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3.2 Das Phobische-Angst-Depersonalisationssyndrom

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In einer 1959 erschienenen Arbeit beschrieb der britische Psychiater Sir Martin Roth (1917–2006) ein seiner Erfahrung nach häufiges Krankheitsbild, das durch ausgeprägte Depersonalisation und Ängste gekennzeichnet ist (Roth 1959/1960). Das Krankheitsbild trat in der Regel plötzlich auf. Als Auslöser fand sich meist der Verlust oder drohende Verlust einer nahestehenden Person, von der der Betroffene sehr abhängig war, oder eine eigene körperliche Erkrankung. Ein typischer Fall für ein Phobisches-Angst-Depersonalisationssyndrom sei nachfolgend wie von Roth geschildert wiedergegeben:

»Eine intelligente, skrupulöse, sehr sorgfältige und gewissenhafte Frau von 32 Jahren war extrem abhängig von ihrer recht herrschsüchtigen Mutter, für die sie trotzdem unklare Gefühle hegte. Sie hatte mit ihrem Mann einige Jahre in der Wohnung ihrer Mutter gelebt. Eines Tages kam ihr Mann von der Arbeit zurück und teilte ihr vorsichtig mit, dass ihre Mutter heute auf der Straße tot hingefallen sei. In ihrer Panik lief sie aus dem Haus und über die Straße zu ihrer Schwiegermutter und weigerte sich, jemals wieder die Wohnung ihrer Mutter zu betreten. Starke Entfremdungsgefühle setzten fast unmittelbar ein sowie die Angst, allein zu sein oder das Haus zu verlassen, anfangs auch dann, wenn sie Begleitung hatte, später nur, wenn sie allein war«. Die Depersonalisation war gekennzeichnet durch: »Das Gefühl von sich selbst losgelöst zu sein, sich wie eine Marionette zu bewegen, die eigene Stimme aus der Ferne zu hören, und der traumähnliche Aspekt, den die äußeren Vorgänge annahmen«. Eine Intensivierung ihrer Ängste trat unter folgenden Umständen auf: »Auf der Straße überkamen sie Schwindelgefühle, sie spürte Leere im Kopf und Unsicherheiten in den Beinen, und sie fühlte sich schwanken, wenn Menschen oder Flugzeuge sie passierten. In dichtgedrängten Straßen. Läden oder Fahrzeugen war sie besonders gespannt und ängstlich, und die Furcht vor dem Tod oder dem Verlust des Bewusstseins steigerte sich. Eine Komponente dieser Angst war die drohende Möglichkeit, die allgemeine Aufmerksamkeit dadurch auf sich zu lenken, dass sie das Bewusstsein verlor, eine Szene machte oder zusammenbrach und in einem hilflosen Zustand von einer Zuschauermenge betrachtet würde« (zitiert nach Roth 1959, S. 356).

Heute würde man dieser Patientin die Diagnosen einer »Agoraphobie mit Panikstörung« und vermutlich eines Depersonalisations-Derealisationssyndroms geben, wenn das Gefühl von sich selbst losgelöst zu sein und der traumähnliche Bewusstseinszustand kontinuierlich und nicht nur im Rahmen von Panikattacken auftreten.

7 Pollution bedeutet unwillkürlicher Samenerguss ausgelöst durch einen Orgasmus, der während des Schlafes ohne aktives Zutun und ohne Wachbewusstsein bei Männern ab der Pubertät auftreten kann. In der damaligen Zeit wurde dies als moralisch verwerflich und ungesund angesehen.

Depersonalisation und Derealisation

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