Читать книгу Michael Korn & Liz Croll Trilogie - Matthias Boden - Страница 56

Frankreich, Lyon

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Die blaue Pila­tus roll­te lang­sam in den klei­nen Han­gar am Flug­ha­fen. Die Trieb­wer­ke ver­stumm­ten und die Tür wur­de auf­ge­sto­ßen. Sjaak Vis sprang die Lei­ter hin­ab. Er streck­te sich und bog den Rücken durch. Die­ses ewi­ge Sit­zen mach­te ihm zu schaf­fen. Co­dy Fo­ley er­le­dig­te sei­ne letz­te Check­lis­te be­vor er aus dem klei­nen Jet klet­ter­te. Bei­de wa­ren am Ort des Ge­sche­hens an­ge­kom­men.

Nach der üb­li­chen Kon­trol­le ver­lie­ßen sie das Flug­ha­fen­ge­län­de und be­ga­ben sich in das klei­ne Ho­tel mit­ten in Ly­on. In ih­rem Zim­mer an­ge­kom­men pack­ten sie ih­re Lap­tops aus und ver­wan­del­ten den klei­nen Tisch zu ih­rer Kom­man­do­zen­tra­le. Co­dy mach­te sich so­fort auf die Su­che nach In­for­ma­tio­nen. Sie muss­ten die­se ver­damm­te Wis­sen­schaft­le­rin auf­spü­ren. Er pro­bier­te Qu­er­ver­wei­se, such­te nach Da­ten über Per­so­nen, die im frag­li­chen Zeit­raum ein Zim­mer ge­bucht hat­ten, auf der Su­che nach Ma­rie Was­ser­stein und ih­rer klei­nen Freun­din Mar­ti­na. Sjaak durch­such­te die Kon­ten der bei­den nach Ab­bu­chun­gen, prüf­te ih­re Kre­dit­kar­ten­be­we­gun­gen und stell­te ei­ne Lis­te auf mit Or­ten die Tou­ris­ten nor­ma­ler­wei­se be­such­ten. Sie konn­ten nichts fin­den. Kein ein­zi­ger Hin­weis auf den Ver­bleib der bei­den Frau­en.

»So kom­men wir nicht wei­ter Sjaak«, mein­te Co­dy et­was ge­reizt.

»Kön­nen wir uns ir­gend­wie in die Ka­me­ras ein­schal­ten und ei­ne Ge­sichts­er­ken­nung star­ten? Ir­gend­wo müs­sen sie sich ja rum­trei­ben.«

»Das ist schwer Sjaak, wir kom­men nicht auf die Über­wa­chungs­ka­me­ras in Ly­on. Wir kön­nen ein­zel­ne Ho­tels an­zap­fen, aber mehr auch nicht.«

»Okay, dann lass uns lo­gisch vor­ge­hen und ei­ne Lis­te an­fer­ti­gen mit den Ho­tels, in de­nen man nicht un­be­dingt auf­fällt!«

Sie durch­such­ten die Lis­te der Ho­tels. Nicht be­son­ders ex­klu­siv, für eher nicht ganz zah­lungs­kräf­ti­ge Kun­den und leicht ab­ge­le­gen. Die Hin­wei­se, die sie fan­den, wa­ren sehr dürf­tig. Kaum An­halts­punk­te. In ei­ni­gen klei­ne­ren Ho­tels gab es nicht mal Ka­me­ras, die sie aus­wer­ten konn­ten. Die Stun­den ver­gin­gen, oh­ne das sie wei­ter­ka­men.

»Wir könn­ten hier noch Wo­chen sit­zen und im trü­ben Fi­schen, oh­ne et­was zu fin­den«, maul­te Sjaak.

»Was wä­re, wenn wir nach die­sen vier Agen­ten su­chen und uns einen da­von vor­knöp­fen? Nach ei­ner hal­b­en Stun­de Schnor­cheln er­zäh­len, die uns si­cher al­les was wir wis­sen wol­len«, ver­such­te Co­dy einen neu­en An­satz.

»Okay, lass es uns ver­su­chen. Wol­len wir hof­fen, dass auch ei­ner da ist!«

Wäh­rend­des­sen lan­de­ten die vier Agen­ten auf dem Flug­ha­fen. Korn und Lea be­ga­ben sich in ein klei­nes ge­müt­li­ches Lo­kal un­weit der An­kunfts­hal­le. Mi­cha­el und sei­ne Freun­din be­stell­ten sich et­was zu es­sen und ge­nos­sen die ge­mein­sa­me Zeit. Lea war über­glück­lich, mit ihm ganz in Ru­he in ei­nem Lo­kal zu sit­zen, et­was zu es­sen und nicht an ir­gend­wel­che Auf­ga­ben zu den­ken.

Liz und Ka­rya­ni nah­men sich ein Ta­xi zum Haupt­sitz von In­ter­pol. Ka­rya­ni konn­te kaum still sit­zen. Schon seit dem Lan­de­an­flug konn­te sie es kaum er­war­ten, ih­ren Mi­ke wie­der­zu­se­hen. Gan­ze vier Jah­re hat­ten sie sich nicht mehr ge­se­hen, seit Mi­ke in Los An­ge­les ver­haf­tet wor­den war. Je nä­her sie In­ter­pol ka­men, um­so un­ru­hi­ger wur­de sie. Liz konn­te spü­ren, wie auf­ge­regt sie war. Nach vier Jah­ren hät­te sie es auch kaum noch er­war­ten kön­nen ih­ren Ver­lob­ten in die Ar­me zu schlie­ßen.

Als das Ta­xi vor dem Ge­bäu­de zum Ste­hen ge­kom­men war, sprang Ka­rya­ni so­fort her­aus. Liz hielt sie zu­rück. Sie be­zahl­te die Fahrt und ging dann mit schnel­len Schrit­ten zum Ein­gangs­por­tal hin­auf. Liz zeig­te ih­ren Aus­weis vor und mel­de­te Ka­rya­ni als Be­su­che­rin an. Sie nann­te den Na­men Ivan­ka Ols­dran. Ihr rich­ti­ger Na­me hät­te nur zu Pro­ble­men ge­führt. Liz führ­te die schwarz­haa­ri­ge Schön­heit zum Auf­zug. Auf dem Weg zum Bü­ro der Agen­ten kam ih­nen nie­mand ent­ge­gen. Die eng­li­sche Agen­tin öff­ne­te das Bü­ro und lins­te hin­ein. Es war leer. Ka­rya­ni setz­te sich an Mikes Platz, wäh­rend Liz ihr Te­le­fon aus der Ta­sche zog. Sie wähl­te Mikes Num­mer.

»Hey Liz, hat al­les ge­klappt?«, frag­te er.

»Ja, al­les gut ge­lau­fen. Wo treibst du dich rum?«

»Ach der blö­de Gra­fik­chip vom Rech­ner hat sich ver­ab­schie­det, ich be­sor­ge ge­ra­de einen neu­en.«

»Ich sit­ze im Bü­ro. Hab mich ge­wun­dert, warum du nicht hier bist«, lach­te sie.

»Ah, ihr seid schon wie­der zu­rück. Gib mir ein paar Mi­nu­ten dann bin ich oben!«

»Okay, bis gleich«, sag­te sie und leg­te auf.

»Mi­ke be­sorgt ge­ra­de noch einen Chip, er ist gleich wie­der da«, grins­te sie Ka­rya­ni an, de­ren dunkle Au­gen zu leuch­ten be­gan­nen.

»Ich stell mich hin­ter die Tür, bit­te sag ihm nichts!«

»Kei­ne Angst, ich set­ze mich hier hin und tu so, als sei al­les ganz nor­mal«, gab sie zu­rück und setz­te sich an ih­ren Schreib­tisch. Ka­rya­ni stell­te sich links ne­ben die Tür. Mi­ke wür­de di­rekt an ihr vor­bei­ge­hen müs­sen, wäh­rend sie durch das Tür­blatt ver­deckt wur­de.

Es nä­her­ten sich Schrit­te auf dem Gang. Ka­rya­nis Er­re­gung stieg bis zum Hö­he­punkt. Der Hall der Schrit­te ent­fern­te sich wie­der. Liz muss­te la­chen. Es dau­er­te noch ei­ni­ge Mi­nu­ten, dann hör­ten sie wie­der Schrit­te. Die Tür flog auf und Mi­ke be­trat das Bü­ro. Hin­ter ihm fiel die Tür wie­der zu. Er blick­te Liz an und frag­te »Na­nu, du bist al­lei­ne? Wo sind der Kotz­bro­cken und Lea?«

»Ach die bei­den woll­ten was Es­sen. Kom­men spä­ter nach!«

Ka­rya­ni schlich auf Ze­hen­spit­zen zu Mi­ke. Dann warf sie ihm die Ar­me um die Hüf­ten und drück­te ihn ganz fest an sich. Er­schro­cken ver­such­te er sich um­zu­dre­hen. Sie lo­cker­te ih­ren Griff. Sprach­los starr­te er in die Au­gen von Ka­rya­ni. Wie zwei aus­ge­hun­ger­te Wöl­fe fie­len sie über­ein­an­der her. Mi­ke küss­te sie, hob sie an und dreh­te sich mit ihr wie ein Krei­sel. Liz sah den bei­den la­chend zu.

Als der ers­te An­sturm vor­über war, rief Mi­ke »Mei­ne Moos­ro­se, ich ha­be dich so ver­misst!«

»Du hast mir ge­fehlt Samt­pföt­chen. Jetzt lass ich dich nie wie­der ge­hen!«, sag­te sie und hat­te Trä­nen in den Au­gen.

»Dich geb ich nie wie­der her Ka­rya­ni. Ich lie­be dich!«, sag­te er mit hei­se­rer Stim­me. Auch er kämpf­te mit den Trä­nen.

»Ich lie­be dich auch Mi­ke!«, press­te sie her­aus und küss­te ihn.

Liz sah den bei­den zu, sag­te aber nichts. Sie woll­te den in­ni­gen Mo­ment nicht zer­stö­ren. Die bei­den stan­den eng an­ein­an­der­ge­drückt mit­ten im Raum. Sie war­fen sich Ko­sen­a­men um die Ohren, küss­ten sich und wa­ren ein­fach nur glück­lich. Mi­ke wag­te kaum, sich um­zu­dre­hen, er woll­te Ka­ry nicht los­las­sen. Zö­ger­lich frag­te er Liz »Wie hast du mei­ne Traum­frau denn nach Frank­reich be­kom­men?«

»Ich ha­be sie ver­haf­tet!«, sag­te Liz kalt.

»Du hast was?«, stot­ter­te Mi­ke.

»Ich ha­be sie ver­haf­tet Mi­ke, im­mer­hin bin ich In­ter­pol Agen­tin. Der Rest liegt jetzt bei dir. Ver­schaff ihr sau­be­re Pa­pie­re und küm­me­re dich um die Haft­be­feh­le«, grins­te Liz, »Ach, und be­vor ich es ver­ges­se, sie braucht einen In­ter­po­l­aus­weis!«

»Sie braucht was? Spielt ihr hier ir­gend­wel­che Spie­le mit mir?«, rief Mi­ke.

»Nein Pan­da­bär­chen. Kei­ne Spie­le. Liz hat mich in Ca­ra­cas ver­haf­tet, dann ha­ben wir in Langley die CIA aufs Kreuz ge­legt, um dann end­lich hier­her­zu­kom­men. Micha hat ent­schie­den, mich ins Te­am auf­zu­neh­men. Das heißt, ich bin jetzt nicht nur dein Au­gens­tern, son­dern auch noch dei­ne Kol­le­gin. Aber da­zu brau­che ich sau­be­re Pa­pie­re und einen In­ter­po­l­aus­weis!«, flö­te­te Ka­ry.

»Mo­ment, noch mal zu­rück und Stand­bild bit­te. Du nennst Korn Micha? Er hat dich ins Te­am auf­ge­nom­men?«

»Ja, die­ser Kotz­bro­cken wie du ihn ge­nannt hast, ist sehr nett. Ich nen­ne ihn Micha. Da Liz kurz­zei­tig, ähm ver­hin­dert war, hat er mich in das In­ter­pol­team auf­ge­nom­men. Du bist jetzt nicht nur mein Freund, son­dern auch noch mein Kol­le­ge.«

»Korn ist ein Kotz­bro­cken, Liz wird dir das be­stä­ti­gen. Wa­rum war Liz ver­hin­dert und wie­so hat er dich ins Te­am auf­ge­nom­men?«

»Schmu­se­ti­ger, wenn du al­les drei­mal fragst, wer­den wir noch ewig brau­chen!«

»Liz, kannst du mei­ner Frau bit­te sa­gen, das Korn das größ­te Ar­sch­loch ist, was es gibt?«, frag­te Mi­ke.

»Mi­ke, ich kann dir nur sa­gen, dass Mi­cha­el ein sehr net­ter Kerl ist. Dei­ne Frau wuss­te es noch vor mir!«, ent­geg­ne­te Liz.

»Se­kun­de, du nennst mich dei­ne Frau? Ha­be ich da einen An­trag ver­passt?«, frag­te Ka­ry et­was un­si­cher.

»Ho­nig­keks ich bin ge­ra­de sehr ver­wirrt. Du wie­der bei mir, Korn auf ein­mal ein net­ter Kerl. In mei­nem Kopf dreht sich ge­ra­de al­les. Du hast kei­nen An­trag ver­passt, noch nicht, den woll­te ich dir ei­gent­lich in Pa­ris un­ter dem Eif­fel­turm ma­chen. Ir­gend­was müs­sen sie mir in die Man­go Spi­cy Col­lins ge­mixt ha­ben.«

Ka­rya­ni ent­spann­te sich wie­der ein biss­chen. Mi­ke hat­te ih­ren Lieb­lings­cock­tail ge­trun­ken und er­wähn­te einen An­trag, den er ihr un­ter dem Eif­fel­turm ma­chen woll­te. Jetzt er­gab das al­les einen Sinn. Am Te­le­fon hat­te er ihr ge­sagt, er wol­le ihr sau­be­re Pa­pie­re be­schaf­fen und mit ihr einen Ur­laub in Pa­ris ver­brin­gen. Die vier Jah­re im Ge­fäng­nis hat­ten ihn ihr nur noch nä­her ge­bracht. Sie konn­te sich nichts Schö­ne­res vor­stel­len, als mit Mi­ke den Rest ih­res Le­bens zu ver­brin­gen. Sie hat­te ge­se­hen, wie Lea ih­ren Mi­cha­el ge­zähmt hat, und die bei­den konn­ten kaum glück­li­cher sein. Lang­sam dreh­te sich Ka­rya­ni zu Mi­ke um, be­trach­te­te ihn wie einen Traum und hat­te sich in die­sem Mo­ment ent­schie­den, was sie tun wür­de. Es gab kei­nen falschen Zeit­punkt, nur ver­pass­te Ge­le­gen­hei­ten.

Ka­rya­ni nahm Mikes Hän­de und blick­te ihm in die Au­gen. Sei­ne Au­gen fun­kel­ten wie Son­nen­strah­len auf der Mee­res­ober­flä­che.

»Mi­ke Banks, willst du mich zu dei­ner Ehe­frau neh­men?«, frag­te sie lei­se.

Sei­ne Kinn­la­de klapp­te nach un­ten. Trä­nen schos­sen ihm in die Au­gen und er ant­wor­te­te ihr mit ei­nem Kuss und ei­nem ge­brüll­ten »Ja, das will ich Ka­rya­ni Sas­mi­ta!«

Liz, die als ein­zi­ge an­we­send war, klatsch­te einen leich­ten Bei­fall. Die bei­den Ver­lieb­ten hiel­ten sich in den Ar­men, Trä­nen kul­ler­ten und im­mer wie­der fan­den sich ih­re Lip­pen. Mi­ke bat sei­ne Ver­lob­te, ihn ei­ni­ge Se­kun­den ge­hen zu las­sen. Sie nick­te stumm und sah, wie er sich zu sei­nem Schreib­tisch zu­rück­zog. Er riss die lin­ke Schub­la­de auf, griff hin­ein und zog einen oran­ge­far­be­nen Um­schlag her­aus. Er kam wie­der auf sie zu, nahm vor­sich­tig ih­re Hand »Das ha­be ich in den letz­ten Ta­gen ge­tan Ka­rya­ni. Rin­ge woll­te ich mit dir zu­sam­men in Pa­ris kau­fen.« Dann leg­te er den Um­schlag in ih­re Hand. Sie öff­ne­te den Um­schlag mit feuch­ten zitt­ri­gen Hän­den. Es war ein fran­zö­si­scher Pass, aus­ge­stellt auf den Na­men Ka­rya­ni Banks. Ungläu­big schau­te Sie auf den neu­en Aus­weis in ih­rer Hand. Vor­sich­tig, fast ehr­fürch­tig schau­te sie auf die­ses Do­ku­ment. Der ein­zi­ge Schön­heits­feh­ler war der an­ge­ge­be­ne Ge­burts­na­me. Statt Sas­mi­ta stand da Sa­mi­ta. Sie lä­chel­te ihn schüch­tern an »Sch­nuf­fel­ha­se mein Ge­burts­na­me ist falsch an­ge­ge­ben. Da fehlt ein S.«

»Ich weiß Liebs­te. An­ders war es aber nicht mög­lich, die gan­zen Vor­stra­fen und Haft­be­feh­le ver­schwin­den zu las­sen.«

»Das heißt, wir dür­fen hin­rei­sen, wo wir wol­len oh­ne das mir Haft droht?«

Mi­ke nick­te »Als wä­re nie et­was ge­we­sen Lie­bes­hum­mel.«

Liz, die bis da­hin still auf ih­rem Stuhl saß, stand auf und ging zu den bei­den hin. Sanft sag­te sie »Ich stö­re wirk­lich nur un­gern und es tut mir furcht­bar leid, euch zu un­ter­bre­chen, aber wir ha­ben noch et­was zu tun.«

Ka­rya­ni konn­te ihr nicht bö­se sein, die­se gan­ze Ak­ti­on war spon­tan ge­we­sen, ob­wohl sie wuss­te, das sie nicht sehr viel Zeit hat­ten.

»Liz hat recht Ti­ger­bär­chen. Ich brau­che einen In­ter­po­l­aus­weis und wir müs­sen wis­sen, wer al­les die Lö­sung mit dem Bil­lard­tisch weiß.«

»Nur ich weiß da­von. Und auch kei­ner au­ßer Rous­sel kennt das Ge­dicht. Als ich In­ter­pol da­von un­ter­rich­ten woll­te, hat­te ich nur einen Ge­dan­ken. Ka­rya­ni, mei­ne Ver­lob­te. Ich ha­be die Zen­tra­le ver­las­sen, oh­ne je­man­dem et­was zu sa­gen, und bin in ei­ner Bar ge­lan­det. Erst nach dem Vier­zehn­ten, Man­go Spi­cy Col­lins war ich wie­der im Ho­tel. Dann kam die Nach­richt von Liz und bis­her war ich al­lei­ne.«

»Gut, ich ge­be das mal an Lea und Mi­cha­el wei­ter. Die bei­den kön­nen dann oh­ne Un­ter­bre­chung nach Sp­lit rei­sen. Ka­rya­ni, du gibst dei­nem frisch Ver­lob­ten die Auf­nah­men aus den USA, er lei­tet es dann wei­ter. Be­sorgt vor­her aber noch den Aus­weis, un­ser nächs­tes Ziel heißt Ber­lin«, er­klär­te Liz die wei­te­re Vor­ge­hens­wei­se. Sie fisch­te das Smart­pho­ne aus ih­rer Ta­sche und klin­gel­te Lea an.

»Liz, dass du auch im­mer ge­nau dann stö­ren musst, wenn wir ge­ra­de beim Des­sert an­kom­men!«, stöhn­te Lea.

»Es tut mir leid ihr bei­den! Mi­ke hat nie­man­dem et­was da­von er­zählt. Ihr könnt euch auf den Weg nach Sp­lit ma­chen. Ach, und üb­ri­gens, jetzt habt ihr die Ma­schi­ne für euch al­lei­ne. Ge­nießt das Des­sert!«, lach­te sie et­was scherz­haft.

»Das Des­sert fällt lei­der aus, Liz. Oh Mi­cha­el winkt ge­ra­de et­was hek­tisch, Se­kun­de.«

Liz konn­te im Hin­ter­grund Mi­cha­el mit ihr re­den hö­ren, ver­stand aber nichts von dem, was er sag­te. Es klang auf­ge­regt, aber nicht hek­tisch. Der Bo­dy­guard hat­te schein­bar al­les im Griff. Dann mel­de­te sich Lea wie­der.

»Liz, ich muss Schluss ma­chen, ver­lasst nicht die Zen­tra­le, hörst du? Mi­cha­el und ich sind auf dem Weg zu euch!« Es knack­te, die Lei­tung war tot. Croll wand­te sich wie­der an die bei­den an­de­ren.

»Ir­gend­was stimmt nicht! Wir sol­len im Ge­bäu­de blei­ben. Mi­cha­el und Lea kom­men her!«, be­rich­te­te sie in knap­pen Sät­zen.

Ka­rya­ni sah sie fra­gend an »Was ist los? Ha­ben sie was ge­sagt?«, frag­te sie. Mi­ke hielt sie und sah zwi­schen den bei­den hin und her.

»Lea mein­te nur wir sol­len drin blei­ben, ich weiß nicht, was los ist. Mi­cha­el hat viel­leicht et­was be­merkt.«

»OK, dann lasst uns hier­blei­ben, und war­ten, bis die bei­den da sind. Micha wür­de kei­nen Alarm ge­ben, wenn es nicht not­wen­dig ist«, sag­te die gold­glän­zen­de neue Agen­tin.

Mi­ke ver­stand die Welt nicht mehr. »Hät­te je­mand die Freund­lich­keit mich auf­zu­klä­ren?«, frag­te er.

Ka­rya­ni konn­te sich den Scherz nicht ver­knei­fen »Okay, pass auf Zucker­schnu­te. Es gibt Bien­chen und Blüm­chen …«

»Lass den Quatsch Zau­bers­tern­chen. Ich ka­pie­re nicht, was hier ge­ra­de los ist. Du bist neu im Te­am, von Korn dem Obe­rarsch auf­ge­nom­men, Liz nennt ihn Mi­cha­el und be­haup­tet er sei ei­gent­lich ganz nett, jetzt wünscht sie ih­nen auch noch das sie das Des­sert ge­nie­ßen sol­len und sie die Ma­schi­ne für sich al­lei­ne ha­ben. Ent­we­der ha­be ich ernst­haft was am Kopf oder ihr ver­schweigt mir wich­ti­ge De­tails«, klag­te er et­was un­ru­hig.

»Ich ver­ste­he das dich das ver­wirrt Mi­ke«, be­ru­hig­te Liz ihn, »ich wer­de dir al­les er­klä­ren, wenn wir et­was Ru­he ha­ben. Aber vor­her gilt es Ka­ry ih­ren Aus­weis zu be­schaf­fen und zu war­ten, was hier wie­der los ist, wo­von wir noch nichts wis­sen, okay?«

»Okay, aber dann will ich wirk­lich al­les ver­ste­hen kön­nen«, rief er.

»Ein­ver­stan­den Mi­ke. Ich be­sor­ge mit Ka­ry ih­ren In­ter­po­l­aus­weis, du küm­merst dich um das Ma­te­ri­al aus Langley und schickst es an al­le Nach­rich­ten­agen­tu­ren welt­weit, Ver­öf­fent­li­chung nicht vor Mitt­wochnach­mit­tag. Al­les klar?«, frag­te sie leicht ner­vös.

»Okay!«, gab Mi­ke klein­laut zu­rück. Ka­ry reich­te ihm das Ma­te­ri­al aus Langley, gab ihm noch einen Kuss, be­vor sie von Liz aus dem Raum ge­zo­gen wur­de.


Lea kam völ­lig ver­klei­det aus der Da­men­toi­let­te wie­der zu Mi­cha­el. Ih­re be­vor­zug­te Klei­dung war ei­nem schwar­zen Ho­sen­an­zug ge­wi­chen, sie war stark ge­schminkt und hat­te Sti­let­tos an ih­ren schlan­ken Bei­nen. Mi­cha­el pfiff durch die Zäh­ne, als Lea sich auf­rei­zend vor ihm um die ei­ge­ne Ach­se dreh­te.

»Ge­fal­le ich dir Schatz?«, frag­te sie.

»Ge­fal­len ist kein Aus­druck«, staun­te er, »Ich könn­te mich sinn­los ver­meh­ren!«

Lea lach­te »Glaub mir, ich kann es kaum noch ab­war­ten. Aber du bist dir ganz si­cher?«

»Mein Herz, ich weiß, was ich se­he. Au­ßer­dem ha­be ich ex­tra noch mal ganz ge­nau hin­ge­se­hen, es be­steht kein Zwei­fel!«

»Mist. Wie konn­te der hier auf­tau­chen. War er auch wirk­lich al­lei­ne?«, frag­te sie.

»Ja, er war al­lei­ne. Er ist da drü­ben in ein Au­to ge­stie­gen. Kei­ner war bei ihm!«

»Okay, und wie jetzt wei­ter?«

»Wir ge­hen rü­ber zum Flug­ha­fen, ich muss mich um­zie­hen, und du soll­test un­auf­fäl­lig blei­ben.«

An­ge­spannt ver­lie­ßen die bei­den das Lo­kal. Korn hat­te sei­ne Au­gen über­all. Er war not­falls so­fort be­reit, sei­ne Lea zu schüt­zen, auch wenn es sei­nen si­che­ren Tod be­deu­ten wür­de. Sie hat­te kein so gu­tes Ge­fühl bei der Sa­che. Korn hat­te die Wes­te nur in Ca­ra­cas ge­tra­gen, weil sie es so woll­te. Hier war er wie­der, wie ei­gent­lich im­mer oh­ne Schutzaus­rüs­tung un­ter­wegs. Nächs­tes Mal wä­re sie vor­be­rei­tet. In Ge­dan­ken mach­te sie sich ei­ne No­tiz für ihn im­mer ei­ne Wes­te mit­zu­neh­men. Es durf­te ihm ein­fach nichts pas­sie­ren. Die­se be­din­gungs­lo­se Lie­be hat­te sie nie zu­vor ge­fühlt. Schnell er­reich­ten sie die Ein­kaufs­mei­le des Flug­ha­fens. Sie schlüpf­ten in ein Mo­de­ge­schäft. Lea hielt sich un­auf­fäl­lig zwi­schen den Klei­dungs­stücken, die an ih­ren Dreh­ge­stel­len hin­gen, ver­steckt, wäh­rend ihr Freund sich einen De­si­gne­r­an­zug griff. Mit ei­nem Blick prüf­te er die Grö­ße. Er brauch­te ihn et­was grö­ßer. Den Ers­ten den er ge­grif­fen hat­te, warf er acht­los auf die Stan­gen. Dann fand er die rich­ti­ge Grö­ße und zog Lea hin­ter sich her in ei­ne Um­klei­de­ka­bi­ne. Sie drück­te sich in die hin­te­re Ecke, um ihm Platz zu las­sen. Oh­ne Um­schwei­fe be­gann er sich aus­zu­zie­hen, bis er nur noch in Un­ter­ho­sen vor ihr stand. Er streif­te sich das Hemd über, ver­schloss die Knöp­fe und stieg dann in die Ho­sen. Lea reich­te ihm nach­ein­an­der die ein­zel­nen Klei­dungs­stücke an. Nach we­ni­gen Mi­nu­ten tra­ten sie wie­der aus der Ka­bi­ne. Ei­ne Ver­käu­fe­rin, die sah, wie sie zu­sam­men aus der Ka­bi­ne ka­men, mach­te ein ver­är­ger­tes Ge­sicht. Korn warf ihr einen ver­ächt­li­chen Blick zu. Lea hin­ge­gen deu­te­te nur ein leich­tes Kopf­schüt­teln an. Die Ver­käu­fe­rin ver­stand die­se Ges­te, denn sie ent­fern­te sich von den bei­den, oh­ne et­was zu sa­gen. Fast im Vor­bei­ge­hen warf Korn dem Chef des La­dens ei­ni­ge Geld­schei­ne zu. Oh­ne auf Wech­sel­geld zu war­ten, zog er sie wie­der auf die Stra­ße hin­aus.

Ein Ge­schäfts­mann im hell­grau­en An­zug woll­te ge­ra­de in ein Ta­xi stei­gen, als Korn ihn un­sanft am Kra­gen wie­der aus der Fahr­gast­ka­bi­ne zog. Mit ei­nem kur­z­en Zu­rück­zie­hen warf Mi­cha­el den Mann fast wie­der bis zur An­kunfts­hal­le. Er flog über her­um­ste­hen­des Ge­päck auf den Bo­den. Sein Ge­ze­ter und die lau­ten Schreie in­ter­es­sier­ten Korn nicht die Boh­ne. Er hat­te es ei­lig und nahm, au­ßer auf sei­ne Lea, auf nie­man­den Rück­sicht.

»In­ter­pol Haupt­ge­bäu­de! Gib Gas«, raun­te er dem Fah­rer zu, als sie im Au­to sa­ßen. Der starr­te ihn bö­se an und be­gann laut auf Fran­zö­sisch auf Mi­cha­el ein­zu­re­den. Oh­ne ein wei­te­res Wort griff Korn nach sei­ner Glock, hielt die dem Chauf­feur un­ter die Na­se und bell­te ihn an »Du hältst jetzt dei­ne Fett­ba­cken und trittst aufs Gas. In zwei Se­kun­den sind wir un­ter­wegs, be­vor ich dich raus­wer­fe und sel­ber fah­re! Ist das klar Pier­re?«

Ei­ni­ge hun­derts­tel Se­kun­den spä­ter reih­te der Fah­rer sich in den Ver­kehr ein. Korn be­deu­te­te ihm, so schnell zu fah­ren wie nur mög­lich. Wü­tend be­gann er wie­der auf Fran­zö­sisch zu schrei­en und häm­mer­te auf das Lenk­rad. Mi­cha­el press­te ihm die Pis­to­le zwi­schen die Bei­ne und sag­te in ru­hi­gem Ton »Hö­re ich nur noch ein Wort von dir, machst du dei­ne nächs­te Fahrt als Ta­xi­fah­re­rin. Fällt die Ta­cho­na­del ein­mal un­ter hun­dert km/h, bla­se ich dir das Licht aus!«

Lea, die hin­ten saß, leg­te ihm sanft die Hand auf die Schul­ter. »Ru­hig Schatz, er weiß nicht, was los ist!« Sie zog ih­ren In­ter­po­l­aus­weis her­vor und hielt ihn dem Fah­rer un­ter das blas­se Ge­sicht. Jetzt hat­te er ver­stan­den.

Michael Korn & Liz Croll Trilogie

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