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Die Anreise

Ich schaute aus dem Fenster. Je länger wir fuhren, desto holländischer kam mir alles vor. Wir überquerten immer wieder Brücken, kamen an Windmühlen vorbei, fuhren an Kanälen entlang oder durch Städte, in denen es nur so von Radfahrern wimmelte. Die Zeit verging wie im Flug. Irgendwann fragte Meike: „Gehen wir eigentlich sofort an den Strand, wenn wir da sind?“

Papa stimmte zu. „Das ist eine gute Idee, am besten nehmen wir gleich die Badesachen mit!“

Papa und das Meer, das war wirklich eine ganz besondere Geschichte. Es grenzte schon an ein Wunder, wenn er im Laufe der Ferien wenigstens einmal schwimmen ging. Erst konnte er es kaum erwarten, aber dann traute er sich höchstens mit einer Fußspitze ins Wasser und behauptete, es sei viel zu kalt zum Schwimmen. Aber jetzt war er wieder total begeistert. „Ihr glaubt gar nicht, wie ich mich darauf freue, wieder in die Nordsee zu springen!“, meinte er mit leuchtenden Augen.

„Ist ja gut, Martin!“, riefen wir im Chor und grinsten ihn an.

Für einen Augenblick schien er sich zu ärgern, aber dann zuckte er nur mit den Schultern. „Mein Gott, man hat’s nicht leicht, wenn man mit drei Frauen verreist.“

Danach wurde es still im Auto. Papa las seine Zeitung, Meike hörte Musik, Mama fuhr und schaute ab und zu in den Rückspiegel, als ob sie sich vergewissern wollte, dass wir noch da waren.

Ich hatte mir noch mal Astrid Lindgrens Ferien auf Saltkrokan zum Lesen herausgesucht. Papa meinte, das Buch habe viel mit uns zu tun, denn die Familie verbringe ihre Ferien auch regelmäßig auf einer Insel. Die Melchersons fuhren gerade mit dem Schiff nach Saltkrokan. Ich dachte an unsere Fähre, mit der wir nach Ameland übersetzen würden. Lange konnte die Autofahrt bis zum Hafen in Holwerd nicht mehr dauern.

Und tatsächlich. Plötzlich rief Mama begeistert: „Achtung, wer gleich als erster das Meer entdeckt, bekommt von mir einen Euro!“

Das spielen wir immer kurz vor der Küste, denn das letzte Stück fuhr man parallel am Deich entlang. Man konnte die Nordsee zwar noch nicht sehen, aber sie schon riechen. Mein Herz begann zu klopfen, ich freute mich riesig und stellte mir vor, wie der raue Wind meine Haare zerzaust. Nach einer Linkskurve durchbrach die Straße plötzlich den Deich und lief schnurgerade auf den im Watt liegenden Hafen zu. Jetzt kam der Moment, den schnellsten Blick auf die Nordsee zu erwischen.

„Das Meer, ich sehe es, ich sehe es!“ Meike hatte sich hinten auf dem Rücksitz ganz lang gemacht, um die Erste sein zu können. „Ich bekomme den Euro!“

„Quatsch, ich war schneller!“, rief Papa. „Mindestens eine halbe Sekunde.“

Mama und ich erklärten Meike zur Gewinnerin.

Es war Flut. Die weite, silberne Wasseroberfläche glitzerte so hell in der Sonne, dass ich meine Augen zukneifen musste.

Mama öffnete ihr Seitenfenster: „Aaah, diese Luft, Kinder, riecht diese Frische, das ist reine Natur!“ Begeistert sah sie uns an.

Wir hatten es geschafft. Gleich würden wir unsere Freunde aus Berlin und Coesfeld treffen, mit denen wir die Ferien immer zusammen verbrachten.

Nach einem kurzen Stopp am Schalter der Fährgesellschaft, um unser Ticket zu zeigen, reihten wir uns in die wartende Autoschlange ein.

Die Hexe Rixt van het Oerd

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