Читать книгу Zwei Leben der Susan H. - Maxi Hill - Страница 8

Wahre Freundschaft

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Rita ist nach längerem Grübeln bei Tage dann doch ein wenig verärgert über die Worte von Jens. Nicht über den tiefen Sinn, womit sie ihm noch immer recht geben möchte. Sie ärgert sich darüber, dass er sie in diesem Moment gesagt hatte, in dem er sonst die wunderbarsten Sätze hinkriegt, Worte wie niemals außerhalb des Ehebettes.

Sie versucht natürlich, sich nichts von ihrer Verstimmung anmerken zu lassen, aber natürlich wird sie keinen Schritt auf Mark zugehen. Aber wenn er kommt und um Hilfe bittet, wird sie zu Mark stehen wie immer.

Für eine gewisse Zeit ist sie erleichtert, Jens nichts von Mark und seinen seltsamen Anwandlungen erzählt zu haben. Unaufrichtig fühlt sie sich nicht, aber sie fürchtet den Moment der Peinlichkeit. Irgendwann wird er auftauchen mit dem charmantesten Lächeln, bei dem die Frauen im Dorf reihenweise dahinschmelzen. Und er wird einen kühlen Spruch auf den Lippen führen, den niemand durchschauen wird außer Rita Georgi.

Timi liegt noch im Kinderwagen, der im Hof in der Sonne steht. Er war eingeschlafen, als sie mit ihm einkaufen war.

Rita durchquert mit allerlei Eingekauftem auf dem Arm das Untergeschoss, um mit einer Hand in der Küche den Spüler in Gang zu setzen. Das Telefon auf der Konsole zeigt einen Anruf in Abwesenheit. Sie tippt die Abruftaste und sieht die Nummer. Es ist Mark.

Warum hat sie das Läuten nicht gehört? Der Klingelton ist auf die schwächste Einstellung gestellt. Jens muss es gemacht haben. Er hat sich am Morgen um Timi gekümmert, damit sie noch etwas ausruhen kann. Das kommt nicht selten vor, aber zumeist nach einer Liebesnacht. Es entgeht ihr nicht, wie ärgerlich sie feststellt: Es ist ziemlich leicht, einen Mann um den Finger zu wickeln. Warum können Männer nur opfervoll sein, wenn sie vom Spermienkollaps erlöst wurden?

Sie wird Mark nicht zurückrufen, dennoch meldet sich die Stimme der Vernunft, die ihr sagt, dass es Zeit ist, über den künftigen Umgang mit Mark absolute Klarheit zu finden. Entweder sie ist konsequent abweisend, oder sie ist konsequent großzügig. Im Moment glaubt sie, sie kann es sich leisten, großzügig zu denken: Jeder hat schließlich einmal einen schwachen Moment.

Ihr eigener Wankelmut zaubert ein Lächeln auf ihre Lippen. Flüchtig, dann geht sie zur Tagesordnung über.

Ihr Blick in den Kühlschrank gilt der Sorge, ob die Steaks Hawaii, die sie für das Abendbrot vorgesehen hatte, auch für drei ausgewachsene Menschen reichen würden. Wie sie Jens kennt, bringt er aus lauter Wohltätigkeit Mark angeschleppt und würde ihr sogar glaubhaft erklären, er mache es ihr zuliebe.

Die Küche zeigt ein einziges Chaos. Der Tag endet wie vorhergesehen. Rita war den ganzen Tag über eigenartig fahrig gewesen und absolut unproduktiv. Timi hat heute aller Welt beweisen wollen, dass er nicht nur das ruhige, ausgeglichene Baby ist. Dann ist ihr Computer abgestürzt und der Heizungsbauer hat seine Rechnung für die Wartung geschickt, die es in sich hat. Natürlich klappte auch sonst nichts. Auch hat sie viel zu spät mit der Zubereitung des Abendessens begonnen.

Noch ehe sie ihren Mann in ordentlicher Kleidung an einen schön gedeckten Tisch zum Abendbrot rufen kann, schreitet auch schon Mark über den Vorderhof und platzt mitten in ihr heilloses Chaos. Er sieht wir immer umwerfend aus. Und dann ruft Jens vom Hinterhaus auch noch: »Ihr seid doch ein eingespieltes Team. Lass dir von Mark ein wenig helfen.« Das lehnt sie kategorisch ab, aber Mark könne ja Timi noch ein bisschen herumtragen, sagt sie freundlich, bis sie sich umgezogen habe oder Jens soweit sei, um Timi ins Bett zu bringen.

Mark tut nichts, was sie den ganzen Tag über nicht auch mit Timi probiert hat, aber der kleine Quälgeist ist sofort wie ausgewechselt. Und Mark ist wie ausgewechselt. Obwohl sie ihn an diesem Abend noch nicht einmal wirklich angesehen hat, glaubt sie, in seinem Blick eine große Wärme und in seinen Gesten eine ehrliche Zuneigung zu Timi zu erkennen. Sie steht da, versonnen, und sie weiß, dass Mark ihre Blicke längst bemerkt hat. Was ist nur los? Mark muss tatsächlich nur nett sein, und beinahe schmilzt ihre Konsequenz wieder dahin.

»Ihr habt wirklich ein tolles Kind«, sagt Mark. »Ihr habt Glück, als erstes einen Sohn gezaubert zu haben.«

Toll ist vielleicht nicht das Wort, das zu einem Baby passt, aber wohltuend sind die Worte schon. Sie versöhnen Rita noch mehr als Marks Lächeln, und auch Jens` Gesicht, das erfrischt im Türrahmen erscheint, grinst zufrieden. Als Jens den Kleinen zu Bett bringt, überbrückt Rita die Zeit, die sie allein mit Mark in der Küche zurückbleibt. Ein Gespräch über den FC Energie Cottbus scheint angebracht. Sie weiß, dass Mark ein Fußball-Fan mittleren Ranges ist. Das heißt soviel: Wenn sie gewinnen, ist er Fan, wenn sie verlieren ist er scharfer Kritiker jedes einzelnen Spielers und am meisten des verrückten Trainers, der dem gesamten Süden Brandenburgs das Fürchten lehren könnte, wenn er am Spielfeldrand steht und seine Wutattacken nicht verbergen kann.

Viel Gesprächsstoff hat sie nicht, um Mark davon abzuhalten, dort fortzusetzen, wo sie damals aufgehört hatten. Also fragt sie so mütterlich, wie es ihr nur gelingt; Mark mag Mütterlichkeit nicht.

»Wie kommst du klar?«

»Ich komme nicht klar, wie du es meinst. Ich lebe, so gut es mit einer wunden Stelle im Herzen geht.« Ihr Mitgefühl erwacht für einen Moment, aber dann redet Mark gar nicht von Susan, dann flüstert er: »Rita. Ich brauche dich …«

Für einen Moment stockt ihr der Atem und sie lauscht angestrengt, ob Jens vielleicht in der Nähe sein könnte.

»Du solltest nur von Dingen reden, von denen du eine Ahnung hast«, zischt sie gegen Mark. Hastig füllt sie Salat in die Portionsschalen, etwas, was sie in der Regel den Tischgästen selbst überlässt.

»Hast du eine Ahnung, wie es um mich steht?«, flüstert Mark.

Ein Schatten huscht über Ritas Gesicht, nur für den Moment. Dann hat sie sich wieder in der Gewalt. Nein, diese Ahnung hat sie nicht, aber ein oder zwei Mal wird sie Mark bei Tisch ertragen. Dann ist Susan wieder da.

»Es riecht verdammt lecker«, meldet sich Jens endlich zurück, und dennoch früher als normalerweise. Die Rituale zwischen Vater und Sohn sind noch niemals vernachlässigt worden und Rita ahnt, dass es nicht nur an seinem Appetit liegt. Jens hat sensible Antennen, und falls ihr Verhalten seine Zweifel genährt hat, muss sie sich selbst die Schuld dafür geben.

»Bei Rita riecht es immer lecker«, sagt Mark mit einem Unterton in der Stimme, die noch etwas vermuten lässt. Etwas Negatives über Susan und deren Hausfrauenqualitäten. Aber Mark bleibt still, behält nur Rita aufmerksam im Auge. Die hat ihre Fassung längst wieder, wenn auch ein eisiger Hauch eine Wunde berührt, die noch nicht verheilt ist.

Halbwegs zufrieden ist sie inzwischen mit dem Abendbrot, das sie gezaubert hat. Der frische Salat und die verschiedenen Dips krönen das Mahl, zu dem sich die drei setzen, nachdem Rita noch rasch zu Timi gelaufen ist. Vor dem Flurspiegel richtet sie ihr Haar und prüft ihre Lippen und weiß doch zugleich, dass sie sich diese Manöver an anderen Abenden erspart.

»Er schläft«, sagt sie beim Eintreten, und an die Männer gerichtet: »Guten Appetit.«

Mark hebt die Hand, als wolle er zum Gebet auffordern. Seine Augen blicken erwartungsvoll, wie es scheint.

»Ich muss euch beiden erst etwas sagen.«

Rita stockt das Blut, sie ahnt nichts Gutes. Noch ehe sie sich fragen kann, was er wohl im Schilde führt, formen seinen Lippen einen sehr bedrückenden Satz:

»Susan liegt im Koma.«

Jens zieht verwirrt die Augenbrauen zusammen und Rita bewegt den Kopf, als wolle sie diese vier Worte von sich abschütteln.

»Wie lange?«, entfährt es ihr nach einiger Zeit.

»Wie lange, fragst du?«

Sie schauen sich an. Ritas Blick wechselt rasch zu Jens in der Hoffnung, er würde Mark erklären, wie es bei Lenka Kalauke war, die man ins künstliche Koma legte, um ihr Schmerzen zu ersparen und komplizierte Behandlungen zu ermöglichen.

Weil niemand etwas sagt, weil die Betroffenheit ihre Glieder lähmt, weil das Entsetzen die Gesichter versteinert, öffnet Mark seine Lippen.

»Bis zum bitteren Ende, nehme ich an.«

Rita seufzt, aber sie bekommt kein Wort heraus. Wie konnte Mark, wenn er diese schreckliche Nachricht in sich trägt, mit so verdammten Worten zu ihr reden. Wie konnte er so fröhlich mit Timi umgehen? Wie, wenn er doch gerade so große Sorgen mit sich herumträgt. Hat sie seinen Hilferuf – Rita, ich brauche dich - wieder einmal falsch verstanden? Mark ist und bleibt der große unbekannte Freund. Inwendig unbekannt.

»Ich verstehe nicht allzu viel davon«, sagt Jens, »aber bei der alten Lenka von gegenüber war es das Beste, was sie für die Frau tun konnten. Es hat nur ein paar Wochen gedauert, wenn du dich erinnerst. Nach allem, was sie uns erzählt hat, war der schwierigste Teil, ihre Muskeln und den Verdauungstrakt nach wochenlangem Liegen und nach der künstlichen Ernährung wieder zu stabilisieren.«

»Das wäre das Schlimmste nicht …«, sagt Mark, doch er bricht ab, nimmt sein Besteck und beginnt wortlos zu essen.

Rita weiß, dass Jens’ Schilderung nur gut gemeint war. Sie weiß, dass es die Worte von Lenka sind, die er wiedergibt. Wie kann Lenka auch wissen, was um sie herum passiert ist, während sie im künstlichen Koma lag. Wie viel Mühe es den Menschen gemacht hat, die sie täglich zu versorgen hatten?

Erst etwas später fragt Rita endlich nach Mara. Mark nimmt ihre Hand und sagt sehr brav und dennoch ziemlich dreist: »Das werde ich dir nie vergessen, Rita. Ich freue mich so sehr, dass du sie nehmen wirst. Ich wüsste nicht, wie ich allein mit ihr fertig werden würde. Ich bin dir wirklich dankbar.«

Jens hat sich von Ritas Irritation nicht täuschen lassen. Natürlich hat er versucht, sie nicht zu bedrängen. Natürlich weiß er, dass alles, was jetzt auf sie zukommt, kein kurzer Freundschaftsdienst mehr ist, sondern Opfer für einen Freund, der nicht sein Freund ist. Das zu betonen, darauf legt er Wert. Aber er hatte ihr geschworen, er wolle nie mehr den Verdacht hegen, Rita und Mark verbinde mehr, als ihm gefallen könnte. Nie mehr. Es sei genug Porzellan zerschlagen worden. Er müsse nicht auch noch den Elefanten geben.

Dennoch sagt sie später zu ihm: »Das habe ich so nicht gewollt, Jens. Da kommt etwas auf uns zu, was wir noch nicht einschätzen können. Mara hat auch noch Großeltern, und die sind nicht aus der Welt.«

»Großeltern«, wiederholt er beinahe tonlos, ohne damit eine Wertung zu verbinden.

»Wir wissen noch gar nichts. Was ist, wenn es … ich meine, es gibt doch Fälle, da wachen die Menschen nie mehr auf.«

»Eben. Wir wissen noch nichts. Aber wenn die Großeltern an ihre Grenzen kommen, was dann? Mara ist noch klein. Noch genügen die Großeltern vielleicht. Aber später braucht sie mehr, als Großeltern ihr geben können. Und für Timi wäre es doch auch ganz schön. Tagsüber geht Mara wie bisher in die Kita und danach sind wir für sie da. Und am Wochenende ist sie bei Mark, versteht sich.«

Jens nimmt Rita in den Arm und küsst ihre fest verpressten Lippen - vielleicht etwas zu lange, als es dieser Moment erfordert. Vielleicht total unpassend. Vielleicht, weil er Mara mag? Ist er solch ein Kindernarr, dass es ihm egal ist, ob es das eigene oder ein fremdes Kind ist, das er um sich hat?

»Genau das ist der Punkt«, sagt sie plötzlich, und sie weiß zum Schluss selbst nicht, ob sich ihre Bedenken gegen Mark richten und gegen die Tatsache, dass Mark zwangsläufig immer näher an sie heranrückt – an ihre Familie. Oder ob sich ihre Bedenken gegen Jens richten und seine bisher unbekannte Rolle des Kindernarren. Wenn Jens auch nur annähernd so sensibel ist, wie in all den Monaten zuvor, dann muss er spüren, wie diffizil diese neue Lage ist, wie schwer ihr gerade diese Entscheidung fällt. Noch hat sie die Kraft, ihre Abneigung zu überspielen. Sie lächelt Jens zu und gibt ihm zu verstehen, dass sie Mara zuliebe nichts überstürzen sollten. Dass sie besser abwarten sollten, wie Mark sich letztlich entscheidet, wenn er seine eigene Lage nüchtern genug analysiert hat. Irgendwie scheint alles, was sie inzwischen mit Mark Hellmann verbindet, unter keinem guten Stern zu stehen.

Mark hat es sehr eilig gehabt, Mara zu ihnen zu bringen. Seine Stimme hat gezittert und einen Moment glaubte Rita, er würde das erste Mal, seit sie ihn kennt, Tränen verlieren. Doch dann hatte er sich rasch im Griff und die ganze Mutlosigkeit und die Verzweiflung waren wie weggeblasen. Es hatte sie aus unerklärlichen Gründen gedrängt, in diesem Moment seine Hand zu nehmen und ihm zu sagen, dass alles gut werde, er solle nur Geduld haben. Mark musste das alles falsch verstanden haben. Im Beisein seiner eigenen Tochter verkrallten sich seine Hände in ihrem Körper, und seine Stimme klang verzweifelt:

»Ich möchte ein neues Leben anfangen, Rita«, sagte er zuerst. Und als sie sich aus seiner Umklammerung befreien wollte, bedrängte er sie mit Worte wie mit seinem Körper.

»Ich werde mich deshalb scheiden lassen, bevor du vielleicht die Dummheit begehst zu heiraten.«

Wie bekommt er es fertig, so verzweifelt und zugleich ungemein dreist zu sein?

»Du kannst dich jetzt nicht von Susan trennen, egal wegen welcher Frau.«

»Wir waren schon lange so etwas wie getrennt. Nur hat es keiner gemerkt, Susan am wenigsten.«

Diese Momente gehören seit Kurzem zu ihren Alpträumen. Jetzt aber glaubt sie, es ei genau der Zeitpunkt, Mark endlich und eindeutig in die Schranken zu weisen. Sie beende sofort ihre Sorge um Mara, wenn er nicht vernünftig werde, sagt sie schroff. Da geht Mark wortlos aus dem Haus.

Am Abend ist er wieder da, um nach Mara zu sehen, wie er versichert. Rita ist mit den Kindern abends oft allein im Haus. Es macht ihr nichts aus. Es ist bisweilen sogar der große Vorteil, dass Jens am Tage etwas mehr Zeit für sein Kind hat als andere Väter. Es war schon immer so, seit sie Jens kennt, dass er am Abend sehr oft unterwegs war. Als Tourismus-Chef, als Vereins- und Gemeinderatsmitglied oder in manch anderer Mission.

Mark steht zwischen Küche und Vorraum. Sein Haar ist zerzaust, sein Blick ist trüb, nur sein Mund grinst unverhohlen. Als er ihn öffnet, kommen die Worte nur schwer und bleiern über die Lippen:

»Hast du gar keine Angst so allein am Ende des Dorfes, während Jens sich vergnügt…«, er zieht einen großen Bogen mit seiner Hand durch die Luft und lallt etwas von lüsternen Sorben-Tunten, die ihn begaffen, wie einen geilen Hengst.

»Du bist ja betrunken. Geh nach Hause Mark, Mara schläft schon fest.«

»Man wird ja wohl noch einen Schluck trinken dürfen …«

»Trinken ist nicht gleich Trinken.« Sie schiebt Mark beiseite, greift die feuchten Badetücher, mit denen sie die Kinder abgerubbelt hat, und hängst sie im Bad auf die Heiztrockner.

»Du bist schuld. Ich trinke nur, um mich von dir abzulenken.« Er versperrt ihr den Weg aus dem Bad und gibt sich viel Mühe, direkt in ihre Augen zu blicken. Sie versucht seinem Blick standzuhalten.

»Du trinkst, um aufzudrehen.«

»Richtig«, erwidert er und streichelt ihre Oberarme, die nur an den Schultern von kleinen angeschnittenen Ärmeln bedeckt sind. Seine Hände rutschen unter den Stoff in ihre Achselhöhlen, sanft und zärtlich. Sie will es nicht, aber aus irgendeinem Grund ist sie nicht fähig, seine Hände von sich wegzuschieben. So betrunken scheint er in der Tat nicht zu sein, wie sie geglaubt hat. Sein Wesen wird weicher, sein Blick erwartungsvoller. Nur die Worte scheinen vom Teufel selbst geformt zu sein.

»Was würdest du jetzt zu einer heißen Nummer sagen?«

Mit einer Kraft, die sie für diesen Moment nicht in ihren Armen vermutet hat, schiebt sie Mark von sich weg gegen die Wand neben der Badezimmertür. Er strauchelt, aber er fängt sich wieder. Und auch Rita fängt sich sofort.

»Hallo, heiße Nummer!, würde ich sagen. Und noch eines würde ich sagen:

Ich brauch keine weitere, ich habe so viel ich möchte mit Jens, weil ich den sehr liebe.«

»Ich liebe Jens auch«, grinst Mark. »Wir waren mal wie Brüder, aber deswegen muss man doch nicht völlig verzichten …«

»Wie Brüder meinst du? Stimmt. Wie Kain und Abel.«

»Aber wir beide, Rita, wir haben uns doch immer prima verstanden.«

»Du sagst es – wir haben – aber das ist verdammt lange her …« Rita wünscht so sehr, er wäre endlich bereit zu gehen, doch stattdessen probt er den Angriff eines Kuschelbären. Sie steht am Telefontisch und nimmt den Hörer von der Station. Dass sie ihren Finger auf die Tastatur legt, ist fern jeder Überlegung. »Kann man nichts machen, Rita«, sagt Mark, und gleich darauf glaubt sie zu hören, wie er in sich hineinnuschelt, es würde ihr noch einmal leid tun. Mark zieht die Schultern an. Dann schiebt er sich langsam in Richtung Tür.

Rita entgeht der sonderbare Ausdruck in seinen Augen nicht.

»Du schreibst in deinen Romanen auch über Männer, aber verstanden hast du offenbar keinen einzigen.«

Mark Hellmann wollte sein Leben schon immer angenehm und lustvoll führen. Dass ihn die Realität je so grausam erwischt, hätte er nie gedacht.

Sein Blick ist gläsern und er geht wippenden Schrittes durch die Diele zur Tür.

Zwei Leben der Susan H.

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