Читать книгу Time of Lust | Band 2 | Absolute Hingabe | Roman - Megan Parker - Страница 8
ОглавлениеSüsser Schmerz
Die folgenden Nächte verbrachte David entweder mit Hayle oder allein ... ich wusste es nicht. Sein Zimmer lag am anderen Ende der Wohnung und alle Türen blieben stets geschlossen. Immer wieder versicherte ich ihm meine Liebe und ich merkte, wie sehr er diese Bestätigung brauchte. Er wollte uns beide glücklich machen. Es lag ihm unheimlich viel daran, dass sich jeder in unserer Dreier-Beziehung wohlfühlte. Zwischendurch nahm er sich jedoch auch viel Zeit für sich selbst. Er ging oft allein aus – ohne uns Bescheid zu sagen, wohin – oder er zog sich stundenlang in sein Schlafzimmer zurück.
Es war wieder ein Vormittag, als er mich wählte. Ich stand an der Glasfront zu unserer Terrasse und er umarmte mich. Sofort erkannte ich an der Zärtlichkeit seiner Berührung, dass er meine Liebe wollte. Hayle war nicht zu Hause. David küsste mich im Nacken, dann hatten wir Sex. Doch diesmal lief etwas anders. David war genauso zärtlich wie immer, er brachte mich auch zum Höhepunkt, aber ein undefinierbares Detail fehlte. Und als ich anschließend in seinen Armen lag und darüber nachdachte, fand ich den Unterschied. Der kleine Schmerz war ausgeblieben, der beim letzten Mal bei mir eingesetzt hatte, als sein bestes Stück zu voller Größe herangewachsen war. Vielleicht war er nicht so erregt gewesen? Oder ich war nicht mehr so empfindlich? Dann traf mich eine schlimme Erkenntnis ... Es war gerade dieser kleine Schmerz, der ein ganz eigenes Prickeln in mir ausgelöst und mich in Ekstase versetzt hatte! Aber ich ließ mir nichts anmerken, denn ich konnte angesichts der Tatsache, dass er soeben mit mir geschlafen hatte, auch nicht wirklich enttäuscht sein. Allein seine Erregung und seine Befriedigung waren es wert, mich ihm immer wieder hinzugeben, selbst wenn ich dabei auf das so sehr geliebte Prickeln verzichten musste.
***
Durch meinen gesundheitlichen Zustand war mein Alltag noch etwas eingeschränkt. David behandelte regelmäßig meine gequälten Füße. Um meine Narben konnte ich mich selbst kümmern, viermal täglich mussten sie eingecremt werden. Und ich freute mich auf den Zeitpunkt, wo ich endlich wieder Sportschuhe tragen durfte. Mir fehlte die Bewegung. Obwohl in New York Winter war, sah ich von unserer Terrasse aus ständig Leute joggen. Auf Ivory konnte ich mit meinen High Heels wenigstens ins Fitnesscenter, um ein paar Kraft-Übungen zu machen. Hier würde man mich mit hochhackigen Schuhen sicher nirgends trainieren lassen. David sagte, ich müsse nur Geduld haben, es würde alles so werden, wie ich es mir wünschte. Vielleicht hatte er recht und ich war einfach zu ungeduldig.
Was mir jedoch berechtigte Sorgen bereitete, war mein unkontrollierbarer Trieb auf der Suche nach Erniedrigung. Eines Tages erwischte ich mich selbst dabei ... in einem exklusiven Schuhgeschäft. Ich probierte perlmuttfarbige High Heels an und kniete mit einem Bein auf dem Boden, um einen Riemen zu schließen, als plötzlich wunderschöne, gepflegte Herrenschuhe aus schwarzem Lack-Leder neben mich traten. Ich bekam sofort Herzrasen ... Dann erst merkte ich, dass ich dem zugehörigen Herren den Weg versperrt hatte. Er sagte nichts und blieb einfach nur neben mir stehen. Verträumt sah ich zu ihm auf und unsere Blicke trafen sich. Er war sehr attraktiv, ungefähr in Santiagos Alter. Am liebsten hätte ich mich auf der Stelle vor ihm auf den Rücken gelegt. Ich wollte diesen Schuh auf meinem Körper spüren. Ich sehnte mich fast schmerzhaft danach, wehrlos unter diesem Mann zu liegen. Ich wollte sein Gewicht auf mir spüren und mich seiner Willkür ausliefern. Ich war mir sicher, er würde das richtige Maß an Gewalt für mich finden. Ich wollte diesen Schuh auf mir! Meine Lippen öffneten sich mit einem leisen Seufzen. Ein letzter Funke von Verstand riss mich jedoch aus meinen Fantasien. Leicht schwindelig erhob ich mich und schob meinen zweiten Schuh aus seinem Weg, sodass er vorbeigehen konnte. Sehnsüchtig sah ich ihnen hinterher, dem Herren und seinen beiden Lustobjekten ...
Kurz überlegte ich, mir ähnliche Schuhe zu kaufen. Nur für mich. Ich hätte sie David schenken können ... zur Tarnung. Aber dann begriff ich, dass mir der schönste Herrenschuh nichts brachte, wenn nicht ein Mann mit der richtigen Einstellung darin steckte. Nie würde ich David ändern können. Nicht mal auf meine Finger würde er damit treten wollen. Plötzlich erschrak ich vor meinen eigenen Gedanken und verließ fluchtartig das Schuhgeschäft, ohne etwas gekauft zu haben.
***
Eine Woche später passierte es zum ersten Mal, dass ich Sex mit David hatte, ohne dabei Befriedigung zu erlagen. Ich hatte auch nicht genug Mut, ihm einen Orgasmus vorzuspielen. David war schließlich Arzt. Doch er reagierte sehr einfühlsam, schloss mich in seine Arme und erklärte mir tröstend, dass es völlig normal wäre, nicht jedes Mal zum Höhepunkt zu gelangen. Es tat so weh, dass ich mein Geheimnis, meine seltsame Neigung, vor ihm verbergen musste. Mittlerweile betrachtete ich meine Sucht schon wie eine böse, heimtückische Geisteskrankheit, über die man nicht sprechen durfte. Ich müsse mir jemand anderen suchen, hatte er angedroht, wenn ich solche Wünsche hätte.
Umso schwerer fiel es mir, Santiago aus meinem Gehirn zu verbannen. Zeitweise hasste ich mich dafür, von Ivory fortgegangen zu sein. Ohne meine Entscheidung, ihn verlassen zu wollen, hätte ich nach wie vor mit beiden zusammenleben können. Auch wenn es manchmal nahezu unerträglich war, meine jetzige Situation würde irgendwann auch unerträglich werden, das wusste ich.
***
Am Nachmittag, nach meinem unbefriedigenden Erlebnis mit David, war ich mit Hayle allein zu Hause. Er sah fern und ich schrieb E-Mails auf dem Laptop. Irgendwann stand ich auf und blickte wehmütig aus dem Fenster. Ich spürte, dass ich etwas unternehmen musste, um mit David wieder ein Prickeln empfinden zu können. Dabei wäre alles so einfach. Wenn er mir nur ein Mal die Hände auf dem Rücken zusammenhalten könnte, mich generell härter anfassen würde oder mich für ein paar Stunden mit einem Tuch ... Ich seufzte betrübt. Auf gewisse Art fand ich es sogar grausam, was David mit mir machte, indem er es eben nicht machte. Ich fühlte mich von ihm gequält, aber seltsamerweise verschaffte es mir keine Befriedigung. Alles lief falsch in meinem Leben. Ich ärgerte mich und schlug zornig mit meiner Stirn gegen die Glasscheibe.
Plötzlich drehte Hayle den Ton des Fernsehers ab. »Weinst du?«, fragte er.
Ich schüttelte den Kopf, ohne mich umzudrehen. Kurz darauf spürte ich seine Hand auf meinem Rücken.
»Was ist los?«, fragte er mitfühlend.
»Lass mich ... bitte«, seufzte ich.
»Kann ich dir irgendwie helfen? Soll ich David anrufen?«
»Nein, wieso willst du mir helfen? Du hasst mich doch!«
»Ich hasse dich nicht. Wie kommst du auf so einen Blödsinn?«
»Du wärst lieber allein mit David ... gib’s zu!«
Er lachte. »Ja ... du vielleicht nicht?«
»Wenn ich nicht wäre, dann wäre David jetzt noch bei Santiago!«, erklärte ich ihm.
»Du meinst also, ich sollte dir dankbar sein?«
»Nein, ich will nur nicht, dass du mich hasst.«
»Tue ich doch gar nicht ... hab ich dir gerade erklärt ... ohh, Frauen sind anstrengend! Hasst du mich denn?«
»Nein.«
»Fein, dann kann ich jetzt weiter fernsehen, und du hörst auf, deinen Kopf gegen die Scheibe zu schlagen!«
Er wandte sich von mir ab, doch ich griff schnell nach seiner Hand, um ihn aufzuhalten. »Warte, du hast angeboten, mir zu helfen ...«
Abwartend sah er mich an.
»Bitte hilf mir ... und verrate mich nicht an David. Kannst du das?« Ich lächelte ihn verstohlen an.
Etwas verwirrt stand er vor mir. »Planst du eine Überraschung für ihn?«
Der Junge hatte absolut keine Ahnung, was in mir vorging. »Nein ... fessle mich!« Kaum hatte ich es ausgesprochen, begann mein Herz voller Verzückung zu rasen. Hayle fielen fast die Augen aus dem Gesicht. Ich musste es ihm langsamer erklären. »Du weißt, dass David immer sehr zärtlich zu mir ist und dass Santiago anders war ... Mir fehlt das. Ich verlange von dir nichts Unmenschliches ... hab keine Angst, bitte.«
»Ich hab keine Angst!«, protestierte er. Hayle war sechs Jahre älter als ich. Ich wusste, dass er sich so etwas von mir nicht sagen ließ.
»Dann hilf mir!«
»Okay. Was soll ich machen?«
Mein Herz lachte, aber ich blieb ernst. Sofort musste ich tiefer atmen. Bereits jemanden darum zu bitten, mich zu fesseln, erregte mich unendlich. »Das Wichtigste, du darfst nicht lachen und nicht sprechen!«, erklärte ich ihm. »Am besten wir gehen in mein Zimmer. Verbinde mir als erstes die Augen und fessle mich in meinem Bett, egal womit. Und immer, wenn du mich anfasst, tu es so fest du kannst und nimm keine Rücksicht darauf, welche Laute ich von mir gebe. Du musst mir nur versprechen, mich zu befreien, bevor David nach Hause kommt.«
Hayle blies eine geballte Ladung Luft aus seinem Mund, als hätte ich ihm aufgetragen, ein Haus zu bauen. Dann lächelte er verlegen und blickte kurz hilfesuchend zur Decke. Es kostete ihn sichtlich Überwindung.
»Ein richtiger Mann hätte kein Problem damit!«, half ich ihm auf die Sprünge.
Und siehe da, ich erntete dafür einen bitterbösen Blick. Plötzlich rempelte er mit einer Hand gegen meine Schulter, sodass ich auf meinen High Heels fast das Gleichgewicht verlor. »Das erzähl ich David!«, fuhr er mich an.
»Ja, nur weil du dir selbst nicht helfen kannst!«, fauchte ich zurück. »Ein richtiger Mann würde mir ins Gesicht schlagen, für so eine Meldung!«
Ich sah die Wut in seinen Augen, er war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren und zu meiner Überraschung klatschte in der nächsten Sekunde eine Ohrfeige in mein Gesicht.
Lachend stand ich vor ihm. »Das war alles?«
Die zweite Ohrfeige war beachtlich hart, sein Handrücken traf meinen linken Wangenknochen und ich fiel zu Boden. Vor Schreck erstarrt blieb Hayle neben mir stehen. Ich stütze mich auf meine Unterarme und rieb meine Wange. Verlegen sah ich zu ihm auf. »Danke ... Ich wollte dich nicht beleidigen, es tut mir leid«, entschuldigte ich mich bei ihm.
Noch immer stand Hayle besinnungslos im Raum.
»Ich werde ein blaues Auge bekommen«, erklärte ich ihm. »Ich kann David erzählen, dass ich mich an einer offenen Tür gestoßen habe.«
Hayle nickte. Er konnte gar nicht anders, wie wollte er David beichten, dass er mich geschlagen hatte?
»Machst du jetzt das mit mir, worum ich dich vorhin gebeten hatte?«, bettelte ich kleinlaut, während ich vor ihm kniete, ihn treuherzig anblickte und ihm meine überkreuzten Handgelenke entgegenstreckte.
Hayle nahm sie.
Als ich mich aufgerichtet hatte, führte er mich ins Schlafzimmer. Er machte fast alles richtig, konnte sich sogar sein Lächeln verkneifen, vermutlich war er selbst noch in Gedanken und schockiert darüber, dass er mich gerade geschlagen hatte. Noch stehend verband er mir die Augen mit einem Tuch. Ich befreite mich selbst aus meinem Kleid, bis auf BH und Höschen ... mehr wollte ich ihm nicht zumuten. Und ab da war alles nur noch schön für mich. Er drückte auf meine Schulter und gab mir zu verstehen, dass ich mich aufs Bett setzen und danach hinlegen sollte. Er drehte mich zur Seite und gab sich echt Mühe, jedes Mal fest zuzupacken, wenn er mich berührte. Einmal zog er mich sogar an den Haaren, um mich in die richtige Position zu bringen. Innerlich jubelte ich über den kleinen Schmerz und mein Körper verlangte sofort nach mehr. Ich hörte Hayle in meinen Schubladen nach Schals und Tüchern suchen. Ganz intensiv stellte ich mir vor, ich wäre auf Ivory, und er handle im Auftrag von Santiago. Mein Atem wurde schwerer und ich fiel in eine angenehme Trance. Freiwillig hielt ich meine Hände hinter dem Rücken und spürte bald den ersten Knoten um meine Handgelenke. Danach zog er einen anderen Schal eng um meine Füße und meine Knie. Er drehte mich wieder auf den Rücken und legte abschließend eine Hand an meinen Hals. Mein Brustkorb hob und senkte sich. Ich musste meinen Mund öffnen, um besser Luft zu bekommen, so sehr erregte mich das Gefühl, ihm ausgeliefert zu sein. Gleichzeitig überlegte ich, ob mein flehendes Stöhnen, ihn vielleicht dazu verleiten könnte, mir ein bisschen mehr zu geben. Dann ließ er mich jedoch los und ich hörte ihn weggehen. Fast ein bisschen enttäuscht drehte ich mich zur Seite. Aber meine angenehme Stimmung blieb. Meine einzige Sorge war David. Er durfte nicht zu früh zurückkommen.
Ein paar Minuten später hörte ich Schritte. Hayle setzte sich erneut zu mir ans Bett. Seine Hand legte sich an meine Taille und plötzlich begann er, an meinem Höschen herumzuzupfen. Er drehte mich hin und her, damit er es bis zu meinen Knien nach unten ziehen konnte.
»Was machst du?«, fragte ich schockiert.
»Wir sprechen nicht ... hast du’s vergessen?«, ermahnte er mich.
Ich war richtig perplex, als ich seine Finger an meinem Po fühlte, wie sie mich mit einem Gleitgel eincremten. Was hatte er vor? Wollte er mit mir schlafen? Und woher nahm er auf einmal diese Eigeninitiative? Mein Atem beschleunigte sich ... Nur zu gern ließ ich seine Hände an mir arbeiten, ohne zu wissen, was er mit mir anstellen würde. Was sollte schon passieren? Ich hielt ihn nicht für fähig, mir absichtlich Schmerzen zuzufügen. Im nächsten Moment zwängte sich etwas Rundes Hartes zwischen meine Pobacken ... Es fühlte sich groß an und glitt langsam meine Spalte auf und ab, auf der Suche nach einem Eingang. Hayle legte sich hinter mich und umschlang mit einem Arm meinen Hals, er drückte mich fest an sich, während er versuchte, mit dem kühlen Fremdkörper in mich einzudringen. Ich war so dankbar für diesen Hauch von Dominanz, den er zeigte. Mein Herz klopfte aufgeregt, sehnsüchtige Laute kamen über meine Lippen. Der Druck war stark, ich spürte, dass er fest entschlossen war, meinen Widerstand zu überwinden ... und plötzlich, als meine Muskeln nachgaben, drang eine Kugel in mich ein. Im nächsten Moment realisierte ich, dass mit der ersten Kugel eine zweite verbunden war. Mit vorsichtigen Stößen verlangte auch diese nach Einlass. Ich liebte Hayle dafür, er schenkte mir das Prickeln, das mir David nicht mehr geben konnte. Ich war so erregt von seinen drängenden Bewegungen, dass ich laut stöhnen musste ... Gleichzeitig versuchte ich, mich zu entspannen, um die zweite Kugel in mich aufzunehmen. Wieder gaben meine Muskeln nach ... Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus, und mit Freude stellte ich fest, dass es noch eine dritte Kugel gab. Er hielt mich mit seinem Oberarm in einer engen Halskrause gefangen und meine Stöhnlaute wurden immer intensiver. Er bewegte sich rhythmisch und bereits das Ausmaß der ersten beiden Kugeln fühlte sich wundervoll an. Doch noch mehr mochte ich das starke Drängen der dritten Kugel, die so unablässig in mich wollte. Als meine mittlerweile geübten Muskeln schließlich erneut nachgaben, war ich überwältigt von Gefühlen. Ich fand es endlos schön, diese drei Kugeln in mir zu tragen. Nun bewegten sie sich nicht mehr, doch sie füllten mich spürbar aus. Hayle zog einen Schal zwischen meinen Beinen hindurch und schlang ihn danach eng um meine Taille. Dann hörte ich ihn aus dem Zimmer gehen und die Tür leise schließen. Nie im Leben hätte ich ihm das zugetraut. Woher er das Ding wohl hatte? Es konnte nur von ihm oder von David stammen. Ich war so glücklich. Vorsichtig versuchte ich, an meinen Fesseln zu ziehen, aber sie hielten fest. Ich drehte mich auf den Bauch, weil ich so die Kugeln am besten spüren konnte, und ließ mich von meinen Gefühlen verzaubern.
Später ... irgendwann ... kam er zurück. Er löste nur meine Hände. »Den Rest schaffst du allein«, sagte er. »Im Bad steht ein Desinfektionsspray, beeil dich!«
Als ich meine Augenbinde abnahm, war er schon wieder gegangen. Ich befreite mich von den ganzen Tüchern. Er hatte sie mit hübschen Schleifchen verknotet. Ich musste lächeln. Leicht o-beinig stakste ich ins Bad, kniete ich mich auf den Boden und zog an der kleinen Schlinge, die aus mir herausragte. Drei weiße Bälle, steif miteinander verbunden, erblickten nacheinander das Tageslicht.
Als ich eine Stunde später mit frisch gewaschenen Haaren und gut deckender Schminke das Wohnzimmer betrat, war David bereits zurück. Er küsste mich zur Begrüßung und merkte nichts von unserem Geheimnis. Leise entschuldigte mich bei Hayle für mein Verhalten – dass ich ihn provoziert hatte, wo er doch nur nett sein wollte. Er kochte für uns, und beim Abendessen fiel mir auf, dass ich nach langer Zeit endlich wieder entspannt und wunschlos glücklich war. Glücklich mit David.
Und Hayle war glücklich, dass David mein blaues Auge unter der Schminke nicht erkannt hatte.
***
In der darauffolgenden Woche war ich voller Tatendrang. Ich stellte fest, dass ich mit etwas erhöhten Sportschuhen wieder laufen konnte. Nachdem es draußen jedoch immer noch eisig kalt war, bevorzugte ich das Fitnesscenter hinter unserer Häuserzeile. Mit David besprach ich, nun doch über eine Fortsetzung meiner Modelkarriere nachzudenken. Er bestand darauf, mit mir gemeinsam bei meiner ehemaligen Agentur vorzusprechen, um die Rahmenbedingungen zu klären. Dafür war ich sehr dankbar, denn ich fürchtete, dass mein Brandmal mich in Verlegenheit bringen würde.
David kannte den Chef von »Liberty Models« bereits. Von ihm hatte er vor einem halben Jahr meine Telefonnummer bekommen. Ich trug hautenge Jeans, High Heels und ein fein geripptes weißes Top, als ich vor Mr Wilkins auf und ab laufen musste.
»Ja, dass sie laufen kann, wissen wir. Aber ich denke nicht, dass sie im letzten halben Jahr noch viel gewachsen ist.« Er lächelte. »Darum ist es ziemlich unerheblich. Sie wird kein Laufsteg-Model werden.«
Mr Wilkins bat mich, näher zu kommen. Ich setzte mich neben David. »Also, wenn du wieder als Beauty-Model für uns arbeiten möchtest, würden wir uns freuen. Wir hatten viele Anfragen während du weg warst.«
»Gern!«, antwortete ich. »Es gibt da nur ein Problem ...« Ich hielt meine Haare hoch.
Prüfend blickte Mr Wilkins auf meinen Hals. »Ist das permanent?«
Ich nickte und er ließ vor Entsetzen seinen Kugelschreiber auf die Mappe fallen. Auf der Stelle kam er um den Schreibtisch herum zu mir. »Darf ich?«, fragte er und ich wandte mein Gesicht zur Seite, damit er einen Blick auf meinen Hals werfen konnte. »Was ist das?«
»Ein Brandmal«, sagte David.
Mr Wilkins war kurz schockiert, dann fasste er an meinen Unterarm und fragte mich eindringlich: »Wo um alles in der Welt kriegt man heutzutage ein Brandmal her?«
»Sie war in einer Art Sekte, wo es solche Rituale gab«, erklärte David. »Ich habe sie von dort weggeholt.«
»Sind das Schnitte an der Wange?«
»Ja, die sind auch aus der Zeit. Ich hab auch am Körper ein paar«, gestand ich der Vollständigkeit halber.
Mr Wilkins zischte fassungslos und sah mich kopfschüttelnd an. »Wieso kannst du nicht Drogen nehmen, wie andere auch, wenn du den Kick brauchst?«
»Ich glaube, diese Frage stellt sich jetzt nicht mehr«, raunte David.
Mr Wilkins setzte sich wieder. »Tja, was soll ich mit dir machen? Wir haben gute Visagisten, aber offen gestanden, die meisten Kunden schrecken vor so etwas zurück, wenn sie die Wahl haben.«
»Es verlangt niemand von Ihnen, dass Sie ihr jede Woche drei Jobs anbieten.« David hielt meine Hand fest. »Aber vielleicht geben Sie ihr eine Chance. Es wäre sehr wichtig für sie, um wieder ein normales Leben zu beginnen. Ich habe vorhin im Foyer gesehen, Sie haben auch andere Models mit Tattoos.«
Mr Wilkins blickte nachdenklich in meine Unterlagen. »Ich lese gerade, Crystal-Cosmetics hätte sich damals für dich entschieden, mit einem Jahres-Vertrag ... aber wir haben dich nicht erreicht.«
Das tat weh. Gekränkt hielt ich mir eine Hand vors Gesicht.
»Aber da ist noch ein Vermerk ... Warte, vielleicht habe ich doch etwas ... Michelle Klein hat vor zwei Wochen angefragt, ob du bei der New York Fashion Week für ihn laufen würdest. Laufsteg!« Er runzelte bedeutungsvoll die Stirn. »Er hatte dich letzten Sommer in Paris ein paar Mal gebucht. Wir mussten ihm absagen. Aber vielleicht kann man da noch etwas machen. Vorausgesetzt er akzeptiert deine Makel.«
Glücklich sah ich David an und er zwinkerte.
»Wir mailen deine Unterlagen nach Frankreich und sagen dir so schnell wie möglich Bescheid. Der Termin ist schon kommenden Sonntag. Ich hoffe, ich kann dann fix mit dir rechnen?«
»Auf jeden Fall ... danke«, entgegnete ich.
Doch bevor wir aufbrachen, hatte David noch ein Anliegen: »Wie möchten Sie mit ihr in Verbindung bleiben?«, fragte er. »Ich möchte unbedingt vermeiden, dass irgendjemand von dieser besagten Sekte mit ihr Kontakt aufnimmt! Selbst, wenn er sich als Mode-Gott bei Ihnen ausgibt.«
Mr Wilkins lachte herzlich. »Ja, normalerweise kontaktieren nur wir selbst die Mädchen, über Telefon oder E-Mail, aber wenn Sie möchten, mache ich diesbezüglich noch mal einen Vermerk in ihren Unterlagen, damit ihre Nummer unter keinen Umständen weitergegeben wird.«
David bedankte sich und wir verabschiedeten uns.
Unsere Wohnadresse war der Agentur ohnehin nicht bekannt. Mein »Mode-Gott« würde mich also nicht finden.
Auf der Straße fiel ich David um den Hals, so glücklich war ich. Und ganz spontan, ohne jeden Zusammenhang, brachte mir der unvermittelte Körperkontakt ein Thema zurück, das mich belastete. »Du darfst mich auf keinen Fall als Jungfrau ins Model-Leben ziehen lassen!«, warnte ich David.
Er seufzte. »Kannst du immer nur an das Eine denken?«
»Nein, wann habe ich denn zuletzt etwas gesagt? Mittlerweile sind über vier Wochen vergangen, bei mir ist längst alles verheilt. Selbst nach deiner Theorie!«
David nickte nur stumm und legte seinen Arm um meine Taille. Wir gingen die Fifth Avenue Richtung Norden.
»Heute Abend?«, fragte ich ungeduldig.
Er lächelte und sah zum Himmel.
»Soll ich jemand anderen fragen?«, stachelte ich ihn auf. »Vielleicht gleich hier auf der Straße?«
David machte mit seiner Hand eine einladende Bewegung.
Ich glaubte es nicht! Am liebsten hätte ich wirklich wahllos jemanden angesprochen. Schweigend spazierten wir ein paar Minuten nebeneinander her. Irgendwann, als wir schon auf Höhe des Central Parks waren, gingen direkt vor uns drei zumindest von hinten sehr attraktive Männer mit schwarzen Haaren, langen Mänteln und »schönen Schuhen«. Ich war fest entschlossen, David einen Denkzettel zu verpassen. Noch immer trug ich meine High Heels und die hautengen Röhrenjeans. Unauffällig öffnete ich meine kurze Winterjacke und bat David, stehenzubleiben. Ich selbst lief ein paar Schritte voraus und fasste einem der Herren leicht an die Schulter. »Entschuldigen Sie bitte, Sir ...«
Alle drei hielten an und drehten sich nach mir um. Dem Aussehen nach waren sie arabischer oder persischer Herkunft. Absichtlich fuhr ich mir ein paar Mal durch die Haare, um Zerstreutheit vorzutäuschen. David stand vielleicht fünf Meter von mir entfernt und verschränkte seine Arme. Ich lächelte die Männer freundlich an. »Verstehen Sie meine Sprache?«
»Ja, sehr gut«, entgegnete einer von ihnen. Er schien ganz besonders verzückt von meinem Anblick, also beschloss ich, mich an ihn zu wenden. »Es ist nicht leicht zu erklären, aber ... ich hab mit Freundinnen gewettet, noch heute Nacht meine Unschuld zu verlieren ... und ich dachte ... ähm ... vielleicht könnte mir einer der Herren dabei behilflich sein?«
Wortlos tauschten die drei Fremden Blicke aus. Beschämtes Lächeln verriet ihr Unbehagen. Dann fasste einer von ihnen Mut und berührte mich zärtlich an der Wange. »Bist du aus New York?«, fragte er.
Im selben Moment packte mich David am Ellenbogen und zog mich weg. »Komm jetzt, es reicht!«
Schnellen Schrittes ließen wir die peinliche Situation hinter uns. Ich bog mich vor Lachen, konnte kaum gerade gehen neben David.
»Du findest das lustig?«, fragte er.
»Ja ... sehr!«, erwiderte ich kichernd.
Er drängte mich im nächsten Hauseingang gegen eine Mauer. Sofort verging mir das Lachen, als ich merkte, er war aufgebracht ... und er wollte mich küssen. Ich liebte es, von ihm dabei gegen die Wand gedrückt zu werden, so etwas bekam ich zu Hause nie. Sein Begehren war so leidenschaftlich, dass er mir damit den Atem raubte. Er hielt mein Gesicht fest in seinen Händen und seine Zunge drang tief in mich ein. Sie war heiß und fordernd, sie erregte mich unbeschreiblich. Meine Hände zerrten an seinem Rücken, immer fester wollte ich ihn an mich drücken. Und selbst als er von mir wieder abließ, konnte ich mich gar nicht beruhigen und keuchte noch weiter. Hilflos und fragend sah ich ihn an.
Er zog meinen Kopf an seine Schulter und flüsterte in meine Haare: »Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch«, antwortete ich atemlos.
Doch wir gingen weiter ... und die Diskussion über meine Jungfräulichkeit war damit wieder aus der Welt. David konnte ich vergessen.
***
Während der nächsten Tage beschloss ich, dass ich mir selbst helfen würde. Ich konnte mich nur noch nicht entscheiden, ob ich mir einen Vibrator kaufen, Hayle um die weißen Kugeln bitten oder einen Arzt aufsuchen sollte, denn ich war mir nicht ganz sicher, ob ich mir selbst wehtun konnte. Beim gemeinsamen Abendessen kam mir allerdings der Gedanke, dass es eine Möglichkeit gab, genau das zu testen. Hayle hatte thailändisch gekocht und war sich mit den Fingern, mit denen er zuvor ein paar scharfe Chilis geschnitten hatte, ins Auge gefahren. Seine Schmerzen waren beeindruckend und dauerten bestimmt eine halbe Stunde.
Als ich am nächsten Vormittag allein war, machte ich mich in der Küche auf die Suche nach diesen kleinen Chili-Schoten. Ich fand sie im Kühlschrank ... knallrot, frisch und knackig. Mit einem scharfen Messer schlitzte ich ein zirka fünf Zentimeter langes Exemplar der Länge nach auf und faltete es auseinander. Die Kerne störten mich, also entfernte ich sie ... genauso wie den Stiel. Kurz überlegte ich, wo ich mir am liebsten Schmerzen zufügen wollte ... meine Augen lagen ganz bestimmt nicht an vorderster Stelle auf meiner Hitliste ... und nachdem es um meine Jungfräulichkeit ging, war das Zielgebiet klar.
Ich schlüpfte aus meiner Jogginghose und legte sie über einen Barhocker. Dann nahm ich die aufgefaltete Chilischote, tauchte mit derselben Hand in mein Höschen und rieb die saftige Innenseite der roten Frucht an meiner intimsten Stelle. Ich zog sie wieder heraus und spürte nichts. Also versuchte ich es noch einmal und bedachte dabei wirklich alle Regionen meiner empfindlichen, zarten Haut. Schließlich warf ich die Schote in den Müll. Plötzlich spürte ich eine Wirkung. Es brannte. Immer heißer wurde mir zwischen den Beinen. Das Brennen steigerte sich mit jeder Sekunde. Ich begann zu keuchen. Während ich auf kaltes Wasser aus dem Hahn wartete, entzündete sich ein vermeintlicher Flammenwerfer zwischen meinen Schenkeln. Ich klammerte mich an die Arbeitsfläche und ließ kühles Nass über meine Hand laufen, um sie kurz darauf zwischen meine Beine zu halten. Aber ich spürte keine Linderung. Panik überfiel mich ... Das war zu viel des Guten. Tränen schossen aus meinen Augen. Ich bekam einen Schweißausbruch. Laut und verzweifelt begann ich zu stöhnen und fiel schließlich auf die Knie. Genau in dem Moment kam David nach Hause. Ich ließ die Arbeitsfläche los und rollte mich mit beiden Händen zwischen den Beinen auf dem Boden klein zusammen. Weinend keuchte ich, als er mich erblickte. Sofort bückte er sich zu mir und legte eine Hand an mein Gesicht. »Was ist passiert?«
»Chili!«, presste ich aus meinem Mund. Obwohl ich dachte, es könnte nicht schlimmer werden, steigerte sich die Wirkung noch immer kontinuierlich. Verzweifelt richtete ich mich auf, umklammerte David und schrie über seine Schulter.
Er nahm meine Hände von sich und wurde etwas ungehalten: »Wo hast du Chili?«
Ich keuchte und hielt mich selbst grob zwischen den Beinen fest.
»Du hast dir mit Chili-Fingern zwischen die Beine gegriffen?«
»Nein ... ich hab ... mich eingerieben!«, stöhnte ich. »Hilf mir ... bitte!« Wieder kroch ich zur Spüle und drehte das kalte Wasser auf. Das Feuer fraß sich durch meinen ganzen Unterleib. Ich überlegte, ins Waschbecken zu klettern, aber endlich reagierte David. Er nahm mich auf seine Arme, griff nach einer Packung Milch aus dem Kühlschrank und trug mich ins Badezimmer. In der leeren Wanne legte er mich ab, gab mir ein kleines Gästehandtuch zwischen die Beine und goss Milch darüber. Erschöpft keuchte ich und spürte endlich Linderung.
David legte mir eine Hand an die Stirn, als wäre ich krank. »Wieso machst du so etwas?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Du hast dich auf Ivory auch mit Wasser verbrüht, um den Schmerz der Sehnsucht zu überdecken, weil dir Santiago so fehlte!«
»Dir fehlt Santiago?«, fragte er betroffen.
Die Frage kam mir etwas zu plötzlich. Und selbst wenn es so gewesen wäre, hätte ich es vor David nicht zugeben wollen. »Ich weiß nicht«, seufzte ich.
David streichelte durch meine Haare. »Er hatte recht, oder? Ich kann dir nicht geben, was er dir gegeben hat.«
So etwas durfte er nicht sagen, es klang, als wollte er mit mir Schluss machen. Der Kummer mischte sich mit meinen Schmerzen. Ich hielt mir eine Hand vors Gesicht und heulte ganz bitterlich. Der Hall in der Badewanne verstärkte meine Stimme noch dramatischer. David zog mich an sich und ließ sich von mir über den Wannenrand hinweg umarmen. »Ich liebe dich«, schluchzte ich. »Ich liebe dich ... wirklich!«
»Ja, ich weiß«, hauchte er und streichelte zärtlich über meinen Kopf. »Ich darf dich nicht so viel allein lassen.«
Ich küsste ihn noch einmal kurz am Hals, dann forderte mein Brandherd wieder volle Aufmerksamkeit. Ich presste den mit Milch getränkten weichen Stoff an mich, ständig auf der Suche nach der kühlsten Stelle. Nach zehn Minuten gab mir David eine Salbe und ich legte mich mit einem Kühlpaket ins Bett, aber erst spät abends ließ der Schmerz nach und ich schlief ein.