Читать книгу Ach Du liebe Anthroposophie - Mathias Wais - Страница 8

2

Оглавление

Liebe Anthroposophie,

meine Tante Alberta – sie ist eine eingefleischte Steiner-Anhängerin bis dahin, dass sie öfter ins Bistro um die Ecke geht und sich eine Bratwurst und einen Cognac bestellt, weil der junge Steiner das angeblich ganz gerne mal ebenso getan hat – meine Tante also hat mir verboten, Dir, liebe Anthroposophie, diese Briefe zu schreiben.

„Junge“, sagte sie, „was willst du damit? Dich zum Beurteiler unserer Weltanschauung aufschwingen? Stehst du draußen oder drinnen?“

„Weder noch, Tante. Ich habe nur ein paar Fragen.“ „Dann hast du das Werk Rudolf Steiners nicht verstanden. Es ist umfassend und erschöpfend.“ „Erschöpfend auf jeden Fall“, sagte ich und Tante Alberta lächelte ein wenig.

„Vielleicht sollte man Steiners Werk in jeder Generation neu verstehen oder, besser, ihn neu verstehen“, sinnierte ich und Tante Alberta sah mich fragend an.

„Manchmal stelle ich mir vor“, fuhr ich fort, „Steiner würde heute wiederkommen, und er würde zum Beispiel Reporter bei CNN sein und er würde die geistigen Hintergründe heutiger kriegerischer Auseinandersetzungen ergründen und im Fernsehen erklären. Er würde zum Beispiel die Probleme zwischen Israel und den Palästinensern geistig verstehen und erläutern können. Er würde bei einer Bratwurst und einem Cognac (das sagte ich nicht, um bei der Tante Interesse für meine Phantasien hervorzukitzeln) einer Abgeordneten des europäischen Parlaments beschreiben, worin die kulturelle Aufgabe Europas heute besteht. Er würde in Bangladesch einflussreiche Persönlichkeiten gewinnen, um mit ihnen zusammen dort ein ganz neues Wirtschaftssystem einzuführen, in dem niemand ausgebeutet wird. Er würde …“

„Gütiger Himmel“, unterbrach mich Tante Alberta, „wohin soll das führen?“

Das könnten wir im Moment doch einfach offenlassen.

Ach Du liebe Anthroposophie

Подняться наверх