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Die Reise nach Brummholm
ОглавлениеWenige Tage später war es soweit: Sie hatten Flugtickets gekauft und nun sassen sie auf dem Flughafen und warteten auf ihren Flug nach Güldenhafen.
Der Chinchillabär hatte die Brusttasche, die Zettelmann ihm geschenkt hatte, nicht mehr abgenommen, seitdem er sie bekommen hatte. Ja, sogar nachts hatte er damit geschlafen. Er wollte um nichts in der Welt den Vertrag und die Hausschlüssel verlieren.
Nun hatte er auch die Pässe und die Flugtickets mit dabei. Alle zehn Minuten kontrollierte er, ob alles noch da war. Jedesmal, wenn eine Sache kontrolliert war, sagte er „tscheck“ – das hatte er einmal in so einem amerikanischen Film gesehen.
Wieder waren zehn Minuten vergangen. Der Chinchillabär kontrollierte:
„Mein Pass – tscheck.
Der Pass vom Tigereichhorn – tscheck.
Der Pass vom Blumenpferd – tscheck.
Der Vertrag – tscheck.
Die drei Flugtickets – tscheck.
Die Schlüssel – tscheck. Alles da!“
Das Tigereichhorn und das Blumenpferd seufzten, aber sie sagten nichts, denn es war ja gut, das der Chinchillabär so gut aufpasste.
„Wenn wir nach Güldenhafen fliegen, fliegen wir zuerst über Brummholm. Wenn das Wetter gut ist, können wir sogar den Kleinen Bärensee und Schnurholm vom Flugzeug aus sehen!“ erklärte der Chinchillabär.
„Du kannst ja den Fensterplatz nehmen“, sagte das Blumenpferd, das ein wenig Angst vor dem Fliegen hatte.
Der Chinchillabär war froh, den Fensterplatz bekommen zu können – er hatte nämlich extra ein altes Fernglas mitgenommen und freute sich schon darauf, alles sehen zu können.
Nun war es Zeit, zur Kontrolle zu gehen. Sie mussten alle Dinge, die sie dabeihatten, auf ein Fließband legen. Der Chinchillabär musste widerwillig seinen Brustbeutel auf das Band legen. Besorgt sah er zu, wie der Beutel in einer Röntgenmaschine verschwand. Er atmete erleichtert auf, als er den Beutel wieder am anderen Ende der Maschine auftauchen sah.
Zur Sicherheit kontrollierte er nochmals, ob alles da war. Es könnte ja sein, dass jemand anderes einen ähnlichen Beutel hatte und dass sein Brustbeutel nun mit einem anderen verwechselt worden war. Das wäre ja schrecklich. Nachdem er sechsmal „tscheck“ gesagt hatte, konnte sich die Schlange der Wartenden weiterbewegen und nun wurden das Tigereichhorn und das Blumenpferd kontrolliert.
Das Blumenpferd bekam ein wenig Ärger wegen einer kleinen Flasche mit Schampoo. Es waren zehn Milliliter zu viel Schampoo darin. Bestürzt musste es mit ansehen, wie der uniformierte Wachmann die Flasche in einen Mülleimer warf. Hätte es doch nur das Schampoo zu Hause gelassen! Ja, aber sie hatten ja nun gar kein Zuhause mehr – sie hatten nämlich das kleine Dachzimmer gekündigt und waren nun auf der Reise zu ihrem neuen Zuhause.
„Sei nicht traurig, Blumenpferd!“ tröstete das Tigereichhorn. „Auf Schnurholm gibt es bestimmt auch einen kleinen Laden wo man Schampoo kaufen kann!“
Fast zwei Stunden später sassen sie endlich auf ihren Plätzen im Flugzeug. Der Chinchillabär hatte Tage vorher lange Zeit in der Sammlung von Landkarten vom Tigereichhorn gekramt und hatte genau studiert, über welche Orte das Flugzeug wohl fliegen würde. Er hatte ausgerechnet, dass Brummholm auf der rechten Seite zu sehen sein müsste und sie hatten deshalb die Plätze so gebucht, das einer der Plätze ein Fensterplatz auf der rechten Seite war.
Die meiste Zeit während des Fluges stand der Chinchillabär auf seinem Platz, weil er dadurch besser mit seinem langen Fernrohr hinuntersehen konnte. Er erzählte dauernd mit lauter Stimme, was er unten sah.
Viele andere Passagiere amüsierten sich über den Chinchillabären, aber das war ihm egal. Wenn der Chinchillabär von winzig kleinen Wölkchen und Städtchen und winzigen Flüssen erzählte, hielt sich das Blumenpferd die Ohren zu. Es hatte nämlich ein wenig Angst vor dem Fliegen und wollte lieber nicht daran erinnert werden, dass sie ziemlich
weit oben in der Luft waren.
Schliesslich begann das Flugzeug niedriger zu fliegen, denn nach Güldenhafen war es nun nicht mehr weit. Nun wurde der Chinchillabär ganz aufgeregt, denn er konnte Brummholm genau sehen.
„Jetzt sieht man auch den Kleinen Bärensee in der Mitte! Ja, und der kleine Klecks in der Mitte davon ist Schnurholm, ich glaube ich kann sogar unser Haus sehen, es sieht aus wie ein winzig kleiner rötlicher Punkt genau in der Mitte, in einem kleinen Wäldchen, und es liegt auch etwas Graues, Rechteckiges daneben! Der See glänzt in der Sonne, als wenn er aus Silber wäre, und es gibt auch viele andere kleine Seen auf Brummholm, die funkeln alle wie Diamanten, die jemand auf den Boden gestreut hat!“
Er hätte noch mehr poetische und romantische Beschreibungen geliefert, aber nun wurde er von einer Stewardesse aufgefordert, sich hinzusetzen und anzuschnallen, sie würden nämlich in zehn Minutten landen.
Der Chinchillabär drückte seine Schnauze platt am Fenster, um den Landungsanflug genau verfolgen zu können. Jetzt sah er die Fähre, die Güldenhafen mit Tatzenhausen auf Brummholm verband. Wie ein klitzekleines Spielzeugboot sah sie aus. Er sagte aber nichts, denn er wusste, dass dann das Blumenpferd, das schon ganz grün im Gesicht war, auch noch seekrank werden würde beim Gedanken auf ihre bevorstehende Seereise.
Aber als sie endlich aus dem Flughafen in Güldenhafen gekommen waren, fuhr ihnen der Bus zum Fährhafen doch glatt vor der Nase weg. „Jetzt kommen wir zu spät zum Hafen und verpassen womöglich die Fähre!“ jammerte das Tigereichhorn.
Gerade, als sie nachsahen, ob sie genügend Geld für ein Taxi hatten, fiel dem Blumenpferd eine kleine Handtasche auf, die neben einer Bank bei der Bushaltestelle stand. Zuerst freute es sich und dachte: „Hurra, endlich eine Handtasche für mich alleine!“
Aber unsere drei Freunde wurden sich schnell einig, dass sie die Tasche natürlich bei der Polizei abgeben würden. Sicherlich würde jemand sie vermissen.
Sie gingen also zurück zum Flughafen, wo eine kleine Polizeistation war und dort gaben sie die Tasche ab. Als der Polizeibeamte fragte, ob sie Finderlohn haben wollten, sprudelte es aus ihnen heraus: „Wir wollen schnell zum Hafen, denn unsere Fähre geht bald und wir haben den Bus verpasst!“
Der Polizeibeamte zog die Stirn in Falten und sah auf seine Uhr. „Die Fähre haben Sie sicherlich schon verpasst, aber vielleicht geht ja ein Polizeiboot nach Tatzenhausen, warten Sie, vielleicht kann ich etwas für Sie organisieren!“
Nachdem er ein paar Telefongespräche getätigt hatte, gab es gute Nachrichten für die drei. Noch am selben Abend würde ein Polizeiboot nach Tatzenhausen losfahren und ausnahmsweise könnte es drei Passagiere mitnehmen. Er erklärte Ihnen, wo am Hafen sie es finden würden und wann es abfahren würde.
Sie erreichten das Boot mit dem nächsten Bus. Es war natürlich nicht so luxuriös wie die Fähre, alles war grau wie das Meer bei schlechtem Wetter und die Sitze waren klein und hart. Aber das Tigereichhorn war begeistert und liess sich alle die technischen Einzelheiten vom Kapitän erklären. Es durfte während der Überfahrt dem Kapitän ein wenig helfen.
Der Chinchillabär und das Blumenpferd sassen in der kleinen Kombüse. Das Blumenpferd musste während der ganzen Überfahrt immer den Horizont im Auge behalten, um nicht seekrank zu werden und der Chinchillabär nahm ein kleines Nickerchen.
Das Polizeiboot war schneller als die Fähre und das Blumenpferd sah, wie sie nach einer Weile die Fähre überholt hatten.