Читать книгу Die Katzen von Key West - Matti Lieske - Страница 6

Kapitel 4

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Zum Glück hatten die Überwachungskameras des Großmarktes ein ziemlich gutes Bild des ominösen Katzenfutter-Käufers gespeichert. Er hatte sich zwar mit einem breitkrempigen Hut zu tarnen versucht, aber das war ein ziemlich alter und banaler Trick. Dadurch hatte er genau das Gegenteil erreicht und besonderen Verdacht erregt. Die für solche Fälle installierten Kameras am Boden und in den Regalen schalteten sich automatisch ein. Auf diese Weise gab es von ihm fast mehr gestochen scharfe Porträtaufnahmen als von manchem Dressman der großen Modehäuser des Universums. Auch der falsche Bart und die Hornbrille machten uns natürlich keine Schwierigkeiten. Wir jagten sein entsprechend bereinigtes Konterfei durch unseren Computer, den wir erstmal nur an die Bevölkerungsdatei der Milchstraße angekoppelt hatten und wurden schnell fündig. Es handelte sich um einen Erdbewohner namens Theobald Wurzinger, der als Fremdenführer im Tübinger Schloss arbeitete. Umso besser, Tübingen war mein Heimatort.

Ich reiste nach Deutschland und brauchte nicht lange, um den Mann aufzuspüren und seine Bekanntschaft zu machen. Ich nahm einfach an seiner Führung teil und lud ihn hinterher in ein kleines Gasthaus ein. Einige Viertel Wein machten ihn nicht nur gesprächig, sondern brachten auch ein ohnehin nur spärlich vorhandenes Misstrauen zum Verschwinden. Zu vorgerückter Stunde gab ich mich einfach als Abgesandter seiner Auftraggeber aus, gratulierte ihm zur erfolgreichen Erfüllung seiner kniffligen Aufgabe und horchte ihn, ohne dass er es bemerkte, systematisch aus. Viel wusste er nicht, aber was er wusste, teilte er bereitwillig mit. Er war einige Jahre zuvor bei einem Urlaub auf Alpha Centauri angesprochen worden, ob er bereit sei, gelegentlich ein paar Aufträge auf der Erde zu übernehmen. Die Bezahlung war gut, also sagte er zu und hatte seitdem einige kleinere Kurierdienste ausgeführt. Der Katzenfutter-Kauf war mit Abstand die größte Sache, die man ihm bisher überlassen hatte.

Mir lag natürlich besonders daran, etwas über seine Kontaktperson zu erfahren, was zunächst gar nicht so einfach war, da er ja davon ausging, dass ich über selbige genau Bescheid wusste. Zum Glück kam er irgendwann selbst auf das Thema zu sprechen und fragte mich, ob ich wisse, was diese Centaurierin Galinda eigentlich für ein Typ sei. Eine gute Gelegenheit, ihn erstmal nach seinen Erkenntnissen zu fragen. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine ausnehmend attraktive Dame handeln musste, „mit schwarzen Medusenhaaren, glühenden Kobra-Augen, meterlangen Beinen und Wahnsinnstitten“, wie sich Meister Wurzinger auszudrücken beliebte. Es war also nicht nur das Geld gewesen, was ihn damals auf Centauri bewegt hatte, das Angebot der schönen Galinda anzunehmen. Sehr nahe war er ihr seither zu seinem Bedauern jedoch nicht gekommen, und er war ziemlich enttäuscht, dass auch ich ihm nicht viel Aufschluss bieten konnte. Ich gab vor, die Dame nur flüchtig zu kennen, versprach jedoch, sie von ihm zu grüßen, wenn ich sie sehen würde. Allerdings wüsste ich leider nicht, wo sie sich gerade aufhalte.

„Sie wollte nach Alpha Centauri, hat sie mir erzählt“, sagte Theo, wie ich ihn inzwischen nannte, mit Feuereifer, und mein Herz machte ob dieser wertvollen Information einen frohen Sprung.

Eine weitere Information fehlte mir aber noch. Ich musste wissen, was er mit dem Katzenfutter gemacht hatte. Kein Problem. Ich brauchte ihn nur zu fragen, ob der Transport nicht sehr mühselig gewesen sei, und schon sprudelte er los, als habe er nur auf eine Gelegenheit gewartet, von seinen Erlebnissen zu berichten.

„Aber nein“, rief er begeistert, „völlig easy. Die meiste Zeit habe ich in der Sonne gelegen.“

Es stellte sich heraus, dass in Cape Canaveral für ihn ein Raumtransporter bereitgestanden hatte, dessen Kurs schon vollständig programmiert gewesen war. Er landete vor dem Großmarkt, die Roboter des Ladens räumten im Handumdrehen das Katzenfutter in den Laderaum, Theo tippte ein kurzes „Okay“ in den Bordcomputer und hatte dann noch eine Minute Zeit, das Schiff zu verlassen, bevor es abhob und zu seinem Bestimmungsort flog. Wie man Theo gesagt hatte, eine Raumstation in der Nähe des Mars. Er hatte keinen Grund, daran zu zweifeln. Ich schon, wollte aber nicht durch weiteres Nachbohren seinen Argwohn erregen. Seine Neugier kam mir jedoch zu Hilfe.

„Wo liegt eigentlich Kryptis?“, fragte er plötzlich.

„Irgendwo in der Nähe der Galaxis Sumurbia. Warum?“

„Ach, nur so. Das stand als Heimathafen in den Papieren des Raumtransporters. Ich habe es zufällig gelesen, als ich bei der Abfertigung in Cape Canaveral eine Weile warten musste.“

So konnte einem selbst die sonst so ärgerliche Gründlichkeit der floridanischen Behörden zum Segen gereichen. Fehlte nur noch der Name des Fliegers. Auch damit konnte mein Informant dienen: „Krmkuk“ - was, wie ich später nachschlug, auf kryptisch so viel wie „Eisfee“ hieß.

Ich hatte mehr erfahren, als ich zu hoffen wagte, und mehr Rotwein getrunken, als meinem aufrechten Gang zuträglich war. Ich bezahlte die Rechnung und verabschiedete mich hochzufrieden von meinem neuen Freund, ohne zu ahnen, dass ich ihn mit meinem kleinen Informationsgespräch in eine ziemlich miese Bredouille gebracht hatte. Nicht im Entferntesten war es Theo Wurzinger in den Sinn gekommen, dass seine Katzenfutter-Mission in Miami irgendwie mit dem Verschwinden von Key West in Verbindung stehen könnte. Als es ihm endlich in den Sinn kam, war es zu spät.

Die Katzen von Key West

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