Читать книгу Michael Korn & Liz Croll Trilogie - Matthias Boden - Страница 69
45. Kapitel Frankreich, Lyon
ОглавлениеKurz vor 14 Uhr Ortszeit landete das Team von Roussel wieder auf dem Flughafen in Lyon. Die fünf hatten sich noch einmal ein ausgiebiges Frühstück geleistet bevor sie um kurz vor 11 abfliegen konnten. Alle waren entspannt und in der Gulfstream hatten sie sich während des Fluges unterhalten. Die Arbeit und ihr Auftrag waren weit weg, sie kamen sich auf zwischenmenschlicher Ebene immer näher. Michael hatte sogar gegenüber Mike zugegeben, dass er sauer auf ihn war, weil es in Istanbul nicht zu seinem Tod kam. Jetzt, nach all der Zeit, hatte er sich sogar entschuldigt und Mike zu verstehen gegeben das er es jetzt als Geschenk betrachtet. Er hatte Lea getroffen und schwamm zusammen mit ihr auf einer Woge des Glücks. Jeder im Team spürte, dass die beiden eine besondere Beziehung zueinander hatten.
Hier in Lyon gingen sie jetzt wieder an die Arbeit. Das Rätsel war noch zu lösen und sie mussten noch das Forschungsmaterial schützen, bis das ganze ausgestanden war. Sie hatten die CIA jetzt aus dem Spiel genommen, aber hatten keine Ahnung, wer ihnen noch alles hinterherlaufen würde. Sie fuhren zusammen zur Zentrale. Korn steuerte den Wagen durch die Straßen von Lyon und entschied die Vier am Hintereingang abzusetzen. Er selbst würde noch einmal weiter fahren und etwas besorgen. Was verriet er allerdings nicht, nicht einmal Lea sollte es wissen. Michael fuhr wieder davon und die vier anderen betraten das Interpolgebäude über den Hintereingang. Sie gingen in ihr Büro und machten sich an die Arbeit.
Mike versuchte, weiterhin die Mails und Telefonate von Interpol zu durchsuchen, um ihrem Maulwurf auf die Spur zu kommen. Karyani kümmerte sich um kleinere Probleme ihres Kommunikationssystems, während Liz alle ihre Spuren und Verdachtsmomente in einem Diagramm auf einer großen Tafel in einer Timeline ordnete. Lea besuchte die Waffenkammer von Francois Pierlot, denn sie wollte sich einige spezielle Spielzeuge besorgen, um besser ausgerüstet zu sein.
Als die blonde Scharfschützin dieses Mal ihre Karte vor die Tür hielt, öffnete sie sich sofort. Pierlot hatte über Umwege erfahren, was für eine gute Schützin sie ist. Er selbst war lange Jahre in der Ausbildung für Scharfschützen tätig und ein Waffennarr. Lea war verdammt gut, das hatte er auf seinem Schießstand gesehen und auch über Einsatzberichte erfahren. Er wollte sie noch ein bisschen besser machen. Lea betrat die Waffenkammer grinsend und ging auf den älteren Franzosen zu. Angeregt unterhielten sie sich und Pierlot zeigte ihr seine Erfolge. Ausbilder in der Fremdenlegion, zuständig für Scharfschützen und einer der besten die man finden konnte. Lea staunte nicht schlecht, als sie es erfuhr. Für sie war Pierlot nur ein Waffennarr gewesen der Gewehre bauen oder verbessern konnte, aber sie hatte nie daran gedacht, einen Scharfschützen vor sich zu haben. Die beiden setzten sich zusammen und fachsimpelten über verschiedene Vorgehensweisen, Einstellungen der Optik und mögliche Modifikationen. Pierlot erkannte das Lea nicht nur vieles von ihrem Vater gelernt hatte, sondern sich vieles auch selbst über die Jahre erarbeitet hatte. Eigentlich wollte sie nur ihr Waffenarsenal und ihre Ausrüstung aufwerten und neue Munition besorgen. Aber nachdem ihr Freund noch etwas besorgen wollte und ihr gesagt hatte, er würde etwa zwei Stunden brauchen hatte sie etwas mehr Zeit. Wo könnte sie die wohl besser verbringen als bei Francois Pierlot.
Gegenüber von dem Gebäude lagen vier Personen hoch oben auf den Dächern in Position. Sie hatten erwartet, länger warten zu müssen, bis sie die Agenten hier zu sehen bekamen. Die letzten Nächte hatten sie sich abgewechselt. Zwei von ihnen waren auf ihren Posten geblieben, die anderen beiden schliefen ein bisschen und lösten sie dann ab. Einer war rechts vom Gebäude, einer lag links und die letzten beiden hatten ihre Position gegenüber eingenommen. Leider war es für sie unmöglich, das ganze Gebäude zu umstellen. Die Rückseite des Gebäudes lag in einem Innenhof. Dort war der Fuhrpark untergebracht und das Gebäude war außen herum gebaut worden. Der Innenhof war nicht einsehbar und es gab auch keine Schussposition. Die anderen Gebäude drumherum waren alle niedriger. Nur der Vorplatz war sehr gut einsehbar und sie hatten alle Möglichkeiten gefunden, sich zu verbergen. Sie würden warten, bis ihre fünf Zielpersonen irgendwann erscheinen würden. Wie lange das dauerte, war ihnen egal. Wenn sich auch nur einer oder eine zeigen würde, würden sie nicht zögern.
Liz schrie überrascht auf, als sie einige Informationen über das Interpolnetzwerk abgerufen hatte. In dem Hotel, in dem Marie Wasserstein und Martina Damgaard untergebracht waren als sie in Lyon verweilten, wurden zwei Touristinnen praktisch hingerichtet. Melanie Orson und Claudia Zudera aus Rimini waren in der Nacht erschossen worden. Je zwei Treffer in die Brust und einen in den Kopf. Sie hatten nichts mehr bemerkt, denn sie lagen friedlich im Bett, als der Tod sie ereilte. Die beiden Frauen waren die Nachmieterinnen von Marie Wasserstein und ihrer Freundin und hatten exakt das Zimmer bekommen. Die Polizei fand keine Spuren am Tatort.
»Was ist los Liz?«, fragte Mike.
»In dem Hotel, in dem unsere Zeuginnen untergebracht waren, wurden zwei Touristinnen ermordet. Sie waren genau in dem Zimmer untergebracht«, gab sie weiter.
Karyani und Mike sahen erst sich überrascht an und dann zu Liz.
»Irgendwelche Spuren«, fragte Karyani, »oder sollte ich orakeln das es dieser Sjaak Vis war?«
Liz nickte »Das wird Vis gewesen sein, vermute ich, aber wie hat er das Hotel gefunden?«
»Nur du und ich wussten, wo sie waren, Liz. Interpol wusste es nicht und auch unser Team wusste es nicht«, gab Mike argwöhnisch zu.
»Mike, ich habe es niemandem gesagt und ich war nur mit dem Team unterwegs. Du warst hier alleine«, kam es von Liz, die seinen Blick bemerkte.
»Stopp, das bringt uns nicht weiter!«, rief Karyani, »Wir sollten uns nicht gegenseitig misstrauen. Es muss eine andere Erklärung geben.«
Karyani hatte recht. Das ganze Team hatte bereits bewiesen, dass sie sauber waren. Sogar die ehemalige Auftragsmörderin Lea Enis hatte bewiesen, das man ihr trauen konnte. Aber wie war dieser Sjaak Vis an diese Informationen gelangt.
»Mike, unsere Kommunikation! Hätte man die mithören können?«, fragte Liz.
»Theoretisch schon, aber wir haben nie über Handy verraten, wo sie sind!«, gab er zu bedenken.
»OK, stellen wir uns mal blöd. Wenn du nicht weißt, wo sie sind, und hast auch keine Informationen von uns, was würdest du tun, um sie zu finden?«, fragte sie Mike.
»Hm, ich schätze, ich würde erst mal die Hotels durchgehen. Überwachungskameras und so weiter«, sagte er.
»In dem Hotel gab es keine Kameras«, sagte sie, »Außerdem waren sie gestylt.«
»Mike, wenn sie anders ausgesehen haben und es niemand wusste, gibt es nur noch eins, was Spuren bringt«, rief Karyani, »Gesichtserkennung!«
»Du hast recht Honigmäuschen.«, sagte Mike, »Aber wo sollte ich die ansetzen?«
»Überall«, schrie Liz.
Mike startete eine Gesichtserkennung auf einem anderen Bildschirm und widmete sich weiter seiner Aufgabe. Karyani und Liz beobachteten ununterbrochen den Monitor. Einige Minuten später wurde ein Treffer angezeigt. Mike öffnete den Treffer.
Gebannt starrten die drei auf den Monitor, auf dem ein Video zu sehen war. Ihre beiden Zeuginnen liebten sich auf dem Hotelbett.
»Soll das heißen, sie wurden gefunden, weil sie ihre Sexspielchen auf Video aufgenommen haben?«, schrie Liz wütend.
»Gib mir einen Moment Liz«, bat Mike und begann das Videofile zu untersuchen. Wenige Minuten später sagte er »Die beiden haben den Film garantiert nicht gedreht. Die Kamera ist zu unruhig für ein Stativ und die Ausleuchtung ist auch nicht besonders. Die Bildqualität ist grottenschlecht, aber es ist kein Handy gewesen. Ein kleiner Camcorder käme dafür infrage. Außerdem beginnt das Video, als die beiden schon dabei sind. Ich vermute, es war ein Spanner, der es aufgenommen und ins Internet gestellt hat!«
»Na wunderbar«, wütete Liz, »Ich werde losfliegen und die beiden getrennt unterbringen. Eine in China und die andere in der Arktis!«
Karyani und Mike mussten lachen. »Dann treibt es eine mit einem Eisbären und die andere mit einem Drachen. Würde auch nichts bringen«, murmelte Kary sichtlich um Fassung bemüht.
»Liz, du kannst es den beiden nicht vorwerfen, dass sie Sex hatten, während ein Spanner sie gefilmt hat. Es war in ihrem Hotelzimmer und nicht im Liegestuhl am Pool!«, beruhigte Mike.
»Michael sollte die beiden irgendwo unterbringen. Sicherheit ist seine Aufgabe«, sagte Liz und verließ das Büro.
Vor dem Interpolgebäude stellte Korn gerade den Wagen ab und stieg aus. Er trug wieder sein normales Outfit und schleppte eine Tasche mit sich zur Treppe. Fröhlich und mit für seine Verhältnisse ausgesprochen freundlicher Miene lief er auf dem Vorplatz auf das Gebäude zu. Es trennten ihn nur noch einige Schritte, als er von einer Kugel in die Brust getroffen wurde. Michael sank zu Boden und lag regungslos vor der Treppe des Interpolgebäudes.