Читать книгу Mitternachtswende - Melanie Ruschmeyer - Страница 6

Körperlicher Zerfall

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››Boah, brummt mir der Schädel!‹‹, knurrte Carla verächtlich und massierte ihre Schläfen.

Sie saß auf einem der Sessel im Wohnzimmer und stöhnte. Über ihr war Marc dabei die Welt vollends auf den Kopf zu stellen. Seine Lautsprecher wurden derart zu Höchstleistungen getrieben, dass ihr Glas, welches neben ihr auf dem Tisch stand, zu vibrieren begann. Die Wellen der roten Flüssigkeit sollten eigentlich beruhigend auf Carla wirken, doch es machte sie nur noch zorniger. ››Ich bring ihn um!‹‹

Carlas Finger gruben sich in ihr Gesicht und zogen die dunklen Augenräder nach. Alles tat ihr weh und gerade in diesem Augenblick machte sie Marc dafür verantwortlich. Hatte sie ihn bis vor ein paar Tagen noch interessant gefunden mit seiner Narbe über dem rechten Augen, wurde er jetzt zur Zielscheibe ihrer Missgunst. In ihrem Verstand baute sich pure Mordlust auf und Bilder formten sich zu einem Puzzle zusammen, die ihn nicht gerade ins gute Licht setzten. Wenn er nicht bald etwas leiser werden würde, konnte sie nicht mehr für seine Sicherheit garantieren.

Mit einem Mal klopfte der Bass gegen die Wohnzimmerdecke und Carlas Auge zuckte gewaltig. Allmählich glaubte sie, dass der Sessel sich bereits durch die Vibrationen fortbewegte. Im großen Bücherregal klappte ein Buch um und riss mehrere zu Boden. Dumpf erklang ihr Aufprall und schien das Fass zum Überlaufen zu bringen. In nur einer Sekunde sprang sie auf und zischte wie eine Viper: ››Ich bring ihn um!‹‹

Die dicke Kellertür klappte auf und Li kam samt Josy heraus. Sie schienen ebenfalls erbost und ziemlich aufgebracht zu sein. Tief gruben sich ihre Augenbrauen nach unten.

››Sag mal, hat der sie noch alle?‹‹, fragte Li und schaute zur Decke auf. Auch Josy wurde wütend und stimmte mit ein: ››Kaum ist Celest mal kurz aus dem Haus, da glaubte er, er könne sich alles erlauben!‹‹

Carla fühlte sich bestätigt und nickte den beiden zu. ››Ich bring ihn um. Habt ihr irgendwelche Einwände?‹‹

Lässig lehnte sich Li an die Tür und grinste breit. Josy schüttelte mit dem Kopf und stimmte in die Mimik ihres Mannes mit ein. ››Tu was du nicht lassen kannst. Gerade würde sich die gesamte Familie bei dir für diese Wohltat bedanken.‹‹ Auch wenn ein Hauch von Ironie in ihrer Stimme lag, reichte Carla diese Aussage aus. Wie ein Stier stampfte sie los und wollte gerade die erste Treppenstufe nehmen, als Josy ihr nachrief: ››Bitte frag Gray noch, ob er dir nicht behilflich sein möchte. Er verpasst nur ungern eine Rauferei mit seinem Liebling!‹‹

Kurz hielt Carla inne und runzelte die Stirn. War das gerade ein freundschaftliches Lächeln auf ihren Lippen? Sie konnte es nicht glauben und zog fragend eine Braue hoch. Als sie so darüber nachdachte, musste sie sich eingestehen, dass Josy die letzten Tage viel zu freundlich zu ihr gewesen war. Keine bösen Blicke, kein Streit und keine Ohrfeige. War ihr etwas entgangen?

Dann knurrte ihr Magen lautstark los. Er zog sich derart zusammen, dass Carlas rechte Hand sich in die Bauchdecke krallte und der Körper sich geringfügig krümmte. Es war nicht nur der Hunger, der Carla plagte, auch Magenkrämpfe suchten sie die letzten Tage heim. Ab und an fühlte es sich so an, als wenn ihre Mitte sich drehte und schmerzlich verbog.

Blitzschnell war Josy bei ihr und hielt ihr das halbvolle Glas hin. ››Trink lieber noch etwas‹‹, meinte sie und zwinkerte, ››zur Stärkung! Nicht das du bei dem ersten Schlag aus den Latschen kippst. Das wäre doch sehr schade.‹‹

Steif und ruckartig griff Carla nach dem Getränk und wagte nicht, sie aus den Augen zu verlieren. Hatte sie in dieser kurzen Zeit Gift hineingetan? War es das? War sie nur aus diesem Grund so nett zu ihr, weil sie sie loswerden wollte? Ging das überhaupt? Sie war verwirrt und vergaß für den Bruchteil ihren Hunger.

Doch als sich ihr Magen erneut mit Schmerzen bemerkbar machte, trank sie die Flüssigkeit in nur einem Schluck aus. Ohne auch nur einen Gedanken an die Fragen zu verschwenden, schüttete sie alles hinunter.

Es dauerte nicht lange, da packte sie ein Schwindelgefühl. Wie eine Welle aus brachialer Gewalt verwischte es jegliche Geschmeidigkeit ihrer Bewegungen. Vor den Augen begann sich alles zu drehen. Das Umfeld verschwamm zu bunten Tupfern und sie schaffte es gerade noch rechtzeitig, sich am Treppengeländer abzufangen. Das Glas in ihrer Hand fiel zu Boden und brach klirrend in zwei Teile. Die letzten roten Blutstropfen bahnten sich ihren Weg auf den Fußboden.

Unsanft landete sie mit dem Hintern auf der Treppenstufe und wiegte sich hin und her.

››I... Ich glaube... das Blut war ranzig‹‹, stotterte sie. Die Welt drehte sich. Carla fühlte sich wie in einer Achterbahn. Vor. Zurück. Hoch. Runter. Sie bekam nichts mehr zu fassen. Alles entglitt ihr. Das Gefühl in den Fingern war fort; förmlich taub.

Josy beugte sich zu ihr hinunter, fasste nach ihrer Schulter. ››Alles in Ordnung? Geht es dir gut, Sarah? … Du wirkst noch blasser, als gewöhnlich.‹‹

Sie konnte ihr nicht antworten, denn nun versagte auch ihre Stimme. Offen verharrte der Mund und entließ nur die Atemluft. Carla fühlte sich hilflos, denn sie schien nicht Herr über sich selbst zu sein. Jegliche Kontrolle rann ihr wie Wasser durch die Finger, das durfte nicht sein! Angst schlich sich in ihr Herz, dass Sarah diese Chance ausnutzen und sie verdrängen würde; vollkommen und unwiderruflich. Wild begann es zu schlagen und Adrenalin auszuschütten, der ihren Körper nur noch mehr durcheinander brachte.

Ungestüm schlugen die Arme umher und forderte Josy auf ein paar Schritte zurück zu gehen.

››Ich brauch keine Hilfe!‹‹, brummte Carla und zog sich an dem Geländer hoch. Wie eine alte Frau, die nicht wahrhaben wollte, dass sie ihre Gehhilfe benötigte, krallte sie sich daran fest und schnaufte. Zitternd und verkrampft stand sie da. Die Augen weit aufgerissen, starrte sie zu ihren wackeligen Beinen hinunter. Das war nicht sie. Ein stattlicher Vampir; standhaft, geschmeidig und stark. Konnte etwa dieser Körper ihre Seele, wenn sie vollends ans Tageslicht trat, nicht mehr tragen? War er nicht für sie gemacht?

Plötzlich war alles verschwunden. Das Zittern verebbte und das Gefühl ihrer Extremitäten kam zurück. Fast wie, als wenn irgendjemand einen Schalter betätigt hätte und ihr das Leben wiedergab. Die Drohung aber blieb bestehen.

Die Auseinandersetzung mit Marc war nebensächlich geworden. Nach diesem Geschehen wollte Carla nur noch auf ihr Zimmer.

Ohne ein Wort ließ sie Josy und Li im Wohnzimmer stehen und rannte die Treppe hinauf. Als sie vor Marcs Zimmertür vorbei hechtete, war ihr selbst der Lärm gleich. Sie musste fort. In ihre vier Wände. Allein. In Sicherheit.

Vor ihrem Spiegel und den Schminkutensilien versuchte sie ihr aufgebrachtes Gemüt zu beruhigen. Ich Herz raste und ließ die Brust hektisch auf und ab zucken. Sie wollte schluchzen, doch es ging nicht. Verängstigt hielt sie ihre zitternde Hand vor den Mund und starrte auf ihr Abbild. Dicke Schminke bedeckte ihr Gesicht und versuchte die Bässe zu verwischen. Der dunkle Lidschatten ließ sie krank und alt wirken. Das war nicht sie, eindeutig.

Angst, ein Gefühl, welches sie in diesem Körper erst seit beginn ihrer Machtübernahme richtig zu spüren bekommen hatte. Oft hatte sie über Sarah und diese Empfindungen gelacht, doch nun verstand sie, was es bedeutete.

Auch die Tränen, die sie des öfteren in Sarahs Gedanken gesehen hatte, waren ihr fremd gewesen. Nun allerdings wünschte auch Carla sich dieses Ablassventil. Die Trauer wollte ihren Körper zerfressen; in regelrecht auseinandernehmen.

Und sie saß nur da und konnte nichts tun. Sie musste es ertragen. Langsam, ganz langsam, bemerkte sie, wie ihr Körper zerfiel. Er veränderte sich; war nicht mehr der Selbe.

Ihre Hand rutschte vom Mund herunter und wurde vom Spiegelbild magisch angezogen. Carla zog die roten Lippen auf dem Abbild nach. Alles war zu viel. Die Maske aus Schminke wurde nicht nur brüchig, sie wirkte grotesk.

Gedankenverloren, als wenn jemand anders sie steuerte, suchte sie nach den Abschminkprodukten.

Als die Wattepads über ihr Gesicht wanderten und Schicht um Schicht daraus verbannten, wurde Carla klar, dass wohl auch sie verschwinden würde. Vielleicht hatte sie Glück und fand ihren alten Platz im Unterbewusstsein wieder, aber wahrscheinlicher war, dass dieser Körper sich dem Ende zuneigte. Sie hatte sich an eine Stelle gesetzt, die ihr nicht gebührte und der eigentliche Eigentümer hatte ihr den Rücken zugewandt.

Auf einmal klopfte es an der Tür. Nur kurz und sehr leise, doch Carla schreckte hoch, als wäre der Teufel hinter ihr her. Den Wattepad an die Brust gedrückt, sah sie verängstigt zur Richtung des Geräusches.

››Darf ich eintreten?‹‹ Es war Josy, die eine sehr besorgte Stimme an den Tag legte. Einige Minuten dachte Carla über diese Frage nach und war sehr dankbar über die Zeit, die ihr gelassen wurde. Schließlich sackte sie auf ihrem Stuhl zusammen und sagte: ››Ja.‹‹

Fast geräuschlos glitt die Tür auf und sie schlüpfte hindurch wie ein Schatten. Ihr Rücken lehnte an der Tür und sie biss sich verlegen auf die Unterlippe. Sie wagte nicht einmal den Blick vom Laminatboden abzuwenden.

Niemand traute sich etwas zu sagen. Stille, die Carla förmlich verfluchte. Hatte sie doch gehofft, etwas von ihren Gefühlen abgelenkt zu werden und wurde nun teilweise enttäuscht.

››Geht es dir wieder besser?‹‹, brach Josy das Schweigen, schaute aber nicht auf.

Carla nickte nur, was ihre Gegenüber wohl durch die Schallwellen prompt ortete. ››Das ist gut. Du siehst etwas angeschlagen aus.‹‹

Wieder nickte Carla. Sie fand irgendwie keine Worte. Ihr Mund war so trocken, wie eine Wüste und schrie nach Flüssigkeit, doch von dieser hatte sie vorerst genug. Sie wollte erst wieder etwas trinken, wenn sie sichergehen konnte, dass es nicht ranzig war.

››Wir hatten keinen guten Start nach deiner Abwesenheit‹‹, sagte Josy und linste zu ihr hinüber, ››Das bedauere ich sehr. Du hast mir gefehlt und ich konnte damals nicht so recht glauben, was du getan und gesagt hast. Trotzdem denke ich, dass du deine Gründe gehabt haben musst.‹‹

Ein Stirnrunzeln erfasste Carla und Josy begann zu lachen. ››Ja, du hörst richtig. Ich entschuldige mich. Kommt nicht sonderlich oft vor, aber ab und an... Mir fehlt die Freundin in dir. Ich wollte, dass du das weißt.‹‹

Das waren die richtigen Worte gewesen, denn Carla fühlte sich danach mehr als schlecht. Sie wusste nur zu gut, dass sie nicht sie selbst meinte. Josy kannte Carla so gesehen nicht. Carla wollte hier niemand, alle wollten nur ihre geliebte Sarah. Traurig presste sie die Lippen aufeinander und betrachtete den Wattepad. Belagert mit dunklem Schwarz und braunem Make-up sah er befleckt und unrein aus. Wie ein Parasit, der die Reinheit zerfressen hatte. Genau wie sie...

Josy sprach weiter. Carla nahm ihre Sätze zwar wahr, fühlte sich aber vor einem imaginären Abgrund. ››Ich kenne den Schmerz nur zu gut, der einen jeden Tag heimsucht, wenn man seinen Partner vermisst. Die Zeit bei den Maguire war die Hölle gewesen. Nicht nur, dass sie mich halb verhungern haben lassen, nein, meine Seele litt fürchterliche Qualen.‹‹ Josy sackte an der Tür herunter und setzte sich in den Schneidersitz. Die Distanz zwischen ihnen hielt sie wohl absichtlich ein. Sie schien Carla nicht bedrängen zu wollen. ››Was ich damit sagen will‹‹, verlegen kratzte sie sich am Kopf, ››Ich bin für dich da. Wenn du ihn siehst und glaubst durchzudrehen, bin ich da. Falls du der Meinung bist, nicht mehr einen Schritt vor den anderen machen zu können, bin ich auch da und...‹‹

››Ist ja gut, ist ja gut‹‹, beschwichtigte Carla ihren Versuch ihr zu helfen. ››Es geht mir gut. Es ist eher … etwas... anderes.‹‹ Die Wahrheit wollte ihre Lippen einfach nicht verlassen. In diesem Augenblick hätte sie sich fast verraten, dass war ihr bewusst und dennoch gleich, aber es ging nicht. Wie eine Schranke, die ihre Worte abschätzte und für falsch empfand, durften sie ihren Mund nicht verlassen.

Dann gewann Josys Handbewegung ihre Aufmerksamkeit. Fast belanglos zupfte sie aus ihrer Jeanstasche einen Umschlag heraus und wedelte damit. ››Gestern kam ein neuer Brief an. Möchtest du ihn vielleicht lesen? Ich würde dir auch Gesellschaft leisten und hier bleiben‹‹, dann erhob sie die freie Hand, um die weiteren Worte zu untermalen, ››aber natürlich lese ich nicht was drin steht. Ich lasse dir deinen Freiraum und bleib an Ort und Stelle sitzen!‹‹

Fassungslos fixierte Carla den weißen Umschlag. Eine magische Anziehungskraft ging von ihm aus, aber auch der Geruch von purer Ablehnung schlängelte sich abrupt in ihre Nase. ››Der stinkt‹‹, setzte sie ihre Gedanken um und Josy lachte nickend.

››Du möchtest doch sicherlich wissen, wie es den beiden geht. Vielleicht hat Alexander auch ein paar Zeilen selbst geschrieben.‹‹

Prompt reagierte etwas auf diesen Namen. Ein Herzschlag, anders als der ihre, pochte unter der Brust. Auch wenn er sie nur ein einziges Mal wie einen Schlag erfasste, zuckte sie zusammen.

Carla schloss die Augen und Schwärze umfing sie. Die Erkenntnis war sofort da. Unverkennbar stark und beängstigend. Sarah hatte sich bewegt; sie hatte sich bei seinem Namen geregt. Als Carla sich den Schemen in ihrem Inneren vorstellte, musste sie jedoch feststellen, dass Sarah noch immer ihren Tränen erlag. Lediglich kurz musste sie gelauscht haben.

Doch war sie nun froh oder traurig darüber? Es war die Frage, die sie nicht beantworten konnte und die sie zum Grübeln brachte.

Ruckartig öffnete sie ihre Augen. Josy saß weiterhin vor der Tür und hielt den Brief in Händen. Sie wartete.

Diese Fürsorge war zu viel für Carla, sie war überfordert. Allerdings nicht nur von Josy, die urplötzlich so freundlich zu ihr war, sondern von ihren eigenen Empfindungen, die so unkontrolliert waren, wie das Meer. Eines wurde ihr jedoch schlagartig bewusst: Erst wenn sie wusste, was sie wollte, durfte sie diesen Umschlag berühren und lesen. Erst dann!

So antwortete sie: ››Ich danke dir für deine lieben Worte, aber ich kann nicht. … Jedenfalls jetzt noch nicht. Würdest du ihn für mich aufbewahren, bis ich mir sicher sein kann, dass ich es ertrage?‹‹

Liebevoll schaute Josy sie an und erweichte ihr Herz. Es war diese tiefe Freundschaft, die Carla schlucken ließ, denn sie wusste um den Betrug, den sie dieser Frau antat. Ohne Worte nickte ihr die Freundin zu und dann änderte sich das Bild schlagartig. Anklagend zuckte der Umschlag in ihre Richtung und Josy schmunzelte. ››Du willst ja nur, dass unser Zimmer vom Gestank verpestet wird, gib es zu!‹‹

Plötzlich musste Carla herzlich lachen. Die Art und Weise wie sich Josy gab und was sie sagte, war so seltsam belustigend, dass sie nicht anders konnte. Und als sie so darüber nachdachte, wurde ihr schmerzlich bewusst, dass es das erste Mal war, das sie so herzlich lachte.

Auf einmal flogen die Tage dahin. Ihre Umgebung war im Umbruch und auch wenn Carla sich anfangs noch gefragt hatte warum, war diese Frage schon lange in Vergessenheit geraten. Sie verstand sich mit Josy so gut, wie noch nie. Sie scherzten, lachten, gingen gemeinsam spazieren und erst heute waren sie zum Einkaufsbummel gefahren.

Der Kofferraum des BMW war überfüllt mit Taschen und Tüten. Die Frauen hatten alle Mühe gehabt ihn überhaupt noch zu schließen, dabei mussten ein paar Taschen auf der Rücksitzbank platz nehmen.

Die Musik des Radios dröhnte aus den Lautsprechern. Ein Lied, welches die beiden Frauen sehr mochten, nahm ihre Aufmerksamkeit ein. Sie sagen mit und bewegten sich, soweit es die Gurte zuließen, zur Musik.

Carla war glücklich. Über alle Maßen strahlte sie und war sich sicher, ihren Platz gefunden zu haben. Ihr tägliches Make-up, was sie als eine Art Maske angesehen hatte, um sich von der eigentlichen Sarah abzugrenzen, war verschwunden. Sie glaubte es nicht mehr zu brauchen. Auch das Gespür für ihre andere Seite, für den anderen Teil in ihr, war verebbt. Zwar war sie sich sicher, dass Sarah noch existierte, aber durch ihre überschwänglichen Gefühle, brauchte sie keine Angst mehr zu haben, die Oberhand zu verlieren.

Als das Auto die Auffahrt zum Carport und dem Fuhrpark der Familie Davenport ansteuerten, musterte sie die Ranken an dem Holz. Vor Monaten hatte sie durch Sarah mitbekommen, wie Celest ihre Blumen hier ausgesetzt hatte, um das Carport zu verschönern. Jetzt bei der Kälte hatten sie ihre Blätter und Blüten verloren. Sie zeigten ihre nackte, kahle Haut und trotzdem vermochten sie das Bild aufzulockern. Carla kam nicht umher an sie zu denken.

Die zerbrechliche Celest war erst gestern wieder nach Hause gekommen. Etwa drei Wochen war sie spurlos verschwunden. Niemand hatte ihr sagen können, wohin sie gegangen war. Angeblich sei sie verreist, so hatte es ihre Schwester versucht dazustellen. Seitdem sie diese Familie kannte, hatte Celest das Haus nur zum Silvesterball verlassen. Wo war sie also gewesen?

Geistesabwesend stützte sie ihren Ellenbogen an der Tür ab und rieb sich die Lippen.

››Weißt du mittlerweile warum Celest weg war?‹‹, machte Carla ihren Gedanken Luft. Aus irgendeinem Grund sträubten sich ihr die Nackenhaare. Ein regelrechter Schauer durchzuckte sie wie ein Stromschlag.

Josy zog den Schlüssel des Autos, blickte zu ihr und legte den Kopf schief. ››Nein, warum interessiert dich das so?‹‹

››Ich weiß auch nicht genau.‹‹

Ihre Freundin winkte ab: ››Ach, jeder brauch mal eine Auszeit.‹‹

››Warst du es nicht gewesen, die mir sagte, dass sie nur sehr selten ihr Heim verlässt!?‹‹

Es war der Hauch einer seltsamen Bewegung, fast wie ein verräterisches Zwinkern, der Josy verriet. Plötzlich war sie davon überzeugt, dass diese Frau mehr wusste, als sie den Anschein wahrte. Ihre Augen wurden schmal, als sie aus dem BMW ausstieg und krampfhaft versuchte diese Reaktion von sich zu weisen.

Auf einmal wurden ihre Gedanken überschattet. Ein Schwindelgefühl packte brutal zu. Mit aller Gewalt zerrte er an ihren Beinen und gaukelte ihr blanke Finsternis vor. Für Sekunden umfing sie Schwärze und nahm ihr jegliches Augenlicht. Carla hielt sich an der Tür fest, krallte sich in den oberen Rahmen und hörte schon das schreckliche Geräusch ihrer Fingernägel, die das Metall und den Lack zerkratzten.

Was war nur mit ihr los? Wie ein nasser Sack ließ sie sich zurück auf den Sitz fallen. Ihr Kopf klappte nach links und rechts, die Augen verdrehten ihre Sicht und sorgten somit kurzzeitig für Kopfschmerzen. Wie ein Trommelkonzert hämmerte der Schmerz gegen ihre Schläfen.

››Ist alles in Ordnung?‹‹, fragte Josy besorgt und war wie ein Blitz sofort an der Beifahrertür.

Carla versuchte zu antworten, keuchte, schnappte nach Luft, doch schaffte es nicht.

Plötzlich vernahm sie einen Schrei; bitterlich und von Schmerz erfüllt. Ein unglaublicher Tritt gegen die Brust unterstrich seine Präsenz, wie das erste Donnergrollen eines schrecklichen Sturms.

Ihr Herz schlug schneller und sie schloss die Augen, um wieder die Beherrschung über sich selbst zu erlangen. Alles schien geschunden und in Aufruhr zu sein; jede Zelle, jede Vene und jeder Nerv. Gespannt wie ein Bogen vor dem Schuss lauerte ihr Körper auf etwas, was sie nicht zu fassen bekam und sie enorm verunsicherte. Die Fassung über all dies zurück zu erlangen, glich einem Kampf der Giganten. Selbst die intensive Dunkelheit, die sie nun empfand, vermochte ihr keine Ruhe zu bringen. Tief atmete Carla ein und entließ die Luft geräuschvoll aus ihrer Kehler. Sie musste auf andere Gedanken kommen; ihre materielle Hülle ablenken. Dabei tauchte sie in ihr Unterbewusstsein ein. Sie brauchte Gewissheit über den Zustand ihres zweiten Ichs.

Sarah war ihrem Platz nicht gewichen. In mitten von Schwärze war ihr Abbild stets ein und das selbe. Sie weinte. Und dennoch bemerkte Carla wie sie kurz aufsah. Nie zuvor hatten ihre traurigen Augen sie angesehen. Nie schien Sarah ihr Abtasten zu bemerken, bis auf dieses Mal. Dicke Tränensäcke quollen hervor und wurden durch den geisterhaften Schemen mit dunkle Schatten gekennzeichnet. Sarahs Hand fasste in ihre Richtung. Fast wie ein Hilferuf, der allerdings ins Leere verlief. Sie war schwach. Wenn Carla so ihre mageren Rippen betrachtete, vielleicht sogar zu schwach!

››Hey, sprich mit mir! Was ist los?‹‹, schrie Josy sie an und riss sie aus er Trance, in die Carla unwissentlich gefallen war. Sie öffnete ihre Augen und war unbeschreiblich froh über den Eingriff, denn sie hatte bereits Angst bekommen, sich von diesem Abbild nicht mehr lösen zu können.

Josy hatte ihre beiden Schultern fest umfasst und schüttelte sie noch immer durch. Verängstigt fixierte sie Carla und sagte: ››Red´ mit mir! Tu was, mach was... irgendwas!‹‹

Behutsam nahm sie die Hände ihrer Freundin und zog sie von ihren Schultern. ››Es geht schon wieder.‹‹

››Langsam glaube ich, wir sollten einen Arzt konsultieren. Das wird immer häufiger.‹‹

Josy wusste bei weitem nicht, wie häufig diese Anfälle waren. Wobei Carla sich bei dem Anblick von eben nun vollkommen sicher war, warum. Alle Anzeichen deuteten unwiderruflich darauf hin und es war mehr als schwer sich dies einzugestehen. Ihr Körper zerfiel. Er schien ihre Seele nur dann tragen zu können, wenn Sarah ihn führte und nicht sie. Die rechtmäßige Besitzerin der Hülle. Allmählich spürte sie den Zerfall in jeder Zelle, jedem Schritt und jedem Atemzug. Alles ging schwerer. Was war so anders an ihr? Warum war das Leben so grausam und gab ihr keine Chance? Musste sie wirklich zurück in ihr Gefängnis, oder gab es etwa kein Zurück mehr und der endgültige Tod war unumgänglich? Das durfte einfach nicht sein! Hatte sie doch jetzt erst wirklich ihr Leben zu schätzen gelernt. Zugegeben, Carla betrog ihre neue Freundin und das missfiel ihr auch, aber wie würde Josy die Wahrheit auffassen? Auch dieser Frage hatte sie sich die letzten Tage des öfteren gestellt. Denn sollte ihre Vermutung wirklich Bestand haben, wäre es da nicht richtig reinen Tisch zu machen?

Sorge machte ihre Schultern schwer und sie wollte nur noch ihre Einkäufe einsammeln und auf ihr Zimmer gehen. Alleine glaubte sie eher mit diesem Gefühl umgehen zu können, als wenn jemand sie so am Boden zerstört sah.

Sie wiederholte ihre Worte, um ihnen Festigkeit zu verleihen: ››Mir geht es gut, aber ich sollte mich vielleicht besser ausruhen. Ich nehme am besten gleich ein Bad.‹‹

››Eine gute Idee! Ich komme mit und helfe dir es vorzubereiten. Nicht das du noch einmal umkippst.‹‹

Doch dies wollte Carla eigentlich nicht. Sie wollte sich ihren Fragen hingeben und versuchen ihr Gemüt alleine zu beschwichtigen. In diesem Moment empfand sie Josy als Last. Auch wenn sie es nur gut meinte, war diese Geste zu viel des Guten.

Ein markerschütterndes Jaulen ließ sie versteifen. Grob und ruckartig drehte sich ihr Kopf in die Himmelsrichtung, aus der das Geräusch kam.

Vom Wald her sah man nur noch die Staubwolke, die sich hinter den Vampirwölfen gebildet hatte. Die Bäume und Tannen, die sich im Hintergrund verbargen, waren nur Fassetten; kaum zu deuten. Die säbelzahntiegerartigen Wesen stampfte auf sie zu. Ihre Pranken gruben sich in das Unterholz und schleuderten es in hohen Wogen zurück.

Carlas Mundwinkel drückten sich weit nach unten. Diese Tiere waren ihr nicht geheuer und auch nicht wohlgesonnen. Allerdings gerade jetzt die beste Ablenkung der Welt!

››Das ist lieb von dir, Josy‹‹, begann Carla und wollte ihr freundlich zu verstehen geben, dass sie alleine sein möchte. ››Aber ich würde doch gerne alleine sein. Kümmere du dich um deine Kleinen.‹‹

Etliche Meter vom Carport entfernt kam die Meute aus massigen Körpern abrupt zum Stillstand. Der Laufwind drückte den Staub vor ihnen her wie einen Wüstensturm und der Duft von Tannennadeln und Holz erreichte Carla über die Luft. Die sieben Wölfe hatten die Welpen des Alphapaares schützend eingekesselt. In den letzten Wochen hatten sie einen enormen Wachstumsschub durchlebt und waren bereits halb so groß, wie ihre ausgewachsenen Artgenossen. Ihr Fell war dichter geworden und hatte das buschige Welpenfell abgelegt. Ihre Zähne hatten an Länge und Größe gewonnen.

Stolz schaute Josy zu ihnen auf und lächelte. Auch wenn es nicht ihre Babys waren, kümmerte sie sich rührend um die Kleinen, das war selbst Carla nicht entgangen. Dann legte ihre Freundin jedoch ein besorgtes Gesicht auf und schaute wieder zu ihr hinunter. ››Bist du wirklich sicher? Ich mache mir sorgen!‹‹

››Es ist alles gut, glaub mir. Wahrscheinlich bringt mich nur der Seelenbiss etwas durcheinander‹‹, log Carla sie an und bereute es sofort.

Carla ging gerade durch den Flur, stellte ihre Taschen ab und wollte den Mantel an die Garderobe hängen, als sie Stimmen aus dem Wohnzimmer vernahm. In diesem Augenblick war sie froh darüber, Josy überredet zu haben. Die Stimme kannte sie gut. Sie gehörte jemanden, vor dem Carla viel Respekt und Angst verspürte.

Es war lediglich ein leises Gemurmel, welches sie auch trotz ihres guten Gehörs nicht so einfach verstehen konnte. Neugier war ein übermäßiges Laster, das sie mit Sarah teilte. Vermutlich, wenn Celest nicht so urplötzlich verschwunden wäre, hätte sie das Gespräch nicht einmal interessiert. So allerdings baute sich eine magische Anziehungskraft auf, die Carla zur Wohnzimmertür hinzog. Hastig zog sie ihre Sonnenbrille aus dem Gesicht, da sie diese zu Hause nicht mehr von Nöten war und ließ sie in die Manteltasche gleiten. Wie auf der Pirsch schlich sie sich an. Lugte dabei in jede Ecke und Nische, um sich zu vergewissern, dass niemand sie bemerkte.

››Also erst kurz vor Weihnachten?‹‹, hörte sie Celest resigniert fragen.

Die Tür stand einen Spalt offen. Die Hausherrin blickte aus dem Fenster und stand mit dem Rücken zu Carla.

››Nein, dass muss reichen. Aber denke bitte daran, dass du viel Gepäck mitbringst‹‹, sagte sie in den Hörer und lachte kurz darauf. ››Ja, du hast recht. Wer könnte die Zeit besser einschätzen, als du.‹‹

Zustimmend nickte sie und Carla fluchte innerlich, dass ihr der andere Gesprächspart verwehrt blieb.

››Meine Schwester freut sich sehr darauf, dich wiederzusehen. Wie du weißt, konnte sie mich ja leider nicht begleiten. Einer von uns beiden musste ja‹‹, verstohlen schaute sie hin und her, ››das Problem im Auge behalten.‹‹

Tief schluckte Carla und verzog die Lippen, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. Wovon redet die Frau? Stellte sie etwa in deren Augen ein Problem dar? War sie deshalb nicht eingeweiht worden, wohin Celest verschwunden war?

Auf einmal wurde ihr mulmig und übel. Schwindel bohrte sich aufs Neue einen Weg und wollte sie auf den Boden ziehen, doch sie hielt sich lediglich die Hand vor den Mund. Blitzschnell und lautlos nahm sie die Treppen in ihr Badezimmer. Vergessen waren die Einkaufstaschen und ihre neu errungenen Schätze. Selbst die restlichen Worte interessierten sie nicht mehr, denn sie glaubte etwas erfahren zu haben, was die Angst wie pure Lava hoch brodeln ließ.

Das Bad war schlicht, aber chic. Dennoch hatte Carla nie einen Nutzen in diesem Raum gesehen. Eine Badewanne und eine kleine Dusche, die sie nie benutzt hatte, weil sie das Wasser sowieso nicht erwärmen konnte, gehörten unweigerlich dazu. Ein Spiegel mit Becken davor, was sie ebenfalls als nutzlos erachtete, da sie einen Schminkbereich in ihrem Zimmer hatte, durften natürlich nicht fehlen. Doch gerade in diesem Moment war das Becken mehr als verlockend; sie brauchte es!

Eilig beugte sich Carla darüber und stützte sich mit den Händen ab; stets darauf bedacht mit ihrer Kraft das Porzellan nicht zu beschädigen.

Ihr Magen zog sich zusammen und ein widerliches Geräusch erfüllte das Bad. Die Fliesen warfen es zu ihr zurück wie Echos. Ihr Mund öffnete sich reflexartig und wollte sich dem Kampf ergeben, aber nichts geschah. Unzählige Male gurgelte es durch ihre Kehle und trotzdem konnte sie sich nicht übergeben. Alles verharrte an Ort und Stelle und weigerte sich ihren Körper zu verlassen. Wie sie dieses Gefühl verabscheute! Damals im Zug mit diesem ungehobelten Holzklotz von Chui war es schon eine Qual gewesen, Sarah nur dabei zuzuschauen, hier es selbst durchmachen zu müssen, war unbeschreiblich abartig.

Da stellte es nur ein geringer Trost dar, das nichts ihren Körper verließ. Trotzdem dauerte der Kampf gefühlte Stunden. Lediglich der Speichel tropfte von ihrer Unterlippe und weigerte sich nicht.

Als sich ihr Körper langsam beruhigte und die Erschöpfung eines langen Marathons einhielt, drohte Carla in sich zusammenzusacken. Mit krankhaften Augen schaute sie in ihr Spiegelabbild. Sie sahen roter aus, als jemals zuvor; dunkelrot, wie Blut. Der Glanz war verschwunden. Die Ränder hatten an Intensität zugenommen und sahen mehr als unmenschlich aus. So konnte sie sich nicht einmal mehr mit einer Sonnenbrille in der Öffentlichkeit zeigen. Selbst die Behauptung, sie habe Nächte lang nicht geschlafen, würde einen Menschen nicht mehr täuschen können. Dicke, blonde Strähnen fielen in ihr Gesicht und klebten sich schweißtriefend daran fest. Sie schwitzte und konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, ob diese Eigenschaft ihr überhaupt schon einmal zu Teil geworden war.

Sie beugte sich vor, um näher am Spiegelbild zu sein und sich zu vergewissern keiner Lüge aufgelaufen zu sein. War sie das? So zerbrechlich, kränklich und ängstlich?

Laut begann Carla zu schniefen, denn die Erinnerung des teilweise belauschten Gespräches kam wieder hoch. Es vermochte den körperlichen Schmerz in Sekunden bei Seite zu fegen wie ein mächtiges Gewitter, aber trotz alledem seelischen hervorbringen, die ihre Welt komplett aus den Fugen riss.

Carla war sich nicht ansatzweise sicher, welcher Schmerzen sie schlimmer traf. Doch eine Erkenntnis war standhaft und stelle alles andere in den Schatten. Es war schwer sich diese einzugestehen. Wie ein Gift lähmte es, brachte sie durcheinander und sprach eine tödliche Drohung aus.

Celest schien ihren körperlichen Zerfall auch ohne Berührung bemerkt zu haben. War es so offensichtlich? Wusste sie vielleicht schon längst, dass sie nicht mehr Sarah war? Dass eine andere Seele diesen Körper benutzte?

Ihr Herz schien zu brennen und sandte die Angst und den Schmerz in alle Richtungen aus. Was drohte ihr nun? Konnte es wirklich noch schlimmer sein, als die Wahrheit, dass ihr Körper starb? Dass sie ihn regelrecht zerstörte?

Es knirschte und kratzte. Geschockt zuckten die Hände nach oben. Das Becken war ein paar Zentimeter nach unten gerutscht. Nachdem sie losgelassen hatte, quietschte es und klappte ein Stück nach vorne über. Carla hatte ihre Kraft nicht unter Kontrolle. Wenige Sekunden musterte sie das aus der Verankerung gerissene Waschbecken. Kopfschüttelnd trat sie einen Schritt zurück und drohte zu kollabieren. Die Luft erschien so dünn in diesem Raum. Auch wenn ihr Verstand sie nicht mehr mit schrecklichen Fragen bombardierte, keuchte sie unaufhörlich.

Der Ton vergewaltigte ihre Ohren, doch das war ihr gleich, denn es ließ alle Gefühle verebben. Jetzt war sie leer. Eine Hülle ohne Gefühl und somit auch ohne Angst. Einatmen, ausatmen; keuchend, schwer.

Mit einmal schien sie nur noch das Keuchen am Leben zu halten. Sie brauchte Luft; unglaublich viel Luft!

Plötzlich knickten ihre Beine, wie zwei dünne Holzstäbchen, weg und sie ergab sich der Schwerkraft. Unsanft fühlte sich die Landung auf ihrem Po an. Sie spürte die Wucht, die vibrierend durch ihren Körper schoss. Hinter ihr befand sich die Badewanne, die ihr Halt gab. Markant drückten sich die Fliesenränder durch ihre Kleidung.

Carla spannte sich an, wollte wieder aufstehen und versuchte sich an der Wanne hoch zudrücken, doch es hatten sich bereits imaginäre Wurzeln gebildet, die sie fest im Griff hatten.

Carla schüttelte den Kopf. Das alles durfte nicht wahr sein! Warum gerade jetzt? Warum musste dieser Körper gerade jetzt aufgeben? Sie wollte nicht glauben, dass es an ihr lag! Sie musste kämpfen! Kämpfen, gegen alles und jeden, der ihr gefährlich werden würde. Auch wenn sie nicht wusste, mit wem Celest gesprochen hatte, war ihr dennoch klar, dass dieser Jemand kurz vor Weihnachten vorbeikommen wollte. Bis dahin musste sie versuchen diesem Verfall entgegen zu wirken. Irgendwie! Und dann würde sie es diesem Jemand zeigen! Egal, was man gegen sie auffuhr, sie wollte vorbereitet sein. Niemals würde sie wie Sarah es nur zu oft getan hatte, davonlaufen und flüchten. Nein!

Doch was sich hinter diesem mysteriösen Besucher verbarg, würde ihre gesamten Vorstellungen in den Schatten stellen...

Mitternachtswende

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