Читать книгу Lust Verlust - Max Nang - Страница 12
2.1 Das gemeinsame Bett
ОглавлениеViele werden es nicht glauben wollen, dass ein gemeinsames Bett nicht unbedingt fördernd für den gemeinsamen Sex ist. Man lebt doch schon seit Generationen so, überall in den Medien wird das als völlig normal dargestellt, viele Sex- und Paartherapeuten erklären immer wieder, warum das gemeinsame Zimmer modern und gut für die Beziehung ist. Beobachtet euch und andere gut! Ihr werdet sehen, dass viele Paare, die sich noch so sehr lieben (ihr vielleicht auch) und im gleichen Bett schlafen, immer seltener Sex miteinander haben. Macht doch einen kleinen Test für einige Wochen (nur vier Wochen!): Der Mann schläft im Gästezimmer oder im Wohnzimmer und die Frau im Schlafzimmer. Ihr werdet sehen, dass ihr in den vier Wochen viel mehr Sex habt, als die Wochen davor. Ihr werdet sehen, dass ihr häufig mitten in der Nacht starke Lust auf den anderen bekommt, dass frühmorgens oft der eine voller Lust zum anderen kommt, sich in sein Bett schleicht und dass der andere Partner sich darüber freut. Ihr werdet sehen, dass der Sex intensiver wird und dass das gemeinsame Aufstehen danach toll ist. Der Partner erscheint wieder wie neu. Das ist ein kleines Experiment, das hilft zu verstehen, wie das gemeinsame Zimmer mit der Zeit die Lust, die Spannung, die Neugier auf den Partner lahmlegt. Einer der größten Lusttöter in einer Beziehung ist das gemeinsame Schlafzimmer. Das gemeinsame Bett ist ein gefährlicher, stiller Lustkiller, der sich ganz leise einschleicht. Diese gesellschaftlich aufgezwungene Art der Beziehung hat nichts mit dem Naturell der Menschen zu tun. Jeder Mensch hat das Bedürfnis, sich mal zurückziehen zu wollen und einen Ort zu haben, wo er für sich allein ist. Wo er sich fallenlassen kann, wie er will.
Ich habe dies bei meinen Eltern gesehen. Jeder von ihnen hatte sein eigenes Zimmer und dabei habe ich gemerkt, dass jeder sein Zimmer anders gestaltet als der andere. Meine Mutter liebte zum Beispiel große amerikanische Matratzen, aber meinem Vater waren sie zu weich, er wollte lieber eine sehr dünne Matratze. Ich frage mich, wie sie mit diesen unterschiedlichen Geschmäckern umgegangen wären, hätten sie ein gemeinsames Schlafzimmer gehabt? Man hätte Kompromisse gefunden, ganz sicher. Aber warum und wozu? Macht man nicht schon genug Kompromisse im Leben? Ich habe im Gegenteil gesehen, dass sie sehr zufrieden waren mit dieser Aufteilung, die sie aber nicht daran hinderte, hin und her zu pendeln. Allein dieses Bewegen und sich zum anderen auf den Weg machen zu müssen war schon erotisch und anziehend genug.
Am Anfang, wenn man noch total verliebt ist, findet man das vielleicht noch goldig, mit dem Partner im gleichen Bett zu schlafen. Aber irgendwann ist es nur noch Gewohnheit oder man fühlt sich wegen der sozialen Normen und der Definition der Liebe (unbewusst) dazu verpflichtet.
Es gibt viele Dinge, die Lust töten. „Kleine“ Kleinigkeiten, wie Schnarchen, Mundgeruch, Blähungen, Sprechen im Schlaf, sich ständig umdrehen, nachts raus müssen, Sabber im Mundwinkel, Erkältung und die ganze Nacht Husten usw. Das stresst die Beziehung und den Körper unbewusst und lässt langsam aber stetig die Lust verschwinden, ohne dass es dem Paar bewusst wird.
Jede Nacht nebeneinander zu schlafen erzeugt
zu viel Nähe und zu wenig Sinnlichkeit. Das ist
schlecht für die Intimität. Das gemeinsame
Schlafzimmer nimmt den Zauber und lässt
Paare in die Alltäglichkeit verfallen.