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SO ENTSTEHEN SCHADHAFTE GLAUBENSSÄTZE

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Der Großteil unserer negativen, aber auch positiven Glaubenssätze stammt aus unserer Kindheit. Einzelne Überzeugungen können aber auch später noch durch besonders schmerzhafte Erfahrungen oder unangenehme Erlebnisse, die sich wiederholten, hinzukommen. Im Grunde gibt es drei Optionen, wie eine negative Überzeugung entsteht.

 Sätze, die uns immer wieder vorgesagt werden: Man sagt uns als Kind immer wieder einen Satz vor, den wir anschließend für die Wahrheit halten. Klassische Beispiele: »Bescheidenheit ist eine Tugend.«, »Man drängt sich nicht in den Vordergrund!«, »Aus dir wird nie etwas.«, »Nimm dich nicht so wichtig.«, »Eigenlob stinkt.«, »Die Schönste bist du ja nicht gerade.«, »Du bist eine Enttäuschung.«, »Du hast es nicht anders verdient.«

 Überlebensstrategien: Hierbei handelt sich um Glaubenssätze, die uns zu gewissen Handlungen antreiben. Zum Beispiel immer lieb zu sein, keine Widerworte zu geben, perfekt zu sein, immer Ja zu sagen, sich anzustrengen, keine Gefühle zu zeigen, es allen recht zu machen, stark zu sein und so weiter. Da fast jeder von uns von einem oder mehreren dieser schadhaften Glaubensmuster betroffen ist, gehe ich im weiteren Verlauf dieses Buches immer wieder auf sie ein.

 Interpretationen: Als Kind bedeuten unsere Eltern für uns die Welt. Kein Wunder, wir sind auf ihre Liebe und ihr Wohlwollen angewiesen, um zu überleben. Alles, was wir durch sie erfahren, halten wir für richtig und wahr. Tatsache ist aber, dass wir bereits als Kind die Fähigkeit haben, zu interpretieren. Und genau das tun wir auch: Wir deuten das Verhalten unserer Eltern und anderer Autoritätspersonen. In vielen Fällen haben diese Interpretationen aber nichts mit der Absicht der handelnden Personen und vor allem nichts mit der Wahrheit zu tun. Sie werden dennoch zu einem Glaubenssatz, der unser Leben bestimmt.

Ein Beispiel für diese dritte Möglichkeit, wie Glaubenssätze entstehen: Der Vater von Fritz arbeitet fast Tag und Nacht, um seiner Familie ein schönes Leben zu ermöglichen – anders als in seiner Kindheit, die von Armut geprägt war. Leider bekommt Fritz seinen Vater dadurch sehr selten zu Gesicht. Er beginnt zu glauben: »Ich bin nicht wichtig und wertvoll für Papa.« Diese Interpretation wird in ihm als Wahrheit abgespeichert und später auf die Welt umgelegt: »Ich bin nicht wichtig und wertvoll für andere.«

Oder Sandra: Ihre Mutter ist immer sehr gestresst. Sie läuft im Affentempo zickzack durch die Wohnung. Mal bügelt sie, dann gießt sie die Blumen, ein andermal tippt sie wie wild geworden auf die Laptoptasten. Wenn Sandra auf ihre Mutter zugeht, wird sie häufig in ihr Zimmer geschickt mit der Bitte, sie möge allein etwas spielen und sich ruhig verhalten. Sandra beginnt durch das Verhalten der Mutter zu glauben: »Ich bin eine Belastung, ich bin nur im Weg.« Genau diese Überzeugung überträgt sie später im Erwachsenenleben auf ihre Mitmenschen.

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Oder Paula: Weil ihre Eltern arbeiten, verbringt sie die Nachmittage immer bei ihrer strengen Großmutter, deren Erziehungsstil noch aus den Fünfzigerjahren stammt. Wenn Paula einen Fehler macht oder kleckert, wird ihr Verhalten oft mit einer Ohrfeige bestraft. Paula beginnt zu glauben: »Ich habe es nicht anders verdient.« Diesen Glaubenssatz trägt sie auch noch als Erwachsene in sich und nimmt es daher einfach hin, wenn sie von ihren Kollegen von oben herab behandelt oder von ihrem Partner beschimpft wird. Denn sie denkt ja, dass sie genau dieses Verhalten verdient hat.

Obwohl dir beim Lesen dieser Beispiele völlig bewusst war, dass der Vater von Fritz es eigentlich gut meinte und nicht Paula, sondern die Großmutter alles falsch macht, können derartige Erfahrungen zu hartnäckigen negativen Überzeugungen führen. Wenn wir sie nicht erkennen und auflösen, laufen wir Gefahr, dass sie uns die Freude am Leben und vor allem die Freude, wir selbst zu sein, verderben. Somit wären wir auch schon bei den Auswirkungen von negativen Glaubenssätzen.

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