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2. Die sexuelle Treue oder die sexuelle Monogamie

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Von allen Gründen, die dazu führen, dass die Lust stirbt, empfinde ich die sexuelle Treue und die sexuelle Monogamie als das größte Problem, um die Lust auf Sex langfristig aufrecht zu erhalten. Die Monogamie ist kein natürliches, biologisches Programm, sondern die Konsequenz aus bestimmten sozialen Realitäten und Veränderungen, verankert in der katholischen Religion, die früher vor allem die Lust der Frau sehr eingeschränkt hat.

Nicht die Untreue zerstört das Sexleben, sondern falsch verstandene Treue. Ich bin noch viel präziser und sage, die Untreue kann sogar die Lust auf den Partner erhöhen und dem Sex neuen Pepp geben. Die Treue, nur mit einem Partner Sex zu haben, tötet bei der Mehrheit der Menschen die Sehnsucht nach Sex. Das bedeutet nicht, dass diese Paare sich nicht lieben, aber sie ziehen sich sexuell nicht mehr an und haben kaum noch Sex miteinander.

Diese Tatsache ist in den Schlafzimmern der meisten Paaren Realität, auch wenn sie sich damit trösten, dass der Sex nicht das wichtigste in einer Beziehung ist. Das mag sein, aber darum geht es nicht. Es geht nur darum, zu zeigen, wie die Monogamie das sexuelle Leben, die Erotik und die Libido lahmlegt.

In einem Bericht aus dem Jahr 2010 von Michèle Binswanger, schweizerische Journalistin, in der Zeitung „Die Zeit“, konnte man lesen:

Wir pathologisieren Fremdgeher, dabei sind sie doch der Normalfall […]. Denn sexuelle Treue im umfassenden Sinn ist unmöglich. Wir können die Lust unterdrücken, wir können so tun, als gäbe es sie nicht. Aber es ist eine Täuschung. Als Liebende halten wir uns für die vornehmen Protagonisten einer Verfilmung von Romeo und Julia. Was die menschliche Sexualität angeht, wird aber Planet der Affen gespielt. Trotz ihrer romantischen Veranlagung, ist unsere Spezies reichlich sex-besessen. Weltweit fließen täglich Milliarden in den industriellen Komplex der Sexualität, Pornografie und Prostitution, Partnerbörsen und Seitensprungportale. Pharmaindustrie und Paartherapeuten verdienen daran, die Symptome unserer Krankheit zu lindern.

(http://www.zeit.de/2012/13/CH-Monogamie)


Sexuelle Treue ist biologisch gesehen unmöglich und um sie möglich zu machen, muss man so an sich schrauben und so vieles in sich abtöten, dass man am Ende für den Sex selbst kein Gefühl mehr hat.

Der Mensch funktioniert leider nicht wie eine Maschine. Bei einer Maschine kannst du einen Teil abstellen, verändern und die Maschine kann weiterlaufen und die gleiche Leistung geben. Bei Menschen ist das anders: Jede Veränderung – sei es nur eine ganz kleine – bringt weitere Konsequenzen mit sich. Der Mensch ist von Natur aus nicht so eingestellt, dass er nur einen sexuellen Partner hat bzw. dass er sexuell nur auf eine bestimmte Person reagiert. Sex ist Trieb und hat mit Empfindungen, Lust und Begierde zu tun.

Sex ist nicht dazu da, um eine Liebe und eine

Beziehung zu bestätigen. Sex ist auch nicht nur

dazu da, um Kinder zu zeugen, wie die Dogmatiker

es in allen Kulturen gerne behaupten.


Zum Sex gehören auch wichtige natürliche Elemente, nämlich die Lust und der Genuss – nicht nur auf den und mit dem anderen, sondern auch und vor allem mit sich selbst. Wenn man von Lust und Genuss spricht, spricht man auch von Diversität. Erst die Diversität macht die Einfachheit zu etwas Besonderem. Die Vielfalt ist in jeder Hinsicht ein Gewinn. Ein moderner, starker und selbstbewusster Mensch, der seine Stärken kennt, ist vielfältig und demokratisch. Die Polygamie erlaubt diese Möglichkeiten der Entfaltung, die Monogamie ist wie der Kommunismus und lässt den Menschen sich selbst untreu werden.

In der Monogamie entsteht sehr schnell eine Übersättigung und Abstumpfung. Ich liebe zum Beispiel Mango-Suppen sehr. Wenn ich sie aber jeden Tag esse, kann ich Mango irgendwann nicht mehr sehen, nicht mehr essen und genießen. Wenn ich aber dazwischen immer mal etwas anderes esse und Mango weglasse, habe ich wieder mehr Lust auf Mango-Suppe. So geht es jedem von uns und zwar mit allem, was Genuss bereitet, und genauso geht es uns mit dem Sex.

„Sex mit jemand anderem“ UNTREUE zu nennen,

ist schon sehr bezeichnend. Das Wort alleine macht

Angst und bringt einen in Gewissenskonflikte.

Schon dieses Wort macht etwas Böses aus dir.


Untreue war schon in alten Gesellschaftsformen ein Thema, als moralisch verwerflicher Akt, als Unzucht und Sünde, besonders seit der Zeit nach Christus. Die westliche Vorstellung von Sexualität ist sehr von der katholischen Kirche und ihrer kulturellen Entwicklung geprägt. Die katholische Kirche wird ihrerseits sehr stark von Männern dominiert.

Sex mit verschiedenen Partnern ist aus Sicht der Bibel nicht vorgesehen. Außerehelicher Verkehr ist nach der katholischen Kirche Unzucht.


So steht es in der Bibel:

... so habe ein jeglicher seine eigene Frau und eine jegliche ihren eigenen Mann.“ (1.Kor.7,2).

Sex mit einem Partner hat seinen Platz nur im geschützten Rahmen der Ehe, oder im erweiterten Sinne nur in einer Beziehung, wie die modernen Menschen das Konzept übertragen haben. Laut der Kirche wird beim Geschlechtsverkehr neben der körperlichen Vereinigung auch eine geistige Vereinigung vollzogen. Es entsteht – ob gewollt oder nicht – eine geistige Einheit und Bindung zwischen den beiden Beteiligten. Deswegen ist es unmöglich, dass man mit einem Menschen Sex hat, ohne sich mit ihm geistig zu vereinen. Dies wird in folgenden Bibelzitaten deutlich:

Darum wird der Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, dass sie zu einem Fleische werden. Und sie waren beide nackt, der Mensch und sein Weib, und schämten sich nicht.“ (1. Mose 2,24-25) und noch deutlicher in: „Wisset ihr aber nicht, dass, wer einer Hure anhängt, ein Leib mit ihr ist?“ „Denn es werden“, spricht Jesus, „die zwei ein Fleisch sein.“

Weiter heißt es: „Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit ihm. Fliehet die Unzucht! Jede Sünde, die ein Mensch [sonst] begeht, ist außerhalb des Leibes; der Unzüchtige aber sündigt an seinem eigenen Leib. Oder wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, welchen ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst angehöret? Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlichet Gott mit eurem Leibe!“ (1. Kor 6,16-20).


Die Untreue als Schande und Sünde zu bezeichnen, war und ist auch ein Instrument, das gegen die Sexualität der Frauen gerichtet wurde und immer noch gerichtet wird. Früher hatten Frauen kaum Recht auf Sexualität. Es war schmutzig, wenn eine Frau beim Sex Lust empfand. Sex wurde wie das Essen betrachtet, das die Frau dem Mann kochen und servieren musste. Frauenlust spielte dabei keine große Rolle. Alles war auf die Männerlust fixiert. Während Frauen zur monogamen Lust gezwungen waren, durften Männer aber ungeniert mehrere Sexpartnerinnen haben. Ein weiterer Beweis für diese Doppelmoral ist die Tatsache, dass es viele „Gottesvertreter“ gab und gibt, die trotz ihrer biblischen Regeln Sex mit anderen Frauen und Männern hatten (und haben).

Die Frauen kämpften, um sich von dieser Unterdrückung und Bevormundung der Männer zu befreien. Die Männer konnten nicht standhalten, weil es - auch von der Natur aus gesehen - keinen Grund gab, den Frauen bezüglich Lust und Sexualität nicht die gleichen Rechte zu geben. Mit der allgemeinen Emanzipation und Entwicklung hatte man sich nun zumindest öffentlich von der religiösen Begründung der Ablehnung der sexuellen Untreue entfernt. Die Ablehnung wurde nun moralisch erklärt, indem man den Menschen auf eine sehr subtile Art glaubhaft machte, dass Sex und Liebe zusammengehören und Sex nur in der Ehe bzw. in einer Partnerschaft zu genießen sei. Dafür aber musste man auch die Grundidee der Ehe ändern und die Menschen überzeugen, dass man ausschließlich aus Liebe heiratet und die Ehe nun nicht mehr nur eine gesellschaftlich notwendige Lebensgemeinschaft ist. Die Liebe wurde romantisiert. Den inneren Werten und der innerehelichen Sexualität wurde mehr Gewicht gegeben und die außereheliche Sexualität verdammt. Damit hat man das Verhalten der Menschen in Sachen Treue und Untreue in Schach gehalten, aber diesmal mit der Zustimmung der Frauen und fern der Religion. Denn wer will schon akzeptieren, dass die Bibel seine Sexualität mitbestimmt?

Aber im Endeffekt hat sich nicht viel geändert. Die Männer können weiterhin mehrere Partner haben, mal öffentlich, mal geheim. Mit geschickten Worten und Theorien schaffen es die Männer zu beweisen, dass eine sexuell aktive Frau eine „Hure“ und ein sexuell aktiver Mann ein „echter Kerl“ ist. Ist nicht jeder Mann ein bisschen stolz, wenn man ihn Casanova nennt?

Wie du siehst: Treue ist nicht mit der Natur der

Menschen zu erklären, sie ist auch keine

körperliche Notwendigkeit, sondern nur ein

Instrument, mit dem die Männer früher versucht

haben, die Sexualität der Frauen zu kontrollieren.

Monogamie und die große Lüge und Heuchelei

Dass man den sexuellen Trieb langfristig nicht nur auf einen Menschen fixieren kann, zeigen sowohl meine eigenen Erfahrungen und Umfragen als auch Umfragen in den Medien. Ich habe seit Jahren über hundert Menschen – Männer und Frauen – zu ihrer Lust, mit anderen Menschen zu schlafen, befragt. Über 60 % der Befragten sagten mir, dass sie mindestens schon einmal fremdgegangen seien (Stand 2017). Von diesen 60% sagten ca. 30%, dass sie es gern getan haben und es öfter tun würden. Über 65% davon waren Frauen und das erstaunte mich sehr. Meine eigenen Erfahrungen gehen in die gleiche Richtung: von hundert Frauen, mit denen ich geschlafen habe, waren mindestens 75 in Beziehungen. Sie waren entweder verheiratet oder fest liiert.

Repräsentative Umfragen in Deutschland besagen,

dass mindestens 35% bis 65% der Deutschen

fremdgehen, dabei stehen die Frauen den Männern

in fast nichts nach.


Alle Gelegenheiten werden genutzt, um die Lust auf den „fremden“ Körper auszuleben. Es geht so weit, dass sogar im Kindergarten, an Sportplätzen und in Schulen Eltern vom Deckmantel und Schutz ihrer Kinder profitieren, um Affären zu haben. Es geht sehr versteckt vonstatten, niemand ahnt etwas und keiner würde es jemals zugeben. Diese Verlogenheit stärkt die Lust in der Partnerschaft nicht. Diese Falschheit und Heuchelei sind gerade das, was den Sex in der Partnerschaft tötet.

Ich habe, als ich an der ersten Fassung dieses Buches schrieb, mit älteren Frauen gesprochen. Es war nicht einfach, in Kontakt mit ihnen zu kommen und über so ein Tabuthema zu reden. Damals (vor 6 Jahren) schaffte ich es aber doch, mit immerhin 21 Frauen zwischen 78-85 Jahren interessante Gespräche zu führen. Mittlerweile habe ich über 100 Frauen dieser Altersgruppe getroffen und mit ihnen über ihre Sexualität gesprochen. Es entstanden sehr interessante und erstaunlicherweise auch sehr offene Gespräche mit vielen Erkenntnissen, die beweisen, dass ein monogames Sexleben unglücklich macht und die Lust auf den Partner bremst.

Es war erschreckend zu hören, dass über 90%

von ihnen behaupten, dass sie Sex niemals

genossen haben und gar nicht wissen, wie

sich ein Orgasmus anfühlt.


Sie behaupten, dass sie Sex nie gemocht haben. Viele haben nur einen Mann kennengelernt, keine dieser Frauen ist je fremdgegangen. Das erstaunlichste dabei ist, – und das hat mich sehr bewegt und es scheint auf den ersten Blick widersprüchlich zu ihrer Behauptung, Sex habe ihnen nie gefallen – dass fast alle diese Frauen mir von ihren sexuellen Fantasien erzählten und mir sagten, dass ihre Lustbegierde woanders war und sie einfach keine Lust hatten, mit ihren Ehemännern zu schlafen.

M., 81 Jahre, sagte mir: „Obwohl ich niemals Lust spürte, wenn mein Mann mit mir schlief, fand ich R., den Bäcker, sehr erotisch. Jedes Mal, wenn ich ihn sah, spürte ich, dass Sex vielleicht doch gut sein könnte. Nur sein Anblick machte mich feucht.

Ich fragte sie, warum sie dann nicht mal etwas dafür getan hatte, den Bäcker zu erobern. Sie antwortete: „Hören Sie mal zu, junger Mann, nicht nur, dass es schlimm gewesen wäre, wenn mein Mann dies erfahren hätte, nein, schlimmer wäre gewesen, was die Menschen über mich gesagt hätten! So etwas gehört sich nicht. Ich wollte keine billige Dame sein.“

Wer weiß: Hätte M. diese Erfahrung mit R. gemacht, hätte dies vielleicht sogar ihre Sexualität mit ihrem Mann entfaltet und gerettet. Sie hat in den letzten 25 Jahren ihrer Ehe, bis zum Tod ihres Mannes fünf Jahre zuvor, keinen Sex mehr gehabt. Irgendwann hatte sie einfach entschieden, keinen Sex mehr zu haben, weil keine Lust da war. Wie schade! Alle diese Frauen haben sehr unter der Sexlosigkeit gelitten. Ähnliche Erfahrungen durchleben viele Paare auch heute.

Ich habe mit Frauen und Männern gemeinsam und getrennt voneinander Gespräche im Rahmen meines Coachings geführt. Die Beurteilung der Sexualität in den gemeinsamen und den getrennten Sitzungen war sehr unterschiedlich. Sie bekannten sich nur dann zu ihren Fantasien und zu ihrer Lust auf etwas anderes, wenn sie alleine mit mir redeten. Sie hatten Angst, dass der Partner es falsch verstehen könnte und die Sache persönlich nehmen würde, wenn man sagt, dass man manchmal etwas will, das aber nichts mit dem anderen zu tun hat. Es war auch nicht ganz einfach, diesen Paaren zu verstehen zu geben, dass es keine Demütigung des Partners bedeutet, mit jemand anderem zu schlafen. So fest sitzt die Erziehung im Kopf. Viele merkten erst danach, dass viele ihrer Probleme – seien es körperliche oder seelische – mit einer unbefriedigten Sexualität und der Unterdrückung der Fantasie zu tun hatten.


Ich erzähle euch nun von meiner eigenen Erfahrung; davon, wie der Versuch, mit nur einer Partnerin Sex zu haben, beinahe die Sexualität in der Partnerschaft lahmgelegt hätte

Einmal habe ich das Experiment gewagt und versucht, meiner Partnerin sexuell treu zu bleiben. Ich war entschlossen, nicht fremdzugehen und habe mir gesagt, ich liebe meine Partnerin über alles, das sollte doch reichen, um meine Potenz und meine Manneskraft lebendig zu halten. Sie war stolz, als ich ihr verkündete: „Liebling, ab heute bist du die einzige in meinem Bett.“ Ich habe wirklich daran geglaubt, ich wollte es! Ich dachte, dass ich ihr damit das größte Geschenk ihres Lebens machen würde. Man liebt sich doch gegenseitig so sehr! Nach circa drei Monaten fing ich an, immer weniger Lust auf Sex zu verspüren. Ein paar Wochen später musste ich mich immer sehr konzentrieren, um mein Glied steif zu bekommen. Das war für mich sehr belastend; ich versuchte sogar, mit Tricks dem Beischlaf zu entgehen. Das, worauf ich immer stolz gewesen war, war auf einmal verschwunden. Potenzmittel halfen nur halb so gut wie sonst. Ich fühlte mich immer mehr wie ein halber Mann, aber ich tat alles, um diesen Druck vor meiner Partnerin zu verstecken. Sie tat so, als würde ihr nichts fehlen, als wäre alles total normal, als wäre sie sexuell befriedigt. Aber wenn ich mich erinnerte, wie unser Sex davor gewesen war, wusste ich innerlich, dass es nur eine Farce war. Irgendwann hat mir meine Konzentration nicht mehr geholfen. An diesem Tag konnte ich gar nicht mehr tricksen, um zu erklären, warum ich keinen Sex haben konnte. Ich konnte nicht tricksen, weil meine Partnerin mich frontal mit den Tatsachen konfrontierte: „Was ist los? Gefalle ich dir nicht mehr? Liebst du mich nicht mehr? Ist die andere schöner als ich oder ist sie im Bett besser als ich? Warum tust du mir sowas an? Glaubst du, ich habe nicht seit Monaten gemerkt, dass etwas nicht stimmt?“

Zu diesem Zeitpunkt konnte ich überhaupt keinen Zusammenhang zwischen meiner Entscheidung, nur eine einzige Frau zu beglücken, und dem jetzigen Zustand herstellen. Wir hatten ein ganz offenes, direktes, konstruktives Gespräch, um die Gründe herauszufinden; zumal ich ihr glaubhaft erklärte, dass ich keine andere Frau hatte und ich sie wirklich liebte und sie mich sexuell anzog! Sie war diejenige, die mir sagte: „Hey – was hast du mir doch immer am Anfang gesagt? Dass ein Mann mit nur einer Frau mit der Zeit impotent wird ... Kann der Grund vielleicht darin liegen?“ Da habe ich gemerkt, dass das große Geschenk, dass ich ihr machen wollte, das mieseste Geschenk war, das ich je einer Frau in meinem Leben gemacht hatte! Erst da wurde mir bewusst, dass ich diese ganzen Monate unbewusst meine Lust auf andere Frauen unterdrückt hatte. Ich hatte mir eingeredet, dass es, wenn man eine Frau liebt, normal sein muss, nur mit ihr Sex zu haben. Ich hatte dabei jede Lust auf andere Frauen stark unterdrückt, unwissend, dass ich dadurch auch die Lust und Potenz in Bezug auf meine Partnerin unterdrückte.

Irgendwann hat sich diese Unterdrückung dann auch auf meine Partnerin ausgewirkt. Sie als treibende Kraft brachte mich dann dazu, wieder das zu sein, was ich bin und woran ich glaube. Glaube mir, es dauerte nicht mal 48 Stunden und auf dem Rückweg nach Hause rief ich meine Partnerin spät nachts an und sagte: „Hey Schatz, mach dich bereit, ich komme...“

Sie wusste, ich war wieder ein Mann geworden,

und unsere Sexualität hat nie mehr gelitten. So ein

Experiment werde ich nie mehr wagen!


Ich habe gemerkt, jedes Mal, wenn ich mit einer anderen Frau schlafe, habe ich noch mehr Lust auf meine Partnerin. In allen Beziehungen, wo ich treu sein musste, verlor ich nach einigen Monaten die Lust auf meine Partnerin.“, sagte mir Raoul B.


Eine andere Umfrage mit mittlerweile über 280 Paaren, die seit 7 Jahren läuft (bei der ersten Auflage des Buches vor 6 Jahren waren es 80 Paare), bestätigt diese Tendenz. Von allen Paaren, die seit Jahren zusammen und sich sexuell treu sind, läuft nur bei ca. 5% das Sexleben noch einigermaßen. Aber bei Paaren, bei denen es mit der Treue nicht so ernst genommen wird, sind über 60% sexuell zufrieden und haben ein reges Sexleben.

Es ist ein Fakt, den jedes Paar bei sich selbst beobachten kann: Sex immer nur mit ein und demselben Partner lässt langfristig die Lust sterben. Selbstverständlich gibt es, wie bei allen Dingen, Ausnahmen. Es gibt Menschen bei denen sexuelle Treue das Sexleben nicht beeinträchtigt. Aber man stellt es immer so dar, als würde das bei der großen Mehrheit der Menschen, die langfristig monogam leben, funktionieren.


Achtung: Es ist anders, das heißt nicht lustfördernd und deswegen auch lusttötend, wenn man fremdgeht, weil der Sex mit dem Partner nicht mehr schön und befriedigend ist. Wenn man mit anderen Männern oder Frauen schläft, weil man keine Lust mehr auf den eigenen Partner hat. In diesem Fall wird das „Schlafen mit anderen“ den Rest der noch vorhandenen Lust töten und die Beziehung zerstören. Viele denken erst an „Fremdgehen“, wenn der Sex in der Partnerschaft schon sehr tot ist. Viele Menschen wagen es erst fremdzugehen, wenn ihre Sexualität seit Monaten, manchmal gar Jahren, stillgelegt ist; erst wenn der Partner einen sexuell überhaupt nicht mehr anzieht!

In einem solchen Fall warne ich die Menschen immer davor, Abenteuer mit anderen zu haben, ohne darüber mit dem Partner ganz klar zu reden. Oft verliebt man sich in diesem Fall in den Neuen und die Partnerschaft geht zu Bruch. Hier hat dann Sex mit jemand anderem als dem Partner sein Ziel verfehlt. Das passiert oft, wenn man Sex zu sehr mit der Liebe vereint.

In der Monogamie verschwindet die sexuelle Lust auf den Partner schnell. Um die Paare zu beruhigen, sagen Therapeuten, Psychologen, Forscher und Experten in der Branche, dass es normal sei, dass sich zwischen Paaren irgendwann die Prioritäten ändern. Man will uns weismachen, dass so etwas nach der Verliebtheitsphase normal wäre. Es ist nicht überraschend, dass diese Experten so etwas sagen. Sie meinen es vielleicht auch ehrlich, weil sie es selbst nicht anders kennen. Es läuft sexuell bei ihnen wie bei den meisten anderen Menschen auch.

Ich widerspreche dieser Theorie aber vehement. Meine eigene Erfahrung (und dies mit nicht nur einer Frau), die Berichte von vielen Menschen, die ich angesprochen habe, und das Ergebnis meiner Umfragen zeigen eine andere Realität. Nein, dass die Lust in einer Beziehung langsam zurückgeht, weil man lange zusammen ist, ist nicht normal. Ich habe mit reiferen Männern in Afrika geredet und auch mit meinem Vater. Die Antwort war klar: Auch nach 30, 40 Jahren Ehe hatten sie immer noch sehr guten Sex mit ihren Ehefrauen. Die Lustintensität war nicht weniger. Die Qualität war sogar mit den Jahren noch besser geworden. Dies bestätigt, wie gesagt, auch meine eigene Erfahrung. Nach 12 Jahren Beziehung war der Sex im 12. Jahr viel besser als in den ersten Jahren. Bezüglich meiner Lust auf meine Partnerin hatte sich nichts geändert, im Gegenteil. Dass es Momente gibt, in denen man keine Lust auf Sex hat, ist natürlich, aber das hat nichts damit zu tun, dass man schon lange zusammen ist. Das kann genauso in einer frischen Beziehung passieren.

Die sexuelle Monogamie bringt auch die Monotonie mit sich. Es kommt nichts Neues, das Gleiche wird jahrelang gemacht, ohne Entwicklungen, ohne Abwechslung – immer die gleichen Positionen, der gleiche Ablauf. Die Frau weiß nicht, wie sie den Mann anmachen kann und der Mann weiß nicht richtig, wie er die Frau befriedigen kann. Die Erfahrungen, die man mit anderen Frauen oder Männern gemacht hätte und mit denen man die eigene Beziehung hätte bereichern können, fehlen.

Sexuelle Monogamie und Sex mit nur ein und

demselben Partner wird langfristig zu fast

100% die Lust auf diesen Partner auslöschen.

Die Triebunterdrückung ist fatal für die

Gesundheit und die Potenz. Am Ende werden

solche Paare, wenn sie sich nicht bereits

getrennt haben, wie Bruder und Schwester

leben; auch das kann gehen, aber man muss sich

fragen, ob man das möchte.

Lust Verlust

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