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10. WENIGER IST MEHR

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Not macht erfinderisch. Alte Weisheit, aber absolut richtig! Es gibt keine bessere Position, als mit dem Rücken zur Wand zu stehen, wenn es wirklich um Ergebnisse geht. Erfolg, vor allem finanzieller Erfolg, birgt immer auch die Gefahr der Trägheit. Warum Dinge noch mal hinterfragen, wenn das Resultat gar nicht perfekt sein muss, weil nichts auf dem Spiel steht?

Ich habe mit meinen Jungs die einflussreichste, lehrreichste, intensivste und vor allem wachstumsstärkste Zeit erlebt, als wir gerade gestartet waren und wirklich wenige Ressourcen zur Verfügung hatten. Unser Office war ein Starbucks-Café, wegen des Internets. Wir haben die ersten »NEONSPLASH – Paint-Party®«-Flaschen selbst abgefüllt und etikettiert, in meinem Keller, nächtelang.

Wir sind von Party zu Party Hunderttausende von Kilometern im Jahr selbst gefahren, haben im Auto gepennt, im Büro gewohnt, haben selbst aufgebaut, selbst abgebaut, uns alles selbst beigebracht und jeden Euro gespart und wieder in die Company investiert. Dieses Feuer brannte lichterloh, nicht nur weil wir motiviert waren, sondern vor allem auch, weil es einfach nicht anders ging.

Ich kenne viele smarte Jungs, die noch vor dem ersten Euro Profit schon die zweite Finanzierungsrunde gedreht haben. Da hat es noch nie wirklich gebrannt. Kein schlechtes Modell, aber schade um die emotionale Erfahrung, die einem dabei verwehrt bleibt. Oft sind es die kleinen Buden, die wenig haben, die wirklich gute Ideen entwickeln. Es gibt eine tolle Metapher für Unternehmertum: Du springst von einem Hochhaus und musst auf dem Weg nach unten ein Flugzeug bauen. Das Ganze tut potenziell natürlich aber nur dann wirklich weh, wenn du keinen Fallschirm hast. »No strings« – nur dann hast du wirklich Angst und gibst Kette! Sieh vermeintliche Niederlagen als Chancen, finde den Schatz in jeder Situation, egal wie schwer sie zu sein scheint. Die Komplexität deiner Herausforderung korreliert mit der Genialität deiner Ergebnisse! Wenn du wirklich brennst, kommen alle und wollen am Feuer stehen!

DIE FRAGE NACH DEM GELD: IST AUCH DA WENIGER MEHR?

»Geld macht nicht glücklich«, lautet einer der ältesten Sätze aller Zeiten. Ich muss ihn aufgreifen und vor allem in diesem Kapitel kurz darauf eingehen, weil dieser Satz auch mich auf meinem Weg immer wieder gepackt und zum Nachdenken angeregt hat. Meine Meinung: Er stimmt nicht (ganz).

Wir werden keinen langen Exkurs machen, aber wenn dich dieser Satz auch immer wieder packt, dann lass uns das eben zusammen durchziehen. Ganz grundsätzlich: Es gibt ohne Zweifel eine Korrelation zwischen Glück und Geld in Verbindung mit deinem Standort. Menschen, die in Teilen der Welt leben, in denen es kaum Wasser, Nahrungsmittel oder Medizin gibt, sind zwangsläufig weniger glücklich und erleben oft Unglück als echte physische Bedrohung: Hunger und Schmerz führen zu schrecklichem Leid. Aber ändern wir für einen Augenblick die Parameter: Wir gehen davon aus, dass für die Basics gesorgt ist. Ist ein wohlhabender Mensch dann automatisch glücklicher als jemand, der weniger Kaufkraft besitzt? Die Antwort liegt nicht in der Menge des Geldes bzw. der Höhe der Kaufkraft, sondern in der Art der Anschaffungen. Denk mal darüber nach!

Geld ist immer relativ, immer mit Emotionen verbunden und mit dem Gefühl, das die Anschaffung hervorrufen kann. Beispiel: Du findest 100 Euro auf der Straße. Dein Gefühl ist ganz anders, als wenn die gleichen 100 Euro in der Nebenkostenabrechnung deiner Wohnung gutgeschrieben werden. Der Wert ist der gleiche, der Effekt, die Emotion, das Glück – sind total verschieden. Geld funktioniert abhängig vom Kontext, nicht vom Kontostand. Es macht Menschen glücklicher, wenn sie Geld für andere aufwenden und nicht für sich – das ist wissenschaftlich belegt. Das Gefühl, ein Geschenk zu machen, gemessen an emotionalem Feedback, an Glück, übertrifft meistens (und vor allem längerfristig) das Geschenk als solches. Aushelfen ist immer stärker als Anhäufen.

Unglück in Verbindung mit Geld hat seine Wurzeln also umgekehrt auch nicht beim Geld als solchem, sondern bei dem falschen Grund, das Geld auszugeben. Walter Slezak hat einmal gesagt: »Viele Menschen benutzen das Geld, das sie nicht haben, für den Einkauf von Dingen, die sie nicht brauchen, um damit Leuten zu imponieren, die sie nicht mögen.« Wie wahr! Das Unglück liegt im Vergleich, beim Kräftemessen, im Hamsterrad einer Gesellschaft, die durch Neid motiviert ist. Wer immer ein bisschen mehr haben will als alle anderen, wird niemals zufrieden sein; das eigene Glück wird zur Karotte an der Angel, ein Gefühl, das man nie erreichen kann, weil die Situation falsch konstruiert ist. Die wahre Schönheit des Gebens ist: Bei einem Geschenk gibst du immer mehr, als jeder hätte erwarten können – das ist Win-win, echtes Glück.

Und wenn du etwas für dich kaufst, dann mach dir bewusst, welche Art deiner Anschaffungen zeitlos sind. Eine Anschaffung, an der du immer Freude haben wirst, die niemals ihren Reiz verliert, die dir vielleicht sogar mit der Zeit immer mehr Freude und Glück schenkt: Eine der wenigen Investitionen, die diese Kriterien erfüllt, ist deine Erinnerung: Urlaube, Dinner, Kino, Theater, tolle Gespräche, eine echte Umarmung, ein ehrliches Lachen, aufrichtige Tränen. Schenke dir selbst und den Menschen um dich herum tolle Erinnerungen, und das Geld, das du dazu verwendest, wird dich wirklich glücklich machen, weil es diese Momente möglich macht.

Heads up: Das Gegenteil von Glück ist nicht Unglück, sondern Langeweile. Und der größte Feind der Langeweile ist Begeisterung! Finde etwas, was dich ehrlich begeistert, und dein größtes Glück wird dir folgen. Wie findest du das, was dich ehrlich begeistert? Die Antwort auf diese Frage kann eine der teuersten Antworten sein, die du dir jemals leisten wirst. Also hau ich sie dir eben for free raus: Frag dich, was du tun würdest, wenn Geld plötzlich egal wäre. Wenn heute eine Milliarde Euro auf deinem Girokonto herumliegen würde. Was würdest du dann machen? Woran würdest du dann arbeiten? Was wären dann deine Ziele? Aus dieser Richtung weht der Wind, der Gewinner, Amigo. Hier ist deine tiefste Begeisterung versteckt! Nimm die Kohle aus der Gleichung, und die Rechnung geht endlich auf!

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