Читать книгу TradingProjekt - Max Herwig - Страница 16
TraderQuadrant: Spieler
ОглавлениеDie Entwicklung vom Amateur (-Trader), der eher zufällig oder durch Tipps aus dem Kollegen- Bekannten- oder Familienkreis auf Aktien aufmerksam wird und seine „ersten Trading-Erfahrungen“ sammelt, hin zum „Spieler“ vollzog sich recht langsam bei mir.
Die erste Anlaufstelle, wenn es um Geldanlage und Renditen ging, war die Hausbank. Der Bankberater fragte mich, welches Risiko ich für die Geldanlage bereit war einzugehen. Was für eine Frage? Ich wollte die höchste Rendite und das kleinste Risiko! Aber das schien nicht vereinbar zu sein: Entweder kleines Risiko und kleine Renditen oder größeres Risiko und größere Renditen. Ich entschied mich für eine mittlere Risikoklasse – was immer das auch war – und konnte in deutsche Aktien, sogenannte „Blue Chips“ investieren. Die ersten Anlagetipps gab es von der Hausbank auch gleich gratis dazu! Also wurde in die „Blue Chips“ investiert. Mal lief es gut, mal lief es weniger gut. Am Jahresende hatte ich meistens einen kleinen Gewinn, der dem eines guten Sparbuchs entsprach, nicht mehr aber auch nicht weniger.
Dann kam die Deutsche Telekom mit dem Slogan der „Volksaktie“! Die Volksaktie wurde in den Zeitschriften, im Radio und zur besten Sendezeit im Fernsehen als „sichere Anlage mit Zukunft“ beworben. Wenn so viel Rummel um eine Aktienplatzierung gemacht wird, dann musste doch was dran sein! Also wurden Aktien der Deutschen Telekom gezeichnet und gekauft. Der Kurs erklomm immer neue Höhen und es schien nur eine Richtung zu geben: „Bergauf“! Zuerst kaufte ich nur wenige Deutsche Telekom Aktien, die Kurse stiegen und ich kaufte immer mehr „Volksaktien“ dazu. Meine Bekannten sprangen auch auf diesen Zug und erzählten von ihren sagenhaften „Buchgewinnen“ mit der Volksaktie! Ein Zweiturlaub, oder das neue Auto sollte vom zukünftigen Gewinn finanziert werden, der Traum vom „Großen Geld“ schien greifbar nah zu sein! Es war die Zeit der beginnenden „Dot.com Blase“. Alle Technologieaktien schienen nur eine Richtung zu kennen, nach oben! Im Fernsehen wurde ständig über steigende Kurse von Technologieaktien berichtet. Die Anzahl der im Internet „angeklickten“ Seiten war schon Grund genug eine Aktie zu empfehlen und dann wurde sie gekauft. Umsatz, Gewinn, Ergebnis oder die Verschuldung des Unternehmens? Wen hat das damals interessiert?! Die Aktienkurse wurden in „Klicks“ gemessen und stiegen und stiegen. So auch bei „meiner Aktie“, der Deutschen Telekom! Der Kurs übersprang die 100€ Hürde und das sollte erst der Anfang sein! Also alles freie Kapital rein in die Aktie! Dann ging es langsam abwärts. Die Gurus riefen: „Einstiegskurse“. Außerdem stand die zweite Aktienplatzierung der Deutschen Telekom an. Die Kurse waren schon weit vom 100€ Zenit entfernt, also war noch viel Potential nach „oben“ möglich, das Ziel war 100+€. Es wurde nachgekauft! Als das gesamte freie Kapital in die Volksaktie investiert war musste ich also nur noch warten, bis die Aktie alte Höchststände erklomm und konnte dann ein neues Auto vom Gewinn finanzieren! Die Gier war groß und das Risiko schien bei der Volksaktie eher klein zu sein. Schließlich war es doch die „Volksaktie“ noch immer in den Medien. Meine erste Lektion:
Auch Experten können sich gewaltig irren!
Die alten Höchststände wurden nie mehr erreicht und mein investiertes Kapital schmolz mit dem Aktienkurs von 100€ auf 50€, 20€, 10€. Der „Boden“ schien bei etwa 10€ erreicht zu sein, so hoffte ich. Das schwer verdiente Geld verschwand im „Schwarzen-Aktien-Loch“. Jetzt verkaufen? Niemals – die Volksaktie musste doch irgendwann mal wieder die alten Höchststände erreichen und dann sollte verkauft werden.
Irgendwas lief hier falsch! Von Analysten, Aktienstrategen, in der Presse und im Fernsehen wurde die Volksaktie lange angepriesen und dann diese Entwicklung! Konnte das keiner voraussehen? Wenn ich gewusst oder zumindest geahnt hätte, dass die Volksaktie von 100€ um über 90% auf unter 10€ fällt – dann, ja dann hätte ich bestimmt nicht mein gesamtes freies Geld in diese eine Aktie investiert! Zum Glück hatte ich die Aktien nicht auf Kredit gekauft. Ein einziger Trade entwickelte sich zum „Katastrophen-Trade“ und ich steckte in der Trading-Verlustfalle fest! Als Spieler war ich Job-systemabhängig und hätte meinen Lebensunterhalt niemals vom Trading bestreiten können!
Was lief falsch?
Ich hatte von Aktien und Aktiengeschäften wenig Ahnung und verließ mich auf Empfehlungen. Ich hörte auf mein Bauchgefühl und wurde gierig nach einem schnellen Gewinn. Ich dachte, dass die alten Kurshöhen wieder schnell erreicht werden. Ich kaufte bei fallenden Kursen zusätzlich Aktien in der Hoffnung, das der geringere Durchschnitts-Einstandspreis schneller wieder erreicht werden konnte. Ich wollte Verluste „aussitzen“. Ich konnte „emotional“ keine Kurssicherung (Stop-Loss) setzen und hatte Angst vor Verlusten. Die Verluste explodierten und ich schaute einfach nicht mehr hin. Ich hatte keine „Exit-Strategie“ und hoffte auf Besserung. Ich hatte keine Ahnung von der Technischen Analyse und konnte Kurscharts nicht richtig interpretieren. Ich hatte keine Ahnung von der Fundamentalanalyse und konnte den „Wert“ einer Aktie nicht abschätzen. Lehrgeld muss gezahlt werden und dies war ein teures Lehrgeld! Es dauerte einige Zeit, bis ich den Verlust „emotional verdaut“ hatte und dachte über meine Fehler nach. Ein zweites Mal sollte mir dies nicht mehr passieren!
Es gab zwei Möglichkeiten: Dem Aktienmarkt für immer den Rücken zukehren und nur noch Investitionen mit sehr geringem Risiko tätigen (Sparbuch), oder aus den Fehlern lernen und versuchen es in der Zukunft „besser zu machen“.
Meine Fehler waren mir bewusst, aber wie konnte ich „richtig investieren/traden“ lernen? Im Job als Projektleiter lief alles nach Plan. Warum also nicht die Erfahrungen und das Fachwissen als Projektleiter im Trading anwenden? Mein Trader-Schwerpunkt entwickelte sich vom Amateur zum Spieler und vom Spieler zum „Investor“.
Spieler-Eigenschaften:
- TradingPerformance negativ bis neutral
- Basis Trading-Erfahrung
- Basis Trading-Fachwissen
- TradingPlan theoretisch im Ansatz vorhanden
- Keine TradingRegeln
- Keine emotionale Kontrolle beim Trading
- Angst und Gier bestimmen das Trading
- Trading ist wie Glücksspiel
- Gefahr der „Trading-Falle“
- Gefahr von „Katastrophen-Trades“
- Trades werden nicht konsequent dokumentiert
- Trading-Kapital aus Ersparnissen
- Wenig Zeitaufwand für das Trading
- Job-Systemabhängigkeit