Читать книгу Ein Engel auf Abwegen - Melanie Weber-Tilse, Alisha Mc Shaw - Страница 4
Was bisher geschah
ОглавлениеEin Engel für Luzifer (Band 1)
Angelique
Nach einer unfreiwilligen, aber erfolgreichen Zusammenarbeit beschließen Erzengel Gabriel und Höllenfürst Luzifer, die veralteten und auf falschen Tatsachen basierenden Verträge zwischen den so unterschiedlichen Parteien neu auszuhandeln. Aus diesem Grund findet ein Treffen aller wichtigen Vertreter von Himmel und Hölle auf dem neutralen Boden der ›ewigen Bibliothek‹ statt. Doch Arman, der Wächter derselben, spielt ein falsches Spiel, denn er will mit Hilfe eines jahrhundertealten Buchs die Herrschaft über die gesamte Welt erlangen.
Während die Verhandlungen in vollem Gange sind, erschafft Arman ein magisches Portal, durch das alle Anwesenden in einer anderen Dimension gefangen werden sollen. Der »Braut des Teufels« Angelique gelingt es jedoch, die freiwillig gegebenen Kräfte aller in sich zu vereinen und zu kanalisieren, wodurch sie das Schlimmste verhindern und den Dimensionsriss schließen kann, bevor alle hineingezogen werden ...
»Was ist geschehen?«, fragte sie. Ihr Blick glitt von einem zum anderen. Alle Erzengel standen um sie und Luzifer herum und jeder von ihnen wirkte ... verzweifelt. Bruchstücke der Ereignisse spielten sich in ihrem Kopf ab, doch noch war ihr Gehirn nicht dazu in der Lage, die einzelnen Teile zu einem sinnvollen Bild aneinanderzureihen. Angel stutzte. Alle Erzengel? Mitnichten. Einer fehlte. »Wo ist Gabriel?«, wollte sie wissen.
Betretenes Schweigen hüllte sie ein, selbst der Höllenfürst wirkte bedrückt. Und das machte ihr am meisten Angst. Ihr Gefährte stand auf und streckte ihr die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. Angel löste die warme Umarmung der Flügel um ihren Körper und legte sie am Rücken an. Nur das leise Streichen der Federspitzen über den Boden war zu hören, alle sahen angespannt zu ihr.
»Ich habe es nicht geschafft, oder?«, fragte sie dann leise, als die Erinnerung auf sie einzuprasseln begann wie ein warmer Sommerregen. Ihr Blick glitt durch die Bibliothek, die kaum noch als solche zu erkennen war. Überall verstreut lagen Bücher, teilweise in ihre Einzelteile zerlegt, zerrissen oder ihrer Seiten beraubt. Umgekippte Regale machten das Bild nicht besser.
Michael trat auf sie zu und nach einem kurzen Seitenblick auf Luzifer ergriff er ihre Hände und drückte sie sanft. »Angelique, du hast mehr getan, als wir jemals für möglich gehalten hätten. Wir alle ... verdanken dir unser Leben.« Die anderen Erzengel nickten zustimmend. »»Gabriel war schon verloren, bevor wir erkannten, dass du der Schlüssel dazu bist, die Ereignisse aufzuhalten.«
»Verloren?«, echote Angel. »Aber das kann doch nicht sein!«, sie entzog dem Engel ihre Hände. »Er ist ein verdammter Erzengel!«
Uriel trat hinzu. »Du warst fast eine Stunde ohne Bewusstsein, Teufelsbraut.« In seiner Stimme lag kein Hohn, als er sie so nannte, sondern ehrliche Anerkennung. »Wir haben versucht, seine Signatur aufzuspüren, aber ...« Er beendete den Satz nicht, aber Angelique wusste auch so, was er hatte sagen wollen.
»Ihr habt mir eure Macht gegeben«, wisperte sie und sank in sich zusammen. »Ich hätte es verhindern müssen.« Tiefe Traurigkeit machte sich in ihr breit. Eine Hand glitt unter ihr Kinn und zwang sie, aufzusehen. Ihr Blick traf den blitzenden und finsteren von Luzifer.
»Du hast die ganze, gottverdammte Welt gerettet, Angel. Das kann sonst keiner von uns hier behaupten. Du allein hast verhindert, dass weitaus Schlimmeres passiert ist!«, knurrte er.
Ein halbherziges Lächeln schlich sich auf ihre Züge. »Wir müssen ihn suchen!«, rief sie dann aus. Erneut begegnete ihr nur Schweigen. Sie richtete sich wieder auf und blickte auffordernd in die Runde. »Was ist? Worauf wartet ihr?«
»Engelchen«, der Höllenfürst neben ihr seufzte. »Wenn wir auch nur die geringste Ahnung hätten, wo Gabriel und übrigens auch Dämonia und Arman sind ... denkst du wirklich, dass wir dann noch hier stehen und Maulaffen feilhalten würden?«
»Arman hat irgendein Buch gefunden, das ihm zu enormer Macht verholfen haben muss«, erklang Raphaels Stimme zu ihrer Linken und sie wandte dem Engel ihre Aufmerksamkeit zu. »Das Tor, das er geschaffen hat, war ein Dimensionsriss. Aber leider gelingt es uns nicht, die Struktur zu erkennen und somit können wir auch nicht herausfinden, wo dieser Riss hingeführt hat.«
Angel schüttelte resigniert den Kopf. »Und lasst mich raten. Das Buch ist unauffindbar?« Raphael nickte und ein sarkastisches Lachen entwich ihrem Mund. »Und was ist jetzt mit eurer Macht?«
»Es hat sich nichts verändert.«
Bei diesen Worten fuhr sie zu Michael herum, breitete langsam ihre Flügel aus. »Ich sehe aus wie Prinzessin Swarovski mit Glitzerflügelchen und ... du sagst, es hat sich nichts verändert? Ernsthaft jetzt?«
Der Erzengel hob entschuldigend beide Handflächen nach oben. »Nun ja ... fast nichts. Wir alle«, er deutete einmal in die Runde, »haben dir unsere Macht übertragen und du konntest sie kanalisieren. Nachdem es dir gelungen war, den Riss zu schließen, kehrte die Energie zu ihrem Ursprungsort zurück. Momentan kann ich nur Vermutungen anstellen, aber ich gehe davon aus, dass ein Teil von jedem von uns sich in dir widerspiegelt, und es zeigt sich in der Veränderung deiner Flügel.«
Angels Blick glitt an sich herunter. »Also ... vereine ich Energien von Himmel und Hölle in mir?«
Der Erzengel nickte. »Ich gehe davon aus. Genaueres werden wir tatsächlich erst wissen, wenn wir die Bibliothek wiederhergestellt haben.«
»Wir müssen versuchen, Gabriel, die Dämonin und letztendlich auch Arman zu finden.«
Michael nickte. »Ja, da stimme ich dir zu. Jetzt wo ...«, er räusperte sich, »Gabriel indisponiert ist, muss der Rat sich neu formieren.«
Ein lautes Hüsteln in ihrem Rücken ertönte. »Das wäre dann wohl der Moment, in dem ich mich ebenfalls einschalte, oder?« Luzifer trat an ihre Seite und blickte zu Michael. »Der Rangfolge nach bist du das neue Oberhaupt da oben, oder?« Ein Nicken bestätigte seine Vermutung. »Angesichts der Tatsache, dass wir alle offensichtlich in den letzten Jahren manipuliert worden sind ... bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Verträge zwischen Himmel und Hölle neu ausgehandelt werden sollten.«
Angels Herz machte einen erfreuten Hüpfer und sie holte Luft, um etwas zu sagen. Luzifer jedoch hob seine Hand und gebot ihr zu schweigen. »Sei still, kleine Teufelsbraut. Ich würde sagen, solange ich noch einen letzten Rest meiner Eier besitze, sollte ich die Verhandlungen führen!« Sie verbiss sich ein Lachen, versuchte, ernsthaft dreinzublicken, und nickte dann.
»Natürlich, Herr!«
Ein unterdrücktes Lachen aus den Reihen der Erzengel ertönte. Der Höllenfürst ließ ein Knurren hören, warf Angel einen finsteren Blick zu und widmete seine Aufmerksamkeit dann wieder Michael. »Was sagst du?«
Der Erzengel wog seinen Kopf nachdenklich. »Einverstanden. Wir sollten mehr Spielraum für eigene Entscheidungen schaffen und die Toleranzgrenzen deutlich erhöhen.« Er streckte Luzifer seine Hand entgegen. »Sind wir uns dahingehend einig, dass die Suche nach Gabriel und die Instandsetzung der Bibliothek zurzeit vorrangig gegenüber den Verhandlungen sein sollten?«
Der Höllenfürst musterte Michael ausführlich. »Jetzt, wo die Ursache des Dämonensterbens in meinen Reihen beseitigt ist, kann auch in der Hölle wieder Alltag einkehren. Ich werde einen Trupp an fähigen Leuten entsenden, die sich ebenfalls auf die Suche nach Gabriel machen werden. Meine fähigste Schatzsucherin ist ja leider ... mit ihm zusammen verschwunden.«
Angel kniff kurz die Augen zusammen, als ihr Gefährte die Dämonin erwähnte und sie spürte das Vibrieren seines Körpers neben sich, als nun er sich darum bemühte, nicht zu lachen. »Du solltest Barofan mit der Aufgabe betreuen, ein Team für den Wiederaufbau der Bibliothek zusammenzustellen.«
Luzifer nickte, ergriff die noch immer dargebotene Hand von Michael und die beiden Männer schüttelten einander die Hände. »Akzeptiert. Mehr Spielraum und mehr Toleranz, damit kann ich leben. Setzen wir alles auf Anfang.« Ein zufriedenes Raunen erfüllte den Raum.