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34. Kapitel Venezuela, Caracas

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Als die drei In­ter­po­l­agen­ten am Flug­ha­fen ein­tra­fen, war­te­te in ei­nem be­que­men schwar­zen Le­der­ses­sel ei­ne jun­ge La­dy auf sie. Ih­re lan­gen pech­schwar­zen Haa­re la­gen nach vor­ne über dem Ober­kör­per und reich­ten bis zur Hüf­te. Be­reits seit über ei­ner hal­b­en Stun­de saß sie in der kli­ma­ti­sier­ten Loun­ge. Auf­merk­sam mus­ter­te sie die Drei. Die bei­den Frau­en wa­ren fast so groß wie sie. Ei­ne da­von mit et­wa schul­ter­lan­gen blon­den Haa­ren, die sie nach oben ge­steckt hat­te, war fast zu schmal, trotz­dem be­saß sie fein de­fi­nier­te Mus­kel­fa­sern an ih­ren schlan­ken Ar­men. Ne­ben ihr ei­ne eben­so schlan­ke jun­ge Frau mit schwar­zen Haa­ren und ein biss­chen rund­li­cher. Der Mann, ne­ben dem die Blon­de lief, über­rag­te die bei­den um mehr als einen Kopf. Sei­ne Obe­r­ar­me spreng­ten bei­na­he das schwar­ze T-Shirt, das er trug. Er war et­was fül­lig um die Hüf­te, hat­te aber einen so brei­ten Kör­per­bau, dass sich die an­de­ren bei­den lo­cker hin­ter ihm ver­ste­cken konn­ten. Er zog ein Ge­sicht, als hät­te es drei Wo­chen un­un­ter­bro­chen ge­reg­net. Die zar­te Blon­di­ne ent­deck­te sie zu­erst, ach­te­te aber nicht wei­ter auf sie als sie auf­stand und auf sie zu­ging. Sie stell­te sich der jun­gen Frau mit dem dunklen Haar in den weg und sprach sie an »Sie müs­sen Liz Croll sein! Ist das rich­tig?«

Liz tas­te­te die Frau mit ih­ren Au­gen ab. Sie war ei­ne ori­en­ta­li­sche Schön­heit, die ein­fach nicht recht in das Bild von Ca­ra­cas pass­te. Die lan­gen schwar­zen Haa­re wa­ren glatt und reich­ten ihr bis an den Po. Ih­re Haut glänz­te im Son­nen­licht, als wä­ren Tau­sen­de klei­ne Gold­fä­den mit ein­ge­webt wor­den. Die fast schwar­zen Au­gen und die gleich­för­mi­gen Zü­ge ih­rer Na­se ga­ben ih­rer Sta­tur das Aus­se­hen ei­ner Kö­ni­gin.

»Das stimmt«, ant­wor­te­te Liz, »Mit wem ha­be ich das Ver­gnü­gen?«

»Mein Na­me ist Ka­rya­ni Sas­mi­ta. Mi­ke Banks schickt mich, um ih­nen al­les zu ge­ben, was sie brau­chen«, gab sie mit ei­nem leich­ten Ak­zent von sich.

»Vie­len Dank das sie hier sind. Mi­ke hat al­so Wort ge­hal­ten«, sag­te Liz und wand sich dem Mann und der an­de­ren Frau zu.

»Mi­ke hat sie uns hier her­ge­schickt. Sie hat den Sen­der!«, rief sie.

Die bei­den, die be­reits wei­ter­ge­lau­fen wa­ren, blie­ben ste­hen und ka­men zu­rück. Als Korn sie an­sah, zuck­te sie un­will­kür­lich zu­sam­men. »Halt dich von dem Mann fern« hall­te Mikes Stim­me in ihr nach. Sein kal­ter Blick, aus den blau­en Au­gen, schi­en sie zu durch­boh­ren, aber in sei­ner Mie­ne zeig­te sich kei­ne Re­gung. Die Blon­di­ne schenk­te ihr ein klei­nes ni­cken, was sie aber nicht zu er­wi­dern wag­te.

»So was kann nur von Banks kom­men. Sag­ten sie, ihr Na­me ist Sas­mi­ta?«, frag­te der Mann mit tiefer Stim­me.

»Ja, Ka­rya­ni Sas­mi­ta«, sag­te sie.

»Lea, Miss Croll, ich darf ih­nen die be­kann­tes­te Ver­bre­che­rin vor­stel­len, die sie in ganz Süd­ostasi­en nur fin­den kön­nen. Es gibt kei­ne Fahn­dungs­lis­te, auf der ihr Na­me nicht zu fin­den wä­re. Das letz­te Mal trat sie 2012 in Er­schei­nung, als sie einen Por­no­st­rei­fen mit dem sau­di­schen Kö­nig in der Haup­trol­le ins In­ter­net ge­stellt hat. Da­rauf­hin hat sie sich ver­steckt und blieb ver­schwun­den«, er­klär­te Korn.

»Mis­ter Korn, darf ich sie dar­an er­in­nern, dass sie selbst ei­ne Haft­stra­fe ab­sit­zen müss­ten, eben­so wie ihr ge­lieb­te Lea, die wohl für im­mer hin­ter schwe­di­schen Gar­di­nen ver­schwun­den wä­re, hät­ten wir sie nicht raus­ge­holt?«, be­lehr­te Croll ihn.

»Lea, ich glau­be, es ist bes­ser, wenn ich drau­ßen war­te, sonst zer­rei­ße ich die­se eng­li­sche Schlump­fi­ne noch in der Luft und schaue nach, ob in der häss­li­chen Ver­pa­ckung we­nigs­tens so et­was Ähn­li­ches wie ein Ge­hirn vor­han­den war!«, maul­te Korn und stapf­te zum Aus­gang.

Lea ver­dreh­te die Au­gen »Es tut mir leid, er ist heu­te nicht ge­ra­de ein Son­nen­schein. Seid ihm bit­te nicht bö­se!«

Ka­rya­ni schau­te et­was ver­wirrt zwi­schen den drei­en hin und her. Liz schüt­tel­te nur leicht den Kopf, als sie an­hob »Hast du ihn nicht ran­ge­las­sen heu­te, oder hat ihm die Son­ne wie­der das Hirn ver­brannt?«

Lea konn­te ih­ren Zorn nicht ver­ber­gen als sie »Wir ha­ben noch nie mit­ein­an­der ge­schla­fen Liz. So ei­ner ist er nicht. Der gan­ze Tag heu­te war ei­ne ein­zi­ge Tor­tur!«, sag­te.

Nach­dem sie am frü­hen Mor­gen ih­ren Plan ent­wor­fen hat­ten, muss­ten sie al­les Mög­li­che be­sor­gen. Ca­ra­cas ist da­für be­rüch­tigt ein Pa­ra­dies für Ta­schen­die­be zu sein. Korn und Lea hat­ten nicht nur mit der un­zu­rei­chen­den Wa­ren­ver­sor­gung, son­dern auch mit zu­dring­li­chen Die­ben zu kämp­fen ge­habt als sie, oh­ne viel Schlaf, in Ca­ra­cas un­ter­wegs wa­ren. Selbst das Ben­zin war knapp und nicht über­all er­hält­lich. Im­mer wie­der kam es zu Strom­aus­fäl­len, was den Stra­ßen­ver­kehr, der so­wie­so un­über­schau­bar war, zu­sam­men­bre­chen ließ. Noch da­zu wuss­te Mi­cha­el, dass Mord in der Haupt­stadt Ve­ne­zue­las an der Ta­ges­ord­nung war. Er hat­te al­so einen sehr schwe­ren Tag ge­habt. Zu­sätz­lich zu den Pro­ble­men beim Be­sor­gen der Ma­te­ria­li­en war er um die Si­cher­heit sei­ner Lea be­sorgt und muss­te sich auch noch um die Ta­schen­die­be küm­mern. Er war den gan­zen Tag hoch kon­zen­triert, was jetzt nach den Stra­pa­zen sei­nen Tri­but for­der­te. Lea muss­te sich nicht ganz so vie­le Sor­gen ma­chen, hat­te aber ge­merkt, un­ter wel­cher An­span­nung ihr Freund den gan­zen Tag ge­stan­den hat­te. Es war ihr nicht ent­gan­gen, wel­che Sor­gen er sich um ih­re Si­cher­heit ge­macht hat­te. Das zu se­hen hat­te ihr Glücks­hor­mo­ne be­schert. Sie konn­te ihm förm­lich sei­ne be­din­gungs­lo­se Lie­be zu ihr an­se­hen. Nun fiel die An­span­nung ab und er be­nö­tig­te ei­ni­ge Zeit für sich. Lea sah zu ihm nach drau­ßen. Er stand in der un­ter­ge­hen­den Son­ne, wie ein Fels, und rauch­te ei­ne Zi­ga­ret­te. Sie gab ihm die Zeit, nahm sich aber vor wäh­rend des an­ste­hen­den Flu­ges ihn mit Zärt­lich­kei­ten zu über­schüt­ten.

»Wie dem auch sei. Mi­ke hat Miss Sas­mi­ta zu uns ge­schickt und sie Ge­be­ten ihr Spiel­zeug mit­zu­brin­gen«, er­klär­te Liz freund­li­cher.

»Nen­nen sie mich Ka­rya­ni. Ich ha­be al­les in mei­nem Kof­fer, was sie be­nö­ti­gen, egal, um was es geht«, be­stä­tig­te sie und zeig­te auf den großen Alu­mi­ni­um­kof­fer, der ne­ben ih­rem Ses­sel stand.

»Wir brau­chen einen klei­nen, mög­lichst ge­nau­en Peil­sen­der, der min­des­tens 16 Stun­den zu or­ten ist. Da­zu wenn mög­lich noch ei­ne eben­so klei­ne wie hoch­emp­find­li­che Ab­hör­an­la­ge die man viel­leicht auch im Ma­te­ri­al ver­ste­cken kann. Und wenn es viel­leicht noch mög­lich wä­re, um­ge­ben­des Ma­te­ri­al elek­tro­sta­tisch auf­zu­la­den wür­de das auch hel­fen«, rat­ter­te Liz ih­re Lis­te her­un­ter.

Ka­rya­ni zog ih­ren Not­fall­kof­fer her­an und öff­ne­te ihn. Tau­sen­de Pla­ti­nen, Mi­kro­fo­ne, Dräh­te und sons­ti­ges Gerät wa­ren dar­in zu se­hen. Es sah aus wie, wenn man im La­ger ei­nes Elek­tro­nik­mark­tes stand. Ziel­si­cher fisch­te sie ei­ne klei­ne run­de Pla­ti­ne her­aus. Sie war nicht grö­ßer als ein Cent­stück mit ei­nem klei­nen Draht dar­an.

»Das ist ein Or­tungs­chip, bis auf einen hal­b­en Me­ter ge­nau. Funk­tio­niert welt­weit bis zu ei­ner Tie­fe von 30 m un­ter der Er­de.«, er­klär­te sie und hielt Liz die Pla­ti­ne hin. Dann zog sie ei­ne klei­ne Plas­tik­tü­te aus ih­rem Kof­fer. Da­rin war nichts zu se­hen. Ka­rya­ni hielt sie in das Licht und zeig­te mit dem Fin­ger auf die un­ter lin­ke Ecke. Dort war ein schwar­zer Punkt zu er­ken­nen, nicht grö­ßer als der Kopf ei­ner Steck­na­del. Stolz er­klär­te sie »Das hier ist ein hoch­emp­find­li­cher Mi­kro­trans­mit­ter. Da­mit könnt ihr den Furz ei­nes Maul­wurfs hö­ren, wenn es sein muss!«

»So­lan­ge wir ihn nicht rie­chen müs­sen«, scherz­te Lea.

»Für den drit­ten Wunsch muss ich ein biss­chen was bas­teln, gebt mir mal ein paar Mi­nu­ten«, bat Ka­rya­ni und setz­te sich wie­der in ih­ren Ses­sel. Nachein­an­der zog sie ei­ni­ge Bau­tei­le aus ih­rem Kof­fer, ein Ver­grö­ße­rungs­glas und ei­ne klei­ne brau­ne Werk­zeug­ta­sche. Die bei­den Agen­tin­nen be­ob­ach­ten wie sie mit flin­ken Fin­gern ein Bau­teil, nach dem an­de­ren aus sei­ner Hül­le be­frei­te und mit dem Mi­ni­werk­zeug ver­band. Da­bei dreh­te sie mit ei­ner Mi­nia­tur­zan­ge un­ter dem Ver­grö­ße­rungs­glas die Tei­le in die rich­ti­ge Po­si­ti­on und klemm­te die Kon­tak­te zu­sam­men. Nach et­was we­ni­ger als zehn Mi­nu­ten steck­te sie das Er­geb­nis in einen Beu­tel und er­hob sich.

»Ich ha­be euch ei­ne klei­ne Aus­ga­be ei­nes van de Graaff Ge­ne­ra­tors ge­bas­telt. Er er­zeugt ei­ne elek­tri­sche La­dung. Funk­tio­niert al­ler­dings nur bei lei­ten­dem Me­tall und wird über ei­ne ein­ge­bau­te Bat­te­rie be­trie­ben. Reicht un­ge­fähr für 7 bis 8 Stun­den, je nach Tem­pe­ra­tur des Ma­te­ri­als. Nach dem Ein­schal­ten be­kommt je­der ei­ne ge­wischt, wenn er das Ma­te­ri­al be­rührt. Al­ler­dings müsst ihr da­für sor­gen das der Or­tungs­chip und auch der Trans­mit­ter durch Plas­tik ge­schützt wer­den. Elek­tro­sta­ti­sche Span­nung be­schä­digt die­se Bau­tei­le und sie funk­tio­nie­ren dann nicht mehr«, er­klär­te sie stolz.

»Reicht es, wenn wir den Chip und den Trans­mit­ter in so ei­ne Plas­tik­tü­te pa­cken?«, frag­te Liz, wäh­rend sie auf ei­ne der Ver­pa­ckun­gen zeig­te.

»Ja, das soll­te aus­rei­chen«, be­merk­te Ka­rya­ni.

Lea stand fas­zi­niert vor der klei­nen Frau mit der schim­mern­den Haut. In Mi­nu­ten hat­te sie al­le ih­re Wün­sche er­füllt. »Könn­te man auch ei­ne fern­ge­lenk­te Ra­ke­te auf den Chip ab­feu­ern?«, frag­te sie neu­gie­rig.

Ka­rya­ni muss­te la­chen »Das könn­te man nicht nur, das wird auch so ge­macht!«

»Lea, egal wel­chen Un­sinn du im Kopf hast, die Ant­wort lau­tet Nein«, warf Liz ein.

»Al­te Spiel­ver­der­be­rin!«, kam es so­fort zu­rück.

»Darf ich kurz et­was fra­gen?«, sag­te Ka­rya­ni und sah Liz in die Au­gen.

»Na­tür­lich Ka­rya­ni, was möch­test du wis­sen?«

»Mi­ke hat mir ge­sagt, er ar­bei­tet jetzt für In­ter­pol. Ist das wirk­lich so oder hat er mich an­ge­schwin­delt?«, frag­te sie zö­gernd.

»Er ar­bei­tet wirk­lich, wie wir für In­ter­pol, warum?«, mur­mel­te Liz.

»Na­ja, Mi­ke saß ei­ne gan­ze Wei­le im Ge­fäng­nis. Sie Lea, wä­ren da wohl auch, wie ich das ge­hört ha­be und der Mann da drau­ßen hat wohl auch ei­ne Stra­fe of­fen. Wie kann es sein, dass In­ter­pol ver­ur­teil­te Kri­mi­nel­le zu Agen­ten macht?«

»Auf­grund un­se­rer Fä­hig­kei­ten und Er­fah­run­gen. Wir sind so et­was wie ein Pro­be­team. Korn da drau­ßen ist Bo­dy­guard und kann in Men­schen le­sen. Mi­ke ist ein Ge­nie am Com­pu­ter, Lea ei­ne Scharf­schüt­zin und ich bin gut dar­in, Sa­chen auf­zu­spü­ren«, zähl­te Liz auf.

»Ah, dann soll­te ich mich wohl des­halb von dem Mann fern­hal­ten«, über­leg­te sie laut.

»Nein, Korn ist sehr schwie­rig und ein rich­ti­ges ge­mei­nes Ar­sch­loch, auch wenn Lea da­ge­gen pro­tes­tiert«, er­klär­te Liz wäh­rend Lea so­fort ein­griff »Mi­cha­el ist ein to­tal lie­ber Mensch, ihr wollt das nur nicht ver­ste­hen!«

Liz schüt­tel­te den Kopf »Sie sieht das durch die ro­sa­ro­te Bril­le, des­halb ver­tei­digt sie ihn so ve­he­ment!«

Ka­rya­ni ver­stand so­fort. »Ver­ste­he, ih­re Kol­le­gin ist ver­liebt in den Mann und sie ist ihm wohl egal.«

»Nein, Mi­cha­el liebt mich. Wenn wir un­ter uns sind, ist er ganz an­ders, als ihr euch das vor­stellt. Er kann es ein­fach nur nicht so zei­gen. Das, was ihr im­mer seht, ist die Mau­er, die er um sich her­um er­rich­tet hat, nach­dem ihm die­se an­de­re das Herz ge­bro­chen hat. Ich ar­bei­te dran, das zu än­dern, aber 30 Jah­re kann man nicht in ei­ni­gen Wo­chen ver­ges­sen ma­chen. Gebt uns ein­fach ein biss­chen Zeit da­für!«, fleh­te Lea.

Liz sah sie mit­lei­dig an als sie er­klär­te »Lea, er wird sich nie än­dern, das musst du end­lich ein­se­hen.«

»Du hast kei­ne Ah­nung, weil du sei­ne Ge­schich­te nicht kennst. Er hat sie mir un­ter Trä­nen er­zählt und ich wür­de das ger­ne un­ge­sche­hen ma­chen. Du weißt nicht, was das al­les an­ge­rich­tet hat. Aber statt ein biss­chen Ver­ständ­nis zu zei­gen, hackst du stän­dig auf ihm her­um!«, er­klär­te Lea mit wei­nen­den Au­gen.

Ka­rya­ni sah die Trä­nen über Leas Ge­sicht lau­fen und nahm sie in den Arm. Lei­se flüs­ter­te sie ihr ins Ohr »Nicht wei­nen! Ich weiß, wie das ist wenn im­mer auf dem Mann, den man liebt, ein­ge­prü­gelt wird. Mir geht es mit Mi­ke auch so.«

Lea lös­te sich von ihr und sah ihr tief in die Au­gen. Auch Ka­rya­nis Au­gen glänz­ten. Liz hat­te nicht ver­stan­den, was da ge­ra­de pas­siert war. Sie fühl­te nur die Stim­mung um­schla­gen. Ka­rya­ni und Lea hat­ten et­was ge­mein­sam, was sie emo­tio­nal ver­band. Ih­re Au­gen wei­te­ten sich, als ihr plötz­lich klar wur­de, was die bei­den ge­mein­sam hat­ten. Sie warf Ka­rya­ni einen wis­sen­den Blick zu und frag­te »Bist du in Mi­ke ver­liebt Ka­rya­ni?«

Sie hauch­te ein lei­se »Ja!«, be­vor sie hin­zu­füg­te, »Schon seit Jah­ren.«

»Weiß er da­von?«, frag­te sie neu­gie­rig hin­ter­her.

»Na­tür­lich weiß er es. Er liebt mich auch, nur glaubt ihm kei­ner, weil er all die Jah­re vor­her mit je­der Frau et­was hat­te«, be­stä­tig­te sie.

Lea schluck­te »Dann hab ich ihm un­recht ge­tan, als ich ihm so­fort zu ver­ste­hen ge­ge­ben ha­be, das er es gar nicht ver­su­chen soll!«

Ka­rya­ni nick­te »Das ist im­mer so!«

»Aber bei mir hat er es ver­sucht, als er mich ge­se­hen hat!«, warf Liz ein.

»Nein, hat er nicht Liz. Er hat ih­nen viel­leicht Kom­pli­men­te ge­macht aber nicht mehr. Das ist sei­ne Art. Mi­ke macht je­der Frau Kom­pli­men­te, aber das be­deu­tet nichts. Manch­mal pas­siert das so­gar am Te­le­fon und er sagt et­was, was ihm ein­fach her­aus­rutscht. Hin­ter­her tut es ihm leid, aber er weiß dann nicht wie er da­mit um­ge­hen soll«, er­läu­ter­te Ka­rya­ni sein Ver­hal­ten.

»Wie lan­ge seid ihr schon ein Paar?«, frag­te Lea neu­gie­rig.

Ka­rya­ni lach­te »Seit vier Jah­ren, 5 Mo­na­ten und 23 Ta­gen!«

»Mit oder oh­ne Un­ter­bre­chung?«, kam von Liz.

»Mit Un­ter­bre­chung, aber die hat­ten wir nicht ein­ge­plant. In den ers­ten Wo­chen ha­ben wir je­de Men­ge Un­sinn an­ge­stellt. Un­ter an­de­rem ka­men wir auch auf die Idee der First La­dy einen Bart zu ver­pas­sen, was wir dann auch ge­tan ha­ben. Kurz da­nach muss­te Mi­ke nach Los An­ge­les. Ich konn­te nicht mit, weil ich di­rekt bei der Ein­rei­se ver­haf­tet wor­den wä­re. Aber ich ha­be ihn zum Flug­ha­fen ge­bracht, gar nicht weit von hier. Dann ist er ge­flo­gen und woll­te ein paar Ta­ge spä­ter wie­der hier sein. Daraus wur­de lei­der nichts, weil man ihn abends als wir ge­ra­de te­le­fo­nier­ten ver­haf­tet hat. Dann saß er vier Jah­re und ich hat­te ge­hofft, er wür­de gleich hier her­kom­men. Heu­te Mor­gen rief er dann end­lich an und sag­te mir, dass er ge­ra­de bei In­ter­pol sitzt. Nur das er jetzt dort ar­bei­tet. Aber er hat mir ver­spro­chen, dass er das Geld für mich per­sön­lich hier­her bringt und wir da­nach nach Pa­ris flie­gen. Die Stadt der Lie­be, nur wir bei­de«, sag­te sie und be­gann zu träu­men. Ein Lie­bes­ur­laub in Pa­ris für sie und ihn.

»Dann habt ihr euch seit über vier Jah­ren nicht mehr ge­se­hen?«, staun­te Liz.

»Nein, Mi­ke war ja im Ge­fäng­nis und ich kann Ve­ne­zue­la nicht ver­las­sen.«

»Ent­schul­di­ge uns einen Mo­ment«, bat Liz und zog Lea ei­ni­ge Me­ter wei­ter.

»Meinst du, wir soll­ten Mi­ke ei­ne Freu­de ma­chen und sei­ne Freun­din mit­brin­gen?«, frag­te Liz.

»Bist du be­scheu­ert? Wir kön­nen sie nicht ein­fach mit in die Staa­ten neh­men und sie dann nach Frank­reich brin­gen. Egal wo sie ge­se­hen wird, wan­dert sie in den Bau. Wenn Mi­ke das mit­kriegt, wer­den wir das nicht über­le­ben! Au­ßer­dem, warum soll­te dir das jetzt wich­tig sein? Mi­cha­el und mir gönnst du un­se­re Lie­be nicht, aber für Mi­ke willst du so­gar ei­ne Ver­bre­che­rin um die hal­be Welt flie­gen«, brach­te Lea her­vor.

»Lea, es tut mir leid. Dein Mi­cha­el löst bei mir ir­gend­wie ei­ne Ab­leh­nung aus. Ich wün­sche euch ja das ihr zu­sam­men glück­lich seid, auch wenn ich ihn nicht lei­den kann. Aber die bei­den sind auch ver­liebt und konn­ten sich vier lan­ge Jah­re nicht se­hen oder mit­ein­an­der spre­chen. Ich war auch ein biss­chen ge­mein zu Mi­ke. Vi­el­leicht ist es ei­ne Art Wie­der­gut­ma­chung«, sag­te Liz zö­gernd.

»Okay, aber du bringst Ka­rya­ni nicht mal hier raus oh­ne einen an­de­ren Pass. Wer soll­te den aus­stel­len au­ßer Mi­ke selbst. Und dann liegt der Pass im­mer noch in Frank­reich, ob­wohl wir ihn hier brau­chen.«

»Wir ver­haf­ten sie ein­fach und brin­gen sie nach Frank­reich zu ei­ner Ver­hand­lung«, schlug Liz vor, »Im­mer­hin sind wir In­ter­pol Agen­ten.«

»Du bist völ­lig ver­rückt, weißt du das? Aber den Schuh zie­he ich mir nicht an. Wenn dann ist das dei­ne Sa­che!«

»Ein­ver­stan­den!«, sag­te Liz, dreh­te sich zu der war­ten­den Ka­rya­ni um und rief, »Ka­rya­ni Sas­mi­ta, sie sind ver­haf­tet!«

Wie vom Blitz ge­trof­fen stand das Tech­nik­ge­nie in der Hal­le, als sie das hör­te. Liz lä­chel­te ge­fäl­lig, als sie auf die jun­ge Frau zu­ging, die je­doch ver­such­te ih­re Chan­cen für ei­ne Flucht ab­zu­schät­zen. Hek­tisch such­te ihr Blick die ge­sam­te Hal­le ab. Liz be­merk­te es und setz­te hin­zu »Ich brin­ge dich zu Mi­ke, kei­ne Angst. Nur of­fi­zi­ell muss es eben so aus­se­hen.«

Arg­wöh­nisch blick­te Sas­mi­ta zu der na­hen­den Agen­tin. Sie konn­te aber kei­ne Bös­wil­lig­keit er­ken­nen, eher so et­was wie kind­li­che Freu­de. Liz stell­te sich vor sie »Es tut mir leid, wenn ich dich ge­schockt ha­be. Lea und ich ha­ben über­legt, ob es ei­ne Mög­lich­keit gibt, dich zu Mi­ke zu brin­gen. Nur oh­ne falschen Pass wä­re es schwie­rig ge­we­sen, al­so hab ich dich ein­fach in Ge­wahr­sam ge­nom­men und kann dich da­mit aus­flie­gen, wo­hin ich will. Ein­ver­stan­den?«

»Hät­te ich ei­ne Waf­fe ge­habt«, gab Ka­rya­ni zu, »wärst du so­fort um­ge­fal­len!«

»Das glau­be ich dir so­fort, aber es war die ein­zi­ge Idee, die ich auf die schnel­le her­vor­zau­bern konn­te.«, sag­te Liz lä­chelnd.

»Und du bringst mich wirk­lich nur zu Mi­ke, und nicht ins Ge­fäng­nis?«

»Ver­spro­chen. Wir neh­men dich mit zu Mi­ke und dann wer­den wir ei­ne Lö­sung fin­den wie ihr bei­den wie­der nach Ve­ne­zue­la kommt. Aber ver­mut­lich denkt er dann eher dar­an, dir einen an­de­ren Pass zu be­sor­gen, so wie er es für Lea auch ge­tan hat.«

»Mo­ment«, stut­ze Ka­rya­ni, »Mi­ke hat ihr einen an­de­ren Pass be­sorgt?«

»Ja, Lea die jetzt Tay­lor heißt, hieß zu­vor noch Enis. Dein Mi­ke hat da­für einen neu­en Pass be­sorgt!«, grins­te Liz.

»Lea Enis? Die­se blon­de Frau da ist die Lea Enis? La­dy Sni­per die über 60 Men­schen er­schos­sen hat?«, frag­te sie mit of­fe­nem Mund.

»Um ge­nau zu sein wa­ren es bis­her 127«, ver­bes­ser­te Lea die ne­ben Liz trat.

»Du, äh Ver­zei­hung Sie sind ei­ne le­ben­de Le­gen­de in Asi­en!«, brach­te Sas­mi­ta ein­ge­schüch­tert vor.

Lea lach­te »Für dich Lea. Ich bin kei­ne Le­gen­de, ich ha­be ein­fach nur mei­nen Job ge­macht!«

»Dein Job war es Mör­der um­zu­brin­gen und dann heim­lich still und lei­se zu ver­schwin­den?«

»So in et­wa. Ich wur­de da­für be­zahlt je­man­den um­zu­brin­gen, al­ler­dings ha­be ich nur die er­schos­sen, die selbst ge­tö­tet ha­ben!«

Hin­ter ih­nen ging die Tür auf und ein Schwall feucht­war­mer Luft zog durch die Hal­le. Korn stand in der Tür und rief »Wenn die Da­men ihr Kaf­fee­kränz­chen be­en­den könn­ten, wir ha­ben noch et­was zu tun. Die Ma­schi­ne war­tet, ich aber nicht!«

Wie so oft ver­dreh­te Liz wie­der die Au­gen was ihr einen bö­sen Blick von Lea ein­brach­te die ihr lei­se »Bit­te Liz!«, zu­flüs­ter­te. Als sich die drei Frau­en zum Ge­hen wand­ten, war Korn et­was ir­ri­tiert.

»Ich dach­te an mei­ne Herz­da­me und den eng­li­schen Kö­ter ne­ben­an, aber nie­mand hat et­was von ei­ner gol­de­nen Zie­ge ge­sagt!«, rief er.

»Schatz, bit­te. Hal­te dich ein biss­chen zu­rück. Ich wer­de es dir aus­führ­lich er­klä­ren, ver­spro­chen! Sei ein biss­chen freund­li­cher, mir zu­lie­be«, rief ihm Lea ent­ge­gen, be­vor sie sich an die an­de­ren bei­den wand­te »Er meint es nicht so!«

Liz Blick wur­de düs­ter und ih­re Mund­win­kel fin­gen an zu zit­tern. Gera­de als sie ex­plo­die­ren woll­te, leg­te ihr Ka­rya­ni die Hand auf die Schul­ter und flüs­ter­te ihr zu »Bit­te nicht, das macht es nur schlim­mer!« Die eng­li­sche Agen­tin ver­such­te, ih­ren Är­ger her­un­ter­zu­schlu­cken, aber es ge­lang ihr nicht so recht. Im­mer noch wü­tend zisch­te sie »Ich wer­de ihm den Hals auf­schnei­den!«

Lang­sam stieg die Gulf­stream mit den Agen­ten in den Him­mel auf. Liz und Ka­rya­ni sa­ßen an ei­nem Tisch zu­sam­men, wäh­rend Lea mit Mi­cha­el im hin­te­ren Teil der Ka­bi­ne auf ei­nem So­fa ku­schel­te. Sie hat­te ih­ren klei­nen Kör­per ganz eng um ihn ge­schlun­gen. Die bei­den wa­ren so mit­ein­an­der be­schäf­tigt, dass sie al­les um sie her­um ver­ga­ßen. Man hör­te nur ihr lei­ses tu­scheln, im­mer wie­der durch Kuss Geräusche un­ter­bro­chen. Ka­rya­ni konn­te nicht auf­hö­ren zu lä­cheln. Ihr wür­de es mit ih­rem Mi­ke ge­nau­so ge­hen. Nur Liz ver­such­te, es zwang­haft zu ver­drän­gen. Um sich zu be­schäf­ti­gen, nahm sie die be­sorg­ten Ma­te­ria­li­en zur Hand und be­gann da­mit ih­re Fal­le zu bau­en. Ka­rya­ni sah ihr ge­spannt da­bei zu. Kurz da­nach be­gann sie sich mit der Eng­län­de­rin zu un­ter­hal­ten.

»Was habt ihr Ve­ne­zue­la ge­macht und wo­zu braucht ihr jetzt die­ses gan­ze Zeug?«

Oh­ne ih­re Kon­zen­tra­ti­on zu un­ter­bre­chen, er­zähl­te ihr Liz von ih­rem Auf­trag und wie es ih­nen ge­lun­gen war die CIA aus dem Spiel zu neh­men. De­tail­reich schil­der­te sie die wil­de Nacht, die sie hin­ter sich hat­ten und vom an­schlie­ßen­den Ver­hör der CIA Agen­tin in dem Ge­bäu­de. Die in­do­ne­si­sche Schön­heit hör­te auf­merk­sam zu, bis sie schließ­lich frag­te »Was habt ihr mit der Agen­tin ge­macht und was soll das hier al­les?«

»Wir ha­ben sie heu­te Mor­gen den ört­li­chen Be­hör­den über­ge­ben, die ei­ne An­zei­ge we­gen Ter­ro­ris­mus vor­be­rei­ten.«

»Die CIA wird Ve­ne­zue­la un­ter Druck set­zen, wenn be­kannt wird, das ei­ne ih­rer Agen­tin­nen dort fest­ge­hal­ten wird. Die Be­hör­den sind nicht nur kor­rupt, sie krie­chen den Amis auch bis zum An­schlag in den Arsch. Sie wird si­cher schon wie­der drau­ßen sein!«, er­klär­te Sas­mi­ta sicht­lich un­ge­hal­ten.

»Nein, die sitzt noch. Wir von In­ter­pol ha­ben die Kon­trol­le über­nom­men. Die An­zei­ge kommt erst raus, wenn wir das ge­neh­mi­gen, bis da­hin sitzt sie in Un­ter­su­chungs­haft oh­ne das die USA et­was da­von er­fah­ren wer­den. Und jetzt sind wir ge­ra­de auf dem Weg nach Langley, um die­ser gan­zen Na­ti­on zu zei­gen, was pas­siert, wenn man un­be­merkt ver­sucht, et­was zu klau­en was der ge­sam­ten Mensch­heit ge­hört!«, be­ru­hig­te sie Liz.

»Und wie soll das funk­tio­nie­ren?«

»Das ist ei­gent­lich ganz ein­fach, wir wer­den dem lei­ten­den Agen­ten der CIA ein Päck­chen schi­cken, des­sen In­halt ich hier ge­ra­de zu­sam­men­stel­le. So­bald er das al­les in der Hand hat, wird er un­ter Ga­ran­tie te­le­fo­nie­ren. Ent­we­der mit dem Prä­si­den­ten oder ei­ner an­de­ren Per­son, die da­hin­ter steckt. Des­halb die Wan­ze, weil wir wis­sen wol­len, wer da­hin­ter­steckt. Durch den Or­tungs­chip wer­den wir auch wis­sen, wo sich die­ser John Clark­son ver­steckt. Die­ses Bü­ro nimmt dann Lea ins Vi­sier und räu­chert den La­den aus, ob mit Clark­son oder oh­ne ist uns da­bei egal. Gleich­zei­tig wird In­ter­pol al­le Be­tei­lig­ten zur Fahn­dung aus­schrei­ben und das Be­weis­ma­te­ri­al, was wir auf­ge­nom­men ha­ben je­der Nach­rich­ten­agen­tur zur Ver­fü­gung stel­len. Al­ler­dings welt­weit da­mit es wirk­lich je­der er­fährt. Und dann wol­len wir mal se­hen, ob die­se ver­fluch­te Na­ti­on den Arsch in der Ho­se hat mit ih­rem Mi­li­tär ge­gen al­le an­de­ren Staa­ten einen Krieg an­zu­fan­gen!«, bell­te Liz.

»Nur da­mit ich das rich­tig ver­ste­he«, ent­geg­ne­te Ka­rya­ni, »Ihr habt vor die USA als Ver­bre­cher zu ou­ten und sie dann spü­ren zu las­sen, was es be­deu­tet al­lei­ne ge­gen al­le zu ste­hen? So wie sie es mit ih­ren An­grif­fen im­mer ma­chen?«

»Genau das ist der Plan«, schreck­te sie Lea auf, die sich von Mi­cha­el ge­löst hat­te. »Es wird mir ein be­son­de­res Ver­gnü­gen sein, die­sem Clark­son das Licht aus­zu­bla­sen!«

»Lea, du sollst das Bü­ro zer­stö­ren und nicht je­man­den er­mor­den«, rief Liz ihr ins Ge­dächt­nis.

»Mach dich lo­cker Liz. Ich wer­de nichts da­für kön­nen, wenn er mir ge­ra­de in die Schuss­bahn rennt. Kol­la­te­ral­schä­den müs­sen wir in Kauf neh­men!«, sag­te Lea kühl. Hin­ter ihr stand Korn, der wie aus­ge­wech­selt schi­en, als er sei­ne Ar­me zärt­lich um sei­ne Freun­din leg­te.

»Miss Croll, ich soll­te mich viel­leicht bei ih­nen ent­schul­di­gen. Mein Tag war al­les an­de­re als leicht. Es tut mir leid, wie ich sie an­ge­gan­gen bin«, drang sei­ne tie­fe Stim­me durch die Ka­bi­ne.

Liz riss über­rascht die Au­gen auf und blick­te in sein Ge­sicht, das sanft und ent­spannt auf der Schul­ter sei­ner Freun­din lag. Sie brauch­te einen Mo­ment, um das zu ver­ar­bei­ten. Ei­ne Ent­schul­di­gung von Korn? Gab es so et­was über­haupt schon mal? Sie konn­te sich nicht an et­was Ver­gleich­ba­res er­in­nern. Als sie sich wie­der ge­fasst hat­te, sag­te sie »Ich soll­te mir die­sen Tag im Ka­len­der an­strei­chen. Ei­ne ent­schul­di­gen­de Ges­te von Mis­ter Korn höchst­per­sön­lich kommt ver­mut­lich so häu­fig vor wie Schnee­fall in der Sa­ha­ra!«

»Siehst du Schatz? Sie kann ein­fach nicht an­ders. Ich ha­be es ver­sucht. Am bes­ten ist, ich igno­rie­re sie jetzt ein­fach und re­de kei­nen Ton mehr mit ihr. Und bit­te mein Herz­blatt, wenn du die­sen Clark­son ab­knallst, könn­test du es viel­leicht so ein­rich­ten, das Croll von ei­nem Qu­er­schlä­ger ge­trof­fen wird?«, brumm­te er und zog sich wie­der zum So­fa zu­rück.

Lea blick­te streng auf die Kol­le­gin, schüt­tel­te leicht den Kopf und zisch­te »Er ist hier nicht das Ar­sch­loch, wie du im­mer be­haup­test. Nur um ganz si­cher­zu­ge­hen, wer­de ich dem ers­ten Qu­er­schlä­ger noch ein paar wei­te­re fol­gen las­sen!« Dann dreh­te sie sich um und folg­te Korn, der be­reits wie­der Platz ge­nom­men hat­te.

»Autsch. Ich den­ke, das war die bes­te Mög­lich­keit, sich den Zorn der bei­den zu si­chern. Dir soll­te klar sein, dass dich Lea killt«, flüs­ter­te Ka­rya­ni Liz zu.

Liz wur­de blass auf ih­rem Ses­sel. Korn, der in ei­nem Mo­ment noch um Ver­zei­hung ge­be­ten hat­te, sag­te im nächs­ten Mo­ment völ­lig ent­spannt, das er sich wünscht, dass sie von ei­ner Ku­gel ge­trof­fen wird. Sei­ne Freun­din hat­te noch ein­mal nach­ge­legt und ihr of­fen ge­droht das sie si­cher­ge­hen wird. Ka­rya­ni hat­te den Fin­ger tief in die Wun­de ge­legt.

»Was hät­te ich tun sol­len?«, frag­te Liz un­si­cher.

»Die Ent­schul­di­gung an­neh­men und ihm kei­ne ver­ba­le Ohr­fei­ge ge­ben! Lea hat­te dich ge­be­ten, ihr ein we­nig, Zeit zu ge­ben, um ihn aus sei­nen Mau­ern zu ho­len. Das wird sie ver­mut­lich seit un­se­rem Ab­flug ge­tan ha­ben und die­se Ent­schul­di­gung war wohl das Er­geb­nis. So wie ich es bis­her mit­be­kom­men ha­be das größt­mög­li­che Er­geb­nis. Aber mit dei­nem An­griff auf ihn hast du ihm ge­zeigt, dass er wohl bes­ser in sei­nen Mau­ern bleibt. Lea, die ver­sucht hat, euch auf ei­ne kol­le­gia­le Ebe­ne zu zie­hen, hast du da­mit eben­falls von dir ge­sto­ßen. Jetzt hast du dir den Hass der bei­den ge­si­chert, und man kann es ih­nen nicht ein­mal ver­übeln«, ana­ly­sier­te Ka­rya­ni die Si­tua­ti­on.

Liz dach­te einen Mo­ment nach. »Ich konn­te ein­fach nicht an­ders. Wa­rum bin ich nur so?«, klag­te sie.

»Ich kann dir nur sa­gen, was ich se­he Liz, und das mei­ne ich wirk­lich nicht bö­se. Du und Korn sind bei­de Al­pha­tie­re. Er hat et­was, was man ei­ne na­tür­li­che Do­mi­nanz nennt. Das zeigt er un­be­wusst, wie er sich be­wegt, was er sagt und wie er es sagt. Er muss sich die­se Do­mi­nanz nicht erst er­kämp­fen, weil sie ein­fach schon da ist. Du hast nicht das Auf­tre­ten von ihm. Du wirkst ein­fach nicht so wie er und ver­suchst dir, die Do­mi­nanz zu er­kämp­fen. Kennt man von Tie­ren, dort wird auch im­mer wie­der der Stär­ke­re be­kämpft, um die Rang­fol­ge zu klä­ren. Du siehst dich ganz oben, die­ser Platz ist al­ler­dings schon von Korn be­setzt. Du ver­suchst al­so ihn im­mer wie­der her­aus­zu­for­dern, um den Platz zu er­obern. Er al­ler­dings nimmt die­se Ver­su­che nicht ernst, be­zie­hungs­wei­se er gibt dir nicht ein­mal die Mög­lich­keit dar­um zu kämp­fen. Lea sitzt in dem Mo­ment zwi­schen den Stüh­len. Sie kann dich gut lei­den und liebt Mi­cha­el, al­so ver­sucht sie zu ver­mit­teln. Korn liebt sie und des­halb hört er auch auf sie. Da setzt sie an, um einen Frie­dens­ver­trag oder zu­min­dest einen Waf­fen­still­stand aus­zu­han­deln. Korn stimmt dem zu und geht so­gar so weit dir die Hand zu rei­chen. Du willst aber kämp­fen und schlägst sei­ne Hand weg. Da­mit ver­letzt du Korn nicht, dem ist es näm­lich egal, aber du ver­letzt da­mit Lea. Da Korn Lea liebt, brau­che ich dir nicht zu er­klä­ren, dass er sie ver­tei­digt. Du hast Korns Hand aus­ge­schla­gen und da­mit gleich­zei­tig Lea ver­letzt. Lo­gi­sche Kon­se­quenz da­von, bei­de be­kämp­fen sie jetzt dich.«

Die Po­li­zis­tin aus Lon­don hat­te sich den Mo­no­log schwei­gend an­ge­hört. Ob­wohl Ka­rya­ni die Drei erst ei­ni­ge Stun­den kann­te, mit Korn noch nicht ein­mal ge­spro­chen hat­te, schätz­te sie die Si­tua­ti­on scho­nungs­los ein. Liz konn­te kei­nen Feh­ler in ih­rer Ar­gu­men­ta­ti­on fin­den. Nach ei­ner län­ge­ren Pau­se frag­te sie schließ­lich »Was soll ich jetzt tun? Ein­fach war­ten, bis die bei­den mich um­brin­gen?«

»Hör auf, um et­was zu kämp­fen, und be­en­de die Feind­se­lig­kei­ten«, riet Sas­mi­ta.

Liz ver­sank in ih­rem Ses­sel und dach­te nach. Quä­lend lang­sam zo­gen die wei­ßen Schlei­er­wol­ken un­ter ih­rem Fens­ter da­hin. Ka­rya­ni lehn­te sich zu­rück, leg­te den Kopf in den Na­cken und schloss die Au­gen. Es dau­er­te fast ei­ne gan­ze Stun­de, bis sich Liz durch­rin­gen konn­te, et­was zu tun. Als sie auf­stand und zu den bei­den ver­lieb­ten schau­te, sah sie die bei­den ku­schelnd auf dem So­fa lie­gen. Korn lag auf der Sei­te und hielt Lea in sei­nen Ar­men. Sie schmieg­te ih­ren Kopf an sei­ne Schul­ter, flüs­ter­te ihm ins Ohr und im­mer wie­der hauch­te sie ihm einen Kuss ins Ge­sicht. Sie schie­nen bes­ter Lau­ne zu sein. Ka­rya­ni dös­te ne­ben ihr als sie sich zwi­schen den Ses­seln Hin­durch­wand und auf den Gang trat. Vor­sich­tig nä­her­te sie sich den bei­den auf dem So­fa. Ihr Atem ging stoß­wei­se, als sie die bei­den fast un­be­merkt er­reicht hat­te. In dem Mo­ment dreh­te sich Lea ruck­ar­tig um, warf ihr einen ei­si­gen Blick zu und droh­te »Du hast ex­akt zwei Se­kun­den, um zu ver­schwin­den, be­vor ich dich auf­schlit­ze und aus­neh­me!«

Ihr Herz­schlag setz­te einen Schlag aus, be­vor er sich be­schleu­nig­te. Schweiß trat ihr auf die Stirn und ihr Mund fühl­te sich staub­tro­cken an. »Es tut mir leid!«, stam­mel­te sie, »Ich be­neh­me mich wie die letz­te Idio­tin. Ver­gebt mir!«

Dann dreh­te sie sich um und ging über den Mit­tel­gang da­von. Al­lei­ne setz­te sie sich auf einen Ses­sel na­he dem Cock­pit und ver­grub ihr Ge­sicht in den Hän­den.

Michael Korn & Liz Croll Trilogie

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