Читать книгу Ein Engel auf Abwegen - Melanie Weber-Tilse, Alisha Mc Shaw - Страница 8

Dämonia – Im Nirgendwo mit dem Federvieh

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Immerhin hatte sie ihren Rucksack wieder. Eine Grundration, die ihr für einige Tage gereicht hätte, musste sie zwar wohl oder übel durch zwei teilen, aber wenn sie ihn verhungern ließ, würde sie in dieser gottverdammten Dimension alleine festsitzen. Und zwei Köpfe die dachten, waren besser als nur einer. Außerdem, musste sie sich selber eingestehen, war es wirklich warm unter seinem Flügelkleid. Laut würde sie das diesem arroganten Kerl allerdings nie sagen.

Das leise Knacken des Holzes lullte sie ein und immer wieder sackte ihr Kopf zur Seite weg.

»Herrgott noch mal, nun leg schon den Kopf an meine Schulter«, brummte Gabriel und zog sie noch ein Stück enger an sich.

Erstarrt blieb sie sitzen.

»Nun stell dich nicht so an, ich werde dir ganz sicher nicht zu Leibe …« Er verstummte, als sie in einer geschmeidigen Bewegung auf seinen Schoß glitt und die Hand auf seinen Mund legte.

Vorsichtig, aber doch zügig tastete sie sich mit der Hand an ihrem Bein entlang und stockte, als sie an ihrem Schritt nur allzu deutlich spürte, dass Gabriel die Situation vollkommen falsch verstand. Sie beugte sich näher an ihn heran und ihre Brüste drückten sich an ihn. »Fahr dein Periskop ein, ich versuche, an mein Messer zu kommen«, wisperte sie an seinem Ohr, was ihn zusammenzucken ließ. »Wir bekommen ungebetenen Besuch.«

Sie spürte das Nicken unter ihrer Hand und zog diese von seinem Mund. Ihr Messer hatte sie aus ihrem rechten Stiefel gezogen und hielt es fest in ihrer Hand.

»Senk ein wenig die Flügel«, flüsterte sie und ließ ihren Blick über seine Schulter schweifen. »Vier.«

Vier Augenpaare glühten im Schein des Feuers. Sie näherten sich in einer breit gefächerten Formation. Dämonia schloss die Augen, ließ ihre Sinne frei, versuchte einzuschätzen, ob von hinten weitere kamen, doch mit eingeschränkten Fähigkeiten war es schwer zu erahnen, ob sie im Rudel jagten und in der herrschenden Dunkelheit lauerten und auf ihre Chance warteten.

Sie hörte den Absprung, bevor sie die Kreatur auf sich zuschießen sah. Blitzschnell schoss sie von Gabriels Schoß auf und rammte im Sprung dem Wesen das Messer direkt in den Hals. Röchelnd brach der massige Leib neben ihr zusammen. Die anderen drei setzten sich mit einem hohen, unheimlichen Fiepen, das nicht als Heulen aber auch nicht als Wimmern auszumachen war, in Bewegung. Gabriel war neben ihr aufgesprungen und wehrte das erste … Ding mit einem gezielten und starken Flügelschlag ab.

»Nicht schlecht, Wingman«, keuchte sie und rang mit der nächsten Kreatur, welche nicht nur unter schlechtem Atem litt, sondern vielmehr messerscharfe Zähne zeigte, die im Lagerfeuerschein regelrecht aufblitzten, sobald dieses ... Etwas sein Maul aufriss. Der hohe Ton, den es dabei ausstieß, tat in den Ohren weh und schnell erkannte Dämonia, dass es den Gegner ablenken und schwächen sollte.

Sie rammte das Messer von unten durch den Gaumen, was das Biest nicht wirklich störte. Noch immer schnappte es nach ihr und ihre gezielten Tritte schienen das Vieh nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.

»Verdammt«, knurrte sie, fasste das Ding an den Teilen, die sie entfernt an Ohren erinnerten, aber viel härter und unbeweglicher waren, wie sie es aus der Tier- oder Unterwelt von der Erde her kannte. Wie beim Rodeo brachte sie durch eine geschickte Drehung die Kreatur zu Fall und schwang sich sofort auf den massigen Körper und schlang ihre Beine um deren Hals.

Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Gabriel fast ohne Mühe dem erneut angreifenden Tier das Genick brach und sich sofort dem vierten und letzten Angreifer, der schon zum Sprung auf sie angesetzt hatte, zuwandte.

Noch im Flug riss Gabriel ihn an seinem kurzen und breiten Schwanz zurück und sie packte endlich das Messer, welches dem sich unter ihr windenden Ding noch im Maul steckte und stach in dessen Hals. Wie schon beim Ersten war es auch bei diesem ein sicheres Ziel zum Töten.

Schweratmend stand sie auf und betrachtete die vier toten Körper. Die Flammen zeichneten bizarre Muster darauf. »So etwas hab ich noch nie gesehen«, murmelte Dämonia.

»Hast du die gesamte Flora, Fauna und Tierwelt auf der Erde … oder sogar der ganzen Galaxie studiert?«

Boah, da war er wieder, der selbstgefällige Erzengel. »Ja, habe ich, wenn du es genau wissen möchtest. Wenn ich sage, dass ich solche Biester noch nicht gesehen habe, dann kannst du davon ausgehen, gibt es sie in unserer Dimension auch nicht.«

»Du könntest ein wenig netter sein, kleine Dämonin. Ohne mich würdest du jetzt mit zerfetzter Kehle hier liegen.«

Wütend prustend hockte sie sich neben eine der Kreaturen und schaute sie sich genauer an. »Harte und raue Haut wie bei einem Krokodil. Der Schwanz wie bei einer Echse, die Ohren aussehend wie bei einem Nilpferd, aber so hart wie Stierhörner. Die Größe und Kopfform erinnern eher an ein Reittier der Orks, einen Warg.«

»Was sind Orks und Wargs?«

»Noch nie Herr der Ringe gesehen?« Als sie sein Kopfschütteln sah, konnte sie sich gerade noch zurückhalten, zu seufzen und dabei die Augen zu verdrehen. Schnell zog sie das Notizbuch aus ihrem Rucksack und malte ihm einen Warg aus Tolkiens Werk auf.

»Gruselig«, murmelte der Flattermann und sah zwischen der Zeichnung und der toten Kreatur hin und her. »Aber du hast recht. Das Ding hier ist eine Mischung aus deinen aufgezählten Tieren und diesem … Warg.« Er deutete auf die Zeichnung.

»Wir müssen sie hier wegschaffen. Die Leichen und auch das Blut locken sonst andere … was auch immer hier noch lebt, an.«

»Ich könnte sie wegbringen«, hub Gabriel an.

»Wie? Fliegen?« Er nickte und sie richtete sich wieder auf. »Blindflug? Oder kannst du wie Katzen im Dunkeln sehen?«

Mit einem Ruck zog er sie an sich. »Hör mir jetzt mal genau zu, trockengelegte Feuerspeierin.« Empört schnappte sie nach Luft, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen. »Ich bin vielleicht nicht Superman und meine Kräfte sind auch nicht zu gebrauchen, aber mein Kopf funktioniert noch ausgezeichnet. Ich kann im Dunkeln fliegen, dafür brauche ich keine spezielle Sehkraft. Denn anscheinend stand nicht alles in deinen schlauen Büchern.« Er ließ seine Nase über ihren Hals wandern. »Wir können ausgezeichnet hören und riechen und verfügen, wie Fledermäuse, über ein zusätzliches Navigationssystem.«

»Trinkst du etwa auch Blut?«, höhnte sie und keuchte auf, als er ihr unerwartet in den Hals biss.

»Noch nicht, aber das lässt sich ändern«, murmelte er an ihrem Hals, schob sie im gleichen Augenblick aber schon von sich. »Ich bringe die … diese Dinger weg. Wirst du es schaffen, das Blut vom Boden wegzubekommen und dabei nicht überfallen und getötet zu werden?«

Sie versuchte, sich grollend auf ihn zu stürzen, doch ein Flügelschlag reichte aus und sie flog im hohen Bogen nach hinten. Er packte sich die ersten zwei Leichen. »Lass das Feuer nicht ausgehen«, wies er an und flog davon.

»Und wahrscheinlich soll ich noch kochen und Wäsche waschen und die Schlappen zurechtstellen, wenn du zurückkommst«, fauchte sie ihm hinterher, was ein Lachen durch die Dunkelheit hallen ließ.

Im Rucksack kramte sie nach dem Pulver, welches sie jetzt brauchte. Obwohl ihre übersinnlichen Kräfte nicht vorhanden waren, konnte sie auf ihre anderen Fähigkeiten zugreifen. Sie hatte sich nie rein auf den Hokuspokus, wie es die Menschen nannten, verlassen. Dämonia streute das Pulver auf die Blutspuren, zündete es mit einer Holzfackel an und auf der Stelle verpufften die zuvor noch gut sichtbaren dunklen Stellen. Ob das Blut genauso rot war wie ihres, hatte sie nicht überprüft.

Mit leisen Flügelschlägen näherte sich Gabriel. Sie hatte sofort am Fluggeräusch erkannt, dass er es war, ansonsten hätte sie ihm jetzt mit dem Feuer die Federn allesamt angezündet.

Er landete nicht, sondern packte sich im Tiefflug die zwei letzten Körper und der Wind, der dadurch entstand, ließ ihre Haare flattern. Während das Täubchen die Leichname entsorgte, kümmerte sie sich um das Blut und holte ein weiteres kleines Gefäß aus ihrem Rucksack. Sie schüttelte es und seufzte leise. Es war nicht mehr viel von dem Pulver vorhanden, doch um heute Nacht ruhig schlafen zu können, würde sie es nutzen müssen. Damit sie so wenig wie möglich davon vergeudete, zog sie einen engen Kreis um das Lagerfeuer, sodass sie gerade noch genug Platz für sich hatten und hielt dann die brennende Fackel daran.

Sofort schnellte eine hohe Feuermauer empor und schützte sie vor möglichen Angreifern von außen. Die Wirkung würde einige Stunden anhalten, danach war das Pulver verbrannt und hoffentlich auch wieder hell … wenn es denn Tag und Nacht wie auf der Erde gab. Ansonsten mussten sie schauen, wie sie weiter zurechtkamen.

Einige Minuten später landete Gabriel im Inneren der Feuermauer und musste augenblicklich die Flügel einziehen, damit er sie nicht verbrannte.

»Schatz«, empfing sie ihn mit einem Lächeln und trat an ihn heran. Okay, er sah wirklich gut aus und auch das, was man von seinem Körper erkennen konnte, war absolut nicht von schlechten Eltern. Aber er war nun mal ein Engel. Sogar ein Erzengel. Einer von den Schlimmsten in diesem Verein. »Ich habe gekocht«, flüsterte sie ihm zu und er legte fragend den Kopf schräg. Wortwörtlich roch er den Braten, den sie ihm auftischen wollte. »Es gibt gebratenes Hühnchen«, grinste sie und rückte schnell von ihm ab, als er die Flügel ausbreiten wollte, dies aber sofort bereute, als die Federn fast Flammen fingen.

»Du stehst kurz davor, dass ich aus dir einen Dämonen-Spieß mache, du freches Weib«, grollte er, was ihr Grinsen noch breiter werden ließ. »Warum hast du deine Feuerwand nicht vorhin schon entstehen lassen?«

»Vielleicht, weil nur begrenzt davon vorhanden ist und ich nicht weiß, wie lange wir hier festsetzen. Oder weiß es der große Erzengel etwa?«

»Nein«, knurrte er, ließ sich hinab auf den staubigen Boden und umschlang seinen Körper mit den Flügeln. »Dir dürfte jetzt aber warm genug sein, wo du von so viel Hitze umgeben bist.«

Dämonia meinte, das süffisante Lächeln in seiner Stimme gehört zu haben. Doch sie würde ihm sicher nicht sagen, dass es vorhin unter seinen Flügel nicht nur warm, sondern auch gemütlich gewesen war. Aber eher würde sie sich die Zunge abschneiden, als ihm gegenüber irgendetwas in der Art zuzugeben. Stattdessen packte sie ihren Rucksack, legte sich nah an das Lagerfeuer und bettete ihren Kopf auf die Tasche.

Warm und weich umschlossen seine Federn ihren Körper. Hart drückte sich sein Eigener von hinten gegen sie und ein Seufzen entwich ihren Lippen. Es fühlte sich verdammt gut an. Sie schob ihren Hintern enger an ihn heran und konnte nur zu deutlich seinen harten Schwanz an diesem spüren. Gott, wenn der wirklich diese Ausmaße besaß, war es ganz sicher kein kleines Grillwürstchen.

Als sie ihren Körper an seinem rieb, spürte sie das Vibrieren seines Knurrens. Hände, die zu ihrer Brust wanderten, sie kneteten, ihre Hüfte noch fester an ihn zog. Die Erregung schnellte in die Höhe und ihr Keuchen wurde lauter. Die Hand an ihrer Hüfte wanderte zu ihrer Hose, knöpfte sie auf und schob sich hinein. Heiß empfing sie seine Finger und ein Stöhnen entwich ihr, als er in ihre Feuchtigkeit tauchte.

»Du kannst so tun, als ob du mich nicht leiden kannst, aber dein Körper sagt etwas ganz anderes: Nämlich die Wahrheit«, grollte er direkt an ihrem Ohr.

Mit einem unterdrückten Schrei riss sie die Augen auf und drehte sich hektisch auf den Rücken. Sein Blick traf auf ihren, seine Finger waren noch ein Stück tiefer in ihren Körper geglitten und was noch viel schlimmer war … es war kein beschissener Traum gewesen. Sie hatte sich wirklich wie eine rollige Katze an ihm gerieben, sich ihm wie eine läufige Hündin angeboten. Bestimmt würden ihr noch mehr Tiere einfallen … ein winziges Geräusch kroch ihre Kehle hinauf, als er die Finger in ihr krümmte.

»Willst du kommen?« Seine Lippen wanderten über ihren Hals, bevor er abrupt innehielt.

»Wenn du in deinem weiteren unendlichen himmlischen Engelsdasein in irgendeiner Form noch einmal kommen möchtest, ziehst du jetzt ganz schnell deine Finger aus mir heraus.«

Die Spitze des Messers pikste ihm sicher gerade unangenehm in seine Härte, doch das war ihr egal. Er hatte ihren Schlaf ausgenutzt, um sich an ihren Körper heranzumachen und unter normalen Umständen hätte sie jeden Mann, jede Kreatur, die das gewagt hätte, so klein zerstückelt, dass ein Zehntausender Puzzle keine Herausforderung mehr darstellte.

Langsam und vorsichtig zog er seine Finger aus ihrer verdammt feuchten Enge und sie konnte genau erkennen, dass seine Mundwinkel leicht zuckten, obwohl sie kurz davor stand, ihn zu kastrieren.

Sofort sprang sie auf und knöpfte sich hektisch die Hose zu. Er hingegen setzte sich ruhig auf und … schob sich die Finger in den Mund. »Frühstück«, grinste er und wich geschickt ihrem Messerwurf aus.

Ein Engel auf Abwegen

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