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Freiburg in der Schweiz: Der alte Petrus Canisius und sein Blick in die Vergangenheit
ОглавлениеViel erinnert auf dem Bild des altgewordenen Petrus Canisius, das ihn in den späten 1590er Jahren und damit in seiner letzten Lebensphase im schweizerischen Freiburg zeigt, nicht mehr an den jungen Peter Kanis vom Nimwegener Flügelaltar, das auffallend volle Haupthaar und die Frisur vielleicht ausgenommen.
Das dürfte ihm durchaus recht gewesen sein. Immerhin hatte er über die Jahre hinweg eifrig daran gearbeitet, sich von seinen heimatlichen und familiären Wurzeln zu emanzipieren und ganz in dem geistlichen Leben aufzugehen, für das er sich gegen die väterlichen Pläne entschlossen hatte. Dieses neue geistliche Leben hatte er mit einem existenziellen Befreiungsschlag begonnen, als er sich am 8. Mai 1543 und damit punktgenau an seinem 22. Geburtstag durch seine ersten Gelübde an die junge Gesellschaft Jesu gebunden hatte, die nördlich der Alpen damals noch kaum bekannt war. Der 8. Mai war für ihn fortan dementsprechend nicht mehr in erster Linie sein Geburtstag als Sohn einer wohlhabenden Bürgermeisterfamilie, sondern der Tag seiner geistigen Wiedergeburt als Jesuit. Damit hatte er sein altes Leben – diesen bis auf einige göttliche Gnadeninterventionen geistlich mehr oder weniger vergeudeten „Zeitraum vor meinem Eintritt in die Gesellschaft Jesu“40 – endgültig hinter sich gelassen, und zwar ganz bewusst „ohne Abschied von meinen Eltern zu nehmen und ohne Wissen meiner Freunde“41. Sie waren ja ein Teil seines alten Lebens. 1547 instruierte er sogar einen seiner jesuitischen Mitbrüder, dass die Briefe seiner leiblichen Brüder erst nach einer ordensinternen Zensur an ihn weitergeleitet werden sollten.42 Nichts sollte ihn mehr unmittelbar mit seinem alten Leben verbinden. Was er für seine Familie in Zukunft noch sein sollte, das war er (und zwar tatsächlich mit sehr großem Einsatz) als religiöser Ratgeber und Wächter über ihre katholische Rechtgläubigkeit.43