Читать книгу Ach Du liebe Anthroposophie - Mathias Wais - Страница 12

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Liebe Freundin,

offen gestanden tat mir dieser sektiererische Gestus immer schon leid für Dich: Denn wie kannst Du, die Anthroposophie, lebendig bleiben, wenn man nicht über Dich debattiert, über Steiners Ausführungen, über das Verhältnis von Individualitäten zu einer Weltanschauung?

Und dass Du manchmal etwas ältlich wirkst, könnte eben damit zusammenhängen. Eine Lehre, die schon immer alles weiß, auf alles eine Antwort hat, die ist nicht attraktiv. Jedenfalls nicht für moderne Menschen, die eigenständig ihre Standpunkte entwickeln wollen, indem sie suchend einen Diskurs führen. Die Suche an sich kann das Interessante sein, ähnlich wie bei einer Wanderung das Unterwegssein das Reizvolle ist und das Ankommen ein Ende bedeutet. Eine geschlossene Weltanschauung ist nur attraktiv für Menschen, die eine endgültige Wahrheit brauchen: für ihre Sicherheit, für ein Leben in der Gewissheit, dass alles auf dieser Erde und darüber hinaus geregelt ist und seine Ordnung hat. Was dann aber bedeutet, dass es darüber hinaus keine Wahrheiten mehr geben kann. Was nicht bei Steiner steht, das gibt es nicht oder es ist jedenfalls nicht relevant. Oder anders herum: Alles, was der Fall ist auf dieser Erde und darüber, ist bei Steiner schon behandelt, wenn nicht explizit, dann doch verborgen.

PS: Ich weiß nicht, ob Du es schon weißt: Die Zukunft der anthroposophischen Verlage kann jetzt als gesichert gelten. Nachdem sie alle Vorträge, Schriften, Notizen und zwei kritisch editierte Bände mit den von Steiner diktierten Einkaufszetteln sowie alle nordeuropäischen Kohl-, Salat- und Suppenbüchern herausgebracht haben, planen Sie nun ein zwölfbändiges Gemeinschaftswerk Die Kunst des Wasserkochens. Jeder Band korrespondiert mit einer Monatstugend.

Ach Du liebe Anthroposophie

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