt worden? Ja, natürlich ist das tragisch und traurig – aber von unschätzbarem Wert! Alle in meinem Kurs holten solche Erinnerungen hervor, und wir brachten uns damit zum Lachen und Weinen oder gingen uns gegenseitig vor Wut an die Kehle. Schauspielerei ist die Kunst der Verdammten, und ich war ihre devote Dienerin.
Während also die anderen Anwärterinnen plauderten, sich in Szene setzten und angaben, was das Zeug hielt, durchsuchte ich mein Inneres nach meinem Verhältnis zu Milch. Ich wusste, wenn ich eine wirklich mächtige, schmerzliche Erinnerung an Milch finden konnte, dann würde ich die Rolle bekommen. Das Problem war nur – ich litt unter einer Laktoseintoleranz.
Okay, ich habe nicht wirklich eine Milchzuckerunverträglichkeit, ich kann das Zeug einfach nicht ausstehen. Dafür habe ich wirklich hübsche Brüste, und ich hoffte, dass das mein inadäquates Verhältnis zu Milch ausgleichen konnte. Als ich jedoch über das wogende Dekolleté-Meer um mich herum blickte, wurde mir klar, dass auch all die anderen auf ihre Brüste zählten, und in einem Anfall von inspirierender Hellsicht begriff ich, dass ich eins mit der Milch werden musste.
Hm, Milch. Hmmmmmm, Milch! Eher sexy oder eher scheu? Oder beides gleichzeitig?. Vielleicht sollte ich einen russischen Akzent nachahmen. Ich war ziemlich gut darin, Akzente zu imitieren. Da. Miilch. Oh, vielleicht sollte ich an Milchshakes denken! Milchshakes mag ich nämlich durchaus. MMMM Da Milchscheck. Weg mit dem albernen Russenkram. Hmmm, Milchshakes! Tun dem Körper gut! Und machen dich fett. Aus – streichen! Denk nicht mal an »fett«, oder dich umgibt eine Aura der Fettigkeit. Mist, warum habe ich das getan? Denk mager, Melanie! Hm, Magermilch. Tat dem Körper gut!
Nein, so geht das nicht. Die großartige Schauspiellehrerin Uta Hagen würde mir sagen, ich solle ersetzen. Ich brauche Milch nicht zu mögen. Ich muss Milch durch etwas ersetzen, was ich mag, und mir vorstellen, es sei Milch. Nein – nicht etwas, was ich mag. Etwas, was ich liebe. Etwas, was ich unbedingt haben muss, unbedingt will. Geh in dich, Melanie. Ja, genau das muss ich tun. Was kann ich als Ersatz nehmen?
Schokolade? Sex? Ruhm? Moment mal. Was, wenn ich ausgerechnet dieses Vorsprechen als Ersatz nehme? Ich will diese Rolle mehr als alles andere auf dieser Welt, also wird diese Rolle zu Milch. Ja! Nach dieser Rolle sehnt sich mein innerster Kern, mein ganzes Wesen, und daher sehnt sich mein ganzes Wesen nach Milch. Gott, bin ich brillant. Mmmm. Milch. Tat dem Körper guuuuuut. Ja. Das ist es!
Und drei Stunden später kann ich es endlich sagen. »Sei bloß nicht sexy«, flüstert mir die Frau zu, die aus dem fensterlosen Raum kommt, in den ich gerade hineinwill. »Die haben sexy satt.«
»Was?« Aber sie ist schon weg. Und sie hat mich aus der Bahn geworfen. Ich will diesen Job leidenschaftlich; ich sterbe ohne ihn (und daher ohne Milch), und wie in aller Welt soll ich leidenschaftlich und nicht sexy sein? Das geht doch gar nicht. Aus mir strömt momentan reiner Sex – ich schwelge darin –, und alles nur wegen dieser verdammten Milch.
Tja, nun war keine Zeit mehr, eine nichtsexuelle Verbindung zu Milch zu finden. Ich wurde in den Raum geführt, in dem zwei streng blickende Leute warteten, ein Mann und eine Frau, die Klemmbretter und Stifte hielten wie Schild und Schwert.
»Sagen Sie bitte Ihren Namen für die Kamera«, sagte der Mann.
»Melanie Zeitgar.«
»Okay – Sie haben mich nicht ausreden lassen.« Er warf der Frau einen Blick zu, die die Augen verdrehte und den Kopf schüttelte. Plötzlich fand ich Milch wieder genauso widerlich wie zuvor und begann zu schwitzen. »Wenn das kleine rote Licht angeht, sagen Sie Ihren Namen für die Kamera, warten zwei Sekunden und sprechen dann den Satz. Okay?«
»Okay.« Zwei Sekunden. Das ist doch, als ob man bis zwei zählt, oder? Aber muss es heißen »eins, zwei« oder »einundzwanzig, zweiundzwanzig«? Scheiße. Ich überlegte, ob ich nachfragen sollte. Würde ich damit selbstsicher oder schrecklich nervös rüberkommen?
»Miss?«
»MMM DA MIILCH!«, brüllte ich, bevor ich mich zurückhalten konnte.
»Zuerst Ihr Name und dann der Satz – nach dem roten Licht«, sagte er ungeduldig.
»Beruhigen Sie sich«, fügte die Frau hinzu. »Holen Sie tief Luft.«
Ich lächelte und holte tief Luft, um zu demonstrieren, wie gut und präzise ich Regieanweisungen ausführen konnte.
»Okay, rotes Licht. Wenn es angeht, sprechen Sie.«
Ich hatte das plötzliche Bedürfnis, zu bellen, und der Gedanke daran brachte mich zum Kichern. Und als ich versuchte, mir das Kichern zu verkneifen, blubberte es erst richtig in mir hoch. Dann ging das rote Licht an, und obwohl ich inzwischen grölte wie ein junger Seehund, gelang es mir, meinen Namen auszusprechen und den Satz aufzusagen. Durch mein unpassendes Gelächter kam das Wort »Milch« allerdings wie »Mulch« heraus. Hm, Mulch. Tut dem Körper gu-hu-hut. Hätte ich dabei Milch trinken müssen, wäre sie mir garantiert aus der Nase gekommen.
»Kann ich noch mal?«, wollte ich sagen, doch wie bei einer Achterbahnfahrt, für die man ewig (und natürlich bei praller Sonne) Schlange gestanden hat, hatte ich nur wenige ratternde Augenblicke gehabt, war abwärtsgerast und dann mit einem heftigen Ruck abrupt zum Stehen gebracht worden. Eine dünne Assistentin, ganz in Schwarz gekleidet, tauchte aus dem Nichts auf und griff nach meinem Ellenbogen. »Nächster!«, brüllte der Mann mit dem Klemmbrett, und als ich hinausbegleitet wurde, hörte ich die Frau sagen: »Liegt es an mir, oder hat sie sich russisch angehört?«
Augenblicklich verfrachtete ich mein gedemütigtes Ego aufs Damenklo. Mach dir nichts draus, sagte die Stimme in mir, diese Schande kannst du ein anderes Mal nutzen. Erkennen Sie, wie bescheuert wir Schauspieler sind? Der Gedanke munterte mich tatsächlich ein bisschen auf. Und dann traf ich Kim Minx vor dem Waschbecken, in das sie sich die Augen ausheulte.
Zuerst dachte ich, sie würde nur an ein verstorbenes Haustier aus ihrer Kindheit denken, aber mein geschulter Blick realisierte rasch, dass hier nicht allein das sensorische beziehungsweise emotionale Gedächtnis aktiviert war. »Alles in Ordnung?«, fragte ich leise. Sie hob die gefluteten Augen, um meinem Blick im Spiegel zu begegnen.
»Diese Schweine!«, schrie sie. »Diese miesen Milchschweine!« Dann ließ sie den Kopf wieder sinken und schluchzte herzergreifend. Ihr langes, blondes Haar baumelte ins Waschbecken. Ich hob die Hand, um ihr den Rücken zu tätscheln, als sie plötzlich herumwirbelte und mir die Brust entgegenstreckte, so dass ich ihre Möpse tätschelte. Hastig zog ich die Hand weg.
»Die sind angeblich nicht gleichmäßig!«, schrie sie und bog noch weiter den Rücken durch. »Aber das sind sie doch wohl, oder? Oder?«
Ich betrachtete ihre Brüste und zögerte. Tatsächlich sah die linke etwas größer aus als die rechte. Aber sie war so niedergeschmettert, dass ich nicht wagte, ihr zu widersprechen.
»Und das haben die dir gesagt?«, fragte ich entsetzt.
»Nicht ausdrücklich«, gab sie zu. »Aber ich weiß, dass sie das gedacht haben. Er hat seinen Kopf zur Seite geneigt. Zur Seite. So.« Kim ließ ihren Kopf auf die eine Schulter sinken wie eine Marionette, der man plötzlich einen Faden durchtrennt. Ich ertappte mich dabei, es nachzumachen.
»Aber du hast tolle Brüste«, sagte ich und konnte nur hoffen, dass sie mich jetzt nicht für lesbisch hielt. »Mein Freund würde sie garantiert lieben«, fügte ich hinzu, um meine sexuellen Präferenzen klarzustellen. »Dieses Ekel. Wie kann er es wagen, den Kopf schief zu legen. Du bist schön. Perfekt. Ich habe dich gerade nur angesehen und gedacht: ›Hm, Milch!‹« Oje. Da war ich ja wohl zu weit gegangen. Ich hatte nur nett sein und vielleicht eine Freundin gewinnen wollen (Schauspielerinnen sind dafür berüchtigt, sich gegenseitig zu hassen und lieber mit ihren männlichen Kollegen abzuhängen), und nun hörte ich mich an, als wollte ich sie angraben. Aber sie sah mich nicht finster an oder wich panisch zurück, sondern lächelte.
»Wirklich? Und das sagst du nicht nur so?«
Da ich nun schon einmal auf dieser Schiene fuhr, beschloss ich, weiterhin dick aufzutragen. »Mann, glaub mir, du bist so perfekt, dass ich kotzen könnte!«, brüllte ich. »Ich finde dich echt zum Kotzen perfekt!«
Ihr Gesicht leuchtete auf wie eine Neonreklame, und sie wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Dann warf sie ihr blondes Haar über die Schulter und hielt mir eine perfekt manikürte Hand entgegen. »Kim Minx.«
»Melanie Zeitgar.«
»Magst du mexikanisch, Melanie Zeitgar?«
»Absolut«, log ich.
Und so gingen Kim und ich an diesem Nachmittag unsere erste Margarita in einer Reihe von sehr, sehr vielen gemeinsamen Margaritas trinken. Hm, Margarita. Tut dem Körper gut. Wir wurden schnell Freundinnen, Shopping-Gefährtinnen (Kim kaufte, ich lobpreiste, und manchmal kehrte ich später in die Läden zurück und ließ ein paar Kleinigkeiten mitgehen, die mir bei meinen Erkundungstrips aufgefallen waren) und Vertraute. Sie weiß alles von mir – bis auf das mit meinen Raubzügen, versteht sich. Als ich mich an der NYU einschrieb, verloren wir uns eine Weile aus den Augen, konnten den Kontakt aber wieder aufnehmen. Sie war die Erste, die ich anrief, als mein Leben vor drei Jahren implodierte, und ich war die Vierte, die sie anrief, als sie vergangenes Jahr diese großartige mietpreisgebundene Wohnung fand. Okay, die Freundschaft ist nicht genau austariert, aber das macht mir nichts. Sie ist die Einzige, die sich nicht an meinen kleinen Neurosen reibt. Aber manchmal kann sie unglaublich nerven.
»Uh-oh? Was?«, greine ich.
Sie blättert um, bevor sie antwortet. Mode kommt vor Freundschaft. »Erzähl mir noch einmal, was sie gesagt hat. Genau.«
»Melanie, ich will dich in meinem Büro sehen. Kannst du um acht Uhr hier sein?‹«
»Uh-oh.«
»Kim, hör auf damit. Vielleicht hat sie einen phantastischen Job für mich.«
»Daran zweifle ich. Aber viel Glück.«
»Musst du eigentlich so ehrlich sein? Schon mal was von frommen Lügen gehört?«
»Tut mir leid, Mel, du hast ja recht. Sie wird dir einen Traumjob auf der Queen Mary vermitteln. Wie ist das?«
»Unaufrichtig.«
»Ach komm, es wird schon nichts sein. Du gehst zu ihr, strahlst sie an und sagst zu allem ja und amen.« Kim lächelt mich vorbildlich an, und ich tue es ihr nach. Sie schüttelt den Kopf. »Du siehst aus, als hättest du Bauchschmerzen.« Ich stelle mir vor, wie Ray meinen Nacken küsst, und versuche es noch einmal. »Auch nicht. Viel zu selig«, sagt Kim. »Discount-Lächeln.« Das Beste für Kim ist ein Ausverkauf mit wonnigen Rabatten. Ich stelle mir vor, einen Kaschmirpulli zu klauen. »Perfekt«, sagt Kim. »Genauso muss es aussehen.«