Читать книгу Prophezeiung - Melanie Baumann - Страница 6

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5.

>> Was machen wir jetzt? Er hat mir noch immer nicht gesagt, wo die Übergabe stattfinden soll. <<

>> Gib den Jungs noch ein paar Minuten. Sie werden ihn schon finden und diesmal sind wir schneller. Mit ein bisschen Glück müssen wir unseren Plan gar nicht in die Tat umsetzen. <<

Ja, Glück wäre doch mal eine angenehme Abwechslung.

Es dauert keine 10 Sekunden bis Ian, gefolgt von den anderen aus der Tür stürmt.

>> Wir haben sie. Sie haben sogar das Handy angelassen. Es ist nicht weit weg, wir fahren sofort los. << ruft er uns zu, während er geradewegs auf einen der Wagen zu rennt.

Gerade will ich aufspringen, so wie Lennox es getan hat. Doch er hält mich fest, sodass ich nicht einmal aufstehen kann.

Verdammt, was soll das?

>> Nein Prinzessin, du bleibst hier. Es ist besser, wenn Preston dich nicht zu sehen bekommt. Wir holen dich, sobald wir ihn haben, ich verspreche es dir. <<

Nein, Nein, Nein.

>> Lass mich los. << rufe ich und versuche mich aus seinen Armen zu winden.

>> Du kannst uns mehr helfen, wenn du hierbleibst.<< versuchte er mich zu beschwichtigen ohne, dass sein Griff sich lockert.

>> Das kannst du nicht machen. Lass mich los, sofort! <<

Er hält mich fest, bis Jamie vor mir steht und seinen Platz übernimmt. Ich schlage um mich, fluche und fauche, ohne die geringste Chance. Lennox sprintet ins Auto, das bereits mit laufendem Motor auf ihn wartet und weg ist er.

Verdammt, Jamie ist stärker als er aussieht. Müsste jemand, der eine solche Kraft hat, nicht ein paar sichtbare Muskeln haben? Das alles ist so unfair. Wie soll man denn wissen, woran man ist, wenn ich mich nicht einmal auf das verlassen kann, was ich sehe?

Er sollte aussehen wie Herkules und nicht die Statur eines Mark Zuckerberg haben.

>> Sie sind weg. Du hast keine Chance hinterherzukommen und außerdem weißt du gar nicht wohin. << erklärt er ruhig, während ich frustriert aufschreie.

>> Aber du weißt es, oder? << frage ich und gebe all meine Gegenwehr auf. Endlich lässt er von mir ab und ich funkle ihn unheilvoll an, als ich endlich aufstehen kann.

>> Lass den Blödsinn. Komm lieber mit rein und hilf mir. Wir sind über Funk mit den anderen in Kontakt und sollten sie Unterstützung brauchen, wäre es besser, wenn wir drinnen sind. Hier ist übrigens dein Handy wieder, du solltest es einstecken, falls er sich noch einmal meldet oder schreibt. <<

Wer er ist, brauche ich nicht zu fragen und irgendwie hoffe ich sogar, dass Preston sich noch einmal meldet. Das würde bedeuten, dass ich ihn noch etwas hinhalten kann.

Vielleicht kann ich dann herausbekommen, ob er irgendetwas ahnt. Ich schiebe das Gerät in meine Hosentasche und folge ihm. Während wir reingehen, brenne ich ihm mit meinem Blick ein Loch in sein Shirt. Wäre es möglich, würde er in Flammen auf gehen.

>> Wie meinst du das? Falls sie uns brauchen? Was können wir von hier aus tun? << will ich wissen, als er sich ungerührt meiner Blicke nicht, wie erwartet vor dem Laptop niederlässt, sondern nach oben in sein Zimmer geht. Der Raum wird von verschieden großen Bildschirmen beherrscht, die auf zwei Tische verteilt sind. So habe ich sein Zimmer nicht in Erinnerung.

>> Was sagt denn Anna und ihr Mann zu all dem hier? << frage ich, als ich mir die, ja wie soll ich das nennen? Kommandozentrale?

Als ich mir die Kommandozentrale ansehe.

>> Ist dir nicht aufgefallen, dass du sie, seitdem wir von den Ruinen zurück sind, nicht zu Gesicht bekommen hast? << fragt er beiläufig und setzt sich auf einen der Stühle. Das ist so nicht ganz richtig.

>> Anna war hier als die Polizei da war. << sage ich und überlege, ob ich sie sonst noch einmal gesehen habe.

>> Was ist mit ihr und ihrem Mann passiert? <<

>> Wir konnten sie davon überzeugen, dass sie uns hier allein lassen. << meint er kryptisch und ich runzle die Stirn.

>> Echt? Ich hätte nicht erwartet, dass die Zwei sich von ihrem Zuhause trennen. <<

>> Mit dem nötigen Kleingeld kann man fast jeden überzeugen.<<

So ist das also.

>> Und nun? <<

Mein Blick heftet sich auf die Bildschirme vor uns. Ratlos sehe ich von ihnen zu dem Jungen neben mir, der amüsiert den Kopf schüttelt. Ich ramme ihm spielerisch meinen Ellenbogen in die Seite.

>> Tut mir leid, wirklich, aber es ist als würde ich einem Welpen beim Spielen zusehen, wenn du so mit großen Augen vor dem Monitor sitzt. << sagt er und mir klappt die Kinnlade herunter.

>> Wäre schön, wenn du mir verrätst, wie ich helfen kann, statt mich mit einem Welpen zu vergleichen. <<

Ja, ich bin zickig aber hey, er hat mich gerade mit einem Welpen verglichen.

>> Hier sind die Live Übertragungen der anderen. Hier auf der Karte, ihr Aufenthaltsort. Hier drüben siehst du, wo Preston sich aufhält und dieser Punkt zeigt die aktuellen Polizeimeldungen und wo sich welcher Streifenwagen hinbewegt. << erklärt er, während er auf die verschiedenen Bildschirme deutet.

Oh Mann.

Hat er gerade aktuelle Polizeimeldungen gesagt? Ist das überhaupt legal?

>> Wie kommst du an die Polizeimeldungen und an deren Aufenthaltsort? <<

>> Na sagen wir mal so, es ist nicht ganz legal, aber wie sagt man so schön, was man nicht weiß, das macht einen nicht heiß. <<

Na dann.

Er nimmt ein Walkie-Talkie, dass vor ihm steht und beginnt zu sprechen, ohne auf mich zu achten.

>> Leute wir sind auf unserem Posten, alles klar

soweit?<<

>> Ja, wir sind gleich da. Hast du ein Bild? <<

>> Ja die Übertragung ist perfekt. Jetzt hoffen wir mal, dass wir sie diesmal auch antreffen. <<

Was?

>> Ich dachte, ihr wüsstet wo sie sind. << zische ich ihm entgegen.

>> Gestern dachten wir das auch und Schwups waren die Vögel ausgeflogen. Wir hoffen das Preston so auf dich fixiert war, dass er nicht auf dem Schirm hat, dass er das Handy angelassen hat. << erklärt er, nachdem er das Gespräch über Funk beendet hat. Ich sehe ihn ungläubig an.

Alles nur Vermutungen?

>> Was, wenn das eine Falle ist und die Jungs genau rein rennen? <<

Wieder habe ich Preston’s Worte im Ohr und sehe meine Freunde, wie sie mich voller Hass betrachten.

>> Was genau ist unsere Aufgabe? Außer live dabei zuzusehen, wie sie in ihr Verderben rennen. << frage ich beinahe tonlos, als ich mir die bewegenden Punkte genauer ansehe.

>> Wir kümmern uns darum, dass der Notarzt, falls nötig gerufen wird. Genauso, wie die Polizei und sollten die Jungs Hilfe für eine Flucht benötigen, lotsen wir sie durch die Straßen. <<

>> Aha und was genau haben wir vor? Ich meine, Preston und Archie sind bewaffnet. Soweit ich weiß, haben wir keine Waffen und wenn es dumm läuft, laufen sie ihnen direkt in die Arme. <<

>> Nicht ganz. Alle haben schusssichere Westen und sind mit Tasern und Pistolen bewaffnet. Wir haben uns genau auf das hier vorbereitet. <<

>> Alle sind bewaffnet? Ist nicht schon genug Blut geflossen? Seit wann haben wir das Zeug und woher? <<

>> Wir haben Gummigeschosse. Kein Blut, tut aber trotzdem weh. Keith, Gavin und Logan haben nach dem Zwischenfall auf den Ruinen alles besorgt. Wir hatten zwar damit gerechnet, dass wir Preston vielleicht nicht los sind, aber wir haben nicht erwartet, dass sie mit scharfer Munition auftauchen. Das sie uns so schnell überrumpeln schon gar nicht. << erklärt er und wird dabei immer ernster.

>> Und was machen wir nun? << frage ich und komme mir so langsam vor, wie ein nerviges Kindergartenkind.

>> Wir warten bis wir uns nützlich machen können, nicht mehr und nicht weniger. Es ist wichtig, dass wir den Überblick behalten. << antwortet er und ich wippe nervös mit dem Fuß.

>> Preston’s Punkt hat sich noch nicht einmal bewegt. Bist du dir sicher, dass er überhaupt da ist? <<

Er wirft mir mit hochgezogener Augenbraue einen herablassenden Blick zu und sofort wende ich meine Augen wieder den Monitoren zu.

>> Ich frag ja nur. << flüstere ich, traue mich aber nicht, ihn noch einmal anzusehen. Viel lieber wäre ich jetzt bei den Jungs, als hier rumzusitzen. Selbst wenn ich nicht scharf darauf bin, Preston wiederzusehen.

Der Punkt, der unsere Wagen markiert, kommt zum Stehen und die Bilder beginnen sich zu bewegen. Alle sind mit Bodycam’s ausgestattet, die nacheinander beginnen Bilder zu übertragen. In wenigen Sekunden fühle ich mich, als wäre ich mitten im Geschehen.

>> Wann habt ihr das alles gemacht? << frage ich, ohne meine Augen von den Bildern abzuwenden. >> Heute Morgen. Wir sind seit Tagen an den Vorbereitungen. So etwas schafft man nicht von der einen Sekunde auf die Andere. << erklärt er und ich kann kaum glauben, was sie in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben.

Die Gruppe hat sich in zwei Teams eingeteilt und ist dabei das Gebäude zu umstellen. Mein Puls ist auf 180 und ich verfolge mit angehaltenem Atem das Geschehen.

>> Dort steht ihr Auto. << hören wir Colin sagen und sehen im nächsten Augenblick den Wagen, mit dem auch ich gefahren bin.

>> Wie blöd sind die denn? Ich bin davon ausgegangen, dass sie den Wagen gewechselt haben. << sage ich. Das Gefühl, das wir in eine Falle tappen, verstärkt sich immer mehr.

>> Sie haben das Nummernschild ausgetauscht, das hat wohl gereicht. Diese Marke gibt es hier häufig. Es wäre auf jeden Fall aufgefallen, wäre es eine weniger verbreitetes Model gewesen. << kommentiert Jamie.

Er tippt irgendetwas auf die Tastatur und sofort erscheinen auf den kleinen Bildschirmen, die Namen unserer Freunde.

Wir verfolgen stumm, wie sich die Teams immer weiter vorarbeiten und ich kann mich nicht mehr auf dem Stuhl halten. Unruhig tigere ich von rechts nach links, durch den Raum und schaue immer wieder über seine Schulter.

Sie haben beide Ausgänge umstellt und gehen nun nacheinander hinein. Die Bilder wackeln so sehr, dass man den Fuß nicht vom Arm unterscheiden kann.

Gott wie nervenaufreibend.

Das erste Team arbeitet sich nach oben durch, während das Zweite in entgegen gesetzter Richtung verschwindet. Jamie hackt auf die Tastatur ein und hebt alle paar Sekunden seinen Kopf, um das Geschehen zu verfolgen. Keine Minute später, öffnet sich ein neues Fenster, in dem sich eine 3D Grafik des Gebäudes aufbaut und sich verschieden farbige Punkte bewegen. Wenige Sekunden später ist jeder Punkt mit einem Namen versehen und ich halte in der Bewegung inne.

>> Krass. <<

Es ist faszinierend, was er mit wenigen Mausklicks und seiner Tastatur bewerkstelligen kann. Verschmitzt grinst er mich an und zwinkert frech.

>> Das Wunder der Technik. <<

Wir verfolgen, wie sie Raum für Raum abgehen und diesen kontrollieren. Dabei gehen sie äußerst methodisch vor, was mich irritiert innehalten lässt.

>> Habt ihr so etwas schon öfter gemacht? <<

>> Nicht in diesem Zusammenhang, nein. Wir haben aber schon öfter Gebäude ausgekundschaftet, das ist nicht viel anders. << meint er lapidar und ich bin geflasht.

>> Ach habt ihr? << bohre ich weiter, doch er kommt nicht dazu, mir zu antworten. Das Team, das im oberen Stockwerk angekommen ist, bleibt abrupt stehen. Erst begreife ich nicht, was genau vor sich geht, doch dann kann ich im Hintergrund Stimmen hören. Ich kann allerdings nicht genau verstehen, was gesagt wird.

>> Kannst du das lauter machen? <<

Jamie hämmert bereits auf seinen Tasten und sofort verbessert sich die Tonqualität, des Gespräches.

>> Wann willst du ihr endlich schreiben? <<

>> Wir lassen uns noch etwas Zeit und lassen sie schmoren. Sie kann es bestimmt kaum erwarten, endlich von mir zu hören. Sie ist noch immer in dieser Absteige und wandert ungehalten durch die Gegend. <<

Oh mein Gott, er meint mich. Wie kann er wissen, was ich mache? Das ist einfach nicht möglich. Jamie sieht mich neugierig an und im Gegensatz zu mir, lächelt er immer noch.

>> Beruhige dich, du bist ganz blass. Er überwacht dein Handy, wie wir seines, schon vergessen. << beruhigt er mich und ich muss mich auf dem leeren Stuhl abstützen, um nicht umzufallen. Tatsächlich habe ich mit keiner Silbe mehr an dieses Mist Ding und Preston’s Möglichkeiten gedacht.

>> Ihr habt zwei Räume vor euch. So wie es aussieht, sind beide im Hinteren. Nicht zugreifen, wir brauchen erst Akira. << informiert Jamie und unsere Freunde bleiben zähneknirschend stehen.

>> Wie geht es unserem Freund? << höre ich Preston`s Stimme gerade und hänge sofort wieder am Bildschirm.

>> Der ist noch nicht wieder wach. Wenn du ihm nochmal so zusetzt, wird er seine Augen gar nicht mehr öffnen. <<

Meine Beine klappen nach diesem Satz einfach weg. Als können sie mich nicht mehr tragen, stürze ich zu Boden und Jamie hilft mir sofort auf den Stuhl. Mein ganzer Körper zittert wie Espenlaub und ist gleichzeitig stocksteif. Kälte, die tief aus meinem Inneren kommt, scheint sich in mir festzukrallen.

>> Scheiße. Wir müssen einen Krankenwagen rufen, sofort. << bringe ich klappernd heraus und versuche mein Handy aus der Tasche zu fummeln, was mir allerdings nicht richtig gelingen will.

>> Nein. Wir müssen ihn erst haben, bevor wir etwas unternehmen können. << stoppt Jamie mein Vorhaben, ehe ich es überhaupt in die Tat umsetzen kann.

>> Aber wir können ihn doch nicht sich selbst überlassen. <<

>> Das tun wir auch nicht. Wenn wir ihn haben, werden wir sofort den Notruf verständigen, doch erst brauchen wir ihn. << beharrt er.

>> Jamie hörst du mich? << ertönt das Funkgerät. Er antwortet Keith, ohne mich weiter zu beachten. >> Schau dir das hier mal an. Kannst du die für uns öffnen? << fragt dieser und auf dem Bildschirm erscheint eine Tür, die elektronisch gesichert wurde.

>> Ian, du musst nach unten. <<

Ian bewegt sich leise und vorsichtig von seinem Posten und macht sich auf den Weg zum zweiten Team. Dort angekommen, gibt er einen kurzen Pfiff durch die Zähne, als er vor der Tür steht.

>> Hast du die passende Software? << will er wissen und schraubt bereits die Verkleidung ab, um einen kleinen schwarzen Kasten darunter zu befestigen.

>> Ja, gerade heruntergeladen. Wenn du soweit bist, lege ich los. Wir sollten die Tür in 2 Minuten offen haben. << antwortet Jamie.

>> Ich weiß nicht, ob wir noch so lange haben. << ertönt Henderson‘s Stimme. Er hat sich etwas weiter vorgeschoben, um einen Blick auf die beiden zu erhaschen. Archie setzt sich plötzlich in Bewegung und Henderson schnellt im Bruchteil einer Sekunde wieder zurück.

Ian klemmt den Kasten an die Drähte, die er freigelegt hat und Jamie’s Finger fliegen so schnell über die Tasten, das ich kaum noch hinterherkomme.

>> Er ist stehen geblieben. << sagt Jamie und tatsächlich hält Archie etwa auf der Hälfte des Weges inne und beginnt wieder zusprechen.

>> Warum stellen wir keine Forderungen beim Vater dieses Schnösels? Genug Kohle hat der doch. Dann haben wir wenigstens noch einen Bonus. <<

>> Wenn wir das machen, ist sofort wieder das Sicherheitsteam hinter uns her. Wir dürfen nicht groß auf uns aufmerksam machen. Es war schon schwer genug den Bullen zu schmieren, wir können uns so etwas nicht leisten. <<

>> Du sagtest doch, der war kein Problem. <<

>> War er ja auch nicht, aber wir müssen das Geld ja nicht mit vollen Händen raushauen. Wir haben schließlich noch was vor, denk dran. <<

>> Na hoffentlich ist die Kleine soviel Wert, wie du dir versprichst. <<

>> Ist sie, glaube mir. Ich schreibe ihr unseren Treffpunkt, bevor ihr noch irgendwelche Dummheiten einfallen. <<

Wieder bewegt sich Archie auf die Jungs zu, doch bleibt erneut stehen als er Preston’s alarmierte Stimme hört.

>> Scheiße! <<

Mein Puls hat ungeahnte Höhen angenommen und ich kralle mich mit zitternden Fingern so fest in die Tischplatte, dass meine Knöchel weiß werden.

Haben sie uns entdeckt?

>> Was ist los? << will sein Kumpel wissen und ich bilde mir ein, die Fragezeichen auf seinem Gesicht sehen zu können.

>> Ich hoffe ihr seit bald fertig. << flüstert Lennox, der sich für den Angriff bereit macht.

>> Nicht hilfreich Alter. << Jamie ist gereizt und auf seiner Stirn glitzert der Schweiß. Wie paralysiert schaue ich gemeinsam mit dem zweiten Team auf die Punkte unter der schwarzen Box, die beginnen von Rot auf Grün zu wechseln.

>> Ich habe das scheiß Handy angelassen. Wir müssen hier weg. Sofort! << ich kann ihm anhören, wie angepisst er über seinen Fehler ist und auch Archie ist alles andere als erfreut über diese Nachricht.

>> Was? Wie kann man so dämlich sein? <<

Er stürmt nun auf den Ausgang zu, ohne noch einmal stehen zu bleiben. In dem Moment, in dem er um den Türpfosten tritt, überschlagen sich die Ereignisse und ich versuche mich auf alles gleichzeitig zu konzentrieren.

Lennox und Henderson nehmen Archie ins Visier und bombardieren ihn mit den Gummigeschossen. Entgegen meiner anfänglichen Skepsis, scheinen die Dinger echt weh zu tun. Sie drängen ihn auf die Seite, wo der Mistkerl wie ein gefällter Baum zu Boden geht.

Preston begreift sofort was los ist, doch bevor er türmen kann, stürmen Logan und Gavin in den Raum und nehmen ihn unter Beschuss.

Bei Ian, Keith, Ruthi und Colin ist das Schloss endlich entsichert und sie gehen mit den Waffen im Anschlag, in einen kleinen Kellerraum, in dem außer Dunkelheit nicht viel zu sehen ist.

In all der Zeit gibt Jamie einen Befehl nach dem anderen in den PC ein. Plötzlich schaltet sich eine einzelne Birne in dem Raum ein, um ein unwirkliches Bild wiederzugeben.

In der Mitte der Zelle, als etwas anderes kann man den höchstens fünf Quadratmeter großen Raum nicht bezeichnen, steht ein einzelner Stuhl, auf dem eine Person gefesselt und geknebelt sitzt. Schockiert schlage ich eine Hand vor den Mund, denn nur so schaffe ich es einen Aufschrei zu verhindern. Das Gesicht ist unter all den Wunden und Schwellungen kaum noch auszumachen und Übelkeit ergreift Besitz von mir.

>> Atmet er noch? << hauche ich und kann meine Augen nicht von dem scheinbar leblosen Körper wenden. Sobald sie die Fesseln gelöst haben, rutscht er vom Stuhl und die Jungs haben einige Mühe, ihn auf die Beine zu bekommen.

Jamie scheint der Einzige zu sein, der über all das Chaos einen Überblick behält und lotst Team zwei Richtung Ausgang, während er die anderen immer wieder auf mögliche Gefahren hinweist. Preston hat sich, bis an die Zähne bewaffnet, einen Ausweg erkämpft und unsere Freunde müssen immer wieder in die Defensive gehen, um nicht von einer seiner Kugeln durchlöchert zu werden.

>> Sophie, ruf den Rettungswagen und schicke ihn an diese Adresse. <<

Wie gebannt starre ich auf die Bildschirme und bekomme kaum mit, dass sich am unteren Rand ein Fenster mit dem Standort geöffnet hat.

>> Sophie? Sophie verdammt. Ruf den Scheiß Krankenwagen. << herrscht Jamie mich an und reißt mich so auf meiner Erstarrung.

Obwohl es mir schwerfällt, mich von dem Geschehen abzuwenden, wähle ich wenige Sekunden später die Nummer des Notrufs und schicke sie, wie befohlen an die aufblinkende Adresse.

Meine Stimme muss ausreichend geschockt geklungen haben, um den Sanitäter am Ende der Leitung aufhorchen zulassen. Als ich mich wieder dem Geschehen vor mir zuwenden kann, bekomme ich mit, wie Logan, Gavin und Lennox, die gerade noch nach einem anderen Weg aus dem Zimmer gefragt haben, von einer Druckwelle von den Füßen gerissen werden.

Die Bildübertragung endet abrupt.

>> Was war das? << frage ich schockiert.

>> Scheiße. << flucht Jamie und kurz starren wir geschockt auf das schwarzweiße Rauschen, des Bildschirms.

Wann ist Lennox zu den Zweien gekommen? Leben sie noch? Kann ich irgendetwas tun?

Ich bin kurz vor einem Nervenzusammenbruch und auch Jamie ist blass geworden. Im Gegensatz zu mir, scheint sein Denkvermögen jedoch nicht gelitten zu haben. Er schickt mehrere Streifenwagen auf den Weg, während er gleichzeitig versucht Kontakt zu den dreien aufzunehmen.

Henderson hat Archie, wie ein Weihnachtspaket verschnürt und schielt, um die Ecke in den Raum, in dem die Detonation stattgefunden hat. An einer Seite klafft ein riesiges Loch in der Wand. Ansonsten ist unter alldem Schutt und Staub nicht viel auszumachen.

>> Jamie! << schreit Henderson und wir starren gemeinsam auf die Punkte, welche uns den Standort der anderen anzeigen. Unter unserer Anleitung findet er den Ersten und zieht in aus den Trümmern. Es dauert nur einen kleinen Moment, bis ein Fluchen und Stöhnen zu hören ist und ich bin erleichtert Gavin’s Stimme zu hören. Henderson beginnt, nachdem er sich noch einmal davon überzeugt hat, dass es ihm soweit gut geht, nach den anderen zu suchen. Diesmal dauert es etwas länger bis Henderson den Nächsten findet, was nicht nur an den Unrat liegt, der durch die Explosion herumliegt. Er befreit Logan und zieht ihn zu Gavin, der immer noch sichtlich angeschlagen, beginnt sich um ihn zu kümmern.

>> Ist mit ihm alles in Ordnung? << will Jamie wissen, denn wir konnten nicht sehen, ob Logan die Augen geöffnet hat.

>> Er atmet. << ist die einzige Antwort, die wir erhalten und müssen uns erst einmal damit begnügen. Sofort ist er wieder auf der Suche nach dem Nächsten und mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter. Der Staub hat sich allmählich gelegt und wir können erkennen, welches Ausmaß die Explosion hatte.

>> Kann mir mal jemand helfen? Scheiße, dieser verdammte Penner. Ich bring ihn um, wenn ich ihn in die Finger bekomme. Scheiße! << ein erleichtertes ausatmen löst sich beinahe gleichzeitig aus uns. Die Beschimpfung und Flüche kommen von Lennox und auch wenn ich ihn nicht sehen kann, weiß ich, dass es ihm gut geht, sonst würde er nicht schimpfen wie ein Rohrspatz.

>> Alles klar? << fragt Henderson, als er Lennox ausgemacht hat und hilft ihm auf die Beine.

>> Ja, ja. Wo ist die Ratte? <<

>> Vergesst ihn. Das Signal ist weg, macht das ihr da rauskommt. << gibt Jamie die Anweisung an Henderson, der es wiederum für die anderen wiederholt und tatsächlich schultern sie Logan und verlassen den Raum. Auch das erste Team hat es mittlerweile nach draußen geschafft und Jamie gibt Entwarnung. Die Punkte des Krankenwagens und der Polizei bewegen sich immer weiter auf ihr Ziel zu und ich stütze erleichtert meinen Kopf in die Hände und atme tief durch.

Es ist alles gut gegangen.

Akira ist frei und alle leben noch.

Immer wiederhole ich diese beide Sätze in meinem Kopf, wie ein Mantra, um mir bewusst zu machen, dass wir es geschafft haben. Jamie hat bereits einen weiteren Rettungswagen an den Unglücksort beordert und streicht mir behutsam über den Rücken.

>> Wir haben es geschafft. Kein Grund mehr zur Sorge.<<

Ohne auf seine Worte einzugehen, schaue ich wieder auf den Bildschirm, der immer noch die Adresse anzeigt, wobei ich die selbst mit geschlossenen Augen, hätte wiederholen können.

>> Ich muss dahin. << stoße ich aus und bin schon auf dem Weg zur Tür, als mich seine Worte zurückhalten. >> Und was willst du tun? Du würdest jetzt nur im Weg rumstehen. Sie haben alles unter Kontrolle und außerdem haben wir gar kein Auto, um dorthin zu kommen.<<

Mist.

>> Aber es muss doch eine Möglichkeit geben. Ich kann helfen. <<

Ich habe das Gefühl völlig hilflos und unnütz zu sein, schlimmer noch als bisher.

>> Nein, die gibt es nicht. Wir können gemeinsam ins Krankenhaus fahren, wenn die anderen wieder da sind. Gerade haben alle genug zu tun, da müssen wir uns nicht auch noch einmischen. Du solltest dich lieber ausruhen, bevor alle wieder da sind. << sagt er und ich bin sprachlos.

Oh bitte nicht. Wie lang soll ich mich denn ausruhen? Ich habe mich bereits für ein ganzes Jahr ausgeruht, ich will endlich etwas machen. Ich kann nicht verstehen, wie er auf den Gedanken kommt, dass ich mich jetzt eine Runde aufs Ohr hauen könnte, während sich alle anderen im kompletten Ausnahmezustand befinden.

Trotz meiner Gedanken nicke ich ihm zu und verlasse den Raum. Ich glaube nicht, dass es etwas bringt, wenn ich ihm widerspreche.

Prophezeiung

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