Читать книгу Prophezeiung - Melanie Baumann - Страница 2
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Bitte nicht.
Bitte, bitte nicht.
Stocksteif bleibe ich stehen, nicht in der Lage noch einen Fuß vor den anderen zu setzen und starre geschockt auf meine Freunde. Ihre Köpfe sind gesenkt und eine Person hat sich über die am Boden liegende gebeugt. Von hier aus könnte es Tamara sein, doch sicher bin ich mir nicht.
Lass es nicht Akira sein, der da am Boden liegt.
Mein Kopf ist wie leergefegt, vergessen ist alles, was ich in den letzten Stunden erlebt und durchgemacht habe.
Lass es nicht Akira sein.
Ich kann meine Augen nicht von dem Liegenden abwenden und sehe das Blut wieder vor mir, welches noch an meinen Fingern klebt.
Nur langsam kann ich meine Beine zwingen, mich Meter für Meter nach vorn zu bringen. Je weiter ich meinen Abstand verringere, umso mehr nehme ich wahr. Es ist tatsächlich meine Freundin, die dort kniet und sie heult herzerweichend. Mein Herz zieht sich, bei ihren gequälten Schluchzern schmerzhaft zusammen und ich schnappe nach Luft. Mittlerweile bin ich so weit vorangekommen, dass ich ihn erkennen kann und auch mir treten die Tränen in die Augen. Warum? Wie konnte das geschehen?
Vorsichtig schiebe ich mich an den Jungs vorbei und gehe neben ihm auf die Knie.
Sein Brustkorb hebt und senkt sich langsam, doch seine Augen sind geschlossen und er ist kalkweiß. Mir ist speiübel, auch wenn ein kleiner Teil von mir erleichtert ist, diese Reaktion seines Körpers zu sehen.
>> Was ist passiert? << krächzte ich mit reibeiserner Stimme.
Tamara sieht mich mit geröteten Augen an. Sie scheint nicht mitbekommen zuhaben, dass ich mich gerade niedergelassen habe.
>> Sophie?! << ihre Stimme ist brüchig und klingt als würde sie alle verbliebene Kraft darauf verwenden, meinen Namen auszusprechen.
Ich kann meine Augen nicht von dem Jungen nehmen, der hier vor mir liegt und betrachte wie meine Freundin ihre blutverschmierten Hände auf seinen Körper drückt.
Sein Shirt ist rot getränkt und ich kann Spuren eines Kampfes in seinem Gesicht erkennen. Eine große Platzwunde ziert seine Stirn und einige Schrammen sind ebenfalls zu verzeichnen.
>> Was ist passiert? << wiederhole ich noch einmal und zwinge mich dazu, meine Augen auf Tami zurichten. Die Überraschung meines Auftauchens, hat ihre Tränen versiegen lassen. Sie sieht mich mit starrem Gesichtsausdruck an als wäre ich ein Geist. Auch sie weist ein paar unschöne Prellungen auf. Ihr Arm, der durch das zerrissene Oberteil gut sichtbar ist, wird von Schrammen und blauen Flecken geziert, die heute Morgen noch nicht da waren.
>> Wo warst du? << fragt sie tonlos.
Wo ich war?
Was soll das?
Warum stellt sie so eine Frage?
Wieso sind alle wie erstarrt?
Wo ist Akira?
Was zur Hölle ist hier passiert?
>> Er braucht einen Krankenwagen. Habt ihr einen Krankenwagen gerufen? <<
Ich bin lauter als ich will, aber alle scheinen erstarrt und dieser Zustand indem sie zustecken scheinen, macht mich unsicher.
Lennox tritt an mich heran und räuspert sich. Er legt mir eine Hand auf die Schulter und gibt sich Mühe seine Stimme gefestigt klingen zulassen.
Wo ist Akira?
Wieso steht er nicht hier?
>> Der Krankenwagen müsste gleich da sein. Wir haben einen Druckverband angelegt. Maxwell scheint stabil zu sein. Mehr können wir nicht tun. <<
Ich wende meinen Kopf zu ihm um. Er sieht auch nicht viel besser aus als Tamara.
>> Was ist passiert? <<
Wo ist Akira?
>> Wo warst du? << höre ich Tamara ihre Frage wiederholen. Ich sehe sie an als hätte sie den Verstand verloren. Wieso will sie das andauernd wissen? Sie steht unter Schock, ja, aber was hat das damit zu tun, wo ich war? Was soll das?
>> Was auch immer hier passiert ist, es tut mir leid… <<
Mit voller Wucht landet ihre blutige Hand in meinem Gesicht. Ich bin so perplex, dass ich gar nicht auf den Gedanken komme, mich zu wehren.
Der Schlag hat eine solche Kraft, dass es mich nach hinten umwirft und ich habe nicht die Chance dazu, mich abzufangen. Dabei lasse ich mein Handy, welches ich die ganze Zeit in meiner Hand gehalten habe, fallen und es schlittert über den Boden. Für einige Sekunden wird mir schwarz vor Augen, denn mein Kopf, nimmt denselben Weg wie mein Handy, nur bleibt er an Ort und Stelle liegen. Jetzt kommt Bewegung in die Gruppe. Sie eilen auf Tamara zu, die sich wie von der Tarantel gestochen, auf mich stürzt. In Windeseile ist sie auf mir und drischt auf mich ein.
>> Wo warst du? << schreit sie eins ums andere Mal. Die immer näher kommenden Sirenen lassen sie nur noch lauter Schreien, während sie tränenblind über mich herfällt.
>> Wo warst du? <<
Sie kann sich gar nicht mehr beruhigen, ist wie im Rausch und landet einen Treffer nach dem anderen. Die Jungs ziehen sie von mir runter, versuchen sie zu beruhigen und schirmen mich von ihr ab.
Lennox beugt sich über mich und zieht mich nach oben in seine Arme. Mein Gesicht brennt von ihren Fäusten. Jetzt kann ich mir vorstellen, wie sich ein Box Sack fühlen muss.
>> Was? Was? Was ist passiert? << japse ich schwer atmend und versuche ihr Handeln zu verstehen.
>> Wieso benimmt sie sich so? <<
Lennox zieht mich ein Stück entfernt an eine Mauer und drückt mich hinunter damit ich mich setze. Mein Entsetzen vergrößert sich mit jeder Sekunde die vergeht und meine Sorgen scheinen übermächtig zu werden.
Wo ist Akira und was ist hier passiert?
Lennox nimmt meinen Kopf zwischen seine Hände und untersucht mein Gesicht eingehender. Ich spüre bereits wie mein Auge beginnt anzuschwellen. Tamara hat einige gute Treffer gelandet und mein Auge, war eines davon. Die Sirenen scheinen ganz nah zu sein und nun ist es an mir zu schreien.
>> Was ist geschehen? Bitte sage mir doch endlich was passiert ist! <<
Wo ist Akira?
Wieder bekomme ich keine Antwort. Ein mitleidiger Blick ist alles, was ich ernte und ich habe das Gefühl im falschen Film gelandet zu sein.
>> Lennox, bitte! << flehe ich, doch ehe er reagieren kann, kreischt Tamara zu mir herüber.
>> Du bist schuld! Wärst du nicht schon wieder verschwunden, würde Max jetzt nicht da liegen. <<
Noch immer ist sie fuchsteufelswild und versucht sich einen Weg an der Mauer aus Jungs zu suchen. Hat sie mich gehört? Sie kann mich nicht gehört haben, mittlerweile ist es viel zu laut dafür.
>> Was meint sie damit? An was bin ich schuld? << dränge ich den Jungen vor mir, endlich zu antworten. Die Sirene verstummt als der Wagen neben uns hält und Sanitäter verteilen sich um Maxwell. Sie bugsieren ihn auf eine Trage und Tami verfolgt jede ihrer Bewegungen. Nachdem Max im Rettungswagen verschwunden ist, wendet sich einer der Männer an Tamara, um auch sie zu untersuchen und begleitet sie ebenfalls in den Wagen.
Nun kommt der Mann auf mich und Lennox zu. Er macht Anstalten mich zu untersuchen, doch ich wehre ihn ab. >> Mir geht’s gut. Kümmern sie sich um Maxwell. Den Jungen, der angeschossen wurde. <<
>> Sind sie sich sicher? Mir wäre es lieber, wenn ich sie kurz untersuchen könnte. <<
>> Nein, nein, danke. Alles in Ordnung. <<
>> Können sie mir dann vielleicht verraten, was hier geschehen ist? <<
>> Das wüsste ich auch gern. Ich bin selbst erst seit 10 Minuten hier. <<
Er sieht mich skeptisch und mit gerunzelter Stirn an. Wer soll es ihm verdenken, so wie ich zugerichtet bin, würde ich mir auch nicht glauben.
>> Wir waren hier überall verteilt und sind hergeeilt als wir einen Schuss gehörten haben. Als wir ihn fanden, lag er bereits am Boden und wir haben einen Druckverband angelegt. Wo bringen sie ihn hin? << fragt Lennox und wird vom Sanitäter, nicht minder abschätzig beäugt, wie von mir. Er Typ glaubt uns kein Wort. Er erklärt uns in welchem Krankenhaus, die Zwei untergebracht werden und dreht uns kopfschüttelnd den Rücken zu, als er im Rettungswagen verschwindet.
>> Lennox? <<
>> Du hättest mitfahren sollen. Es wäre besser gewesen, wenn sie dich untersucht hätten. <<
Das Letzte was ich gebrauchen kann, ist ein längerer Krankenhausaufenthalt. Ich muss wissen, was geschehen ist.
>> Wenn du mir nicht sofort erzählst, was hier los ist, brauchst du die Untersuchung dringender als ich. << drohe ich, doch er weicht meinem Blick aus.
>> Ihr müsst es mir sagen. Was hat Tamara gemeint? An was bin ich schuld? Bitte Lennox, sprich mit mir. <<
Er sieht mich traurig an und ich kann in seinen Augen lesen, wie sehr er mit sich ringen muss.
>> Verdammt, Lennox. Mach schon! << brülle ich und merke, wie meine Augen sich voller Verzweiflung mit Tränen füllen. Wieso weicht er mir aus?
Wo ist Akira?
Reihum sehe ich in die Gesichter meiner Freunde. Doch keiner von ihnen schafft es mir in die Augen zusehen. >> Beruhige dich. Wir erzählen dir alles, aber wir müssen erst einmal hier weg. << versucht es Lennox von neuem. Ich kann einfach nicht mehr, die Ungewissheit bringt mich zur Verzweiflung.
>> Bitte, sagt mir endlich, was geschehen ist. Ich habe das Gefühl, ich wäre eine Platte, die hängt. Bitte, bitte und nochmals bitte, sagt mir was hier los war. Wer hat Maxwell angeschossen? Wer hat euch so zugerichtet? Was ist passiert? Wo ist Akira? << stelle ich die wichtigsten Fragen.
>> Ihr wart verschwunden und wir konnten euch nicht erreichen. Wie verabredet haben wir 30 Minuten gewartet und begonnen einen Suchtrupp zusammenzustellen. Kurz bevor wir uns auf dem Weg machen konnten euch zu suchen, ist Preston mit Archie hier aufgetaucht. Sie waren bis an die Zähne bewaffnet und haben nach euch verlangt. << beginnt er langsam und setzt sich neben mich.
>> Und weiter? << bohre ich nach, er kann jetzt nicht aufhören.
>> Irgendwann haben sie die Geduld verloren. Archie hat Tamara bedroht und dabei ziemlich grob angepackt, du hast sie ja gesehen. Max hat sich daraufhin auf ihn gestürzt und sie haben sich geprügelt. Preston war beinahe teilnahmslos. Es hat ihn nicht weiter interessiert, doch sobald einer von uns versucht hat ihm zu helfen, hat er es mit gezogener Waffe verhindert. Irgendwann hat er wohl den Spaß am Zusehen verloren und sie mit einem Luftschuss auseinandergebracht. Tamara hat sich sofort auf Max gestürzt, das war ein Fehler. Preston hat sie gegen uns benutzt, er hat sie auf die Mauer gezerrt und gedroht sie ins Meer zu schmeißen. Archie durfte unterdessen seine Aggressionen an Max auslassen. Er hat ihn vermöbelt, wie einen Sandsack. Wir haben alle geschwiegen, aber als Preston mit seiner Waffe auf Max gezielt hat, hat Tamara verraten, dass ihr irgendwo, um die Ruinen herum gelaufen seid.
Er hat sie weggeschubst, wie eine Puppe und ist dann auf der Suche nach euch verschwunden. Als er weg war haben wir versucht Archie zu überwältigen, doch bei dem Arsenal, welches sie dabei hatten, waren wir machtlos. << berichtet er und mir wird immer übler.
>> Was ist dann passiert? << frage ich unsicher.
>> Irgendwann ist Preston stinksauer mit Akira aufgetaucht. Akira hat ihn deutlich verletzen können, doch auch er hat gegen eine Pistole keine Chance. Preston hat uns nach dir gefragt, dabei hat er nicht immer nur Worte benutzt, wie du siehst. Keiner konnte ihm eine Antwort liefern, mit der er zufrieden war. Er hat Akira zu sehen lassen und dann bei ihm weitergemacht. Als auch er geschwiegen hat, hat er ohne mit der Wimper zu zucken auf Maxwell geschossen und gedroht bei Tamara weiter zu machen. Akira hat versprochen, ihn zu dir zu bringen, wenn er uns dafür in Frieden lässt. <<
>> Wo ist er? << stelle ich die Frage und will die Antwort eigentlich gar nicht wissen.
>> Wäre er nicht gewesen, läge nicht nur Max im Krankenhaus, sondern noch einige mehr. <<
Ob ich mich vor aller Augen übergeben kann?
>> Bitte. << japse ich mit tränenerstickter Stimme.
>> Er hat versucht ihm eine Lüge aufzutischen, doch Preston wollte ihm nicht glauben. <<
>> Wo ist er? << schreie ich und spüre wie mir das Herz in der Brust auseinandergerissen wird. Das darf nicht wahr sein, nicht schon wieder.
>> Preston und Archie haben ihn mitgenommen. Wir konnten nicht alles verstehen, sind uns aber sicher, dass sie ins Hotel wollten. Akira hat uns deutliche Zeichen gegeben, dass wir hierbleiben sollten. Sobald sie fort waren, haben wir uns um Max gekümmert, damit er nicht verblutet und Tamara war kurz vor einen Nervenzusammenbruch. Wir haben sofort den Notarzt und die Polizei verständigt.
Nachdem letzten Mal, glaube ich allerdings nicht, dass sie sich ernsthaft darum kümmern. Wenn wir Glück haben, sind die Drei noch im Hotel, wir sollten uns beeilen. <<
Das muss er nicht zweimal sagen, bereits als er das Wort Hotel erwähnt hat, bin ich panisch aufgesprungen. Lennox fährt und Henderson sitzt gemeinsam mit Jamie, schweigend auf der Rückbank, während ich mich an den Beifahrersitz klammere. Mein Hirn versucht alles zu verarbeiten, was gerade gesagt wurde, doch nur langsam sickern die Information in mein Bewusstsein.
>> Wieso hat keiner mitbekommen, dass diese Irren hier waren. Ich dachte, es wäre alles geregelt gewesen? <<
>> Wir haben uns als Wachen aufgestellt, aber wir konnten nicht überall sein. <<
Verstohlen wische ich mir die Tränen von den Wangen. All meine verbliebene Kraft, ist mit einem Schlag aus mir entwichen und ich kann nur noch daran denken, dass Akira in Preston’s Gewalt ist. Wenn Preston schon so hemmungslos bei Max reagiert hat, was wird er erst mit Akira anstellen? Er wollte Tamara beschützen, das kann ich verstehen, aber hätte es nicht noch eine andere Möglichkeit gegeben? Warum hat er ihn nicht einfach in die Tunnel geschickt? Preston hätte mich nie finden können.
>> Tief durchatmen Prinzessin, es wird alles wieder gut. Mach dir keine Sorgen. <<
Beschwört Lennox mich und tritt noch etwas mehr aufs Gaspedal. Ich nicke geistesabwesend, doch meine Übelkeit bleibt genauso, wie das Gefühl verloren zu haben. Mit quietschenden Reifen kommen wir vor der Pension zum Stehen, sodass der Splitt nach oben spritzt.
Am liebsten würde ich mich auf der Stelle übergeben, doch ich reiße mich zusammen, es bringt niemanden etwas, wenn ich zusammenbreche. Mir nicht und Akira am allerwenigsten.
Zwei Wagen auf denen blaues Licht zirkuliert zeigt uns, dass die Polizei bereits vor Ort ist und ich springe aus dem Wagen, bevor er vollständig zum Stehen gekommen ist. Ich muss wissen, ob es ihm gut geht.
>> Sophie nein, bleib hier. << brüllt Lennox mir hinterher und flucht unflätig. Wäre die Situation nicht so beschissen, würde ich wahrscheinlich lachen, doch jetzt ist mir nicht danach zumute.
Lass ihn hier sein. Bitte, bitte, bitte lass ihn hier sein. Ich fliege förmlich zur Tür und reiße sie auf, als ich von einem starken Arm zurück gerissen werde und sie vor mir wieder ins Schloss fällt.
Was soll das?
>> Lass mich los. << brülle ich und versuche mich zu befreien, doch meine Kraft reicht nicht aus.
>> Du kannst nicht kopflos da rein rennen. Wir müssen vorsichtig sein. Was denkst du, wird geschehen, wenn du jetzt Preston in die Arme und der Polizei in die Quere läufst? << fragt Lennox mich, während er mich in seinem Klammergriff gefangen hält.
Verdammt er hat recht, aber ich kann doch nicht hier stehen und darauf warten, dass jemand herauskommt. Wir müssen handeln, solange wir eine Chance haben. Frustriert stöhne ich auf und lasse meine Gegenwehr sinken, ich hätte es sowieso nie geschafft, mich aus seinen Armen zu winden.
>> Kann ich dich jetzt los lassen? <<
Erst als ich nicke, lockert er seinen Griff und dreht mich zu sich um, sodass er mir in die Augen schauen kann.
>> Wir gehen jetzt ganz ruhig und besonnen da rein. Bis wir wissen, was vor sich geht, bleibst du hinter mir, klar? << fragt er streng und wieder nicke ich stumm. Was soll ich machen? Besser so, als dass er mich im Wagen einsperrt. So wie er mich gerade ansieht, wäre es ihm zuzutrauen. Er schiebt mich hinter sich und öffnet langsam die Tür. Wie abgemacht, halte ich mich hinter seinem Rücken, doch anders als erwartet, ist hier nicht die Hölle los. Die Polizisten stehen an der Bar und sprechen in aller Seelenruhe mit Anna, die gerade aus voller Kehle lacht.
>> Was zum… << entfährt es mir und ich trete hinter Lennox hervor.
Wir bleiben perplex im Raum stehen und starren auf die Gruppe Männer, die aussehen als wären sie hier zum Kaffeeklatsch und nicht bei einer Ermittlung bezüglich Kidnappings. Lennox tritt auf Anna und den Beamten zu, mit dem sie sich unterhält.
>> Entschuldigung bitte, aber was ist hier los? <<
Ich kann hören, wie sehr er kämpfen muss, um seine Stimme ruhig zu halten.
>> Bist du der, der anrufen hat? << schnauzt der Uniformierte. Der Blick des Beamten gleitet prüfend über uns und die Stimmung schwingt von einer Sekunde auf die andere um.
>> Ja bin ich und ich dachte, sie würden hier einen Flüchtigen festnehmen, statt einen netten Plausch zuhalten. Ich habe ihnen doch erklärt, dass er eine Geisel genommen hat. << antwortet Lennox entrüstet. Sein Körper hat sich angespannt und ich bin mir sicher, dass er kurz davor ist, sich auf den Mann zu stürzen.
Die Antwort scheint dem Mann nicht zu gefallen und er sieht herablassend von ihm zu mir. Bei meinem Anblick stock er kurz, scheint sich aber schnell wieder zu fangen.
>> Pass mal lieber auf, dass wir dich nicht wegen Vortäuschen falscher Tatsachen festnehmen, Bursche. <<
Wie vom Blitz getroffen stehe ich da und ringe um Fassung. Das kann nur ein Witz sein, ein schlechter Witz oder besser noch ein Albtraum. Ja genau, das ist ein Albtraum und ich wache einfach nicht auf.
>> Was genau meinen sie damit? << bringe ich unter größter Anstrengung hervor und sehe ihn erwartungsvoll an.
>> Ich meine damit, dass keiner außer uns hier ist, Kleine. Wäre Anna nicht so liebenswürdig und hätte sich für euch eingesetzt, würde ich euch auf der Stelle in Gewahrsam nehmen. Wobei du eher in ein Krankenhaus gehörst Mädchen. War er das? <<
Wieder mustert er mich und Lennox. Ich schaffe es nicht mehr ein Wort über meine Lippen zu bringen, so geschockt bin ich. Er war nicht hier, anscheinend nie hier gewesen. Was hat Preston vor? Was hat er ihm angetan?
Bevor mir meine Beine den Dienst versagen, kann ich noch meinen Kopf schütteln und Lennox zieht mich, um mir Halt zu geben, in seine Arme.
>> Du solltest dich um sie kümmern, bevor sie umkippt. << schnarrt der Beamte und wendet sich von uns ab, als wären wir es nicht wert weiter beachtet zu werden. Ohne weiter auf ihn einzugehen, schleift Lennox mich mit zur Tür und hebt mich vollends vom Boden hoch, um mich zum Wagen zu bringen.
>> Ich glaube, du solltest dich etwas ausruhen Prinzessin. << flüstert er mit mitleidiger Stimme und setzt mich auf dem Autositz ab. Tränen brennen in meinen Augen und ich japse nach Luft. Mir wurde vor 20 Minuten der Boden unter den Füßen weggezogen und nun hat sich zusätzlich ein klaffendes Loch aufgetan. Noch ein kleiner Schritt und ich werde darin verschwinden und nie wiederauftauchen.
>> Was ist passiert? << höre ich Jamie's Stimme gedämpft und schrecke zusammen. Ihn und Henderson habe ich vollkommen vergessen.
>> Wir müssen überlegen wie wir Akira finden, außerdem sollten wir uns nach Max und Tamara erkundigen und Sophie muss sich ausruhen. << erklärt Lennox, nachdem er ihnen erklärt hat was vorgefallen ist.
Ich hebe den Kopf, um die Jungs anzusehen und ihnen klar zu machen, wie wichtig es ist, dass wir uns beeilen, doch ich kann nicht mehr. Um mich herum dreht sich alles und ich sehe nur noch schemenhafte Gestalten bis alles schwarz wird.