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1994 - Gloria

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Sie saß in ihrem großen Wohnzimmer auf dem neuen dreisitzigen Sofa und öffnete sich eine Flasche Wein. Das erste Glas leerte sie in einem Zug. Sie wartete darauf, dass sich endlich ihre Anspannung legte und eine wohlige Wirkung eintrat.

Gloria schaute sich um. Alles fein und sauber; ordentlich sah es hier aus, ganz anders als in ihrem Innern. Die Möbel hatte sie sämtlich in den letzten Jahren angeschafft. Das Ambiente wirkte wie aus einem Wohnmagazin, alles war farblich aufeinander abgestimmt. Trotzdem fehlten eine warme Atmosphäre und Leute, die das Haus hätten beleben sollen.

Sie fühlte sich wieder einmal sehr allein, der Alkohol war zurzeit ihr bester Freund. Die meisten Menschen, die ihr einmal etwas bedeuteten, hatten sie verlassen. Jeder auf eine andere Weise. Der Kloß im Magen verdichtete sich und Tränen liefen unwillkürlich über ihre Wangen. Sie ließ sie auf ihre weiße Bluse mit dem United Airlines Emblem tropfen, die sie noch immer trug, seit sie vor einer Stunde von der Arbeit nach Hause gekommen war.

Julians Tod hatte ihr gänzlich den Boden unter den Füßen weggerissen. Er war doch ihr einziger Sohn gewesen und noch so jung, als er starb, gerade mal zwanzig Jahre alt. Warum nur war er allein in dieses brennende Haus gegangen, entgegen den Anweisungen seines erfahrenen Kollegen?

Es musste ein Missverständnis gewesen sein, ein schreckliches Missverständnis mit fatalen Folgen. Wahrscheinlich hatte er seinen Vorgesetzten wegen der Lautstärke am Brandort einfach falsch verstanden. Oder er wollte unbedingt den Hund retten, der wohl noch im hinteren Teil des Hauses gewesen war und gebellt hatte. Er war schon immer sehr tierlieb und ungeduldig gewesen. Manchmal wünschte sie sich nun, er hätte mehr vom Charakter seines Vaters geerbt, der eine ihr unbegreifliche Langmut aufbringen konnte und selbst bei hoher Frustration oder leidenschaftlichen Konflikten nie laut wurde. Offen zugeben würde sie diesen Gedanken aber niemandem gegenüber, am wenigsten ihrem Ex-Mann Anthony, den sie nicht einmal mehr hassen konnte. Es fehlte ihr die Energie. Er schien die unsägliche Trauer besser in den Griff zu bekommen, hatte nicht aufgehört an einen gerechten Gott zu glauben, der an seiner Seite stand. Sie hatte den geringen Glauben, den sie einmal besessen hatte, vollends verloren.

Die einzige Religion, der Gloria in ihrem Leben bedenkenlos gefolgt war, war das Geld. Sie hatte von je her ihr seelisches Heil im Kaufen gesucht, das ihr jahrelang viel Freude bereitet hatte. Heute hielt der Kick maximal ein paar Stunden an, dann trat die schmerzende Leere erneut ein.

Gloria hatte schon als kleines Mädchen gelernt, dass man die Zuneigung oder die Last des schlechten Gewissens der Erwachsenen an der Größe der Geschenke messen konnte, die man bekam. Wirkliche Liebe hatte sie wenig zu spüren bekommen. Ihre Mutter Elsa, eine junge Frau aus der Dominikanischen Republik, war mit ihren Eltern in den vierziger Jahren nach New York ausgewandert und war dort im Stadtteil Queens auf einem guten Weg gewesen, sich ein erfolgreiches Leben aufzubauen. Sie war clever und strebsam und eröffnete einen kleinen Kiosk, in dem sie auch selbstgebackene Empanadas verkaufte. Das Geschäft lief hervorragend, viele junge Arbeiter aus ihrer Heimat gingen bei ihr ein und aus. Einer von ihnen, Juan, schlich sich in ihr Herz und schwängerte sie im Hinterzimmer. Jugendlicher Leichtsinn mit Folgen.

Juan hatte keinerlei Absicht, Elsa zu heiraten oder zum Unterhalt ihrer gemeinsamen Tochter beizutragen. Wie viele seiner Landsmänner sah er das nicht als seine Aufgabe an. Über die Jahre setzte er mehrere Kinder mit verschiedenen Müttern in die Welt, kümmerte sich allerdings um keines. Elsa war auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen, die den unehelichen kleinen Balg eher widerstrebend beaufsichtigten und die kleine Gloria spüren ließen, dass sie eigentlich unerwünscht war. Elsa arbeitete viel und hatte ständig Gewissensbisse ihrer Tochter gegenüber, die sie durch Mitbringsel aus dem Kiosk besänftigte. Juan tauchte alle Jubeljahre einmal auf, übergab der Kleinen dem Alter völlig unangemessene Präsente, genoss für ein paar Minuten den Status des Helden in den Augen des Kindes und war wieder verschwunden. Es kostete Elsa jedes Mal sehr viel Mühe, mit den Nachwirkungen seiner Besuche umzugehen, die noch Wochen danach nichts als Ärger und Konflikte in das Mutter-Tochter-Gespann hineintrugen.

Glorias Erkenntnis aus ihrer Jugenderfahrung war erstens, dass man sich auf Männer grundsätzlich nicht verlassen konnte und sie allenfalls zur Befriedigung materieller oder sexueller Bedürfnisse zu gebrauchen waren und zweitens, dass man wunderbar mit den Gefühlen von Menschen spielen konnte, um seine Ziele zu erreichen. Über die Jahre verfeinerte sie ihr Repertoire an psychologischer Kriegsführung, aber an ihrer grundsätzlichen Lebensphilosophie änderte sich nichts. Ihr Motto hieß: Ich will, was ich will und das sofort! Empathie lernte sie leider nie. Daher konnte sie sich auch nie in die Gefühlswelt ihres Ex-Mannes Anthony versetzen.

Anthony musste viele Jahre, bis zu seiner Scheidung und darüber hinaus, als Prellbock herhalten für Glorias Unzufriedenheit. Ihn machte sie vornehmlich für all ihre Probleme verantwortlich. Sie wusste nicht mehr, warum sie ihn überhaupt geheiratet hatte. Wirklich geliebt hatte sie ihn zu keiner Zeit. Sie war dem Ratschlag ihrer Mutter gefolgt, die in dem jungen Mann das Potential sah, beruflich weit zu kommen und einer Familie ein sicheres Auskommen zu bieten. Bedenken bekam sie schon vor dem Hochzeitstag. Sie waren schlicht zu unähnlich in ihrem Temperament. Meist kommunizierten sie auf unterschiedlichen emotionalen Ebenen und kamen nicht auf einen Nenner.

Sie hatte trotzdem nie verstanden, warum Anthony sie verlassen hatte und ihr das Haus bedingungslos überließ. Allerdings war Zuhören auch nicht ihre Stärke, wenn sie miteinander kommunizierten. Als sie sich plötzlich ihres bequemen Lebens beraubt sah, begann sie ihn mit ungeahnter Leidenschaft zu hassen. Er war der Grund dafür, dass Julian krank war. Er hatte ihr ein zweites Kind gemacht, obwohl sie keines mehr wollte. Er weigerte sich, das Limit auf ihrer Kreditkarte zu erhöhen, als sie den dringenden Wunsch verspürte, nach fünf Jahren eine neue Küche anzuschaffen.

Er sollte seines Lebens nicht mehr froh werden. Sie hatte mehr Kampfkraft als er. Während des Scheidungsverfahrens setzte sie alles daran, dass ihm nichts mehr blieb, was ihm lieb und teuer war. Die Kinder waren ein probates Mittel, ihn an ihrer langen Leine zappeln zu lassen und sie genoss ihre Macht über ihn. Aber glücklich wurde sie dadurch nicht. Der Hass vergiftete sie innerlich, doch sie konnte nicht von ihm lassen. Nach und nach wandten sich Freunde und Verwandte von ihr ab. Ihr Sohn war der Nächste in der Familie gewesen, der es nicht mehr mit ihr aushielt.

Julian war zu seinem Vater gezogen, sobald das Familiengericht es ihm erlaubte. Da war er indes bereits ein materiell verwöhnter und emotional tief verunsicherter, pubertierender Teenager. Sein Vater versuchte ihm Halt zu geben, konnte und wollte ihm aber nicht fortwährend die neuesten Statussymbole seiner Generation kaufen, also ließ der Junge seine Wut ungebremst an ihm aus. Er schwänzte die Schule, die ihn nicht mehr interessierte, trieb sich in der Stadt herum und geriet in so manchen Streit. Er war aufgrund seiner Sichelzellenanämie körperlich schwächer als seine Altersgenossen, was er nicht akzeptieren wollte. Er begann täglich in ein Fitnessstudio zu gehen. Tatsächlich bauten sich seine Muskeln mächtig auf, wenngleich seine Kondition eingeschränkt blieb. Beim Sport lernte er zwei angehende Feuerwehrleute kennen, die mit Begeisterung von ihrem Beruf schwärmten. Besonders liebten sie den speziellen Zusammenhalt dieser exklusiven Männergesellschaft.

Julian wollte nichts mehr, als irgendwo dazuzugehören, voll akzeptiert zu werden und endlich seine latente Aggression in positive Energie umwandeln zu können. Auch er wollte ein Held der Feuerwehr werden. In der Schule holte er auf, machte einen anständigen Abschluss und bewarb sich direkt beim Brandschutz. Er trainierte wie ein Besessener, um die Eingangstests zu bestehen, was ihm erstaunlicherweise ohne größere Schwierigkeiten gelang. Nur als man ihn zu einem Bluttest schickte, schien sein Traum in Gefahr. Er bat heimlich seine Oma Elsa um Hilfe, die ihm keinen Wunsch abschlagen konnte.

Glorias Mutter war inzwischen ausgebildete Krankenschwester und arbeitete in einem privaten Labor. Sie besorgte Julian die Blutprobe eines gesunden Arbeiters, der den obligatorischen Drogentest bei einem Jobwechsel einwandfrei bestanden hatte. Er hatte die Ampulle in der Tasche, als sein Blut abgenommen wurde, täuschte Schwindel vor und vertauschte die Proben, als die Arzthelferin den Raum verließ, um ihm einen Kaffee zu holen. So blieb seine Krankheit unentdeckt und er präsentierte sich stolz an seinem ersten Arbeitstag.

Julians Eltern wussten nichts von alledem. Sie hatten Bedenken geäußert, aber als er sämtliche Eingangsvoraussetzungen scheinbar problemlos gemeistert hatte, freuten sie sich für ihn. Endlich schien sein Leben in ordentliche Bahnen gelenkt zu werden, mit einer Aufgabe, die ihm Freude und Wertschätzung einbrachte. Sie konnten nicht ahnen, dass er schon bald an seine Grenzen stoßen würde.

Zuerst wollte Julian bei seinen gleichalterigen Berufskollegen nur Eindruck schinden, in dem er sich über Andere mokierte, von denen er glaubte, dass man sich im Team gern über sie lustig machte. Er übertrieb es. Irgendwann ging allen zudem seine ständige Angeberei auf den Wecker. Die angeblichen sexuellen Abenteuer mit älteren Frauen glaubten sie ihm sowieso nicht. Als er es schließlich auf eine körperliche Auseinandersetzung mit einem durchtrainierten Alphatier ankommen ließ, hatte er keine Chance und verließ wie ein geschlagener Hund das Schlachtfeld.

Danach war er nicht mehr derselbe. Er zog sich zurück, wurde zum gemiedenen Außenseiter. Er hielt sich lediglich an seinen älteren Kollegen Luigi, der ihn unter seine Fittiche nahm, bis zu diesem schrecklichen Tag, als Julian bei einer Brandbekämpfung allen Direktiven zum Trotz allein in das brennende Haus stürmte und nicht mehr lebend hinauskam.

Gloria hatte das Geschehene hart getroffen. Sie war sich nie sicher gewesen, ob sie überhaupt so etwas wie Liebe empfinden konnte. Nun war sie auf grausame Weise eines Besseren belehrt worden. Der Schmerz in ihrer Brust war unermesslich, die sich unentwegt im Kreis drehenden Gedanken im Kopf machten sie wahnsinnig, alles zusammen führte zu totaler Apathie. Über Monate war sie unfähig zu funktionieren, ließ sich krankschreiben und kümmerte sich nicht um ihre dreizehnjährige Tochter Marie, die sich mit ihrer eigenen Trauer alleingelassen fühlte. Da war es nur folgerichtig, dass auch sie zu ihrem Vater zog. Gloria hatte dem emotional nichts mehr entgegenzusetzen.

Nun, zwei Jahre nach Julians Ableben war sie zurück in ihrem Alltag als Flugbegleiterin, reiste so viel sie konnte, um nicht allein in ihrem schönen Haus zu sitzen, das ihr ohne die Kinder nichts mehr bedeutete.

Nach ihrer „erfolgreichen“ Scheidung vor sieben Jahren hatte sie noch einmal durchstarten wollen, mochte endlich das tun, was ihr Spaß machte. Sie bewarb sich bei United Airlines, die mit einer Großanzeige in der Zeitung Flugpersonal suchten und wurde sofort eingestellt. Ihre attraktive Erscheinung zum Bewerbungsgespräch war sicherlich ein Faktor gewesen. Sie hatte ihre langen Beine mit hochhackigen Schuhen und einem gerade geschnittenen, kurzen Rock betont. Oben herum trug sie eine enganliegende Bluse, die ihre weiblichen Kurven zur Schau stellte, ohne zu viel Haut zu zeigen. Der Interviewer war offensichtlich beeindruckt und stellte nur wenige Fragen, die allesamt keine Herausforderung waren für eine versierte Selbstdarstellerin.

Die mehrmonatige Ausbildung fand in der Nähe des Flughafens statt, der nur zehn Minuten von ihrem Haus entfernt lag. Als sie in den Flugdienst aufgenommen wurde, engagierte sie ein illegales dominikanisches Hausmädchen und genoss die neue Freiheit. Sie flog kreuz und quer durch die USA, war manchmal in einer Woche in Miami, Kansas, Chicago und Los Angeles.

Sie mochte das Unverbindliche der Begegnungen in ihrem Beruf. Nicht nur die Passagiere wechselten mit jedem Flug, auch die Crew wurde für jede Reise neu zusammengestellt. Man traf sich, redete freundlich miteinander, verbrachte vielleicht sogar einen Abend zusammen an einer Hotelbar und trennte sich. Keine emotionale Anstrengung notwendig! Es lohnte sich nicht, sich über jemanden zu echauffieren oder einen Streit vom Zaun zu brechen, ein paar Stunden später ging jeder seiner Wege. Manchmal ließ sie sich zu einem One-Night-Stand mit einem Fremden hinreißen, war dann aber froh, wenn am nächsten Tag die Reise weiterging. Nie tauschte sie Telefonnummern aus oder versprach ein Wiedersehen.

Sie füllte ihre Tage, aber ihr Herz blieb leer. Am besten verstand sie sich mit Omar, ihrem schwulen Kollegen, mit dem sie gern zusammen unterwegs war. Ohne sexuelle Schwingungen in der Luft konnte sie in seiner Nähe einfach so sein, wie sie war. Sie musste sich nicht verstellen, brauchte keinen bestimmten Eindruck zu hinterlassen. Er war unvoreingenommen und verurteilte sie nicht, wenn sie ein risikoreiches Abenteuer mit einem Unbekannten einging, und tröstete sie, wenn es schiefgegangen war. Einmal war sie an einen Perversen geraten, der sadomasochistische Neigungen zeigte und äußerst rabiat wurde, als sie ihm seine Wünsche nicht erfüllen wollte. Gott sei Dank war Omar im Nebenzimmer und rettete sie, als er eine laute Auseinandersetzung hörte. Danach war sie ihm ewig dankbar und versuchte nach Möglichkeit auf den gleichen Flügen eingesetzt zu werden wie er.

Gloria und Omar wurden irgendwann wie gute Freundinnen. Sie teilten die Liebe zum Shopping, konnten sich stundenlang in Kaufhäusern aufhalten und berieten sich in der Wahl ihrer Mode. Sie erzählten sich ihre Geheimnisse und passten gegenseitig aufeinander auf. Es tat ihr gut, einen vertrauten Menschen zu haben, der nichts von ihr wollte, außer mit ihr Spaß zu haben. Unter ihren privaten Kontakten gab es keine ihr bekannten Überschneidungen. Das erlaubte ihnen hemmungslos zu tratschen und über ihre Freunde herzuziehen. Man fühlte sich so viel besser, wenn man gemeinsam schamlos über Andere lachen konnte!

In Sachen Kindererziehung war Omar kein guter Ratgeber. Er verstand ihren Ärger nicht, als Julian zuhause auszog. Für ihn erschien ein Leben ohne randalierenden Teenager zuhause sehr viel angenehmer. Er malte ihr all die Vorteile aus, die die neue Situation für sie mit sich brachte und beruhigte sie, dass sie die Zuneigung ihres Sohnes nicht verlieren würde, solange sie ihm regelmäßig etwas Schönes von ihren Reisen mitbringen würde.

„Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.“, sagte er, wenn er mit ihr an den Auslagen der Geschäfte vorbeiging und zeigte auf Angebote, von denen er glaubte, dass sie ihren Kindern gefallen könnten.

Gloria war sich nicht mehr sicher, ob seine Taktik die richtige gewesen war. Ihr Verhältnis zu Julian und Marie war über die Jahre immer distanzierter geworden. Vielleicht hatte es auch daran gelegen, dass sie wenig Lust verspürte, sich für die Interessen der Kinder zu engagieren, als sie noch bei ihr wohnten. Mit Fußball und Ballett konnte sie wirklich nichts anfangen. Auch stundenlange Familienpicknicks in einem Park waren nicht ihre Sache. Sie langweilte sich dabei zu Tode. Sie wählte manchmal bewusst Wochenendflüge, damit ihre Mutter in den zweifelhaften Genuss kam, mit den Kindern die freie Zeit zu gestalten.

Als sie nach Julians Tod in eine tiefe Depression verfiel, hatte sich Omar erst einmal zurückgezogen. Es schien, als könnte er mit ihr als trauernder Mutter nicht viel anfangen. Ihre Verbundenheit basierte auf gemeinsamem Vergnügen während ihrer Dienstreisen. Er wusste wahrscheinlich nicht, was er sagen sollte, wenn er mit ihr sprechen müsste, also rief er sie erst gar nicht an. Trotzdem war sie froh ihn wiederzusehen, als sie zur Arbeit zurückkehrte.

Sie schaltete den Fernseher ein, um der Stille der frisch gestrichenen Wände zu entgehen. Es lief eine Sendung über Portland, Oregon. Es wurde darüber berichtet, wie die Stadt sich das Flair des jungen, verrückten Amerikas erhalten hatte. Hippies entsagten dem Materialismus und lebten in Kommunen ohne Geld, aber mit viel Liebe und freiem Sex.

„Auch nicht schlecht.“, dachte Gloria bitter, „aber wahrscheinlich nichts für mich.“

Das Telefon klingelte. Es meldete sich der Personaldisponent von United Airlines.

„Hallo Gloria. Wir haben eine Krise. Mehrere Kollegen sind krank geworden. Kannst du morgen einen Flug übernehmen? Du kannst es dir aussuchen, Los Angeles oder Portland.“

Gloria überlegte. Konsum oder Kommune? Sie konnte sich nicht entscheiden. Sie warf eine Münze.

Septemberblau

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