Читать книгу Ach Du liebe Anthroposophie - Mathias Wais - Страница 7

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Liebe Anthroposophie,

Ganz ehrlich: Jetzt weiß ich nicht einmal, soll ich Dich siezen oder darf ich Sie duzen?

Vertraut und fremd zugleich. Respekt, vielleicht sogar Ehrfurcht empfand ich, als ich zum ersten Mal durch den Goetheanum-Bau in Dornach schritt, von dem gleichzeitig aber auch etwas Furchteinflößendes ausging. Mit einem Mal wechselte die Stimmung und ich fühlte mich wie zuhause, fühlte mich geradezu als ein Teil dessen, wofür der Bau steht. Anderen, mit denen ich später darüber sprach, ging es ähnlich.

Manchmal sehe ich Dich, liebe Anthroposophie, so wie ich Dich verstehe, wie aus weiter Ferne, manchmal sogar einige Galaxien entfernt. Manchmal nehme ich den Sympathisantenstatus ein, der zwischen fremd und vertraut liegt und den ja viele Leute einnehmen, weil sie einerseits ein diffuses Interesse haben, andererseits bloß nicht vereinnahmt werden wollen. Freunde von mir, die mich für einen Anthroposophen halten (ist das eine Ehre? Ein Missverständnis? Ich komme darauf zurück) sehen mich ähnlich: zum einen ganz normal, wie einen von Ihnen, zum anderen wie jemanden von einem anderen Stern, wenn wir uns zum Beispiel über Waldorfpädagogik oder Reinkarnation unterhalten. Ein Freund von mir, der damals mit mir im Goetheanum war, ein Sympathisant – siehe oben –, hielt es keine zwanzig Minuten in dem Gebäude aus. Er bekomme keine Luft, rief er noch und rannte raus. Fortan sah er mich nur noch mit Besorgnis an.

Also, wer oder was bist Du, liebe Anthroposophie – oh, jetzt hab’ ich Du geschrieben – überhaupt?

Ach Du liebe Anthroposophie

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