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Dissertationen und Habilitationsschriften

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In einer Dissertation sollen Nachwuchswissenschaftler ihre Fähigkeit zum selbstständigen wissenschaftlichen Arbeiten nachweisen. Das bedeutet zum einen, dass sich in Dissertationen häufig neue Forschungserkenntnisse niederschlagen, zum anderen aber auch, dass es sich dabei um Texte von »Anfängern« handelt, die einen weniger breiten Erfahrungsschatz und Wissenshorizont mitbringen als etwa ein Professor kurz vor der Pensionierung und deren Arbeiten auch qualitativ bisweilen gravierende Unterschiede aufweisen können. Beide Punkte sollte man beim Lesen einer Dissertation immer im Hinterkopf behalten.

In Deutschland muss jede Dissertation für einen ordnungsgemäßen Abschluss der Promotion veröffentlicht werden, entweder als Buch oder online |53| als PDF-Dokument. Bei einer Veröffentlichung in gedruckter Form muss nach Abschluss des universitären Promotionsverfahrens zunächst ein Verlag für eine Einzelpublikation oder eine wissenschaftliche Reihe gefunden werden, in der die Arbeit erscheinen kann. Die Layout-, Korrektur- und Druckkosten trägt dabei in der Regel der Doktorand selbst. Onlinepublikationen laufen meistens über die Bibliothek der Heimatuniversität, sind wesentlich kostengünstiger, schneller in der Herstellung und haben überdies den Vorteil, dass andere Wissenschaftler auf die Arbeit auch dann problemlos zugreifen können, wenn diese nicht von der heimischen Bibliothek angeschafft wurde. Ältere, nicht in Buchform publizierte Dissertationen sind manchmal nur auf Mikrofilm verfügbar – das alternative Veröffentlichungsverfahren vor Einführung der Onlinepublikation. In englischsprachigen Ländern müssen Dissertationen nicht veröffentlicht werden. Erscheinen sie irgendwann doch als Buch, dann normalerweise erst einige Jahre später und in stark bearbeiteter Form. Amerikanische Dissertationen werden von einer zentralen Stelle an der Universität von Michigan in Ann Arbor gesammelt, früher als Mikrofilme, mittlerweile als PDF-Dokumente, die von einem kommerziellen Onlinedienst (ProQuest) über Bibliothekslizenzen zugänglich gemacht werden. Dissertationen aus britischen Universitäten können über die Datenbank EThOS der British Library angefordert werden (siehe den Abschnitt »Datenbanken mit Volltexten wissenschaftlicher Literatur« im Recherche-Kapitel, S. 180).

Beispiel für eine Dissertation in Buchform:

Melanie Wald, Welterkenntnis aus Musik. Athanasius Kirchers »Musurgia universalis« und die Universalwissenschaft im 17. Jahrhundert, Kassel 2006 (Schweizer Beiträge zur Musikforschung, 4)

Beispiel für eine unpublizierte Dissertation:

Benjamin Ernest Thornburn, Recomposing Monteverdi. Twentieth-Century Adaptations of Monteverdi’s Operas, Diss. Yale University, 2012 [zugänglich über ProQuest]

Eine Habilitationsschrift entsteht im Kontext der Habilitation, der letzten akademischen Prüfung, mit der ein Kandidat die Lehrbefähigung in einem wissenschaftlichen Fach nachweisen soll. Mit dem Erhalt der sogenannten Venia legendi ist er befugt und gleichzeitig auch verpflichtet, regelmäßig Lehrveranstaltungen in seinem Fachgebiet abzuhalten, und hat die Möglichkeit, sich auf eine Professur zu bewerben. Im Vergleich zu Dissertationen sind Habilitationsschriften daher in der Regel inhaltlich komplexer und auch qualitativ oft höherwertig. Habilitationsschriften müssen im Unterschied zur |54| Doktorarbeit jedoch nicht veröffentlicht werden, sodass sie manchmal nur als Typoskript in der heimischen Bibliothek zu finden sind.

Beispiel für eine publizierte Habilitationsschrift:

Hartmut Schick, Musikalische Einheit im Madrigal von Rore bis Monteverdi. Phänomene, Formen und Entwicklungslinien, Tutzing 1998 (Tübinger Beiträge zur Musikwissenschaft, 18)

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