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43. Kapitel Deutschland, Berlin

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Am frü­hen Mitt­woch­mor­gen in Ber­lin wa­ren al­le fünf Agen­ten des In­ter­pol­teams zum ers­ten Mal voll­zäh­lig ver­sam­melt. Die bei­den aus Ly­on An­ge­reis­ten wa­ren die Ers­ten ge­we­sen. Kurz da­nach lan­de­te die zwei­te Gulf­stream von In­ter­pol und brach­te Liz Croll, die sich aus Ägyp­ten einen leich­ten Son­nen­brand mit­ge­bracht hat­te, an ihr Ziel. Mi­cha­el und Lea ka­men als letz­te an. Liz ent­schied, dass es an der Zeit wä­re ge­mein­sam ein Früh­stück ein­zu­neh­men und das wei­te­re Vor­ge­hen zu pla­nen. Es gab drei Bau­stel­len zu be­ar­bei­ten. Die CIA Agen­tin in der Tief­ga­ra­ge am Tier­gar­ten, die CIA In­for­man­tin im Ver­wal­tungs­ge­bäu­de der SilOld AG und die Bun­des­kanz­le­rin An­ge­li­ka Ro­ten­fels. Korn über­ließ Liz das kom­plet­te Feld. Sie gab al­lei­ne die Rich­tung vor, teil­te die Te­ams ein und steck­te Auf­ga­ben ab. Mi­cha­el hör­te ent­spannt zu, brach­te sei­ne Ein­schät­zung zum Aus­druck, wäh­rend er da­bei völ­lig un­ty­pisch für ihn auf je­de Ver­höh­nung ver­zich­te­te. Croll konn­te das kaum glau­ben. Lea war es in­ner­halb von nicht ein­mal zwei Wo­chen ge­lun­gen, die­sen Mann kom­plett um­zu­dre­hen. Neu­er­dings trug er so­gar frei­wil­lig ei­ne schuss­si­che­re Wes­te. Die ehe­ma­li­ge Auf­trags­kil­le­rin zog aus ih­rer Ta­sche den USB-Stick, den sie in Kroa­ti­en si­cher­ge­stellt hat­ten, und über­reich­te ihn Mi­ke. Der zog so­fort sei­nen Lap­top her­vor und stöp­sel­te den Spei­cher ein. Was er fand, wa­ren Bil­der. Ein­fa­che Ur­laubs­bil­der, wei­ter ent­hielt der Stick ab­so­lut nichts. Man sah den Wis­sen­schaft­ler an der Ufer­pro­me­na­de in Sp­lit zu­sam­men mit Freun­den. Sei­ne Freun­din Ta­sic, die Lea und Mi­cha­el in Kroa­ti­en zu­rück­ge­las­sen hat­ten, in ei­nem Lie­ge­stuhl im Gar­ten. Ei­nen Aus­flug auf ei­nem Boot, wäh­rend sie an­gel­ten, und ei­ni­ge Schnapp­schüs­se aus der Na­tur. Mi­ke schi­en un­ge­hal­ten, als er frag­te, ob das ein blö­der Witz sei. Lea und Mi­cha­el ga­ben an, was sie al­les ge­tan hat­ten, um die­sen Spei­cher in der Wand auf­zu­spü­ren. Al­le Mit­glie­der stimm­ten über­ein, dass sie ex­akt das ge­tan hat­ten, was der Wis­sen­schaft­ler in sei­nem Hin­weis­ge­dicht hin­ter­las­sen hat­te. Ih­re ein­zi­ge Er­kennt­nis wa­ren die­se Bil­der und die letz­te Zei­le war bis hier­hin noch un­ge­löst. Sie war­fen ih­re Ide­en zu­sam­men. Ka­ry dach­te, man müs­se die Zei­le viel­leicht wört­lich neh­men. Neun mal eins mal neun mal eins er­gibt es Sicht. Sie nahm sich ei­ne Ser­vi­et­te und schrieb auf:

9×1x9×1 =?

Die rich­ti­ge Lö­sung konn­te nur 81 lau­ten. Egal wie man es auch rech­ne­te, das Er­geb­nis war im­mer das Glei­che. Aber was hat­te die 81 mit die­sen Bil­dern zu tun? Die fünf kno­bel­ten über ei­ne Stun­de lang, ka­men aber der Lö­sung nicht nä­her. Liz ent­schied, dass es war­ten muss­te, bis sie ih­re Auf­ga­ben in Ber­lin er­le­digt hat­ten. Wäh­rend des Rück­flugs aus Ägyp­ten hat­te sie ge­nug Zeit sich et­was aus­zu­den­ken. Ihr Plan sah vor, al­le drei Per­so­nen fest­zu­neh­men. Die Se­kre­tä­rin der SilOld AG war noch das leich­tes­te Ziel. Herein­ge­hen, die Da­me ver­haf­ten und vor­bei. Die ge­schick­te Blair, die der Bun­des­kanz­le­rin der Bun­des­re­pu­blik das Fell ger­ben soll­te, war schon ei­ne an­de­re Haus­num­mer. Das schwie­rigs­te Ziel al­ler­dings war die Re­gie­rungs­che­fin die­ses Lan­des hoch­zu­neh­men.

Liz hat­te sich zu­erst über­legt, das Te­am auf­zu­tei­len, was aber völ­li­ger Un­sinn war. Sie muss­te es an­ders an­ge­hen. Ihr ers­tes Ziel hieß des­halb Brit­ta Her­zog, die Se­kre­tä­rin. Die CIA war auf­ge­flo­gen und zer­schla­gen, ih­re Nach­rich­ten wür­den al­so, falls sie wel­che ab­setz­te, kei­ne Wir­kung ent­fal­ten. Mi­cha­el und Lea, die das Ver­wal­tungs­ge­bäu­de schon ein­mal be­tre­ten hat­ten, be­rich­te­ten über die Si­cher­heits­vor­keh­run­gen. Das Wach­per­so­nal, den Auf­zug der sich nur in Be­we­gung setz­te mit ei­nem Si­cher­heits­aus­weis und eher un­schein­ba­re Über­wa­chungs­ka­me­ras. Es wä­re un­klug Brit­ta Her­zog vor­zu­war­nen, wenn sie un­ten in der Lob­by wa­ren. Die Agen­tin wür­de wahr­schein­lich nicht zö­gern, sich zu ver­ste­cken und auf ih­nen un­be­kann­ten We­gen das Ge­bäu­de zu ver­las­sen. Liz dach­te nach, wie man das am bes­ten an­ge­hen könn­te. Über­ra­schungs­an­griff, Ablen­kungs­ma­nö­ver oder ganz of­fi­zi­ell für ei­ne Be­fra­gung. Korn mel­de­te Be­den­ken an.

»Liz, die Jungs da drin sind nicht zu Spä­ßen auf­ge­legt. Die Tan­te an der Lob­by wä­re so­fort miss­trau­isch, wenn wir da rein­ge­hen. Sie weiß, dass wir von In­ter­pol ih­ren CEO letz­te Wo­che da raus­ge­holt ha­ben und er seit­her nicht mehr ge­se­hen wur­de. Ver­mut­lich wird er schon von Mo­naco aus dort an­ge­ru­fen ha­ben. Her­zog denkt al­so, er wä­re in ein oder zwei Ta­gen wie­der zu­rück und wir sind da wahr­schein­lich schon um­zin­gelt be­vor wir den po­lier­ten Mar­mor in der Lob­by er­reicht ha­ben«, er­klär­te er sach­lich.

Aus­nahms­los ga­ben ihm al­le recht, und auch Liz konn­te das nach­voll­zie­hen. Es war völ­lig lo­gisch, dass sich die SilOld AG nicht so ein­fach in ihr Schne­cken­haus zu­rück­zieht, und In­ter­pol ein­fach nur an­klop­fen muss­te um al­les aus de­nen her­aus­zu­ho­len, auch wenn man den Trumpf ei­ner Spio­nin in der Hand hat­te.

»Wa­rum war­ten wir nicht ein­fach, bis sie Fei­er­abend hat und kau­fen sie uns auf dem Park­platz?«, frag­te Ka­ry.

»Ka­ry, wir müs­sen in die­ses ver­fluch­te Ge­bäu­de rein. Die In­for­ma­tio­nen über die CIA Ak­ti­on soll­ten bes­ser von dort stam­men«, ent­geg­ne­te ihr Ver­lob­ter. Liz kratz­te sich den nicht vor­han­de­nen Bart am Kinn.

»Wer kann al­les Deutsch von uns au­ßer Korn na­tür­lich?«, frag­te die Che­fin des Te­ams.

Nur Mi­ke hob die Hand. Nur Lea hat­te ein paar Wör­ter von ih­rem Freund ge­lernt, al­le an­de­ren konn­ten die­se Spra­che nicht ver­ste­hen und spre­chen noch we­ni­ger.

»OK, das bringt nichts. Al­so Plan B. Wir über­ren­nen die ein­fach und zer­ren die­se Her­zog her­aus. Wie sagt ihr Deut­schen ger­ne da­zu?«, frag­te Liz.

»Blitz­krieg«, half ihr Mi­cha­el.

»Gut un­se­re bes­ten Schüt­zen sind Lea und ich. Der bes­te Nah­kämp­fer ist Mi­cha­el. Ka­ry und Mi­ke müs­sen eben­falls da rein, um das Pa­ket zu lie­fern, die Über­wa­chung zu fin­den und die­se Her­zog ho­len. Was brau­chen wir al­les, um da hin­ein­zu­kom­men, Mi­cha­el?«

»Au­ßer ei­nem Wun­der meinst du?«, frag­te der An­ge­spro­che­ne.

»Ja. Du bist der bes­te Pla­ner in un­se­rem Te­am, du kennst dich am bes­ten da­mit aus, al­so was denkst du?«

»Blend­gra­na­ten, Trä­nen­gas, drei Gas­mas­ken und Eier aus Edel­stahl!«, zähl­te er auf.

»OK, wie ge­hen wir vor?«, frag­te Liz.

»Das er­fahrt ihr un­ter­wegs. Schatz, nimm die große Ta­sche mit. Mi­ke und Ka­ry ihr braucht Schutz­wes­ten. Es gibt viel zu tun, war­ten wir es ab!«

Die fünf aßen ihr Früh­stück auf und mach­ten sich dann auf den Weg zu ih­rem Ziel.

Nicht ein­mal ei­ne hal­be Stun­de spä­ter la­gen Liz und Lea un­ge­fähr vier­zig Me­ter vor dem Ge­bäu­de in den Bü­schen. Korn und die bei­den an­de­ren war­te­ten auf dem Park­platz im Au­to. Sie über­prüf­ten ih­re Aus­rüs­tung. Mi­cha­el be­stand dar­auf, die Wes­ten der bei­den noch ein­mal ge­son­dert zu über­prü­fen. Er woll­te nicht ris­kie­ren, dass den bei­den et­was zu­stößt, nach­dem sie sich erst ver­lobt hat­ten. Er in­stru­ier­te sie noch ein letz­tes Mal.

»Kopf un­ten hal­ten und mir fol­gen. Wenn ihr schie­ßen müsst dann nicht auf mich. Lea liegt da drau­ßen im Ge­büsch. Ein Tref­fer von euch bei­den auf mich dürf­te dann der Letz­te ge­we­sen sein!« sin­nier­te er.

Das Ki­chern in den In Ear Stöp­seln war nicht zu über­hö­ren, als sie hin­zu­füg­te, »Auf die­se Di­stanz wür­de ich nicht mal ei­ne Maus ver­feh­len! Al­so schön vor­sich­tig sein.«

»Wir sind dann so weit. 45 Se­kun­den. Viel Spaß ihr bei­den!«

Mi­cha­el lief, ge­folgt von Ka­ry und Mi­ke seit­lich auf das Ge­bäu­de zu. Die Si­cher­heits­kräf­te ent­deck­ten sie so­fort und eil­ten schon zum Ein­gang um sie in Empfang zu neh­men. In dem Mo­ment durch­schlu­gen zwei Blend­gra­na­ten die Glas­front des Ge­bäu­des. Mit ei­nem lau­ten Knall de­to­nier­ten sie. Dicht ge­folgt flo­gen Trä­nen­gas­gra­na­ten in die Hal­le. Wei­ßer Ne­bel wa­ber­te schon durch das Ge­bäu­de, als Liz noch wei­te­re bis in die hin­ters­ten Win­kel feu­er­ten. Lea hat­te schon auf ih­re Z501 ge­wech­selt. Zwei der Si­cher­heits­kräf­te schaff­ten es noch vor die Tür, um dem Ne­bel zu ent­kom­men. Wild keu­chend stan­den sie vor dem Ein­gang als sie wie von Geis­ter­hand um­fie­len und lie­gen blie­ben. Lea hat­te ih­nen mit spe­zi­el­ler Mu­ni­ti­on die Be­sin­nung ge­raubt. Die Ge­schos­se, mit de­nen ih­re Waf­fe ge­la­den war, dran­gen in den Kör­per ein und son­der­ten Ke­ta­min ab, was in­tra­mus­ku­lär ver­ab­reicht die ge­trof­fe­nen Per­so­nen für et­wa drei Stun­den au­ßer Ge­fecht setz­te. Sie wa­ren nicht ernst­haft ver­letzt, son­dern nur be­täubt. Schar­fe Mu­ni­ti­on ver­wen­de­ten nur Mi­cha­el, Mi­ke und Ka­rya­ni die sich ih­re Gas­mas­ken auf­setz­ten be­vor sie in das Ge­bäu­de ein­dran­gen. Die Si­cher­heits­kräf­te wa­ren nicht mehr in der La­ge et­was zu un­ter­neh­men. Auch die Frau an der An­mel­dung lag mit trä­nen­über­ström­tem Ge­sicht hin­ter ih­rem Pult und kroch lang­sam zum Aus­gang. Korn griff sich den Si­cher­heits­aus­weis ei­ner der Mit­ar­bei­ter und lief auf den Fahr­stuhl zu. Ka­ry und Mi­ke folg­ten ihm in ei­ni­gem Ab­stand. Liz und Lea be­hiel­ten die La­ge un­ter Kon­trol­le. Die drei be­tra­ten den Auf­zug. Mi­cha­el hielt den Aus­weis an das Le­se­ge­rät und drück­te auf die Tas­te für die obers­te Eta­ge. Leicht schlei­fend schlos­sen sich die glän­zen­den Schie­be­tü­ren der Ka­bi­ne, be­vor sie nah oben ge­zo­gen wur­de. War­te­mu­sik drang lei­se in die Ohren, der drei als sie nach oben fuh­ren. Als die Tü­ren sich wie­der öff­ne­ten, tra­ten sie in den Gang mit der Bil­der­ga­le­rie und zo­gen ih­re Mas­ken vom Ge­sicht. Al­les war ru­hig hier oben. Korn führ­te sie, zum Schreib­tisch an dem Brit­ta Her­zog saß und nichts ah­nend in ih­ren Com­pu­ter starr­te. Schwar­ze Kopf­hö­rer auf ih­ren Ohren dik­tier­ten ihr einen Brief, den sie ge­ra­de tipp­te. Erst als Mi­cha­el fast ne­ben ihr stand, be­merk­te sie die Ein­dring­lin­ge.

»Was wol­len sie schon wie­der?«, rief sie, als sie sich den Kopf­hö­rer von den Ohren zog.

»Mi­ke durch die Tür da, mach dei­nen Job. Ka­ry durch­su­che al­les. Fang mit dem Te­le­fon drin an«, di­ri­gier­te Korn, be­vor er sich an Brit­ta Her­zog wand­te, die ge­ra­de auf­sprin­gen woll­te.

Ka­rya­ni und Mi­ke rann­ten durch die Tür in das Bü­ro von Vol­ker Putt. Er warf sich auf den Ses­sel und be­gann auf die Ta­sta­tur zu häm­mern, wäh­rend sie einen De­tek­tor über den Schreib­tisch hielt und auf Funk­wel­len ach­te­te.

»Sie dür­fen nicht …«, schrie sie, als sie von Mi­cha­el un­sanft un­ter­bro­chen wur­de, der ihr sei­ne Pran­ke auf den Hals press­te.

»Wir bei­den Hüb­schen wer­den war­ten, bis die bei­den fer­tig sind. Hö­re ich nur einen Ton von ih­nen, klop­fe ich sie wie ein Schnit­zel. Von bei­den Sei­ten. Bis ihr Ma­ke-up an der Wand klebt und sie sich das Rou­ge die nächs­ten Wo­chen spa­ren kön­nen!«, sag­te er emo­ti­ons­los.

Brit­ta Her­zog saß steif wie ein Brett auf ih­rem Bü­ro­stuhl und ver­such­te zu hö­ren, was ge­ra­de hin­ter ihr pas­sier­te. Korn stand über ihr, press­te wei­ter die Hand auf ih­ren Hals und sah zu sei­nen Kol­le­gen. Mi­ke war fast fer­tig mit sei­ner Ar­beit, als Ka­rya­ni oh­ne Vor­war­nung das Te­le­fon auf dem Schreib­tisch zer­trüm­mer­te. Aus den Klein­tei­len zog sie et­was, was wie ein Steck­na­del­kopf auf fi­li­gra­nen Dräh­ten aus­sah. Ei­ne draht­ge­bun­de­ne Wan­ze war in sei­nem Te­le­fon ver­baut wor­den. Aber sie fand noch mehr Ab­hör­ge­rä­te in dem Bü­ro. Ver­steckt hin­ter Bil­dern, in sei­nem Schreib­tisch un­ter die Schub­la­de ge­klebt und so­gar in ei­nem Mo­dell ei­nes DeLo­rean aus den Zu­rück in die Zu­kunft Fil­men, in sei­nem Re­gal.

Mi­ke und sei­ne Ver­lob­te ka­men wie­der aus dem Bü­ro. Sie hielt Mi­cha­el ei­ne klei­ne Aus­wahl der Ab­hör­ge­rä­te hin, die sie ge­fun­den hat­te. Korn zog Brit­ta Her­zog aus ih­rem Stuhl und zeig­te ihr die ge­fun­de­nen Wan­zen. Dann sag­te er nüch­tern »Ihr CIA Nut­ten seid auf der gan­zen Welt gleich. Dei­nen Zu­häl­ter John Clark­son hat es so­gar sei­nen Hals ge­kos­tet, du da­ge­gen wirst die nächs­ten Jah­re auf Staats­kos­ten im mie­ses­ten Loch ver­rot­ten was wir fin­den kön­nen. Und jetzt vor­wärts, wir wol­len den Haf­trich­ter nicht war­ten las­sen«

Er zog Brit­ta Her­zog wie einen Schlit­ten hin­ter sich her. Sie stol­per­te al­le zwei Schrit­te, weil sie sei­nem Tem­po in ih­ren ho­hen Schu­hen nur schwer fol­gen konn­te. Unsanft schubs­te er sie in die Fahr­stuhl­ka­bi­ne und die vier fuh­ren wie­der nach un­ten.

In der Lob­by sah es aus wie nach ei­nem Bom­ben­an­griff. Mit­ar­bei­ter hus­te­ten und lit­ten un­ter Atem­not. Notärz­te küm­mer­ten sich um die Ver­letz­ten und die Po­li­zei ver­such­te, aus der gan­zen Sa­che schlau zu wer­den. Liz und Lea hat­ten ih­re Pos­ten längst wie­der ver­las­sen und schlen­der­ten ge­müt­lich, auf das Ge­bäu­de zu als ih­re drei Kol­le­gen durch die Lob­by ka­men. Ih­re Waf­fen tru­gen sie auf dem Rücken. Ein Po­li­zei­be­am­ter sah die bei­den Frau­en und zog so­fort sei­ne Dienst­waf­fe aus dem Hols­ter.

Er leg­te auf Lea an und schrie »Las­sen sie die Waf­fen fal­len!«

»Ganz ru­hig«, sag­te Liz fried­lich, »Wir sind von In­ter­pol, al­les ist in Ord­nung.«

Er rea­gier­te nicht auf ih­re Wor­te »Ste­hen blei­ben oder ich schie­ße!«, rief er und ei­ni­ge sei­ner Kol­le­gen wur­den auf­merk­sam.

Auch sie zo­gen ih­re Waf­fen. Korn rief »Nehmt die Waf­fen run­ter und ent­spannt euch. Wir sind von In­ter­pol!«, da­zu hielt er sei­nen Aus­weis in die Hö­he. Brit­ta Her­zog woll­te an­fan­gen zu schrei­en, aber Mi­cha­el schlug ihr an­satz­los so fest ins Ge­nick, das sie wie ein Sack zu Bo­den fiel. Er ließ sie ein­fach un­be­ach­tet lie­gen.

Ei­ner der Be­am­ten stürm­te auf ihn zu und hielt sei­ne Waf­fe auf ihn ge­rich­tet. Korn blieb ste­hen, hielt ihm sei­nen In­ter­po­l­aus­weis di­rekt vor die Na­se und frag­te »Kannst du le­sen, du Hal­baf­fe?«

Vor­sich­tig und mit ei­ni­gem Ab­stand be­gut­ach­te­te er die Plas­tik­kar­te, die ihm hin­ge­hal­ten wur­de. Zö­ger­lich nahm er sei­ne Waf­fe run­ter. Der ehe­ma­li­ge Bo­dy­guard sah den Be­am­ten, der Lea be­droh­te. Wü­tend rief er »Wenn du Pis­ser die­se Frau nur schief an­siehst, reiß ich dir den Kopf vom Hals, Hack dei­ne Bei­ne ab, leg Feu­er und sieh zu, wie du dich auf dei­nen blu­ti­gen Stümp­fen ins Freie schleppst, be­vor ich dir die Haut ab­zie­he. Wirf dei­ne Knar­re weg oder du lernst mich ken­nen!«, dann rann­te er fast au­gen­blick­lich auf ihn zu.

Gera­de als der Be­am­te völ­lig ver­ängs­tigt sei­ne Dienst­waf­fe her­un­ter­neh­men woll­te, traf ihn der El­len­bo­gen von Korn am Hals. Wie ei­ne Pup­pe flog er durch die Hal­le und blieb re­gungs­los lie­gen. Mi­cha­el stell­te sich so­fort schüt­zend vor sei­ne Lea.

Croll hielt ih­ren In­ter­po­l­aus­weis vor sich und rief »Be­ru­hi­gen sie sich. Ich bin Liz Croll von In­ter­pol in Ly­on, und das sind mei­ne Kol­le­gen. Wir füh­ren ei­ne Ope­ra­ti­on durch, die ih­re Ge­halts­klas­se weit über­steigt. Neh­men Sie bit­te die Waf­fen run­ter!«

»Die­ser Ele­fant hat ge­ra­de einen un­se­rer Kol­le­gen ver­letzt und wir sol­len ru­hig blei­ben?«, schrie ein Uni­for­mier­ter.

»Sie dür­fen froh sein das er ihn nicht ge­tö­tet hat. Herr Korn ver­steht kei­nen Spaß, wenn es um die Frau geht, die er liebt. Und wir ver­ste­hen da­bei auch kei­nen Spaß. Neh­men sie end­lich die Waf­fen run­ter, be­vor noch je­mand ge­tö­tet wird!«, schrie Liz, so laut sie konn­te.

Ein Mann in Uni­form kam von hin­ten auf sie zu »Ich bin Haupt­kom­missar Ried­le, Frau Croll. Le­gen sie die Waf­fen ab und er­klä­ren sie mir, was Mi­cha­el Korn mit In­ter­pol zu schaf­fen hat!«

Liz warf ih­ren Kopf nach hin­ten und auch Korn dreh­te sei­nen Hals zu dem Mann um. Als sie ge­ra­de ant­wor­ten woll­te, er­öff­ne­te Mi­cha­el das Ge­spräch »Ried­le, sie ver­damm­ter Hüh­ner­fi­cker ha­ben wohl über­all ih­re Wichs­grif­fel drin!«

»Klar Korn, ir­gend­je­mand muss ja auf Sie auf­pas­sen!«, dann be­gann er zu la­chen. Korn fing eben­falls an zu la­chen und die bei­den gin­gen auf­ein­an­der zu und ga­ben sich die Hand. Liz staun­te nicht schlecht, als Korn und die­ser Ried­le sich an­ge­regt un­ter­hiel­ten. Mi­cha­el zog so­gar Lea zu sich und stell­te sie Ried­le vor. Dann rief er den Rest der Trup­pe zu­sam­men und stell­te je­den Ein­zel­nen von ih­nen vor.

»Das hier ist Chris­ti­an Ried­le. Ei­ner der mie­ses­ten Po­li­zis­ten auf die­sem Pla­ne­ten und ein ech­ter Ver­sa­ger, wenn es um Tak­tik geht. Wir ken­nen uns schon knapp 17 Jah­re und ich hab ihm bis­her schon un­zäh­li­ge Ma­le den fet­ten Arsch ge­ret­tet. Ich wuss­te nicht das er jetzt hier in Ber­lin die McDo­nalds Fi­lia­len leer­frisst.«

»Korn, mal ehr­lich, wie hast du es zu In­ter­pol ge­schafft? Wen hast du da­für be­sto­chen?«, frag­te Chris­ti­an Ried­le.

»War ganz ein­fach. Ich hab dem Mi­nis­ter­prä­si­den­ten von NRW die Na­se ge­bro­chen, mei­ne Be­loh­nung ist ein Job bei In­ter­pol. Croll ist die Che­fin, üb­ri­gens ein Cop aus Eng­land, und die an­de­ren hier sind mei­ne Mit­strei­ter. Bis auf die­ses zau­ber­haf­te We­sen ne­ben mir! Das ist die Lie­be mei­nes Le­bens!«, er­klär­te er.

Chris­ti­an Ried­le be­kam den Mund nicht mehr zu. Er be­äug­te Korn und Lea wie die Eis­bä­ren im Zoo. Dann sag­te er »Du und ei­ne Frau? Nie im Le­ben Korn. Ich hab dich schon mit Su­per­mo­dels ge­se­hen, die du nicht mal be­ach­tet hast. Aber was habt ihr hier zu su­chen und was soll das al­les?«

»Das kann ich dir jetzt noch nicht er­klä­ren Ried­le. Heu­te Abend wirst du ver­ste­hen, was hier ab­läuft. Bis da­hin aber brau­chen wir völ­lig freie Hand und viel­leicht auch ein biss­chen Un­ter­stüt­zung von dir. Da­nach setz ich mich ger­ne zu dir an einen Tisch und er­klä­re es. Tak­tik war ja noch nie dein Fall«, lach­te Korn.

Liz be­gann ein biss­chen was zu er­klä­ren, was es mit die­ser Ak­ti­on auf sich hat­te und übergab die im­mer noch be­wusst­lo­se Brit­ta Her­zog dem Haupt­kom­missar. Sie bat ihn, die Frau vor­läu­fig ein­zu­sper­ren, bis der Tag be­en­det ist. Ried­le konn­te sich kei­nen Reim dar­auf ma­chen, stimm­te aber zu, wenn er al­le In­for­ma­tio­nen be­kam. Korn ver­sprach ihm al­les vor ihm auf­zu­de­cken, wenn es an der Zeit war, aber, bis da­hin hat­ten sie noch ei­ne Men­ge zu er­le­di­gen. Ka­rya­ni steck­te ei­ni­ge der Wan­zen, die sie aus dem Bü­ro ge­holt hat­te in einen Beu­tel und übergab ihn Ried­le. Der Po­li­zist gab sei­ne Zu­stim­mung, bell­te ei­ni­ge Be­feh­le zu sei­nen Leu­ten und ver­ließ mit den fünf Agen­ten den Tat­ort. Am Miet­wa­gen stan­den sie im Kreis zu­sam­men und Korn gab ihm einen kur­z­en Über­blick. Mi­ke, der eben­falls Deutsch ver­stand, hör­te auf­merk­sam zu, wie die bei­den mit­ein­an­der re­de­ten. Si­mul­tan über­setz­te er ei­ni­ges, da­mit die an­de­ren Te­am­mit­glie­der wuss­ten, worum es ging. Nach­dem sie zu­sam­men ei­ni­ge Zi­ga­ret­ten ge­raucht hat­ten, wur­de Liz un­ge­dul­dig. Sie trieb die an­de­ren zur Ei­le an. Sie hat­ten noch zwei Per­so­nen auf ih­rer Lis­te, die sie ab­ha­ken woll­te.

»Ent­spann dich Liz. Der Reichs­tag ist ge­ra­de mal 10 Mi­nu­ten ent­fernt. Ried­le hat mir ge­sagt, da fin­det ge­ra­de ei­ne un­vor­her­ge­se­he­ne Haus­halts­de­bat­te statt, das Ver­hü­tungs­mit­tel kann al­so nicht ein­fach ab­hau­en, denn die muss da drin sit­zen blei­ben bis zum En­de«, klär­te Korn auf.

»Mi­cha­el, die­se Blair wird um fünf heu­te Nach­mit­tag in die­ser Tief­ga­ra­ge war­ten. Wir soll­ten al­so mög­lichst bei­de gleich­zei­tig hoch­neh­men, be­vor die ab­hau­en kann, weil sie merkt, dass wir die an­de­re schon kas­siert ha­ben«, ent­geg­ne­te Liz.

»Wer­den wir auch, Liz. Stell dir mal zwei Te­ams zu­sam­men«, be­ru­hig­te er sie.

Liz dach­te über ih­re Op­tio­nen nach. Um 17 Uhr war das Tref­fen in der Tief­ga­ra­ge ge­plant. Die­se Ro­ten­fels konn­te al­so un­mög­lich den Reichs­tag vor­zei­tig ver­las­sen. Be­wei­se ge­gen die­se Blair hat­ten sie durch die Auf­zeich­nung von Langley. Für Ro­ten­fels gab es auch Be­wei­se, al­ler­dings kei­ne schwe­ren. Wäh­rend sie im Kopf die Te­ams durch­ein­an­der­wür­fel­te, hielt Korn kurz in­ne. Er blick­te zu Liz und sag­te »Das, was Ried­le ge­ra­de ge­sagt hat, setzt dem Gan­zen die Kro­ne auf Liz. Ein Be­am­ter, Kreu­zer hieß er, ar­bei­te­te im Pa­tent­amt und wur­de zu die­ser Ro­ten­fels be­stellt, um ihr die­ses Pa­tent vor­zu­le­gen. Auf dem Heim­weg wur­de er tot im Stra­ßen­gra­ben ge­fun­den. Ried­le konn­te über die Ver­kehrs­über­wa­chung her­aus­fin­den, dass er di­rekt aus dem Kanz­ler­amt kam. Laut der Ob­duk­ti­on starb er an ei­ner Ver­gif­tung durch Mus­ca­rin, ei­nem Pilz­gift, das leicht was­ser­lös­lich ist.«

»Heißt das sie hat ihn ver­gif­tet, um das Pa­tent zu be­kom­men?«, frag­te Liz.

»So sieht es aus Liz. Wenn wir die­ses Pa­tent oder die gan­ze Ak­te bei ihr fin­den ha­ben wir einen Mord nach­ge­wie­sen«, kam es von Korn.

»Wie­so hat Ried­le noch nichts un­ter­nom­men?«, stam­mel­te sie.

»Er kann nicht Liz. Mit­glie­der des Bun­des­tags be­sit­zen po­li­ti­sche Im­mu­ni­tät ge­gen Straf­ver­fol­gung, die erst auf­ge­ho­ben wer­den muss. Das er­reicht man nur durch einen An­trag. Die­ser An­trag dau­ert aber ei­ni­ge Ta­ge«, er­klär­te Korn.

»Die wird sich noch schwer wun­dern Korn. Ich brau­che kei­nen An­trag, ich hol sie di­rekt aus der Sit­zung mit Hand­schel­len und al­lem drum und drin. Not­falls lass ich mir ei­ne Be­stä­ti­gung von Rous­sel ge­ben. Und, wenn ich nur einen win­zi­gen Fet­zen die­ses Pa­tents bei ihr fin­de, geht sie noch heu­te Nach­mit­tag ins Ge­fäng­nis, wo sie die nächs­ten Jah­re bleibt«, wü­te­te die Che­fin des Te­ams.

»In dem Fall leis­te ich Un­ter­stüt­zung Frau Croll«, kam es von Chris­ti­an Ried­le.

Liz war mit Feuerei­fer bei der Sa­che. Sie stell­te ein Te­am zu­sam­men, was Blair ein­pa­cken soll­te und sie wür­de sich die­se Ro­ten­fels vor­neh­men. Korn, Lea und Ka­rya­ni soll­ten die­se CIA Mör­de­rin aus der Tief­ga­ra­ge zer­ren, Sie, Mi­ke und Ried­le wür­den die Bun­des­kanz­le­rin noch im Reichs­tag ver­haf­ten. Sie te­le­fo­nier­te mit Rous­sel. Croll er­klär­te ihm die Si­tua­ti­on und mit zu­neh­men­der Dau­er des Ge­sprächs er­hell­te sich ihr Ge­sicht. Der Chef von In­ter­pol gab ihr grü­nes Licht für al­les, was sie für er­for­der­lich hielt. Er wür­de die Verant­wor­tung über­neh­men. Liz strahl­te übers gan­ze Ge­sicht, als sie Mi­cha­el, Lea und Ka­ry zur Tief­ga­ra­ge schick­te. Sie soll­ten die gan­ze Ga­ra­ge über­wa­chen und Blair ver­haf­ten. Korn brach­te noch ei­ne klei­ne Idee ein, die Liz zum Lä­cheln brach­te. Der ehe­ma­li­ge Bo­dy­guard, sei­ne Freun­din und Ka­ry mach­ten sich so­fort auf den Weg. Ihr Kol­le­ge Mi­ke wür­de zu­sam­men mit Ried­le zum Reichs­tag fah­ren und die Ak­ti­on durch­zie­hen.


Die Tief­ga­ra­ge am Tier­gar­ten lag et­was ver­steckt und war von Au­ßen nicht ein­seh­bar. Lea moch­te die­se en­gen Ge­mäu­er nicht be­son­ders. Bei ih­rer Ar­beit fühl­te sie sich in die­sen Bau­ten ge­fan­gen, weil al­le Flucht­we­ge in­ner­halb von Se­kun­den ab­ge­schnit­ten wer­den konn­ten. Sie be­vor­zug­te weit­läu­fi­ge Ge­län­de mit ei­ner er­höh­ten Po­si­ti­on und gu­tem Schuss­feld. Ei­ne Tief­ga­ra­ge war eher das ge­naue Ge­gen­teil da­von. Es roch nach ab­ge­stan­de­nen Ab­gas­en, als sie die­sen Bun­ker be­tra­ten. Ir­gend­wo quietsch­ten Rei­fen über den Be­lag und an dem Par­k­au­to­ma­ten stand ei­ne lan­ge Schlan­ge. Das Park­deck be­stand nur aus ei­ner ein­zi­gen schlauch­för­mi­gen Ebe­ne, die un­ter die Er­de ver­frach­tet wor­den war. Es gab vier Par­krei­hen für knapp 800 Fahr­zeu­ge. Wo soll­te sie hier nur in Stel­lung ge­hen? Korn lach­te, als hät­te sei­ne Freun­din einen Witz ge­macht, als er ihr Ge­sicht sah. Dann er­klär­te er, was er ei­gent­lich vor­hat­te. Lea und Ka­ry soll­ten nach dem Ein­tref­fen der Agen­tin die Aus­gän­ge be­wa­chen, den Rest wür­de er über­neh­men. Die bei­den Frau­en be­ka­men große Au­gen, als er sei­nen Plan ent­hüll­te. Er wür­de sich als die­ses Weibs­stück ver­klei­den und auf die Agen­tin war­ten, ihr die Ak­te über den Bo­den zu schlit­tern las­sen und sie dann au­ßer Ge­fecht set­zen. Ka­ry und Lea soll­ten nur die Aus­gän­ge be­wa­chen, falls die­se Blair ir­gend­wie Lun­te rie­chen oder ent­kom­men wür­de. Lea be­stand dar­auf, dass er min­des­tens zwei Wes­ten tra­gen soll­te, bes­ser so­gar noch ei­ne drit­te. Er zog ihr zu­lie­be zwei Wes­ten an und ei­ne schwar­ze Kev­lar­ja­cke, die eben­falls ku­gel­si­cher war. Aus ih­rem Wa­gen nahm er ei­ne Map­pe, die er als Ak­te ver­wen­den woll­te. Er nahm sich einen Stift und schrieb et­was auf ein Blatt Pa­pier, was als ein­zi­ges in der ge­fälsch­ten Ak­te lie­gen wür­de. Dann ließ er sich von sei­ner Lea ver­klei­den, um als häss­lichs­te Frau der Ge­schich­te durch­zu­ge­hen. Das schumm­ri­ge Zwie­licht in die­sem Park­haus mach­te es ihm ein­fach sich so weit zu ver­ste­cken. Sei­ne Po­si­ti­on lag ziem­lich am En­de der Ga­ra­ge, gut ge­schützt hin­ter ei­nem Stütz­pfei­ler. Ei­ne ein­zel­ne Lam­pe er­hell­te sei­nen aus­ge­wähl­ten Ort so sehr das es ein Leich­tes ge­we­sen wä­re ihn zu er­ken­nen. Kur­zer­hand nahm er aus dem Kof­fer­raum einen Rad­schlüs­sel und zer­schlug sie. Al­les war be­rei­tet, als er auf sei­ne Uhr sah. Blair wür­de in un­ge­fähr ei­ner Stun­de hier sein. Er wür­de war­ten, falls sie frü­her kam. Lea und Ka­ry soll­ten ihm ver­däch­tig wir­ken­de Be­su­che­rin­nen an­kün­di­gen.

Er brauch­te nicht sehr lan­ge in sei­nem Ver­steck zu war­ten als Ka­ry ihm ei­ne schwar­ze Ford-Li­mou­si­ne an­kün­dig­te. Fah­re­rin ei­ne kaf­fee­brau­ne Frau in schwar­zem Ho­sen­an­zug. Lang­sam fuhr die Frau durch das Park­haus. Sie um­run­de­te ein­mal die ge­sam­te Ebe­ne, fuhr da­bei an al­len frei­en Park­buch­ten vor­bei und um­run­de­te das Park­haus ein wei­te­res Mal. Lea hat­te sie eben­falls ge­se­hen und mel­de­te ihm über den Funk­emp­fän­ger »Das ist Blair!«

»Wo­her weißt du das«, frag­te Ka­rya­ni.

»Ich hab sie in Clark­sons Bü­ro ge­se­hen, schon ver­ges­sen?«, sag­te sie spitz.

Korn bat um Ru­he, die hei­ße Pha­se be­gann. Blair park­te ih­ren Wa­gen im hin­te­ren Drit­tel der An­la­ge und stieg aus. Sie blick­te sich um. Al­les war ru­hig, sie wä­re frü­her an­ge­kom­men als ihr po­ten­zi­el­les Op­fer und konn­te sich mit der Um­ge­bung ver­traut ma­chen. Sie schritt das Park­haus bis et­wa zur Mit­te ab, kehr­te dann um und lief bis zum En­de. Korn be­ob­ach­te­te sie aus sei­nem Ver­steck. Als sie zu ih­rem Wa­gen zu­rück­keh­ren woll­te, mach­te Mi­cha­el mit ei­nem Leich­ten hüs­teln auf sich auf­merk­sam. Blair stutz­te und sah sich ein wei­te­res Mal um, al­ler­dings ge­nau­er. Mi­cha­el beug­te sich ein we­nig ins Licht. Blair sah ihn.

Als sie auf ihn zu­ge­hen woll­te, flüs­ter­te er in ho­her Stim­me »Blei­ben sie dort ste­hen!«

Sie tat es und flüs­ter­te zu­rück »Ha­ben sie die Do­ku­men­te?«

Korn hielt die Map­pe in die Hö­he und klopf­te mit den Fin­gern dar­auf. Dann frag­te er »Das Geld?«

»In mei­nem Wa­gen, ich ho­le es.«

Lang­sam ging sie zu­rück zu ih­rem Wa­gen und zog einen schwar­zen Kof­fer her­aus. Dann kehr­te sie wie­der an die Stel­le zu­rück.

»Auf­ma­chen«, for­der­te Korn mit sei­ner ver­stell­ten Stim­me.

Blair stell­te den Kof­fer ab, öff­ne­te die Schnapp­ver­schlüs­se und zeig­te ihm das Geld.

»Stel­len sie den Kof­fer da rü­ber«, sag­te er und zeig­te nach rechts.

Sie ver­schloss den Kof­fer wie­der und lief in die Rich­tung, in die er ge­zeigt hat­te. Dort stell­te sie den Kof­fer gut sicht­bar ab, dreh­te sich um und lief zum Aus­gangs­punkt zu­rück. Korn warf ihr die Map­pe wie ei­ne Fris­bee­schei­be zu. Sie lan­de­te auf dem Bo­den und krei­sel­te zu ihr hin­über. Blair hob die Map­pe auf und öff­ne­te sie. Das Blatt, was Mi­cha­el dar­in ver­steckt hat­te, se­gel­te her­aus. Sie hob es auf und las die hand­schrift­li­che No­tiz dar­auf. Dort stand:


Kei­ne Be­we­gung, sie sind ver­haf­tet. Die Aus­gän­ge sind um­stellt.

Je­der Flucht­ver­such ist zweck­los. Neh­men Sie die Hän­de hoch!


Blair er­starr­te. Sie ver­such­te, sich um­zu­se­hen so gut es ging. Ih­re Hän­de gin­gen lang­sam nach oben. Auf Hö­he der Hüf­te griff sie al­ler­dings nach hin­ten. In die­sem Mo­ment krach­te ein Schuss vor ihr in den Bo­den und Korn schrie »Ei­ne falsche Be­we­gung und die nächs­te Ku­gel wirft ihr Spat­zen­hirn durch die Ge­gend.«

Lang­sam nahm sie die Hän­de wie­der nach vor­ne und hielt sie auf Kopf­hö­he. Mi­cha­el ging lang­sam auf sie zu und hielt da­bei sei­ne Glock 17 auf sie ge­rich­tet. Ei­ni­ge Me­ter vor ihr blieb er ste­hen und bell­te »Um­dre­hen, ganz lang­sam.«

Blair folg­te der Auf­for­de­rung und be­gann sich lang­sam nach rechts zu dre­hen. Blitz­schnell griff sie nach ih­rer Waf­fe. Sie hat­te noch nicht ein­mal den Griff er­reicht als ein Schuss die Stil­le zer­riss und sich in ih­rer rech­ten Schul­ter ein ra­sen­der Schmerz aus­brei­te­te. Blair ver­dräng­te den Schmerz und hielt den Griff in den Fin­gern, als Korn er­neut ab­drück­te. Das Pro­jek­til zer­schmet­ter­te ih­re Hüf­te. Wahn­sin­ni­ge Schmer­zen durch­fuh­ren sie und ihr rech­tes Bein knick­te ein. Sie kipp­te fast wie in Zeit­lu­pe nach rechts um. Korn sprang auf sie zu und press­te sei­nen Fuß auf die blu­ten­de Wun­de ih­rer Schul­ter. Sie schrie auf. Er trat noch fes­ter zu und raun­te ihr zu »Ver­ges­sen sie ih­re Spiel­chen, jetzt ist end­gül­tig Schluss da­mit.«

Sie ant­wor­te­te nicht. Der große Blut­ver­lust und die an­dau­ern­den Schmer­zen lie­ßen ih­re Sin­ne schnell schwin­den. Korn sah ihr zu, wie sie im­mer ru­hi­ger wur­de und in ei­ne Ohn­macht ver­sank. Dann dreh­te er ih­ren Kör­per und griff sich ih­re Waf­fe.

»Ich hab sie La­dys. Be­sorgt ihr einen Arzt«, sag­te er ru­hig, be­vor er zu dem Kof­fer ging und ihn si­cher­stell­te.

Ka­ry und Lea rann­ten durch das Park­haus. Die gold­schim­mern­de Tech­ni­k­ex­per­tin setz­te wäh­rend­des­sen einen Not­ruf ab. Lea rann­te auf ih­ren Freund zu und sprang ihm in die Ar­me. Er muss­te die Wucht mit zwei Schrit­ten nach hin­ten ab­fe­dern, ließ den Kof­fer fal­len und hielt sie fest. Sie küss­te ihn und flüs­ter­te »Ich hat­te wahn­sin­ni­ge Angst um dich.«

»Ich weiß mein Herz«, sag­te er, »So geht es mir im­mer, wenn du et­was machst. Ich lie­be dich Lea!«

»Ihr seid süß ihr bei­den«, lä­chel­te Ka­rya­ni, »Was ma­chen wir jetzt mit der?«

Lea schau­te Mi­cha­el an und grins­te »Mir egal, ich hab al­les, was ich brau­che.«

»Wir war­ten auf den Arzt, zäh­len das Geld und ge­ben Liz Be­scheid. Sie wird wis­sen wol­len, was hier war.«

Sie war­te­ten noch auf den Kran­ken­wa­gen, der Blair in die Kli­nik brach­te, und zähl­ten un­ter­des­sen das Geld.

»Ihr wer­det es nicht glau­ben, das sind nur knapp 10000 Dol­lar, der Rest ist Alt­pa­pier, zu­recht­ge­schnit­ten auf Bank­no­ten­grö­ße«, rief Ka­rya­ni aus.

»Das hat­te ich be­reits ver­mu­tet«, gab Korn zu, »Ich hät­te auch nicht mehr mit­ge­bracht.«

Er stell­te ei­ne Ver­bin­dung zu sei­ner Kol­le­gin her und gab ihr einen Über­blick über die Si­tua­ti­on und was pas­siert war. Da­nach mach­ten sich Ka­rya­ni und die bei­den Ver­lieb­ten auf den Weg zum na­hen Reichs­tag. Dort wür­de gleich die größ­te Par­ty stei­gen.

Liz war ge­ra­de da­bei mit Ried­le den Zu­griff zu pla­nen als An­ge­li­ka Ro­ten­fels un­ru­hig auf ih­rem Stuhl hin und her rutsch­te. Die­se ver­damm­te Sit­zung dau­er­te jetzt schon den gan­zen Tag lang. Es war be­reits kurz vor 17 Uhr. Das Pa­tent hat­te sie bei ih­ren Un­ter­la­gen. Sie woll­te so schnell wie mög­lich ihr Geld ab­ho­len und dann ver­schwin­den. Da­zu müss­te sie aber aus die­sem Saal her­aus. Der Zei­ger der Uhr zu ih­rer Rech­ten zeig­te nur noch neun Mi­nu­ten bis fünf Uhr Nach­mit­tag. Wenn sie ganz schnell wä­re, könn­te sie den Weg in we­ni­ger als vier Mi­nu­ten schaf­fen, wenn sie erst mal hier her­aus wä­re. Sie über­leg­te sich kurz, für ei­ne Toi­let­ten­pau­se zu­rück­zu­zie­hen und dann heim­lich still und lei­se zu ver­schwin­den. Gera­de als sie ih­ren Plan in die Tat um­set­zen woll­te, sah sie ei­ne Frau flan­kiert von zwei Män­nern den Sit­zungs­saal zu be­tre­ten. Ei­ner der Män­ner trug so­gar ei­ne Po­li­zei­uni­form, der an­de­re war ei­ne Boh­nen­stan­ge und so blass als hät­te er die Son­ne zu­letzt vor Jahr­zehn­ten ge­se­hen. Die Frau wirk­te klein zwi­schen den Män­nern, viel zu klein, um ei­ne Be­dro­hung zu sein. Egal, sie woll­te ja so­wie­so jetzt ver­schwin­den, ih­re Zeit wur­de knapp. Sie beug­te sich zu ih­rem Bun­des­mi­nis­ter des Äu­ße­ren und flüs­ter­te »Ich geh mal schnell aus­tre­ten« Er nick­te sie nur stumm an. An­ge­li­ka Ro­ten­fels er­hob sich aus ih­rem Stuhl, als die klei­ne Frau rief »Sie blei­ben, wo sie sind Bun­des­kanz­le­rin Ro­ten­fels. Herr Bun­des­tags­prä­si­dent, die Sit­zung ist hier­mit un­ter­bro­chen. Al­le blei­ben auf ih­ren Plät­zen.«

Der Mann der ge­ra­de sei­ne Re­de hielt ver­stumm­te, als ihm der Prä­si­dent das Mi­kro­fon ab­dreh­te und sich an die Frau wand­te »Sie ha­ben kein Recht ei­ne Sit­zung zu un­ter­bre­chen. Die Si­cher­heits­kräf­te wer­den sie hin­aus­be­glei­ten.«

»Falsch, Herr Prä­si­dent«, rief sie, »Die Si­cher­heits­kräf­te un­ter­ste­hen mei­nem Kom­man­do bis ich hier fer­tig bin!«

Liz ging durch den Mit­tel­gang des Reichs­tags auf das Red­ner­pult zu. Al­le schau­ten sie ver­wirrt an. Die mit­lau­fen Fern­seh­ka­me­ras, die für einen Nach­rich­ten­sen­der die Haus­halts­de­bat­te li­ve in ih­rem Pro­gramm zeig­ten, schwenk­ten auf die Be­su­che­rin, die mit den bei­den Män­nern durch den Saal lief. Der Red­ner am Pult warf einen fle­hen­den Blick zum Prä­si­den­ten, als die Trup­pe sich trenn­te. Liz Croll blieb in der Mit­te, ge­folgt von Banks. Der Mann in der Po­li­zei­uni­form stell­te sich an den Aus­gang der Re­gie­rungs­bank. Liz hat­te die voll­stän­di­ge Auf­merk­sam­keit, al­ler An­we­sen­den und der Fern­seh­zu­schau­er als sie an das Red­ner­pult trat und dem Ab­ge­ord­ne­ten, der mit­ten in sei­ner Re­de un­ter­bro­chen wur­de, be­deu­te­te, ihr Platz zu ma­chen. Mi­ke stell­te sich ne­ben sie und über­setz­te für Liz ins Deut­sche.

»Mein Na­me ist Liz Croll«, be­gann sie, »Ich kom­me von In­ter­pol und ha­be hier ei­ne Mör­de­rin zu ver­haf­ten, die sich hin­ter ei­nem po­li­ti­schen Amt ver­steckt. Wie sie be­merkt ha­ben woll­te sich Bun­des­kanz­le­rin Ro­ten­fels ge­ra­de aus dem Staub ma­chen. Um 17 Uhr hat sie einen Ter­min in ei­nem Park­haus, gar nicht weit von hier.«

Liz dreh­te sich nach rechts und sah die Bun­des­kanz­le­rin, di­rekt an als sie sag­te »Ihr Ter­min ist ab­ge­sagt Frau Ro­ten­fels, die Agen­tin wird in die­sem Mo­ment ge­ra­de ope­riert.« Dann wand­te sie sich wie­der an das Au­di­to­ri­um. Man konn­te ei­ne Na­del fal­len hö­ren.

»Frau Ro­ten­fels hat die­ses Land ver­ra­ten und ver­kauft und ge­hei­me In­for­ma­tio­nen an die CIA ge­lie­fert. Als Be­loh­nung soll­te sie Geld er­hal­ten. Wie viel wis­sen wir lei­der nicht ge­nau, denn die Agen­tin hat­te nur 10000 Dol­lar bei sich, der Rest war nur wert­lo­ses Pa­pier. Ge­heim­nis­ver­rat wür­de man ihr in die­sem Land viel­leicht noch durch­ge­hen las­sen, aber sie ging noch ei­ni­ge Schrit­te wei­ter. Um ein Pa­tent zu steh­len, das sie der CIA jetzt über­ge­ben soll­te, be­ging sie so­gar einen Mord an ei­nem Be­am­ten. Ei­nem Fa­mi­li­en­va­ter, der im Bun­de­spa­tent­amt ge­ar­bei­tet hat. Sein Na­me war Kreu­zer. Wie die deut­sche Po­li­zei, hier ver­tre­ten durch Haupt­kom­missar Chris­ti­an Ried­le, her­aus­fin­den konn­te, wur­de er zu Frau Ro­ten­fels be­stellt, um ihr ein be­an­trag­tes Pa­tent der SilOld AG zu ei­ner Prü­fung zu über­ge­ben. Ro­ten­fels hat die­sen Be­am­ten mit ei­nem Pilz­gift ver­gif­tet. Wäh­rend der Ob­duk­ti­on wur­de kei­ne Pil­ze im Ma­gen des Op­fers ge­fun­den.«

»Lüg­ne­rin«, rief An­ge­li­ka Ro­ten­fels da­zwi­schen, »Ich ha­be nichts der­glei­chen ge­tan, hän­gen sie das je­man­dem an­de­ren an!«

»Das Pa­tent und die da­zu­ge­hö­ri­ge Ak­te, soll­te be­reits auf dem Weg nach Langley sein«, fuhr Liz un­ge­rührt fort, »Da Frau Ro­ten­fels die Sit­zung nicht ver­las­sen konn­te, müss­te sich die Ak­te noch hier be­fin­den. Haupt­kom­missar Ried­le, wä­ren Sie bit­te so freund­lich?«

Der Po­li­zei­be­am­te nä­her­te sich dem Platz, auf dem An­ge­li­ka Ro­ten­fels saß. Die sprang auf und stell­te sich dem Be­am­ten in den Weg, als sie rief »Das sind mei­ne Un­ter­la­gen, sie ha­ben kein Recht sie zu durch­su­chen!«

Der Haupt­kom­missar räum­te sie ein­fach auf die Sei­te, als wä­re es ei­ne Pup­pe. Ro­ten­fels ver­such­te, ihn fest­zu­hal­ten, aber er stieß sie so­fort von sich. Bei­na­he wä­re sie über den Schreib­tisch des Finanz­mi­nis­ters ge­fal­len, der er in dem Mo­ment einen ver­ächt­li­chen Blick zu­warf. Ried­le durch­such­te ih­ren Schreib­tisch. Un­ter der Re­gie­rungs­bank fand er schließ­lich die Ak­te, die er such­te und hielt sie gut sicht­bar für al­le nach oben. Die Bun­des­kanz­le­rin star­te­te noch einen letz­ten Ver­such die­se An­ge­le­gen­heit ver­schwin­den zu las­sen und stürz­te auf den Be­am­ten zu um ihm die Pa­pie­re in ih­re Fin­ger zu be­kom­men. Er wehr­te den Ver­such mit ei­ner ge­schick­ten Dre­hung ab und die An­grei­fe­rin lan­de­te auf ih­rem ei­ge­nen Schreib­tisch. Liz und Mi­ke so­wie die gan­ze Na­ti­on schau­ten sich die­ses Schau­spiel an. Der Bun­des­tags­prä­si­dent war von sei­nem Stuhl auf­ge­sprun­gen und auch ei­ni­ge Ab­ge­ord­ne­te in die­sem ho­hen Hau­se wa­ren auf­ge­stan­den, um bes­ser se­hen zu kön­nen.

Die Zuschau­er­rän­ge et­was ober­halb ver­an­stal­te­ten einen to­ben­den Lärm. Al­le hat­ten ver­mu­tet, dass die­se Per­son hin­ter ih­rem Rücken krum­me Ge­schäf­te macht, das war nur die letz­te Be­stä­ti­gung. Liz er­hob die Hand und be­schwich­ti­ge die Mas­sen um Ru­he. Mi­ke brüll­te, so laut er konn­te in das Mi­kro­fon, bis sich der ein­ge­tre­te­ne Tu­mult wie­der ein biss­chen be­ru­hig­te. Im­mer noch gab es ein­zel­ne wü­ten­de Zwi­schen­ru­fe, als die Agen­tin wei­ter­spre­chen konn­te.

»Bun­des­kanz­le­rin Ro­ten­fels, ich ver­haf­te sie we­gen Mor­des am Be­am­ten Pe­ter Kreu­zer, so­wie Ver­rat an der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und Vor­teils­nah­me im Amt. Haupt­kom­missar Ried­le, füh­ren sie sie ab.«

Haupt­kom­missar Ried­le setz­te ein zu­frie­de­nes Lä­cheln auf, als er der Frau un­sanft die Hand­schel­len an­leg­te und sie quer durch den Saal zum Aus­gang führ­te. Die Ka­me­ras des Fern­seh­sen­ders zeich­ne­ten je­de Sze­ne die­ses Schau­spiels auf und die Re­por­ter über­schlu­gen sich mit Sen­sa­ti­ons­mel­dun­gen, die sie in ih­re Mi­kro­fo­ne rie­fen. Liz wand­te sich zum Prä­si­den­ten, warf ihm einen sieg­rei­chen Blick zu und sprach dann zu­frie­den in das Mi­kro­fon »Sie kön­nen die Sit­zung jetzt fort­set­zen Herr Bun­des­tags­prä­si­dent!«

Die­ser hob ab­weh­rend die Hän­de »Es gibt kei­nen Grund mehr für die­sen Nach­trags­haus­halt, wenn die An­trags­stel­le­rin ver­haf­tet wur­de!«

Liz woll­te ge­ra­de den Saal ver­las­sen, als sie in der Be­we­gung in­ne­hielt und sich zum Prä­si­den­ten wand­te.

»Sie hat die­se Sit­zung be­an­tragt?«, frag­te sie.

Der Prä­si­dent nick­te. »Um was ging es in ih­rem An­trag, wenn sie mir die Fra­ge er­lau­ben.«

»Bun­des­kanz­le­rin Ro­ten­fels hat be­an­tragt, die Ener­gie­wirt­schaft jähr­lich mit 40 Mil­lio­nen Eu­ro zu un­ter­stüt­zen. Ih­rer An­sicht nach wür­de das Ar­beitsplät­ze si­chern und lang­fris­tig ge­se­hen den Strom­preis sta­bil hal­ten«, sag­te er.

»In­ter­essant«, mur­mel­te Liz nach­denk­lich, »40 Mil­lio­nen Eu­ro im Jahr für die Ener­gie­wirt­schaft.«

Sie er­in­ner­te sich an die Sum­me, die Co­dy Fo­ley bei dem Ge­spräch mit Korn in Ly­on ver­lo­ren hat­te. Zwan­zig Mil­lio­nen soll­ten sie be­kom­men, um die­se Da­ten auf­zu­trei­ben und al­le Mit­wis­ser aus­zu­schal­ten. Sie er­kann­te da einen Zu­sam­men­hang. Ener­gie­wirt­schaft, Strom­preis, Ar­beitsplät­ze und sie ver­such­ten, ein ener­ge­ti­sches Ma­te­ri­al und For­schungs­er­geb­nis­se zu fin­den. Es gab Zu­fäl­le, aber nicht so vie­le auf ein­mal die ge­nau zu­sam­men­pass­ten.

»Ver­zei­hen sie Herr Prä­si­dent«, stell­te sie ei­ne letz­te Fra­ge, »wer wür­de denn den Groß­teil die­ses Gel­des be­kom­men?«

»Es wür­de durch die größ­te Fir­ma Ener­gart un­ter al­len an­de­ren ver­teilt wer­den«, be­kam sie als Ant­wort.

Sie be­dank­te sich für die Aus­kunft und ver­ließ mit ih­rem Kol­le­gen Mi­ke den Saal. Als sie hin­aus wa­ren, flüs­ter­te sie ihm zu, was sie er­fah­ren hat­te. Er er­kann­te eben­so wie Liz die Zu­sam­men­hän­ge so­fort. Es galt her­aus­zu­fin­den, in­wie­weit der Kon­zern Ener­gart dar­in ver­wi­ckelt war. Lang­sam er­kann­ten sie das gan­ze Aus­maß der Krei­se, die die­ser klei­ne Stein an­ge­sto­ßen hat­te. Vor dem Reichs­tags­ge­bäu­de tra­fen sie auf die an­de­ren Mit­glie­der des In­ter­pol­teams. Die Ka­me­ras rich­te­ten sich nur auf die Bun­des­kanz­le­rin, die in Hand­schel­len auf dem Rück­sitz ei­nes Strei­fen­wa­gens saß. Mi­cha­el hat­te er­reicht, dass sie noch nicht weg­ge­bracht wur­de. Er woll­te die­ser Frau nichts er­spa­ren, vor al­lem nicht die Pein­lich­keit von je­dem Fo­to­gra­fen für die Zei­tung ab­ge­lich­tet zu wer­den. Au­ßer­dem war­te­te er amü­siert auf die 18 Uhr Nach­rich­ten, die ne­ben der Ver­haf­tung der meist­ge­hass­ten Po­li­ti­ke­rin des Lan­des auch die Be­tei­li­gung der CIA auf­de­cken wür­de. Die Da­ten da­für hat­te Mi­ke in der Zen­tra­le der SilOld AG über den Com­pu­ter des CEO Vol­ker Putt an al­le Welt ge­schickt.

Michael Korn & Liz Croll Trilogie

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