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3. Liebe und Sex vereinen, Überromantisierung der Liebe und der Beziehung, Konsumliebe

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Sex und Liebe zu vereinen kann langfristig die Lust auf Sex töten. Sex haben bedeutet nicht, dass man liebt, und man kann lieben, ohne Sex zu haben. Sex und Liebe zu liieren ist ein fataler Fehler, der viele Menschen hemmt und vieles verhindert. Sex und Liebe sind etwa wie Zucker und Wasser: Zusammen schmecken sie gut, sehr gut - aber auch ohne Wasser ist Zucker weiter süß und lecker.

Laut bewiesener Wissenschaft ist die Liebe, so wie der Sex, keine Herzensangelegenheit. Die Liebe entsteht durch komplexe biochemische Prozesse, die im Gehirn und im Darm passieren. Nur werden beim Sex andere Hirnbereiche aktiviert als bei der Liebe. Die Menschen haben die Liebe zur Herzensangelegenheit gemacht, obwohl das Herz gar nicht direkt damit zu tun hat.

Sehr viel mehr Menschen würden außerehelichen Sex haben, wenn da nicht die sozialen Normen wären. Ich höre von den meisten als einzige Begründung immer nur: „So was tut man doch nicht“ oder „Wenn man liebt, teilt man doch nicht den Partner“. Das sind aber sehr schwache Argumente. Was vielen Menschen Probleme macht, ist diese moralische, feste Verbindung von Sex und Liebe. Diese Vereinigung von Sex und Liebe sowie Treue hat aber nichts mit der Natur des Menschen zu tun, sondern mit irgendwelchen Menschengesetzen, unterstützt von der Kirche, die dazu dienen, die Sexualität der Menschen zu kontrollieren - vor allem die der Frauen.

In vielen anderen Kulturen und auch in meiner Überzeugung hat Sex mit der Liebe nichts zu tun. Sex und Liebe sollte man trennen. Man kann sich lieben, ohne Sex haben zu wollen und man kann sehr guten Sex miteinander haben, ohne sich zu lieben - auch wenn Sex mit Liebe etwas Besonderes sein kann. Ich sage mit Absicht, etwas Besonderes sein kann und nicht sein muss. Ich habe schon wunderbare One-Night-Stands gehabt und habe auch Frauen sehr geliebt, mit denen der Sex nicht so schön war, mit denen ich aber dennoch eine tolle Beziehung führte. Dies war nur möglich, weil ich Sex mit anderen Frauen haben konnte und in meinem Gefühl und in meinem Kopf den Sex von der Liebe getrennt habe.


Die weit verbreitete Definition von Liebe ist zu egoistisch

Schon die Bedeutung eines Wortes kann den Menschen in seiner Handlung manipulieren und einschränken. Die Liebe, besonders wie sie den Menschen vor allem in den westlichen Ländern zu verstehen gegeben wird, führt die Menschen dazu, dieses Gefühl zu beschränken. Sie verbinden Liebe nur mit bestimmten Menschen, Sachen usw. Deswegen glaubt der Mensch, dass die Liebe einzigartig und unteilbar ist. Warum denkst du, dass deine Freundin, die dich liebt, sich „geteilt“ hat, wenn sie einmal mit einem anderen Mann schläft? Warum meinst du, du willst sie nicht mit jemandem teilen? Was willst du nicht teilen? Bleibt bei dem anderen ein Teil der Vagina? Alles kehrt doch zu dir zurück. Und du kannst dann genauso schön mit ihr schlafen, in vollen Zügen. Du willst die Liebe nicht teilen? Wie kann man Liebe teilen? Kannst du die Liebe zwischen deinen Kindern teilen? Kannst du die Liebe zwischen deinen Eltern teilen?

Nein – die Liebe ist umfassend, vielseitig und teilbar.

Die Liebe hat verschiedene Facetten und Level.

In einem einzigen Menschen oder einer einzigen

Sache kann man nicht alle Facetten der Liebe

wiederfinden.

Das ist pure Fantasie.


Aber in der romantischen, westlichen Vorstellung von Liebe erwartet man vom Partner, dass er perfekt ist; dass er in sich alles vereint, was man sich wünscht und was man will: Er soll ein guter Liebhaber, ein ehrlicher Freund, ein vertrauensvoller Berater, ein zuverlässiger Spielkamerad sein, ebenso wie ein toller Vater oder eine tolle Mutter, ein guter Finanzierer. Man erwartet vom Partner, dass er genauso fühlt, weint, pupst, lacht wie man selbst, dass er die gleichen Interessen, Lüste und Gelüste hat, man soll alles zusammen machen und teilen, man hat die gleichen Freundeskreise, die gleichen Meinungen, man geht nur zusammen aus usw. Nur dann glaubt man, dass man sich liebt und zusammenpasst (das sehen wir zum Beispiel schon, wenn wir Kontaktanzeigen lesen, in denen Leute die Liebe suchen, und darauf achten, was sie von dem anderen erwarten). Daraus entsteht eine Exklusivität: Der Partner gehört mir. Dann ist es nur folgerichtig, dass ihre Vagina, Klitoris, Brüste bzw. sein Penis ebenfalls mir allein gehören.

Diese Forderung an einen einzigen Menschen, alles in sich zu vereinen, überfordert die Liebe und macht den Menschen zum Gefangenen seines Gefühls. Irgendwann kann er es nicht mehr ertragen. Diese Art von Liebe wirkt erdrückend und stresst die Sexualität. Die Partner müssen ihre sexuellen Fantasien und Träumen unterdrücken und trauen sich nicht, Sex außerhalb dieser Instanz zu haben. Das wäre Untreue; wenn man jemanden liebt, hat man doch nur Lust auf diese Person. So verkommt die Liebe zum romantischen Ideal, beschützt von der Eifersucht.

Zu viel“ zu lieben und diese Liebe ständig zu betonen, kann auch die Lust auf Sex töten. Der Mann singt jeden Tag „Ich liebe dich!“, ruft die Frau jede Stunde im Büro an, er bombardiert sie mit SMS-Liebesgrüßen, ihr Anrufbeantworter steht nicht mehr still, Blumen werden jeden Tag geschickt usw. Und wenn sich die Frau darüber beschwert, sagt er nur: „Aber ich liebe dich doch, Schatz, ich bin halt verrückt nach dir! ...“ Am Anfang scheint es noch süß zu sein, aber bald wird diese Art nervig und die Lust auf den Partner verschwindet. Eine Liebe, die so läuft, führt garantiert dazu, dass die Lust irgendwann stirbt.

Liebe kann man verteilen und differenzieren.

Liebe ist nicht nur auf einen einzigen Menschen

beschränkt. Man kann mehrere Männer und

Frauen gleichzeitig lieben. Jede Liebe ist anders.

Es gibt immer einen besonderen Grund, warum

man den einen oder den anderen liebt.


Die westliche Kultur und Denkweisen sind sehr religiös geprägt, und die Sprache und Kultur ist voller Egoismus und Beschränkungen. Sex und Liebe reflektieren nur die gesamte Kultur. Die Sexualität (in der Beziehung) ist nach außen sehr eng mit Liebe verbunden. Liebe wiederum fordert ein absolutes Exklusivrecht am Partner, seinen Bedürfnissen, seinem Körper und seiner Sexualität; Liebe bedeutet hier, alles mit dem Partner zu teilen (Freundeskreise, Intimsphäre, Geheimnisse, Hobbys, Meinungen, Sexualität…) und zu einer Einheit zu werden.

In der Kultur der Bamileké (Westafrika) gibt es nur ein Wort für alles Folgende: Sympathie, sich mögen, Liebe und liebhaben. All das ist vereint in dem einzigen Wort „Liebe“. Somit kann man viele Menschen lieben und mit vielen Menschen Sex haben, ohne das Gefühl zu haben, dass man jemanden betrogen hat.

Ich sage sehr afrikanisch: man kann nicht jeden Tag nur Reis mit Erdnusssoße essen, auch wenn dieses Gericht das Lieblingsgericht ist. Irgendwann kommt eine Sättigung. Um zu wissen, dass Reis mit Erdnusssoße wirklich das Lieblingsgericht ist, sollte man vielleicht Reis mit Tomatensoße oder gar Nudeln oder Kartoffeln essen. Diese Abwechslung macht den Reis dann zu etwas Besonderem. Man freut sich nach zwei Tagen, wenn man wieder Reis mit Erdnusssoße essen darf. Wenn man das nicht tut und nicht die Möglichkeit hat zu vergleichen, wird man am Ende auch keinen Reis mehr sehen wollen. So ist es auch mit Sex und Liebe.

Wenn diese Vereinigung von Liebe und Sex im Innersten richtig wäre, würden doch nicht so viele Menschen dennoch fremdgehen und Lust außerhalb der Partnerschaft suchen. Überall in den westlichen Ländern floriert alles, was mit Sex zu tun hat. Der Konsum von Sex-Spielzeug ist enorm. Die am häufigsten angeklickten Seiten im Internet sind Sexseiten, mit Milliarden Klicks pro Monat. Partnerbörsen und Seitensprungportale, Singletreffs, Sexclubs, Freudenhäuser usw. boomen: Das heißt, alles, was mit reinem Trieb, mit Sex ohne Gefühl und Liebe zu tun hat, stößt auf riesiges Interesse.

Wenn wir diesem Trieb nicht erlauben, sich in

seiner Natürlichkeit zu entfalten, wird er die Lust

in uns zerstören.


Lust Verlust

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