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KAPITEL 3

Am nächsten Morgen um Punkt Neun betrat ich, begleitet von Nick und Malik, das Ratsgebäude im Herzen von Arcadia. Die Assassinen lauerten bereits in den Schatten und die Minister erwarteten uns. Da mein ganzes Auftreten, inklusive meiner Kleidung, bewertet werden würde und ich direkt von Anfang an ein Statement setzten wollte, trug ich eine leger sitzende, weiße Seidenhose und eine wunderschöne goldfarbene Tunika mit Perlenknöpfen. Meine Haare fielen mir glatt den Rücken hinab und auf meinem Kopf thronte das übliche Flügeldiadem.

Obwohl die Kleider aus Arcadia stammten, fühlte ich mich überraschend wohl in ihnen. Sie waren luftig und schick und ich hatte nicht das Gefühl, in einem mörderisch hochgeschlossenen Kleid zu ersticken.

Eine ganze Armee an Wachen erwartete uns im Inneren des Gebäudes und Malik erwiderte meinen fragenden Blick mit stoischer Miene. Er würde nicht nachgeben, so viel stand fest. Auch wenn er genau wusste, wer um uns herum in den Schatten lauerte.

Nick warf mir einen fragenden Blick zu. »Bereit?«

Ich nickte und gemeinsam betraten wir, gefolgt von Malik, den Ratssaal. Meine zweite Ratssitzung. Wer hätte noch vor ein paar Tagen ahnen können, dass wir so schnell wieder zusammenfinden würden, und vor allem, warum.

Mit so viel Selbstbewusstsein und Würde wie möglich schwebte ich in den Saal. Anstatt mich jedoch zu den Ministern auf die Empore zu gesellen, blieb ich unten, auf der Redeplattform, wie ich sie nannte, stehen. Das Mosaik zu meinen Füßen war wunderschön. Es zeigte einen Krieger, ähnlich gekleidet wie Malik, mit gigantischen, weißen Flügeln, der, das Schwert hoch erhoben, in Richtung Himmel flog.

Die glorreichen Engel. An der gesamten vergangenen Woche war jedoch wenig glorreich gewesen.

»Eure Hoheit«, begrüßte Laurenti mich mit schmierigem Grinsen und gelben, fliegenden Haaren, als er die kleine Wendeltreppe herunter geeilt kam.

»Bemüht Euch nicht, Minister. Ich stehe genau dort, wo ich stehen will.«

»Aber …«

»Setzt Euch, Minister«, wies Malik Laurenti in scharfem Ton an. Sichtlich irritiert von unserem Auftreten, zog der Minister sich auf die Empore zurück. Nicht jedoch, ohne mich oder das Diadem auf meinem Kopf, noch einmal abfällig zu mustern. Es war das erste Mal, dass wir uns seit dem kleinen Zwischenfall in seinem Haus wiedersahen und der Hass in seinen Augen loderte energischer denn je.

Showtime.

Langsam hob ich den Blick und sah in die Gesichter jener Männer, die womöglich den Tod eines ihrer eigenen Mitglieder verursacht hatten. Den Ministern, die mir bei der ersten Ratssitzung freundlich entgegengetreten waren, nickte ich höflich zu, ehe ich mich auf Laurenti konzentrierte.

Lucan?

Links von dir, hörte ich seine tiefe Stimme in meinem Kopf. Direkt unter Laurenti. Duncan und King sind auf der Empore. Alex hinter dir. Bowen rechts von euch und Kjiel, Víctor und Rio sind vor dem Gebäude.

Sag Duncan und King, dass sie Laurenti im Auge behalten sollen, wies ich ihn stumm an.

Ich konnte Lucan nicht sehen, ich sah keinen der Assassinen, dennoch spürte ich, wie sein Bewusstsein sanft gegen meines strich. Er war hier und unsere Verbindung war stark. Was immer passieren mochte, die bloße Anwesenheit der Krieger gab mir zusätzliche Kraft.

Nick verschränkte die Arme hinter dem Rücken und sah sich geduldig um. Er überließ mir die Führung, so, wie wir es besprochen hatten.

»Minister Meyer ist tot«, begann ich mit lauter, klarer Stimme.

»Er wurde ermordet … hingerichtet«, verbesserte ich mich und ließ die erste Bombe platzen. »Direkt am See der Balance. Vor unser aller Augen.«

Das erste Raunen ging durch die Menge und mein Blick glitt von Laurenti, der die Zähne zusammenbiss, bis sein Kiefer kurz vorm Zerbersten sein musste, zu den anderen Ministern, die während der letzten Ratssitzung wie brave Chihuahuas an Laurentis Rockzipfel gehangen hatten. Den Blick starr geradeaus gerichtet sahen sie nicht mich, sondern einen Punkt hinter meiner linken Schulter an.

»Hingerichtet, Eure Hoheit?« Einer der netten Minister wurde ein wenig blass um die aristokratische Nase. »Ihr meint doch sicherlich …gestorben?«

»Leider nein …« Aus den Augenwinkeln sah ich Nicks Lippen lautlos einen Namen formen »Minister Emres. Unser geschätzter Minister Meyer«, der Himmel möge sich auftun und mich strafen, »wurde hingerichtet. Mit einem uralten und seit Jahrhunderten illegalen Blutzauber.«

Und Raunen Nummer Zwei ging durch den Saal. Diesmal aber überraschte Laurenti mich, indem er aufstand und sich lässig an die Balustrade der Empore stützte.

»Das Verbrechen, das Ihr uns hier offenbart, Eure Hoheit, ist in der Tat ein Skandal.« Sein Tonfall machte deutlich: Wenn es denn stimmt.

»Malik?« Wie besprochen trat Malik vor und erläuterte den Ministern im Detail – in jedem grausamen, noch so kleinen Detail – was gestern Früh passiert war. Lediglich die Botschaft behielt er für sich.

Ich hatte mir von Anfang an gedacht, dass die Minister Nick oder Malik mehr Glauben schenken würden als mir, daher hatten wir uns vorab gemeinsam auf Malik geeinigt. Von unserer kleinen Gruppe war er mit Sicherheit das respektabelste Mitglied des königlichen Hofes, auch wenn ich es war, die das Diadem trug.

»Wie Ihr also seht, hat es unser Feind geschafft, sich unbemerkt Zutritt nach Arcadia zu verschaffen.«

»Das ist unmöglich!«, rief einer der Minister.

»Ist es das wirklich?« Mein Blick fand den von Laurenti und die boshaften Augen des Mannes funkelten beinahe vergnügt.

Er weiß, dass wir keine Beweise haben.

Der Mistkerl scheint das hier richtig zu genießen.

Aber ich wollte den Minister leiden sehen und ich wollte ihn aus der Fassung bringen, also traf ich eine impulsive Entscheidung und wich vom Plan ab.

»Wir vermuten, dass Minister Meyer hinter den Anschlägen am Tag meiner Initiation steckte.«

Nicks Kopf wirbelte herum.

»Lilly!«, zischte er leise, sichtlich überrascht.

Ein paar der Minister sprangen auf und tauschten aufgeregte Blicke miteinander. Chaos brach aus, aber ich blendete es aus und konzentrierte mich voll und ganz auf Laurenti. Wieso konnten wir keine Beweise finden? Und wieso verdammt nochmal reichte es nicht aus, dass er Laura und Jace gequält hatte? Aber nein, laut Nick, Malik und sogar Olli, brauchten wir handfeste Beweise für seine Gräueltaten oder noch besser, einen Verrat an Alliandoan – ihre Worte, nicht meine –, um den Minister auszuschalten. Leider gehörte die schlechte Behandlung von Unsterblichen nicht dazu. Schon gar nicht, wenn es sich um einen Mischling und einen Ghoul handelte. Es gab keinerlei Gesetze, die andere Unsterbliche in Alliandoan vor den Engeln schützten, auch etwas, was ich gedachte zu ändern, sobald ich Laurenti los war.

Mach weiter, Prinzessin. Duncan und King beobachten ein paar Minister gegenüber von Laurenti, die auf einmal ziemlich nervös aussehen.

»Wir haben von Anfang an nicht daran geglaubt, dass Dämonen hinter den Angriffen stecken und haben Nachforschungen angestellt. Und endlich ist uns ein Durchbruch gelungen.«

Der Saal verstummte und auch Laurenti erstarrte.

»Minister Meyers Hand wies zahlreiche Brandwunden auf. Ein paar der fähigsten Zauberer aus Dhanikans sowie Runak, der oberste Heiler Arcadias, untersuchen die Brandwunden just in diesem Moment.«

Eine dreiste Lüge, aber das würde außer uns und dem Mörder niemand wissen.

»Gibt es schon Ergebnisse?«

Ich verneinte die Frage. »Bis jetzt nicht, aber sowohl der Magister der Gelehrten als auch Midas selbst haben uns ihre Hilfe angeboten.«

Kluger Schachzug, Prinzessin.

Es konnte nicht schaden, ein wenig Macht zu demonstrieren, und den Ministern meine Allianzen klarzumachen. Auch wenn ich Midas noch nie getroffen hatte und nicht einmal wusste, ob der oberste Zauberer Dhanikans hinter mir stand. Aber ein Mädchen durfte ja hoffen.

»Ihr habt einflussreiche Freunde vorzuweisen, Eure Hoheit.« Laurenti musterte mich von Kopf bis Fuß und ich unterdrückte den Ekel, der bei seinem Blick in mir aufzusteigen begann. »In so kurzer Zeit.«

»Wisst Ihr, Minister, wenn man dasselbe Ziel hat, bilden sich neue Freundschaften recht schnell.«

Zwei der netten Minister beugten sich neugierig vor. »Von welchem Ziel sprecht Ihr, Hoheit?«

»Einer vereinten Anderswelt«, antwortete ich ehrlich und wandte mich von Laurenti ab. »Von offenen Grenzen und Portalreisen, fairen Handelsverträgen und einem Ende der Sklaverei.«

Laurenti war so dreist, zu lachen.

»Ich sagte es schon einmal und ich sage es erneut. Das sind die idealistischen Ziele eines jungen Mädchens. Ihr mögt ein Diadem tragen, aber Ihr seid noch lange keine …«

»Vorsicht, Minister«, ermahnte ich ihn leise. »Oder wollt Ihr den Zwischenfall in Eurem Haus wiederholen?«

Die anderen Männer blickten nervös von mir zu Laurenti. Einige von ihnen schienen zu wissen, wovon ich sprach, andere sahen völlig ratlos aus.

»Und wie wollt Ihr das anstellen, hm? Eine vereinte Anderswelt, ohne Sklaven …«

»Wir nehmen uns die Probleme Stück für Stück vor, angefangen mit dem heutigen Tag.« Ich sah mich im Saal um und vergewisserte mich, dass ich die volle Aufmerksamkeit genoss. »Ab heute wird Alliandoan keinen Handel mehr mit Crinaee betreiben. König Narcos wurde bereits informiert und alle Verträge fristlos gekündigt.«

»Ihr habt was

Jetzt hast du ihn, rede weiter und mach ihn so richtig wütend, Prinzessin.

Nichts lieber als das …

»Es wird keinen sirovine Handel mehr mit Narcos geben, Minister Laurenti. Außerdem werden wir Crinaee nicht mehr mit Getreide beliefern oder ihnen bei Verhandlungen mit Fenodeere beratend zur Seite stehen.«

Das Gesicht des Ministers lief puterrot an. »Wie könnt Ihr es wagen? Das waren wichtige Verträge! Alliandoan ist auf Crinaee angewiesen …«

»Das sind wir nicht«, unterbrach Nick ihn gelassen. »Ebenso wenig ist Crinaee auf uns angewiesen. Bevor wir weiteren Handel betreiben, werden wir uns die Konditionen genauestens anschauen und uns überlegen, ob wir wahrhaftig mit einem Tyrann Handel betreiben wollen.«

»Zudem werden wir keinerlei Sklaven aus Anak oder Permata mehr ausliefern. An keines der anderen Königreiche. Nie wieder.« Dieser Punkt war mir besonders wichtig.

»Ihr wisst nicht, was Ihr tut!«, keuchte Laurenti. »Ihr zerstört damit unsere jahrelange Arbeit. Ganze Jahrzehnte! Das … das werde ich nicht zulassen. Ihr seid doch nichts weiter als ein …« Im letzten Moment fing er sich und brach ab. Im Saal war es vollkommen still geworden und nur das schwere Atmen des Ministers war zu hören.

»Ja, Minister? Ich bin was?«

Laurenti sah zur Seite. Seine Hände umklammerten das Geländer der Balustrade so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten, und aus der kurzen Entfernung meinte ich, eine Ader an seiner Schläfe pochen zu sehen.

»Wisst Ihr Minister, vielleicht wäre es ab jetzt besser für alle, wenn man Euch sieht, aber nicht hört.«

Sein Kopf ruckte erneut herum und völlig fassungslos starrte er mich an. Es war wohl das erste Mal innerhalb der letzten Monate, dass ich den Minister sprachlos erlebte. Die Genugtuung, die ich empfand, als ich ihm seine eigenen Worte an den Kopf warf, war nicht mit Gold aufzuwiegen. Pure. Befriedigung.

Laurenti öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann schaute er auf, aber seine Kumpels blickten ebenso ratlos drein, wie er. Ich machte mir genau diesen Moment zunutze, um die Ratssitzung zu beenden. Wir hatten keinerlei Beweise gegen den Minister, aber vielleicht hatten Duncan und King etwas Interessantes beobachtet und die Mitglieder des Rates, die mir gegenüber wohlgesonnener gestimmt waren, hatten nicht nur meine Entschlossenheit, sondern auch Laurentis unmögliches Verhalten beobachten können. Eventuell motivierte es sie dazu, ihre Loyalität ihm gegenüber zu überdenken. Also kein kompletter Reinfall …

Wir treffen uns im Palast.

Ich spürte einen leichten Windhauch, ganz zart und kaum wahrnehmbar, und die Assassinen waren verschwunden.

»Gehen wir«, wies ich Nick und Malik an, wandte mich von der noch immer erstarrten und sichtlich schockierten Menge ab und verließ schnellen Schrittes das Ratsgebäude.

Als wir auf die Straße vor dem Gebäude traten, zog ich die frische, blumige Luft Arcadias tief in meine Lungen und drehte mich dann zu meinem Bruder um.

»Na, los«, forderte ich ihn auf. »Sag es.«

Die Falte auf Nicks Stirn vertiefte sich. »Du hast dich nicht an den Plan gehalten.«

»Der Plan hat nicht funktioniert«, murmelte ich und sah Malik nicken.

»Du hast impulsiv, aber clever gehandelt, Lilly. Ich bin stolz auf dich.«

Überrascht schaute ich von Nick weg und hinauf in den strahlend blauen Himmel. Ich betrachtete die sieben Sonnen, die sich langsam immer höher schoben und sich dabei zu umkreisen schienen. Zur Mittagszeit würden sie direkt über dem See der Balance schweben, in einer Art Halbkreis, und uns alle daran erinnern, dass ihre Schönheit womöglich auch eine Warnung war.

»Habt ihr den Ausdruck in Laurentis Augen gesehen, als ich die Hand des Ministers erwähnt habe?«

»Er wusste ganz genau, dass die Hand fehlte.«

Ich gab ein zustimmendes Geräusch von mir und Malik fuhr fort.

»Crinaee zu erwähnen, war eine gute Idee. Ich habe schon gedacht, ich muss einschreiten und dich vor dem Minister retten.«

»Ich glaube, wir hätten eher den Minister vor Lilly retten müssen«, scherzte Nick. »Oder vor Lucan.«

»Wo sind die Assassinen jetzt?«

»Zurück im Palast.«

Nick warf mir einen fragenden Blick zu. Offenbar wollte er wissen, woher ich das so genau wusste.

»So hat Duncan es mir erzählt«, log ich, als wir uns in Bewegung setzten. Es war noch früh und die ersten Händler und Läden schienen gerade erst zu öffnen. In der Welt der Menschen wären die ersten Cafés bereits seit Stunden geöffnet. So auch das Himmel und Erde. Ich hätte bereits meinen zweiten Cappuccino mit Todd intus und würde Kaffee und Frühstück mit Susie servieren. Aber die ersten sechsundzwanzig Jahre meines Lebens kamen mir auf einmal wie ein Traum vor. Irgendwie unwirklich. Ratssitzungen, Mordermittlungen und lernen, wie man ein Königreich zu führen hatte, waren jetzt meine Realität. Eine Realität, an die ich mich in der Tat schnell gewöhnt hatte, weil sie mir gefiel. So gefährlich mein neues Leben auch manchmal sein mochte, ich wollte es gegen nichts auf der Welt eintauschen.

Als die ersten Engel anfingen, uns zu erkennen, beeilten wir uns, so schnell wie möglich in den Palast zu kommen. Ich würde an einem anderen Tag Hände schütteln, jetzt aber wollte ich wissen, ob Duncan und King irgendetwas Interessantes beobachtet hatten.

»Nochmal«, forderte Malik Duncan auf und die Augen des jungen Assassinen begannen gefährlich zu glitzern.

»Die beiden Minister gegenüber von Laurenti, der Dicke und der mit den komischen Haaren«, er deutete eine Irokesen Frisur mit der Hand an, »die beiden haben sich während Lillys kleiner Rede am auffälligsten verhalten.«

»Und der Typ mit der Glatze links von ihnen«, fügte Alex hinzu. Es war ungewohnt, den Assassinen in unserem kleinen, elitären Kreis zu sehen, aber nicht unerwünscht. Ich mochte Alex. Er war ruhig und zuverlässig, aber seine Augen verrieten ihn. Hinter der neutralen, beherrschten Fassade lauerte ein Raubtier. Die Assassinen wurden nicht umsonst gefürchtet.

»Was machen wir jetzt mit diesem Wissen? Wir haben nichts gegen Laurenti in der Hand.«

»Nichts Konkretes, nein«, stimmte Lucan Cora zu, »aber wir haben Anhaltspunkte und wir wissen jetzt, wen wir überwachen und im Auge behalten müssen. Mit jeder einzelnen Reaktion«, Lucan sah zu mir, »oder Provokation, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er sich verrät.« Er und Malik tauschten einen einvernehmlichen Blick miteinander.

»Wir werden Laurenti und die anderen Minister rund um die Uhr überwachen. Irgendwann machen sie einen Fehler.«

»Irgendwann macht jeder einen Fehler«, fügte King hinzu und erhob sich. Seine massive Gestalt warf einen Schatten auf den Küchentisch und unsere Runde. Der Assassine schenkte mir ein strahlendes Lächeln. »Gute Rede, Mädchen. Du hast ihnen auf jeden Fall was zum Nachdenken mitgegeben.« Er lehnte sich vor und klopfte mit den Fingerknöcheln auf den Tisch. »Wir ziehen uns jetzt zurück. Alex. Duncan.«

Die Krieger erhoben sich anstandslos und folgten Lucans Stellvertreter aus der Palastküche.

Ich schielte zu Lucan, aber er blieb, wo er war. Ein Bein lässig über das andere gelegt, saß er am anderen Ende des Tisches. Die Kapuze seiner schwarzen, asymmetrischen Tunika hing ihm im Nacken und ermöglichte mir so einen perfekten Blick in das schöne, aber harte Gesicht des Assassinen-Königs. Lucans schwarze Augen glitten unfokussiert durch den Raum und ich nutzte den Moment, um ihn ungeniert anzustarren. Die schwarzen Messer an seinem Gürtel waren gut sichtbar, ebenso der Anfang und das Ende seiner Tattoos an Hals und Arm. Eins seiner beiden Katana lag neben ihm auf dem Boden und obgleich seine Haltung für jeden gelassen wirken musste, spürte ich die Anspannung, die von ihm ausging. Als hätte er mich gehört, hob er ruckartig den Kopf und sah mich an. Es war sinnlos, so zu tun, als hätte ich ihn nicht beobachtet und mich an seinem Anblick erfreut, also versuchte ich es gar nicht erst.

Wieso bist du noch hier?

Wäre es dir lieber, ich würde gehen?

Mein Kopf wackelte kaum merklich hin und her. Die Andeutung eines Kopfschüttelns. Nein. Ich wollte Lucan hier haben. Dennoch fragte ich mich, warum er noch hier saß, während seine Männer sich bereits verabschiedet hatten. Vielleicht lag es an mir (bei dem Gedanken begann mein dummes Herz höher zu schlagen) oder aber es lag daran, dass Lucan hier nur seinen Job machte und die Schuld seiner Familie gegenüber meiner beglich.

Ich höre dich denken, Prinzessin.

Nick, Malik und die anderen waren noch immer am Diskutieren, aber ich hörte sie nicht.

Dann beantworte die Frage.

Für einen Moment war es still in meinem Kopf. Dann meinte ich, ihn leise grollen zu hören.

Ich bin hier, weil ich es so will.

Sein Blick war eindeutig. Niemand zwang Lucan Vale etwas zu tun, was er nicht wollte. Ich schluckte und wandte den Blick ab, bevor meine Emotionen mit mir durchgehen konnten.

Nach ein paar weiteren Minuten hatten wir uns darauf geeinigt, die Minister überwachen zu lassen und die Schutzzauber rund um den Palst zu verstärken. Das Training würde für den Moment pausieren und wir alle uns ein, zwei Tage frei nehmen, um das Geschehene zu verarbeiten.

Von Flammen & Verrat

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