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26. Industriepumpen
ОглавлениеSeptember 2011 ... Der Markt brach zusammen. Keiner hat es gesehen, das gibt es schon mal, wie kürzlich, vor zwei Jahren. Märkte bewegen sich, sie leben wie Volkswirtschaften, die auch kippen können. Das Problem war nur, dass das Geschäft nicht schlecht lief. Der Markt faltete sich angeblich nicht zusammen, wir waren nur nicht sonderlich helle, sondern kannten schon die Ausreden vor den Problemen. Die gewinnbringenden Großaufträge waren in einem eher stabil nachfragenden Markt sehr unstet, aber wir hatten die Idee ein Komponentengeschäft aufzubauen und so zu steuern, dass es sich selbst auf einem hohen Niveau einpendelt. Richtigerweise kauften wir einen CEO aus Übersee ein. Er war ein richtiger Sonnenschein, ein echt netter Kerl. Strahlend blaue Augen, sauberer deutscher Scheitel, so wie in den alten Filmen der 1950er Jahre. Wir mochten ihn von Anfang an. Das Problem war, dass er eine unbekannte Kultur des Willkommenseins und der Motivation brachte. Die Kultur des ausgebildeten Facharbeiters, der seiner Arbeit eigenverantwortlich nachgeht, wurde vernachlässig und uninteressant. Die bis dahin alles beherrschenden Kundenaufträge wurden mit verwirrenden englischen Termini ersetzt. Eine Umgebung des Empowerments und der Excellence überfordert leicht die arbeitsamen und hilfsbereiten Mitarbeiter. Es sind aufrechte, blauäugige, hart arbeitende Produktionsmittel mit holländischen Wurzeln und dem Herz am rechten Fleck und deshalb stelle nie einen ortsunkundigen Geschäftsführer ein, um die operative Handlungsfähigkeit im globalen Markt zu gewährleisten, indem das Leistungsprinzip von ihm ausgesetzt wurde. Die Schlüsselpositionen wurden anhand leichter Kenntnisse der intern wichtigen Arbeitsabläufe besetzt! Diese eigenwillige organisationszentrierte (und dumme) Herangehensweise wurde nur noch von den halbherzigen Marketingaktivitäten übertroffen. Sicher, es ist einfach zu kritisieren, doch für einen international erfahrenen CEO ist das zu wenig. Ich denke, eine produktkosten- und kostenstrukturfokussierte Kalkulation würde den Umbau der Firma vorantreiben, damit die Marktanforderungen der Produkte in Qualität und Preis wieder erreicht werden können. Baue deine Firma um das Produkt, auch in der Kostenrechnung, in den Monatsberichten und in den Kostensenkungsprogrammen herum. Es ist nun mal das kaufmännische Herz deiner Firma. Warum verkompliziert deine oberflächliche Liebe zu den Details das vorhandene und macht es blind? Dein Hang zum exzessiven Teilen ist das nächste Problem für eine zielgerichtete und straffe Führung. Es ist der Nebel deiner eigenen Anweisungen, der dich unwissend macht. Du denkst, du hast es in der Hand? Hattest du nicht. Wirst du nie. Wieviel willst du denn pro Woche verkaufen? Habe nicht so viel Rücksicht auf nichtdienstliche Befindlichkeiten unwichtiger Charaktere, die den stahlverarbeitenden Mittelstand schwer und teuer werden lassen. Komm, bemühe die einfache und gut durchdachte Kalkulation.