Читать книгу Mitternachtswende - Melanie Ruschmeyer - Страница 8

Briefpapier

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Mein Liebster,

ich befürchte du hattest Recht.

Die Schatten wurden entsandt und zeigten uns, dass die Zeit der Angst begonnen hat. Oh, mein Liebster, ich dachte wir hätten noch Zeit bis die Vorhersage eintritt!

Sarah hat sich durch den Verlust von Alexander verändert. Sie ist nicht mehr die gewesen, die sie zu sein schien. Anfangs schob ich es nur auf den Seelenbiss, der auch uns beide schändet, doch ich brauchte erst meine geliebte Schwester, um wieder Klarheit in meine Welt zu bringen. Ihr fiel etwas auf, was uns allen verborgen blieb. Kannst du dich noch an Sally erinnern? Ja, ich habe sie aufgesucht. Es war ein schwerer Gang für mich, doch ich habe ihn nicht gescheut.

Ich konnte doch nicht wissen, dass sich die Vampire, die Kinder empfangen können, mit der Zeit gewandelt haben!? Doch nun weiß ich darüber Bescheid und möchte es an dich weitergeben, dass die Evolution uns abermals verändert hat.

Durch Sally erfuhr ich, dass die jetzige Generation der Vampire mit zwei Seelen geboren werden, falls sie das Glück einer Empfängnisbereitschaft in sich tragen.

Ein Wesen, mit dem Sarah stets im ständigen Kampf gestanden hatte und welches sich mir als eine zweite Flamme in ihrem Inneren offenbart hat. Anfangs hatte ich geglaubt mich geirrt zu haben, doch hatte ich das jemals?

Sarah war so anders gewesen, bevor Sally sie zurückgeholt hatte. Immer war ich liebevoll ihr gegenüber gewesen und bemerkte doch den Abscheu ihrerseits, als sie nicht die war, für die wir sie alle hielten.

So frag ich dich, welches Kind mag sie sein?

Das des Todes, oder das des Lebens? Du hast deine Antwort bereits abgegeben. Aufgebaut auf den Schatten, die sie gegen eure Leute anwandte und ich wollte deine Antwort auf die Frage nicht wahrhaben; war geblendet von meiner Fürsorge und Freundschaft! Doch nun muss ich einsehen, dass du Recht hattest...

Die arme Sarah gab sich auf, als sie Alexander erneut verließ und somit trat der Charakter dieses Kindes ans Licht.

All die Finsternis aus Schattenwesen, die Boshaftigkeit in Worten und die Arroganz in ihrer Art, prägen sie. Ein Zeichen, dem ich mich nicht entziehen kann. Ich kann und darf meine Augen nicht länger davor verschließen, denn sie könnte unser aller Tod sein! Das Kind des Todes ist uns näher, als jemals zuvor!

Noch ist es nicht zu spät, noch kann ich es vielleicht beenden und uns retten, doch ist dies ein Akt aus Verzweiflung und Verachtung. Eine Schande, die an mir haften wird und mich auf Ewig verfolgt.

Ein Kind zu töten – ungeboren, unschuldig- das werde ich mir niemals vergeben können... Schließlich weiß ich selbst nur zu gut welch Schmerz es bedeutet...

Hoffe, dass ich mich nicht irre, denn das wäre eine noch größere Schande...

In Liebe,

Celest Davenport

In Ewigkeit,

Celest Maguire

Nachdem Celst die Zeilen mühselig und mit zitternder Hand vollendet hatte, blickte sie zu dem Brief ihres geliebten Keith. Vor etwa drei Monaten, kurz nachdem Sarah wieder hier her zurückgekommen war, hatte er sie erreicht. Nur zu oft hatte sie ihn gelesen, geleugnet und versteckt. Es war schwer ihrer Schwester Elest den Inhalt zu verschweigen; war sie doch stets in der Lage ihre Gedanken zu hören, ihre Umgebung zu riechen und zu sehen. Trotzdem hoffte Celest inständig, dass ihr Wille stark genug war. Elest hatte sie nie auf diesen Brief angesprochen. Natürlich war dies kein Garant, aber ihre Hoffnung hatte Bestand.

Sie atmete tief ein, als ihre Finger die Zeilen nachzogen, die ihr Geliebter verfasst hatte.

Die Maguire hatten Wort für Wort entziffert. Auch wenn sie diese vor unzähligen Jahren bereits einmal vernommen hatten, war die Genauigkeit verloren gegangen. Zwar nie vergessen, aber übergangen; regelrecht zum Schweigen gebracht.

Doch den Fakten konnte auch sie nicht ausweichen. Sie waren unumgänglich! Und wieder, um sich ihrer Sache wirklich sicher zu sein, las sie die Sätze des Propheten:

Ich sah dunkle Schatten,

ausgesendet vom Todesengel, der unser aller Leben rauben und sich daran laben will.

Es wird beginnen!

Ich sah das Kind des Todes dem Wahnsinn verfallen und wie sie alle anderen unter ihrer Qual erdrückt und ins tiefe Dunkel stürzt.

Hier offenbart sich der Pfad!

Ich sah das Kind des Lebens, was zum ersten Mal die Welt mit eigenen Augen erblickt und ihre alte Haut abstreifte.

Ein geliebtes Wesen wird einen gewaltigen Fehler begehen!

Ich sah zwei Seelen mit ihrem Tod das sonst so reine Eis beflecken und auf brutale weise besudeln.

Der Verrat an der eigenen Rasse wird alles Leben der Welt auf eine harte Probe stellen und die einst so gewaltige Schöpfung wird ihrem Untergang geweiht sein.

Drum sage ich, wählet gut, meine Kinder, denn nur ein Weg wird der Richtige sein.

Nur ein Pfad und möge er noch so steinig und beschwerlich sein, wird die Erlösung, das Recht und das Leben bringen.

Mitternachtswende

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