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Die Schatztruhe

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Am nächsten Morgen regnete es. Sie waren froh darüber. Eigentlich hatten sie nämlich geplant gehabt, gleich nach Tatzenhausen zu reisen, um sich dort beim Arbeitsamt als Arbeitssuchende registrieren zu lassen. Aber wer hat schon Lust, im Regen zum Arbeitsamt zu laufen? Noch dazu in einer für sie unbekannten Stadt. Sie beschlossen also, die Fahrt nach Tatzenhausen um einen Tag zu verschieben.

Vernünftige Hausbesitzer würden ja zuerst einmal nachsehen, ob es Wasser und Strom gäbe, ob es ein Badezimmer, eine Küche und womöglich auch einen Keller gäbe, welche Fenster sich öffnen lassen würden und welche nicht, und so weiter und so fort.

Aber der Chinchillabär, das Tigereichhorn und das Blumenpferd waren oft recht unvernünftig und deshalb beschlossen sie, nach dem Frühstück zuerst einmal den Dachspeicher zu untersuchen. Sie hatten nämlich in einem Abenteuerroman von einem alten Haus gelesen, auf dessen Dachboden eine alte Schatztruhe versteckt war.

Deshalb konnten sie nun an nichts Anderes mehr denken. Wer weiss, vielleicht waren sie ja so grosse Glückspilze und hätten nicht nur ein Haus, sondern auch obendrein noch einen Schatz geschenkt bekommen?

Hastig schlangen sie ein paar alte Sandwiches vom Vortag hinunter, denn sie konnten es kaum erwarten, endlich die grosse und breite Wendeltreppe bis ganz nach oben hinaufzustürmen.

Dort, wo die Treppe zu Ende war, kamen sie an eine niedrige Tür. Sie zählten eins – zwei – drei und bei „drei“ stiessen sie die Türe auf. Ein riesiger Dachboden lag nun vor ihnen. Sie begannen darin herumzulaufen.

„Hurra, der Schatz!“ rief das Tigereichhorn plötzlich. Andächtig versammelten sie sich um eine grosse, mit Messing beschlagene Truhe. Sie konnten es kaum glauben.

„Los, mach‘ schon auf!“ drängte das Blumenpferd. Sie mussten alle drei mit anpacken, um den schweren Deckel hochzuheben und aufzuklappen.

Normale Leute wären nun schwer enttäuscht gewesen, denn es lagen keine Goldmünzen, auch keine Schmuckstücke, Perlen und Edelsteine in der Truhe. Stattdessen nur ein dicker, brauner Sack. Aber unsere drei Freunde freuten sich über das, was sie nun in diesem Sack fanden, fast genauso wie über Gold und Edelsteine. Es waren nämlich lauter Kostüme darin!

In dem Haus hatte sicherlich ein Schauspieler gewohnt und in der Truhe lagen alle die Verkleidungen, die er und seine Schauspielerkollegen gebraucht hatten.


Das Tigereichhorn kramte einen ausladenden, schwarzen Hut hervor. Er war mit ein paar langen Fasanfedern geschmückt. Es fand auch eine schwarze Augenklappe und ein paar lange Lederstiefel, die ihm viel zu gross waren.

Gleich probierte es alles an. Nun sah es aus wie ein gefährlicher Piratenhäuptling. Der Chinchillabär wollte gleich ein Photo davon machen, mit seinem Mobiltelefon. Da beeilte sich das Blumenpferd, sich neben den „Piraten“ zu stellen, denn es liebte es, photographiert zu werden.

Danach experimentierten der Chinchillabär und das Blumenpferd mit der reichhaltigen Sammlung alter Verkleidungen. Der Chinchillabär fand einen riesigen, schwarzen Zylinder, der ihm zu gross war und einen schwarzen Frack.

Das Blumenpferd stolzierte auf dem Dachboden herum in einer Art Brautschleier. „Den können wir gut gebrauchen, um das Fenster abzudichten, wo der Baum durchgewachsen ist, dann kommen nicht so viele Mücken herein!“ meinte es.


Vom Chinchillabären und seinen Freunden

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