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Endlich Ferien

Als ich nach Hause kam, hörte ich Papa schon von Weitem singen: „Ameland, schönes Land, Perle im Meer ...“ Mit hochrotem Kopf stand er vor unserem Auto und stemmte gerade sein Fahrrad auf den Dachgepäckträger. „Hallo, meine Große, ist dir eigentlich klar, dass es gleich losgeht?“, keuchte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Ich weiß, Papa, ist ja nicht das erste Mal, dass du mich daran erinnerst“, antwortete ich.

Endlich hatten wir Sommerferien. Mein Zeugnis war so lala ausgefallen, aber sechs Wochen ausschlafen, keine Hausaufgaben und vorerst keine Vokabeln lernen konnte ich echt gut gebrauchen.

Oder sagen wir fünfeinhalb, je nachdem, wann Papa das baldige Ende der Ferien auffiel und er behauptete, ich müsste mich auf das neue Schuljahr vorbereiten.

Mama wuchtete gerade einen vollgepackten Koffer nach dem anderen in den Hausflur. Mit langen Beinen stieg ich über die Hindernisse, die sie aufgebaut hatte. Ich fragte mich, wie Papa die jemals alle ins Auto kriegen wollte.

„Stell deine Schultasche am besten in den Schrank. In der Küche steht dein Mittagessen, wir müssen uns beeilen!“, rief sie mir zu.

Mama hat immer Angst, die Fähre zur Insel zu verpassen.

„Deine Schwester ist noch bei Anne, um sich zu verabschieden, sobald sie zurück ist, starten wir!“

Meikes Freundin wohnt direkt bei uns in der Nachbarschaft. Schon seit einer Woche waren sie jeden Tag zusammen, nur weil sie sich jetzt in den Ferien drei Wochen nicht sehen konnten. Eigentlich mochte ich Meike sehr, aber wenn sie ohne ihre Anne auskommen musste, hing sie mir so auf der Pelle, dass ich Angst hatte, sie würde mich sogar bis auf die Toilette verfolgen.

„So, die Arbeit ist erledigt!“ Papa rieb sich die Hände. „Ich bin zufrieden mit mir. So viele Koffer kann man in einem kleinen Auto normalerweise nicht unterbringen.“ Mit stolzgeschwellter Brust schaute er Mama an und zeigte auf den prall gefüllten Laderaum.

„Aber was ist mit der Lebensmittelkiste in der Küche?“, lächelte sie. „Du hast doch gesagt, du willst nicht sofort auf Ameland im Supermarkt einkaufen.“

Sein Gesicht verfinsterte sich. Fassungslos starrte er Mama an. Ich dachte schon, jetzt würden sie mit ihrem üblichen Streit anfangen, wie viel man mitnehmen dürfte und so. Aber Papa begann überraschenderweise klaglos, von Neuem zu packen.

Als er alles wieder verstaut hatte, kam Meike zurück, wie immer, wenn es nichts mehr zu tun gab. „Na, Paps, bist du so weit?“, fragte sie, setzte sich ins Auto und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr schafft es einfach nie, pünktlich fertig zu sein!“

Dieser Satz brachte Mama aus der Fassung. „Meike Sommer!“, rief sie in einem Ton, der signalisierte, dass es ernst wurde. „Du steigst sofort wieder aus und holst deine Kuscheltiere und Bücher von oben. Darum kann ich mich nicht auch noch kümmern.“

„Die hättest du doch längst einpacken können, ich sitze schon im Auto!“, rief Meike.

„Hallo Meike“, dachte ich, „merkst du noch was?“

Jetzt mischte sich Papa ein. „Meine liebe Tochter“, begann er freundlich, aber bestimmt, „wir haben die ganze Zeit gepackt. Es wird Zeit, dass du als Neunjährige auch mal was tust, und zwar augenblicklich!“ Beim letzten Wort wurde seine Stimme lauter. Meike brummelte irgendetwas Unverständliches, aber sie stieg ohne weiteren Protest wieder aus, lief nach oben in ihr Zimmer und holte ihre Sachen selbst.

Endlich waren wir reisefertig. Mama schloss die Haustüre ab, setzte sich hinters Lenkrad und startete den Motor. „Alles klar bei euch? Also Haus, mach’s gut, wir sehen uns in drei Wochen wieder!“, rief sie.

Nur Papa musste noch wie üblich seine unvermeidlichen Fragen stellen. „Haben wir das Fährenticket?“

„Ja, Schatz.“

„Ist das Geld im Auto?“

„Ja, Schatz.“

„Hast du an das Geschenk für unsere Vermieter gedacht?“

„Mein Gott, ja!“

Erst jetzt lehnte er sich entspannt in seinen Sitz zurück und begann, in der Zeitung zu blättern.


Die Hexe Rixt van het Oerd

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