Читать книгу Dein nächstes großes Ding - Matthew Mockridge - Страница 20
9. DEIN KILLER-TEAM UND DESSEN MITGLIEDER
ОглавлениеIn den besten Teams wird es zwischendurch mal richtig laut, nicht aus Respektlosigkeit, aber weil die eigene Meinung wirklich verteidigt wird. »Jasager« sind unkompliziert, bringen aber keinen Mehrwert auf dem Weg zum bestmöglichen Ergebnis. In unserem Team fliegen immer wieder mal die Fetzen, Meinungsverschiedenheiten sind ganz normal und jede Idee wird sofort angegriffen, weitergedacht, auf links gedreht, getestet und provokant erwidert. Wirklich gute Ideen entstehen dann, wenn der augenblickliche Status herausgefordert wird, wenn jemand mehr will, kritisch hinterfragt und sich nicht mit scheinbar passablen Kompromissen zufriedengibt. Umgib dich immer mit starken Persönlichkeiten und konstruier ein Team aus verschiedenen Menschentypen!
HIER SIND DIE TYPISCHEN KANDIDATEN
EINES ALL-STAR-TEAMS:
DER TRENDSCOUT Er ist viel unterwegs, stöbert, liest alles, was ihm in die Finger kommt, spricht mit jedem, kennt jeden, hat ein gutes Auge für Dinge, die funktionieren, oder spürt, dass sie bald funktionieren könnten. Ein analytischer Hipster, ein Querdenker, nicht klassisch, aber emotional intelligent. Ein Connector mit schwarzem Gürtel im Small-Talk-Kung-Fu. Hat im Ausland gelebt, selbst immer auch (ein wenig) Trendhure. Er sieht das nächste große Ding zuerst und braucht ein Team um sich herum, das seine Beobachtung mit Leben füllt. Sagt Dinge wie: »Skaliert ohne Ende!«
DER KREATIVE
Hornbrille, ultra-intelligent, zeichnet freihändig fotoechte Porträts und versteht Kunst besser als jeder andere. Wortgewandter, rhetorischer Scharfschütze mit beeindruckendem Fachvokabular aus allen Bereichen. Er bedient sich künstlerischer Eindrücke aus aller Welt, die er in Museen, Büchern, Blogs und Ateliers aufgesogen hat, und verarbeitet sie in Perfektion zum Gesicht einer neuen Idee. Hier geht es niemals nur um die Frage, wie dieses Gesicht aussehen soll, sondern vor allem auch um das »Warum?«. Scharfkantige Positionierung, kaum spürbare Nuancen, die das Produkt trotzdem sehr klar von allem Bekannten abheben. Er ist ein freigeistiger Artwork-Ninja mit der Gabe, ein griffiges Profil zu entwerfen, wo vorher nur Gedanken waren. Sagt Dinge wie: »Schöner Font!«
DER GENERAL
Kurze, abgehackte Sätze in Wort und Schrift, glasklare Ansagen, brutale Ehrlichkeit. Meistens mit den Finanzen der Firma betraut. Spricht fließend über Steuermodelle, korrekte Rechnungsstellung und generelle Buchhaltungsthemen. Der Bad Cop in jeder Verhandlung! Fordert fehlende Bankbelege und Quittungen ein und droht mit Konsequenzen. Er durchleuchtet jede neue Idee mit dem Spotlight der Finanzabteilung: Was wird es kosten, ist es tragbar? Ein Realist, der jede noch so große, anfängliche Euphorie auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Typischerweise ein Excel-Profi mit ultraaufgeräumtem Schreibtisch und farblich gekennzeichneter, perfekt sortierter Dokumentenablage. Sagt Dinge wie: »Yes, wir kriegen noch Skonto!«
DAS ARBEITSTIER
Die Idee ist an Bord, hat ein Gesicht und ist finanziert – jetzt kommt er! Fit, stark, ein Leader und Anpacker. Schnell, zielsicher, ein Spielmacher und Motivator. Organisiert und sympathisch, bekannt an der Front. Er hat ganze Mannschaften unter sich und bringt die Idee auf die Straße. Sein Tisch ist immer zu voll, weil er von allen anderen beschossen wird und diese Flut an Lust auf mehr kanalisieren muss, um sie umsetzen zu können. Wie ein Maurermeister auf dem Bau zieht er eine tragende Wand nach der anderen hoch, macht sich dreckig und kommt rum. Er ist immer da, man kennt und mag ihn draußen. Sagt Dinge wie: »Boah, ich bin komplett am Arsch!«
MR. MARKETING
Die vier Ps hat er auf den Oberarm tätowiert. Ein cooler Nerd mit gekonntem Kleidungsstil.
Er begreift Verhaltensmuster, antizipiert die Perspektive des Kunden, jongliert treffsicher mit Zielgruppenjargon und lebt auf Facebook, und zwar dem Back- und Frontend. Er besucht Seminare, begreift die Wichtigkeit von A/B-Tests, von Recherche und von Reichweiten, interessiert sich nicht für Sales, sondern für Conversions und CPOs (Cost per Order). Er argumentiert nicht mit Emotionen, sondern mit CTRs (Click-Through Rates) und trommelt on- und offline eine Gefolgschaft aus treuen Fans zusammen, die den Ball erst wirklich ins Rollen bringen. Sagt Dinge wie: »Call to action!«
DIE LADY
Der Laden läuft jetzt und braucht genau wie eine Familie: Liebe, Organisation, Menschlichkeit, Freundlichkeit – kurzum: eine Frau! Ladys, was würden wir nur ohne euch machen?
FOLGENDE TYPEN SOLLTEST DU
UNBEDINGT VERMEIDEN:
DER HAI
Groß, meistens gut aussehend, eloquent, rechthaberisch. Vorsicht! Der Hai ist immer auf den eigenen Vorteil aus, ein Einzelgänger, der keine Scheu davor hat, die Gruppe auszunutzen.
Er ist egoistisch, selbstverliebt, oft hinterhältig und geizig. Mögliche Art der Zusammenarbeit: klare Verträge, auf keinen Fall Beteiligungen, offene Gespräche und klare Kommunikation. Es ist wie beim Tauchen: Solange du den Hai im Auge behältst, nicht in Panik gerätst, keine Angst zeigst und er gefressen hat, ist dieses Tier wunderbar anzusehen und oft zu unglaublicher Performance in der Lage. Sagt oft Dinge wie: »Das sehe ich anders!«
EVERYBODY’S DARLING
Eigentlich supernett, aber leider etwas farblos. Immer damit beschäftigt, es jedem recht zu machen, dadurch leider aber auch nie in der Lage, etwas wirklich durchzuziehen. Das folgende Zitat von Konfuzius beschreibt sein Dilemma perfekt: »Wenn du zwei Hasen jagst, fängst du keinen!« Die Eigenschaften von »Everybody’s Darling« äußern sich meistens erst nach längerer Zusammenarbeit, da am Anfang die Schwäche, als Nettigkeit getarnt, etwas zu lang unter dem Radar bleibt. Da es dieser Typ eigentlich einfach nur gut meint, ist es auch nur fair, ihm zu helfen und ihm klarzumachen, dass seine Meinung gefragt ist, auch wenn sie wehtut. Sagt oft Dinge wie: »Hm, das ist beides richtig!«
DER PESSIMIST
»Alles eher schwierig« lautet sein Motto. Das Problem: Er hindert Teams oft daran, einfach zu starten oder weiterzumachen, wenn es wirklich schwer wird – immer eine Gratwanderung zwischen Realismus und schlichter Schlechtrederei. Ganz wichtig ist es hier, möglichst schnell die Tendenzen zu erkennen und den Pessimisten entweder zu überzeugen (kann auch eine schöne Aufgabe sein, um deine Argumentation noch mehr zu schärfen) oder diesen Typen einfach komplett zu vermeiden. Sagt oft Dinge wie: »Nein, niemals!«
OTTO NORMAL
Sein Problem: Es gibt ihn zahlreich, und er meint es nicht böse. Aber Otto Normal ist so normal, dass alle Dinge, die du vorhast, deine Visionen, deine Träume, deine Pläne, für ihn einfach eine Nummer zu groß sind. Er ist noch nie aus seiner Heimatstadt rausgekommen, er hat noch nie an siebenstellige Geldbeträge gedacht, er ist immer eher angestellt und weisungsgebunden als Freigeist und Visionär. Eine inspirierende Herausforderung an den Leader, diesem Typ Bilder zu schenken, die ihn antreiben und über sich hinauswachsen lassen, aber oft ist die Narbe schon zu tief – er ist halt »normal«. Mein Speaker-Buddy Tobi Beck würde sagen: ein Bewohner. No problem, aber no value für dein Team! Wer nicht träumen kann, kann nichts realisieren. Sagt oft Dinge wie: »So was gibt es?«
JEDES TEAM HAT EINEN TRAINER –
FINDE EINEN MENTOR!
Bevor wir in die einzelnen Mentorentypen einsteigen, hier ein Quick Tipp für den Pitch: Schaff Werte: Eine E-Mail wie »Hey, ich finde dich super, wäre toll, wenn wir mal was essen gehen könnten und ich dich ausfragen kann!« funktioniert niemals. Der Schlüssel ist eine relevante Info. Finde eine Person, die das hat, was du gern hättest; so kannst du davon ausgehen, dass diese Person all das weiß, was du noch lernen musst, um dahin zu kommen, wo du hinmöchtest – nämlich dahin, wo dein potenzieller Mentor gerade ist. Jetzt ist Fleiß gefragt (wobei dieser Input im Vergleich zur potenziellen Ersparnis an Zeit/Geld absolut okay ist): Lies alles, was es über die Person zu lesen gibt, studier ihren Auftritt (online/offline), schau dir die Videos an, begreif ihre Strategien, Ansätze, Ziele und Positionierung. Dein Ziel muss es sein, einen Teilbereich zu finden, der optimiert werden kann und den du optimieren kannst. Bestenfalls in einem Tätigkeitsbereich, der deinen Wunschmentor Zeit und Nerven kostet.
DANN SCHREIB EINE MAIL WIE FOLGT:
Eine solche Mail ist extrem effektiv, und es ist schwer, hier eine Absage zu erteilen, weil die angebotenen Werte so stark sind. Mach deine Hausaufgaben und biete echte Werte. Was für eine Mail würdest du gern bekommen? Denk rückwärts!
FOLGENDE MENTORENTYPEN SIND
TYPISCHERWEISE GERNE AM START:
DER VETERAN
Er ist satt. Hat drei Firmen verkauft, ist Berater in drei weiteren, im Vorstand der Handelskammer, politisch aktiv, toller Vater, jede Woche auf dem Golfplatz und ein echtes Business-Urgestein. Finde diesen Typ, ahme ihn nach, denn er kann dich wirklich weiterbringen! Hier geht es um Gefühl, Sprache und Vokabular, Gehabe, Connections, Erfahrungen, unzählige Fehler, aus denen du lernen und so vermeiden kannst, sie selbst zu machen (Zugewinn an Geld und Zeit), Mindset, Werte und Ansichten. Weil er genauso angefangen hat wie du, kennt er die Situation und ist deshalb gerne bereit, sein Wissen zu teilen. Emotionen sind ihm mittlerweile wichtiger als Geld, und sein Wissen zu schenken und damit zu helfen löst eine der dankbarsten Emotionen aus, die es gibt. Finde ihn auf Empfängen (schau nach dem Typ, der alle kennt und den alle kennen), Seminaren (selbst Speaker oder VIP-Gast), dem Golfplatz (oder Tennis, je nach Präferenz), in St. Moritz, Südfrankreich oder Palm Beach, Florida (nicht Miami – da ist das Geld zu schnell verdient worden, als dass es legal gelaufen sein könnte). Sagt oft Dinge wie: »Herrlich!«
DER JUNGE ALTE Er ist eigentlich fertig, über seinen Zenit hinaus, aber er will noch mal ran! Mit lässiger Lederjacke und Sneakers spricht er noch nicht ganz flüssig die Sprache seiner jungen Unternehmerkids, aber er will unbedingt dazugehören. Die Power seiner Start-up-Jungs motiviert ihn und soll ihm zu seinem zweiten (Business-)Frühling verhelfen. Sehr geil, denn er hat jetzt richtig Bock! Hier werden monatliche Advisor Meetings, unlimitierte Beratungstelefonate, Pitch-Trainings und Kontakte eingetauscht gegen das Gefühl, gebraucht zu werden, zu helfen und etwas zurückzugeben. Ihr helft euch gegenseitig, eine Win-win-Situation. Enjoy! Er sagt oft Dinge wie: »Super Ding, und jetzt gehen wir aber noch einen trinken, oder, Jungs?«
QUICK TIPPS FÜR DEINE
KILLER-TEAM-REKRUTIERUNG
Dein Killer-Team besteht neben den eben detailliert beschriebenen Typen im Überbau aus zwei Arten von Mitarbeitern: Machern und Managern – später mehr dazu. Du musst beide im Team haben. Die Wertesysteme und Ansätze dieser beiden Typen sind komplett verschieden; deshalb müssen sie auf unterschiedliche Art und Weise rekrutiert werden. Stell dir das Ganze wie ein Date vor, mit komplett verschiedenen Menschen. Du findest die Personen an verschiedenen Orten, sie haben verschiedene Geschmäcker und Erwartungen, deine Gameplans sind zu 100 Prozent verschieden:
WIE DU MANAGER REKRUTIERST:
•Job Postings in den üblichen Foren und Zeitschriften. Manager lesen über andere Manager.
•Klare Aufgabenbeschreibung
•Gutes Gehalt
•Klare Strukturen und Kommunikationswege
Die Anzeige beschreibt, was die Person für das Unternehmen tun muss.
WIE DU MACHER REKRUTIERST:
•Job Postings an ungewöhnlichen Stellen bzw. Empfehlungen aus unüblichen Ecken. Macher lesen über Yachten oder Kitesurfen, hängen auf Skihütten, bei Start-up-Kongressen oder beim Burning-Man-Festival rum. Eine gute Quelle sind auch Jungs, die unter der Woche vormittags im Gym sind: Connect the dots!
•Shares sind immer wichtiger als Gehalt
•Offene Aufgabenbeschreibung à la »Mach, was immer du für nötig hältst, solange wir unsere Ziele erreichen!«
Die Jobanzeige beschreibt, was das Unternehmen für die Person tun kann.
Diese Unterschiede im Rahmen der Rekrutierung gelten nicht mehr, wenn es um Motivation geht. Sind die Plätze einmal mit den richtigen Kandidaten belegt, funktioniert eine allumfassende Motivationsphilosophie, solange der Teamgeist und die Unternehmenskultur stringent sind (später mehr).
FÜNF UNERWARTETE WAHRHEITEN ÜBER MOTIVATION
Steffen Kirchner spricht in seinem Buch Totmotivert? über 13 uralte Motivationslügen, die er klug widerlegt – das Buch solltest du auf jeden Fall lesen! Hier findest du fünf Wahrheiten, die ich für besonders wichtig halte:
GELD MOTIVIERT NICHT!
Der größte Motivator ist die Person, die man werden kann, wenn man hart genug an sich arbeitet, dicht gefolgt von echter Wertschätzung. Visionen über Mensch und Unternehmen und ernst gemeintes Lob sind die Schwergewichte echter intrinsischer Motivation, egal bei wem.
MENSCHEN WOLLEN HIERARCHIEN!
Die Annahme, dass flache Hierarchien Menschen motivieren, ist nicht richtig. Hierarchien schaffen klare Kommunikationswege. Solange Mitarbeiter in einer funktionierenden Struktur verankert sind, bleiben sie motiviert. Verwirrung und Unsicherheit hemmen Motivation, Hierarchien sind förderlich.
MOTIVATION DURCH SPASS IST
NUR HALB RICHTIG!
Ja, Menschen wollen Spaß haben, und Spaß fördert Motivation, was nicht heißt, dass der Arbeitsplatz ein Spielplatz sein soll, sondern dass der Spaß an guter Arbeit gelebt wird.
DER NETTE CHEF MOTIVIERT NICHT!
In dem Moment, in dem der Chef die Interessen der Mitarbeiter über die Interessen der Firma stellt, stellt er sie auch über die Interessen der Kunden und schießt so gegen die Basis und Daseinsberechtigung des Unternehmens.
BETEILIGUNGEN AN DER FIRMA SIND KEINE MOTIVATION!
Ich dachte auch immer, dass Equity in meinen Firmen meine Mitarbeiter motivieren würde, aber das Gegenteil ist der Fall. Die meisten Menschen wollen keine Unternehmer sein. Manager wollen managen, ohne Risiko. Lass sie das tun und motivier sie mit großen Visionen und echtem Lob (siehe oben) – Anteile motivieren sie nicht. Schlechte Mitarbeiter haben keine Anteile verdient und wären ohnehin nie zufrieden mit den angebotenen Anteilen. Wenn in der Kreisliga und im Mittelfeld zu viele Anteile verteilt werden, ist das einzige echte Resultat eine Sturmspitze, die aufgrund der wenigen übrig gebliebenen Anteile nicht motiviert ist – ein Genickbruch.
In seinem Klassiker, der Businessbibel Good to Great (unbedingt lesen!), spricht Jim Collins über den »Bus« als das wichtigste Bild für ein gutes Team. Die richtigen Leute in den Bus, die falschen raus! Dann die richtigen Leute auf die richtigen Plätze im Bus! Dieses Szenario versichert, dass der Bus ankommt, auch wenn noch keiner weiß, wo es hingeht. Ich würde das Ganze noch weiterführen und klarstellen, wie wichtig es ist, dass der Bus die richtige Route fährt, um neue Leute einzusammeln (siehe Rekrutierung), und dass das Klima, die Beinfreiheit und der generelle Komfort im Bus wirklich gut sind (Stichwort: Motivation).
DEIN PERSÖNLICHES A-TEAM
Starte deinen Bus und besorg dir dein Killer-Team, dein persönliches A-Team!