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Frankreich, Lyon

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Lan­ge starr­te er auf den ver­wais­ten Stuhl, auf dem sein Part­ner noch vor ei­ni­gen Stun­den ge­ses­sen hat­te. Co­dy Fo­ley war von In­ter­pol auf die Straf­bank ge­setzt wor­den, von der nie wie­der her­un­ter­kom­men soll­te. Sjaak Vis hat­te sei­nen Pi­lo­ten, Part­ner und bes­ten Freund ver­lo­ren. Was soll­te er jetzt nur tun? Wür­de es sinn­voll sein dem Auf­trag wei­ter nach­zu­lau­fen, auf sich al­lei­ne ge­stellt und oh­ne Hil­fe, oder wä­re es bes­ser zu ver­schwin­den. Geld war nicht das Pro­blem, sie hat­ten über die Jah­re ei­ni­ge Mil­lio­nen zu­sam­men­ge­rafft und sich in ihr si­che­res Ver­steck in der Nä­he von Bu­ka­rest ein­ge­rich­tet. Er wür­de es auf­ge­ben müs­sen. Co­dy wür­de be­stimmt ir­gend­wann an­fan­gen zu re­den. Nicht so­fort, aber nach ei­ni­gen Jah­ren ganz si­cher und dann wä­re er dort nicht mehr in Si­cher­heit. Spa­ni­en wä­re wohl ein bes­se­res Ver­steck für ihn al­lei­ne. Vi­el­leicht in der Nä­he von Bar­ce­lo­na, dann könn­te er sich die Spie­le sei­nes Lieb­lings­ver­eins FC Bar­ce­lo­na im Sta­di­on an­se­hen kön­nen. Das war jetzt aber eher Ne­ben­sa­che, es ging dar­um wie wei­ter­ma­chen. Co­dy war sein Pi­lot ge­we­sen und auch der­je­ni­ge der mehr In­for­ma­tio­nen aus so ei­nem Com­pu­ter ho­len konn­te. Er konn­te auch ein biss­chen da­mit um­ge­hen, aber Co­dy war der Spe­zia­list da­für. Trotz­dem saß er jetzt wie­der vor die­ser ver­damm­ten Kis­te. Sjaak wür­de die Ge­sichts­er­ken­nung ein­fach mal lau­fen las­sen. Da­mit könn­te er wo­mög­lich ei­ni­ge In­for­ma­tio­nen fin­den, und es brach­te ihm Zeit um über die nächs­ten Schrit­te, wenn es die noch ge­ben soll­te nach­zu­den­ken. Die Soft­wa­re hat­te er sich von ei­nem Ha­cker bei Eu­ro­pol be­sor­gen las­sen. Gan­ze 750.000 Eu­ro hat­te er da­für auf den Tisch le­gen müs­sen. Aber sie fand Spu­ren, auf die er und Co­dy so nie ge­sto­ßen wä­ren. Er press­te auf Start und ließ das Pro­gramm öf­fent­li­che Netz­wer­ke durch­su­chen. Vi­el­leicht wür­de er die Auf­ent­halts­or­te der In­ter­po­l­agen­ten fin­den, oder bes­ser Spu­ren die­ser Was­ser­stein. Die­se Wis­sen­schaft­le­rin wä­re ge­nau das rich­ti­ge Op­fer nach all dem Är­ger, den sie schon ge­habt hat­ten in die­ser Sa­che. Di­rekt im An­schluss wür­de er die­se Lea Enis aus­räu­chern, aus Ra­che für sei­nen Part­ner, wenn er sie ir­gend­wo fin­den wür­de. Nur von der hat­te er kein Bild. Von die­ser La­dy Sni­per gab es ab­so­lut nichts zu fin­den. Zu­sam­men hat­ten sie schon über­all in den Staa­ten nach die­ser Frau ge­sucht. Ge­fun­den hat­ten sie Sie aber nicht. Die to­ten Brief­käs­ten hat­ten sie über Kon­tak­te her­aus­ge­fun­den, aber Enis war dort nie auf­ge­taucht. Die Nach­rich­ten wur­den von ir­gend­wel­chen Bo­ten ab­ge­holt und die konn­te man ir­gend­wie nicht ver­fol­gen. Peil­sen­der in den Nach­rich­ten wa­ren noch an Ort und Stel­le ver­nich­tet wor­den und die Ku­rie­re ver­schwan­den spur­los. Ei­nen Ku­ri­er hat­te er bis in ei­nem Di­ner ver­folgt. Der hat­te an sei­nem Kaf­fee ge­nippt und ließ ei­ne Ta­sche an sei­nem Platz zu­rück, um auf die Toi­let­te zu ge­hen. Den Aus­gang hat­te Sjaak die gan­ze Zeit im Au­ge be­hal­ten, aber der Typ kam nie wie­der da her­aus. Er durch­such­te das stil­le Ört­chen, aber es war leer. Der Kaf­fee, den der Ku­ri­er be­stellt hat­te, stand noch auf dem Tisch, sei­ne Ta­sche war noch da, aber er selbst war dort nie wie­der auf­ge­taucht. Die Ta­sche hat er mit­ge­nom­men da­mals. Sie war ge­nau­so leer wie die Toi­let­te, in der die­ser Ku­ri­er ver­schwun­den war. Die­se Enis war ein­fach, nicht zu krie­gen. Plötz­lich mel­de­te sei­ne Ge­sichts­er­ken­nung einen Tref­fer. Das Pro­gramm hat­te Ma­rie Was­ser­stein ent­deckt. In ei­nem Sex­film­chen im In­ter­net er­kann­te die Soft­wa­re die­se Wis­sen­schaft­le­rin. Als er ge­nau­er hin­sah, er­kann­te er nicht nur sie, son­dern auch die an­de­re Frau, die sie vor Kur­zem noch in Ko­pen­ha­gen ver­folgt hat­ten. Die Haar­far­ben wa­ren an­ders ge­we­sen, aber das wa­ren de­fi­ni­tiv die­se bei­den Frau­en.

»Hab ich euch er­wi­scht!«, rief er freu­dig.

Über die Geo­tags des Vi­deos fand er den Ort, an dem das Vi­deo ge­macht wur­de, und auch die Zeit her­aus. Ent­stan­den war es in Ly­on, in ei­nem klei­nen Ho­tel am Stadt­rand. Vor­ges­tern am frü­hen Abend erst auf­ge­nom­men zeig­te es die bei­den zu­sam­men im Bett. Die Qua­li­tät war jetzt nicht be­son­ders, aber die bei­den wa­ren zu er­ken­nen bei ih­ren Spiel­chen. Sjaak ver­schaff­te sich einen Netz­zu­gang zu dem Ho­tel. Es gab kei­ne Über­wa­chungs­ka­me­ras, auf die er sich auf­schal­ten konn­te, aber ei­ne Gäs­te­lis­te konn­te er auf­ru­fen. Nur ei­nes der Zim­mer war mit zwei Frau­en be­legt wor­den. Ein­ge­checkt wa­ren ei­ne Clau­dia Or­son und ih­re Freun­din Me­la­nie Zu­de­ra und die bei­den wa­ren jetzt auch noch dort. Die Glücks­zahl lau­te­te 27. Hin­ter die­ser Zim­mer­num­mer lag sein Ziel.

Sjaak Vis mach­te sich so­fort auf den Weg, die bei­den wür­den im Bett lie­gen und gar nicht mer­ken, wie er sie ein­fach kalt­blü­tig er­schoss. Ein Pick Set und ei­ne Hand­feu­er­waf­fe mit Schall­dämp­fer reich­ten. Mor­gen früh wür­den die bei­den nie wie­der über For­schungs­er­geb­nis­se dis­ku­tie­ren. Es war Zeit das Ka­pi­tel Was­ser­stein für im­mer zu schlie­ßen und er wür­de es mit ei­nem Knall en­den las­sen.

Kurz dar­auf war er schon bei dem Ho­tel an­ge­kom­men und ver­schaff­te sich einen Über­blick. Das wür­de so ein­fach wer­den, wie ei­nem Kind den Lut­scher zu klau­en. Ge­si­chert war die An­la­ge fast über­haupt nicht. Es gab ei­ne Tür mit ei­nem halb schla­fen­den Mit­ar­bei­ter da­hin­ter, einen ho­hen Pa­li­sa­den­zaun um den Pool­be­reich und das war es dann auch schon. Die Tür vom Pool in das Ho­tel war ein schlech­ter Scherz. Da­rin war ein Schloss ver­baut, das bei ei­nem schie­fen Blick schon frei­wil­lig den Zu­gang frei­gab. Sei­ne Groß­mut­ter wür­de das mit ei­nem Zahn­sto­cher auf­ma­chen kön­nen, ob­wohl sie seit vie­len Jah­ren schon in Ams­ter­dam auf dem Fried­hof lag. Ge­gen den Zaun war ein Schwei­zer Kä­se ei­ne un­über­wind­ba­re Schran­ke. Je­der der hö­her, als ei­ni­ge cm sprin­gen konn­te, käme ein­fach dar­über. Aber wo­zu oben­drü­ber, wenn man auch un­ten durch konn­te. Das Ge­län­de war an ei­ni­gen Stel­len so aus­ge­höhlt, das ein Lim­botän­zer auf­recht dar­un­ter durch­ge­hen konn­te. Dem Er­stel­ler des Vi­deos soll­te er ei­ne Nach­richt zu­kom­men las­sen und sich herz­lich be­dan­ken. Das glei­che Schrei­ben soll­te er auch an In­ter­pol sen­den für die große Hil­fe Ma­rie Was­ser­stein in ei­nem Ho­tel un­ter­zu­brin­gen, für das man nur ei­ne Hand be­nö­tig­te, um un­ge­se­hen ein­drin­gen zu kön­nen. Sjaak roll­te sich un­ter dem Zaun durch, um­wand den Pool und lief zu der Tür, die in den Ho­tel­trakt führ­te. Es war noch ein­fa­cher als ver­mu­tet, die Tür war nicht ein­mal ver­schlos­sen. Ein klei­ner Druck ge­nüg­te und sie glitt auf, als wenn sie nie dort ge­we­sen wä­re. Dun­kel und ru­hig war es in dem Ho­tel­flur. Nur ei­ne Not­be­leuch­tung spen­de­te ein Mi­ni­mum an Licht. Die Zim­mer­num­mern wa­ren mit Kle­be­zah­len auf den Tü­ren an­ge­bracht. Hier un­ten be­gan­nen sie al­le mit 00, was be­deu­te­te die Was­ser­stein wä­re im zwei­ten Stock zu fin­den. Er schlich die Trep­pe hin­auf und stand dann an ei­nem ker­zen­ge­ra­den Gang, an dem zu bei­den Sei­ten Tü­ren ab­gin­gen. Vor­sich­tig lausch­te er in die Stil­le. Er ver­nahm ein Schnar­chen aus ei­nem Raum links von ihm. Ir­gend­ein Gast fäll­te da in ei­ner Nacht­schicht Bäu­me mit ei­ner Mo­tor­sä­ge aus der Stein­zeit. Ziem­lich mit­tig fand er Zim­mer 27 auf der lin­ken Sei­te des Flurs. Vis zog das Pick Set aus sei­ner Ta­sche und über­re­de­te das Schloss, nach nicht ein­mal zwan­zig Se­kun­den sei­nen Wi­der­stand auf­zu­ge­ben. Lei­se schlüpf­te er in den Raum hin­ein. Die Gar­di­ne war zu­ge­zo­gen und man sah die Hand fast nicht vor den Au­gen. Er brauch­te ei­ni­ge Mo­men­te, um die Tür ne­ben ihm zu er­ken­nen. Sie trug die Auf­schrift WC. Da­hin­ter lag nur ein qua­dra­ti­scher Raum mit ei­nem Bett, TV-Gerät, Schrank und ei­nem Tisch. Ein klei­ner Stuhl ver­voll­stän­dig­te die Ein­rich­tung. Mit­ten im Raum stand das große Bett und er er­kann­te die weib­li­chen Sil­hou­et­ten der bei­den, die dort la­gen. Rou­ti­niert zog er sei­ne Waf­fe aus dem Ho­sen­bund, leg­te an und drück­te in kur­z­er Fol­ge zwei­mal auf den Aus­lö­ser. Dann nahm er die an­de­re Per­son ins Vi­sier und schoss ihr eben­falls zwei­mal in die Brust. Um si­cher­zu­ge­hen, jag­te er je­der der bei­den Frau­en noch ei­ne La­dung in den Kopf, es wür­de mit dem Teu­fel zu­ge­hen, wenn die noch ein­mal ge­ret­tet wer­den soll­ten. Die Tür zog er vor­sich­tig wie­der zu und mach­te sich auf den Rück­weg. Ei­ni­ge Trep­pen­stu­fen ächz­ten un­ter sei­nem Ge­wicht, als er wie­der nach un­ten stieg. Lei­se wie ei­ne Kat­ze ging er wie­der durch die Tür zum Pool. Es wä­re so­gar noch Zeit ge­we­sen ein biss­chen zu schwim­men dach­te er als er sich wie­der un­ter dem Pa­li­sa­den­zaun hin­aus­roll­te. Laut­los ver­schwand Sjaak Vis in der Nacht.

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