Читать книгу Lust Verlust - Max Nang - Страница 7
Unsere Beziehungsgewohnheiten sind primitiv geblieben und unser moderner Lebensstil ist ungesund und realitätsfern
ОглавлениеUnsere Beziehungsgewohnheiten sind primitiv geblieben und fördern die langfristige Lust am Sex überhaupt nicht. Wir leben in Beziehungen wie vor 2000 Jahren.
In der Bibel steht: „Eheleute müssen einander treu sein. Ehebruch ist eine Sünde gegen Gott und gegen den Partner.“ (Hebräer 13:4). „Geschlechtsbeziehungen außerhalb der Ehe sind der einzige schriftgemäße Grund für eine Scheidung, der es einem erlaubt, sich wiederzuverheiraten.“ (Matthäus 19:6–9; Römer 7:2, 3).
Vergleiche nun diese Aussagen mit der propagierten Einstellung der Gesellschaft. Es ist fast eine exakte Kopie, wenn man das Wort „Ehe“ durch „Beziehung“ ersetzt. Die Menschen wenden dieses biblische Gesetz 1:1 an und gehen sogar noch viel weiter, indem sie diese Theorien auf alle Formen von Beziehungen ausweiten und nicht nur auf die Ehe beziehen.
Ich möchte hiermit nur die Verbindung aufzeigen, wie das sexuelle Leben von Menschen heute beeinflusst wird und darauf hinweisen, dass diese Einstellungen und Überzeugungen bei der Lustlosigkeit eine große Rolle spielen.
Wir leben im 21. Jahrhundert und bezeichnen uns als die modernsten Menschen, welche die Welt je gesehen hat, aber die Sexualität folgt dieser Entwicklung allem Anschein nach nicht.
Unbewusst halten Frauen und Männer an einer
überholten, traditionellen und tief kirchlich
geprägten Vorstellung von Sexualität, Liebe
und Partnerschaft fest. Sie verteidigen also
die Kirchentheorien, kritisieren aber trotzdem
ständig die Kirche für ihre Einstellung
zu Sexualität.
Die Art, wie die Menschen in Beziehungen leben, ist eine Bremse für die Entfaltung der Sexualität. Ja, Monogamie ist einer der Hauptgründe für die Lustlosigkeit in Beziehungen. Hier ist zu unterscheiden zwischen Lust und Liebe. Man kann sich noch so sehr lieben, aber die Lust auf Sex wird in dieser Beziehungsform immer kleiner werden. Experten versuchen, die Menschen zu beruhigen, indem sie sagen, dass es normal wäre, wenn die Prioritäten in einer Partnerschaft sich verlagern, wenn man lange zusammen ist und der Alltag es nicht einfacher macht. Das ist aber nicht ganz wahr. Dass man nicht immer Sex oder Lust auf Sex haben muss, ist doch klar und natürlich. Dass es Sex-Low-Phasen gibt, ist okay; Menschen sind keine Maschinen. Aber dass in vielen Beziehungen, in manchen sogar nach nur einigen Monaten, der Sex erlahmt, dass junge Menschen unter 30 nach 6 Monaten Beziehung kaum noch miteinander schlafen, dass 20-Jährige nur noch masturbieren, das alles ist nicht normal. Ich habe viele Gespräche geführt und viele Verhaltensweisen analysiert. Ich habe das afrikanische und das westliche System beobachtet und das Ergebnis war sehr schnell sehr deutlich. Vieles liegt im archaischen, katholisch geprägten Beziehungsmodell und einem ungesunden modernen Lebensstil begründet.
Trotz zahlreicher Indizien, dass unsere jetzige
Beziehungsform die Probleme der Menschen in
Partnerschaften nicht lösen kann und angepasst
werden müsste, verharren wir dennoch in ihr.
Weiterentwicklungen auf diesem Gebiet des
menschlichen Zusammenlebens gibt es nicht.
Wir beharren auf einem System, das seine Grenzen deutlich gezeigt hat: Es gibt immer mehr Singles, Scheidungen erreichen ein bedenkliches Niveau, in Beziehungen ist der Sex nach einigen Jahren, manchmal gar Monaten, schon lahmgelegt. Manche Partner leben nebeneinander her wie Geschwister. Männer kriegen immer schwerer einen hoch, halten kaum noch die Potenz und kommen immer früher. Frauen spüren immer weniger Lust, kennen ihren Körper immer weniger, usw.
Da stellt man sich zwangsläufig die Frage, ob es noch zeitgemäß ist, den Sex mit der Liebe gleichzustellen? Ist der Begriff Liebe, wie man ihn uns gelehrt hat – diese Anziehungskraft zwischen zwei Menschen – nicht zu sehr überromantisiert, eingeschränkt und überbewertet?
Viele Ratgeber greifen diese Fragen nur oberflächlich auf und viele Bücher über Sexualität scheinen mir immer sehr idealistisch zu sein, weit von der Realität und dem, was die Menschen wirklich machen, leben und erleben, entfernt. Sie beschreiben das Problem nicht so, wie die Menschen es erleben, sondern wie einige Psychologen, Therapeuten, Denker, die Medien, die Wirtschaft und die Medizin es haben wollen. Aber zu glauben, dass gesellschaftliche Veränderungen keine tiefgreifenden Veränderungen in Sex und Beziehungsformen mit sich bringen, ist - ob man es will oder nicht - eine große Heuchelei, die die totale Schwäche und das totale Versagen der Menschen aufzeigen.